Tamoxifen ist ein sogenanntes Antiöstrogen. Es entfaltet seine Wirkung, indem es die Bindung von Östrogen an die Tumorzellen hemmt. Damit ist das Arzneimittel ein typischer Vertreter der Hormontherapie bei Brustkrebs.
Zugleich ist Tamoxifen auch so etwas wie der Vorreiter der Hormontherapie. Das Mittel wurde in den 70er Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht und war der erste Vertreter dieser Medikamentengruppe. Mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Wirkstoffe, die auf einem hormonellen Effekt gegen Brustkrebs basieren.
Wirkung
Antiöstrogene werden auch SERMs (Selective Estrogen Receptor Modulators) genannt. Sie besetzen die Bindungsstellen (Rezeptoren) für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen an den Tumorzellen. Manche Brustkrebsarten bilden nämlich solche Andockstationen für Hormone aus, die sie für ihr Wachstum benötigen. Indem sich Antiöstrogene dazwischendrängen, kommen die Östrogene nicht mehr zum Zug und können den Tumor nicht weiter versorgen.
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Option bei hormonempfindlichen Tumoren
Tamoxifen und auch alle anderen Hormonmedikamente bei Brustkrebs kommen natürlich nur dann zum Einsatz, wenn der Krebs über die entsprechenden Rezeptoren verfügt und die Tumorzellen bzw. ihr Wachstum folglich durch Östrogen stimuliert werden. Das ist nicht bei allen Brustkrebsformen, aber bei sehr vielen der Fall und kann nach einer Probeentnahme oder Operation durch die Untersuchung der Tumorzellen festgestellt werden.
Antiöstrogene und andere Hormontherapeutika werden häufig nach der Operation verschrieben, um das Wachstum von möglicherweise noch verbliebenen Krebszellnestern zu unterbinden. Tamoxifen kann aber in einigen Fällen auch schon vor der Operation eine Behandlungsoption sein, um den Tumor bereits vor dem Eingriff zu verkleinern.
Wann kommt bei Brustkrebs eine Behandlung mit Tamoxifen in Betracht?
Immer dann, wenn der Tumor hormonabhängig wächst. Wenn er also auf das weibliche Geschlechtshormon Östrogen mit Wachstumsimpulsen reagiert. Das ist nicht bei allen Fällen von Brustkrebs so, aber es ist relativ häufig der Fall. Feststellen lässt sich das über Gewebeproben des Tumors.
Solche Gewebeproben werden entweder bereits im Rahmen der Diagnostik entnommen (Biopsie) oder nach der Operation. Entdeckt man dann Östrogenrezeptoren auf den Krebszellen, bedeutet das, dass der Tumor hormonabhängig wächst. Und damit ist er ein Kandidat für eine Hormontherapie.
Vorreiter Tamoxifen
Noch in den 70er und 80er Jahren gab es als Vertreter der Hormontherapie praktisch nur das Tamoxifen. Heute stehen eine ganze Reihe weiterer Wirkstoffe zur Verfügung, die alle etwas unterschiedlich agieren, aber letztlich alle auf dem Prinzip der Östrogen-Hemmung beruhen.
Tamoxifen ist zwar der erste und älteste Vertreter dieser Medikamentengruppe, spielt aber auch heute noch eine große Rolle. Es handelt sich um einen Östrogen-Rezeptor-Hemmer. Das bedeutet, das Medikament besetzt die Rezeptor-Andockstellen für Östrogen und vermindert dadurch die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons.
Tamoxifen wird zum einen in der adjuvanten Behandlung von Brustkrebs eingesetzt. Adjuvant (lateinisch = "unterstützend") bedeutet, unmittelbar nach der Operation wird das Medikament eingenommen, um den langfristigen Therapieerfolg abzusichern. Damit sollen mögliche verbliebene Krebszellen im Körper abgetötet werden.
Auch bei Brustkrebs mit Metastasen eine Option
Zudem kommt Tamoxifen aber auch bei Brustkrebs-Erkrankungen zum Einsatz, bei denen es bereits zu Metastasen gekommen ist. In dieser sogenannten palliativen Behandlung ist Heilung kaum noch möglich, aber mit Hilfe der Hormontherapie kann das Fortschreiten des Krebswachstums zumindest eingeschränkt werden.
Aber wie gesagt: Tamoxifen ist nur dann eine Alternative zur Chemotherapie oder anderen Behandlungsverfahren, wenn der Tumor als hormonabhängig klassifiziert wurde. Ob im Einzelfall dann Tamoxifen oder ein anderes Hormon-Präparat günstiger ist, kann nur individuell in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt entschieden werden.
Wann nicht?
Wann ist bei Brustkrebs von Tamoxifen abzuraten?
Als sogenanntes Antiöstrogen wird Tamoxifen in der Hormontherapie bei Brustkrebs eingesetzt. Die Behandlung ist insgesamt gut verträglich, birgt jedoch auch einige Risiken. Abzuraten ist davon in der Regel trotzdem nicht, ganz im Gegenteil.
Komplexe Wirkung auf Östrogene
Durch die Hormontherapie, bei der genau genommen Hormone unterdrückt werden bzw. deren Wirkung eingedämmt wird, soll dem Krebs nach der Operation und ggf. Strahlentherapie erst gar nicht die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder auszubreiten. Aber auch in späteren Stadien der Erkrankung, wenn keine Operation mehr möglich ist, können antihormonell wirkende Medikamente das Tumorwachstum drosseln.
Wie immer haben die erwünschten positiven Wirkungen auch ihren Preis. Im Falle von Tamoxifen ist zu beachten, dass es auf der einen Seite die Wirkung der Östrogene unterdrückt, indem es dessen Bindungsstellen blockiert. Das führt ähnlich wie in den Wechseljahren zu einem Hormonentzug und kann entsprechende Beschwerden mit sich bringen. Auf der anderen Seite ist Tamoxifen dem Östrogen strukturell ähnlich (nur so kann es an denselben Rezeptor binden) und kann manche Effekte des Hormons sogar verstärken, was auch wiederum problematisch sein kann.
Verboten nur in Schwangerschaft und Stillzeit
Kurzum, in manchen Situationen ist bei der Einnahme von Tamoxifen Vorsicht geboten, etwa bei vorbestehenden Blutbildveränderungen, Störungen der Leberfunktion und/oder der Gerinnung. Auch manche Augenerkrankungen können eine Rolle spielen, da der Wirkstoff die Sehkraft beeinträchtigen kann.
Wirkliche Kontraindikationen, bei denen das Medikament grundsätzlich nicht eingesetzt werden darf, gibt es aber nur sehr wenige. So verbietet sich die Einnahme in Schwangerschaft und Stillzeit. Außerdem kommt das Mittel bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile der Tabletten nicht in Frage.
Darüber hinaus sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten, die allerdings auch noch nicht gleich das Aus für Tamoxifen bedeuten. Bei Substanzen, die die Gerinnung hemmen, muss der Arzt in der Kombination mit der Hormontherapie gut auf die Gerinnungswerte im Blut achten. Wiederum andere Medikamente wie z.B. manche Antidepressiva können die Wirkung von Tamoxifen beeinträchtigen und sollten daher möglichst nicht gleichzeitig verabreicht werden.
Wirkung eindeutig belegt
Demgegenüber stehen jedoch die positiven Wirkungen des antihormonellen Medikaments, das sich in zahlreichen Studien bewährt hat und vor allem bei Frauen vor den Wechseljahren, bei denen der Tumor hormonabhängig wächst, nach wie vor Mittel der Wahl ist. Wenn Tamoxifen nach einer Operation über mindestens fünf Jahre hinweg eingenommen wird, verringert sich das Risiko für eine Neubildung des Tumors deutlich. Aber auch in fortgeschritteneren Stadien der Erkrankung kann das Medikament eingesetzt werden, da es das weitere Tumorwachstum zumindest aufhält.
Unterm Strich ist festzuhalten, dass von Tamoxifen in den seltensten Fällen wirklich abzuraten ist. Natürlich muss jede betroffene Frau mit den möglichen Nebenwirkungen zurechtkommen, und das über einen langen Zeitraum. Aber vielleicht fällt das ein wenig leichter, wenn man sich das Potential der Behandlung vor Augen führt.
Therapieabbruch
Welche Folgen hat ein Therapieabbruch?
Im schlimmsten Fall kann der Tumor dann erneut ausbrechen. Um nach der Operation einen Rückfall zu vermeiden, sollte in der Regel für fünf Jahre eine Hormontherapie folgen.
Nach einer Brustkrebsoperation kann es sein, dass kleinste Tumorreste und verstreute Krebsnester der Hand des Chirurgen entgehen. Auch eine nachfolgende Strahlentherapie erreicht unter Umständen nicht alle entarteten Zellen.
Hormonentzug für Krebs und Körper
Für den Krebs kann das ausreichen, erneut zu wachsen und sich im Körper auszubreiten. Das fällt ihm jedoch deutlich schwerer, wenn ihm eine wichtige Nahrungsquelle entzogen wird. Viele Tumoren wachsen mithilfe des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Daher werden in der Nachbehandlung Medikamente eingesetzt, die die Wirkung des Östrogens unterbinden.
Genau das ist die Aufgabe von Tamoxifen. Es gehört zu den sogenannten Antiöstrogenen und blockiert den Rezeptor (Ankerstelle an den Zellen) für das Hormon, so dass es den Tumor nicht mehr erreichen und versorgen kann.
Leider bleibt es nicht aus, dass dadurch auch der restliche Körper unterversorgt ist mit Östrogenen. Das kann zu den typischen Nebenwirkungen führen, die sich in Beschwerden ähnlich den Wechseljahren äußern. Für viele Frauen ist das eine sehr unangenehme Erfahrung und mit zahlreichen Einschränkungen verbunden – und das für eine lange Zeit. Wir sprechen wie gesagt immerhin von mindestens fünf Jahren Behandlungszeit.
Therapieabbruch ist die schlechteste Variante
Und dennoch ist es wichtig, die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen und dem Tumor damit erst gar keine neue Chance zu geben. Wenn Sie unter der Einnahme von Tamoxifen leiden, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Gegen manche Beschwerden gibt es Mittel und Wege. Wenn es gar nicht geht, können Sie eventuell ein anderes antihormonell wirksames Medikament ausprobieren. Neben Tamoxifen gibt es eine Reihe an weiteren Wirkstoffen, die zur Hormontherapie eingesetzt werden können.
Brechen Sie die Behandlung daher nicht auf eigene Faust ab. Es gibt mit Sicherheit bessere Alternativen!
Kann man von Tamoxifen auf ein anderes Mittel wechseln?
Ja, bei starken Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Tamoxifen kann ein anderes Medikament ausprobiert werden. Es gibt mehrere Substanzen, die die Hormonwirkung auf unterschiedlichen Wegen hemmen.
Die Alternativen
Dazu gehören die sogenannten Aromatasehemmer und die GnRH-Analoga. Im Gegensatz zu Tamoxifen, das die Wirkung von Östrogen durch eine Blockade der Rezeptoren (Andockstellen) an den Zellen indirekt unterbindet, verhindern diese beiden Substanzklassen, dass das Hormon überhaupt erst gebildet bzw. freigesetzt wird.
Im Falle der Aromatasehemmer wird ein Enzym (Reaktionsbeschleuniger), das eine Vorstufe des Östrogens in das fertige Hormon umwandelt, deaktiviert. GnRH-Analoga hingegen setzen an der zentralen Hormonsteuerung im Gehirn an und verhindern damit die Ausschüttung von Östrogenen.
Vor und nach den Wechseljahren
Bei der Auswahl des geeigneten Medikaments spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Tamoxifen ist oft Mittel der ersten Wahl, da es sich vielfach bewährt hat und im allgemeinen auch gut vertragen wird. Aber jeder reagiert anders auf die Behandlung. So kann es durchaus sein, dass Sie mit Tamoxifen auf Dauer (in der Regel erfolgt die Behandlung über fünf Jahre) nicht zurechtkommen. Das heißt aber nicht, dass Sie die Hormontherapie grundsätzlich nicht vertragen. Bevor Sie die Therapie abbrechen, ist es in jedem Fall einen Versuch wert, ein anderes Medikament auszuprobieren.
GnRH-Analoga wie Goserelin und Leuporelin sind vor allem bei jüngeren Frauen vor den Wechseljahren eine gute Alternative. Um wirken zu können, sind sie auf eine intakte Funktion der Eierstöcke angewiesen. Aromatasehemmer (z.B. Anastrozol, Letrozol oder Exemestan) hingegen sind für Frauen nach der Menopause geeignet, da sie nicht auf die Eierstöcke, sondern auf Muskel- und Fettzellen wirken, die ebenfalls in geringen Mengen Östrogen produzieren.
Auch Kombinationen sind möglich
Wie Sie sehen, gibt es zahlreiche Alternativen zu Tamoxifen. Die verschiedenen Substanzklassen umfassen wiederum unterschiedliche Wirkstoffe und Präparate, so dass reichlich Auswahl besteht.
Manchmal ist es auch sinnvoll, mehrere Medikamente miteinander zu kombinieren. Oft zeigt sich darunter eine noch bessere Wirkung. Außerdem können die einzelnen Substanzen dann niedriger dosiert werden und verursachen damit unter Umständen weniger Nebenwirkungen.
Sprechen Sie daher Ihren Arzt darauf an, wenn Sie das Gefühl haben, dass Tamoxifen (alleine) nicht das richtige für Sie ist. Bestimmt findet er eine Alternative.
Quellen:
- Rote Liste, PatientenInfo-Service: Nolvadex (online zuletzt aufgerufen am 04.12.2019).