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Die häufigsten Nebenwirkungen von Tamoxifen erklären sich unmittelbar aus dem Wirkmechanismus: Tamoxifen zählt zu den Vertretern der Hormontherapie. Das Medikament unterdrückt die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Das ist therapeutisch erwünscht, weil Östrogen das Wachstum von Krebszellen stimulieren kann. Aber dieser Eingriff in das hormonelle System kann auch unerwünschte Begleiteffekte zur Folge haben.

Wechseljahre-ähnliche Beschwerden

Durch die Hemmung des Östrogens (über eine Blockierung der Östrogen-Rezeptoren) treten unter der Behandlung mit Tamoxifen sehr häufig (mehr als 10% der Behandelten) Nebenwirkungen auf, die denen starker Wechseljahresbeschwerden ähneln:

  • Hitzewallungen
  • unregelmäßige Regelblutungen oder komplettes Ausbleiben der Periode
  • Ausfluss aus der Scheide

Bei mehr als 1% der behandelten Frauen kommt es zudem zu:

  • Jucken oder Blutungen an der Scheide
  • Gewebeveränderungen an der Gebärmutter (gutartige Myome können schneller wachsen)
  • Sehstörungen (Linsentrübung, Hornhauttrübung)
  • Haarausfall
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Durchblutungsstörungen (schlechtere Durchblutung des Gehirns, Wassereinlagerungen im Gewebe, Blutstau, seltener auch Thrombose mit der Gefahr einer Lungenembolie)
  • Blutfette können ansteigen (Triglyzeride)
  • Schmerzen (im Bereich der betroffenen Brust, mitunter auch in den Knochen)

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere, seltenere Nebenwirkungen, die wir hier nicht alle aufführen wollen. Bitte lesen Sie dazu ggf. den Beipackzettel in der Medikamentenpackung. Darunter sind auch einige sehr bedrohliche Nebenwirkungen (z.B. Schlaganfall, Gebärmutterkrebs). Aber bei einer solchen Behandlung muss man natürlich auch den Nutzen gegenüberstellen. Oder die "Nebenwirkungen", die zu befürchten wären, würde man auf die Behandlung verzichten. Fest steht, dass Tamoxifen das Wachstum evtl. verbliebener Krebszellen über viele Jahre stark eindämmen kann.

Erhöht Tamoxifen das Risiko einer Thrombose?

Eine Thrombose gehört zu den möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Tamoxifen. Das liegt an der Wirkweise des Medikaments, das das weibliche Geschlechtshormon Östrogen beeinflusst.

Konkurrenz am Rezeptor

Tamoxifen gehört zu den Antiöstrogenen. Es unterbindet die Wirkung des Sexualhormons nicht direkt, sondern indem es an seine Ankerstellen an den Zellen (Rezeptoren) bindet und sie besetzt. Damit kommt es dem körpereigenen Botenstoff quasi zuvor. Das Östrogen selbst findet nur noch belegte Rezeptoren vor und muss unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Das bekommt dem Brustkrebs wiederum gar nicht gut. Denn die Östrogene sind ein wichtiger Wachstumsimpuls, der dem Tumor nun entzogen ist und ihn zunehmend verkümmern lässt.

Diesen Effekt erkauft man sich jedoch mit einer Reihe möglicher Nebenwirkungen, die auftreten können, aber nicht müssen. Natürlich bleibt ein solcher Eingriff in das Hormonsystem auch für den Körper nicht ohne Folgen. Dazu ist es wichtig, die Wirkung der Östrogene zu verstehen.

Östrogene steigern die Gerinnung

In erster Linie dienen sie der Ausbildung und Funktion der Geschlechtsorgane und steuern den weiblichen Zyklus maßgeblich. Sie üben aber auch auf andere Körperfunktionen eine Wirkung aus. Dazu gehört u.a. auch das Gerinnungssystem.

Östrogene befördern die Bildung mancher Gerinnungsfaktoren in der Leber. Das sind Eiweißstoffe, die das Blut zum Stocken bringen und dafür sorgen, dass die Wundheilung funktioniert und wir bei Verletzungen der Gefäße nicht verbluten. Gleichzeitig sinkt unter den Östrogenen die Konzentration der Gegenspieler der Gerinnungsfaktoren. Es gibt nämlich umgekehrt auch Eiweiße, die das Blut verflüssigen und Blutgerinnsel wieder auflösen. Dadurch entsteht normalerweise ein ausgewogenes, fein aufeinander abgestimmtes Gerinnungssystem.

Angesichts der Monatsblutung der Frau hat diese Wirkung der Östrogene durchaus ihren Sinn. Bei künstlich hergestellten Substanzen, die dem Hormon nachgebildet sind, fallen die genannten Effekte aber oft ungleich stärker aus. Das ist auch der Grund, weshalb die Gefahr für Blutgerinnsel und Thrombosen bei der Anti-Baby-Pille ansteigt. Die darin enthaltenen synthetischen Östrogene fördern die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren sehr stark.

Risiko zwischen 1/10 und 1/100

Auch Tamoxifen ist eine Art Ersatzöstrogen. Es bewirkt letztlich zwar genau das Gegenteil, da es das natürliche Östrogen nicht mehr zum Zug kommen lässt. Dennoch bleiben durch die ähnliche Struktur manche Effekte erhalten. So erklärt sich auch die erhöhte Thrombosegefahr.

Das Risiko sogenannter thrombembolischer Ereignisse, bei denen Gerinnsel in der Blutbahn verschleppt werden und Gefäße bei Engstellen verlegen können, wird mit "häufig" angegeben. Statistisch gesehen bedeutet das, das es von 100 Frauen bis zu 9 treffen kann. Bei einer gleichzeitigen Chemotherapie ist die Häufigkeit nochmal erhöht.

Das heißt aber immer noch: Es bleibt viel wahrscheinlicher, keine Thrombose zu bekommen. Außerdem muss man den Nebenwirkungen natürlich auch die beabsichtige positive Wirkung entgegenhalten. Und die verspricht bei Tamoxifen im besten Fall ein dauerhaftes Ausbleiben des Tumors nach der Operation.

Kommt es unter Tamoxifen zu bleibenden Schäden?

In der Regel bilden sich die Nebenwirkungen von Tamoxifen zurück, sobald das Medikament abgesetzt wird. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu Spätfolgen kommen, gerade unter einer langjährigen Behandlung.

Tamoxifen wird in der Regel zunächst für fünf Jahre nach einer Brustkrebsoperation eingenommen. Ziel der Behandlung ist es, kleinste Überbleibsel des Tumors davon abzuhalten, erneut auszubrechen und sich zügellos zu vermehren.

Nebenwirkungen gehen meist vorüber

Tamoxifen entzieht den möglicherweise verbliebenen Krebszellen einen wichtigen Wachstumsimpuls, die Östrogene. Indem es den Rezeptor blockiert, über den das Hormon normalerweise an die entarteten Zellen andockt, erreicht das Östrogen sie nicht mehr.

Die antihormonelle Wirkung bleibt aber leider auch im übrigen Körper nicht aus. Viele Frauen bekommen das in Form von typischen Nebenwirkungen der Hormontherapie zu spüren. Vor allem Wechseljahresbeschwerden plagen manche Betroffene. Unter Tamoxifen kann es außerdem zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Wassereinlagerungen kommen.

Diese Nebeneffekte treten meist zu Beginn der Behandlung auf und verlieren sich im Lauf der Zeit in der Regel wieder. Auch mögliche Zyklusveränderungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung sind meist vorübergehend. Wenn das Medikament abgesetzt wird, setzt auch die körpereigene Hormonproduktion wieder ein und sorgt für einen geregelten Zyklus. Bei Frauen, die vor der Behandlung bereits kurz vor der Menopause sind, kann es allerdings vorkommen, dass die Periode auch nach der Therapie nicht mehr einsetzt.

Selten langfristige Folgen

Selten einmal treten auch Spätschäden ein. Unter der Tamoxifenbehandlung kann sich die Gebärmutterschleimhaut langfristig verändern. In der Folge ist auch das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, erhöht. Außerdem kann Tamoxifen beispielsweise dem Herzen schaden und Durchblutungsstörungen bis hin zum Herzinfarkt auslösen. Das Risiko für solche schweren Nebenwirkungen steigt mit zunehmender Dauer der Behandlung.

Die Langzeitwirkungen von Tamoxifen wurden im Labor und anhand von Tierversuchen näher erforscht. Das erhöhte Risiko für Tumoren der Gebärmutter bestätigte sich hier. Auch Lebertumoren wurden vermehrt beobachtet. Die übrigen Veränderungen an den Geschlechtsorganen wie auch am monatlichen Zyklus und damit an der Fertilität (Fruchtbarkeit), die auf die antihormonelle Wirkung zurückzuführen sind, waren allesamt reversibel, bildeten sich also nach der Behandlung wieder zurück.

Nutzen überwiegt Schaden

Demgegenüber stehen die nachgewiesenen positiven Effekte des Wirkstoffs. Tamoxifen senkt das Risiko für einen Rückfall der Brustkrebserkrankung deutlich und kann auch in späteren Stadien das Tumorwachstum zumindest aufhalten. Ohne diesen Gewinn würde man es erst gar nicht einsetzen.

Da kein Medikament frei von Nebenwirkungen ist, ist die Verordnung immer eine Frage der Abwägung. Langfristige Folgen und Schäden durch Tamoxifen sind sehr selten, und die häufiger auftretenden Wechseljahresbeschwerden sind zweifellos unangenehm, bilden sich aber nach der Behandlung zurück.

Insofern lohnt es sich unterm Strich meist, eine Hormontherapie einzuleiten. Ihr Arzt hat die Entscheidung bestimmt sorgfältig getroffen und die Risiken für Sie genau abgewogen.

Quellen:

  • Rote Liste, PatientenInfo-Service: Nolvadex (online zuletzt aufgerufen am 04.12.2019).

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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