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Apremilast (Otezla®), ein Wirkstoff aus der Gruppe der Phosphodiesterase-Hemmer, wird seit 2015 zur oralen Behandlung der Psoriasis und der Psoriasisarthritis eingesetzt. Mehr zu Wirkung und Nebenwirkungen von Apremilast erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Wirkung

Auf welche Weise wirkt Otezla gegen Psoriasis?

Otezla® enthält den Wirkstoff Apremilast, der bei der Schuppenflechte immunmodulierend (das Immunsystem verändernd) und entzündungshemmend auf Haut und Gelenke wirkt. Apremilast beeinflusst dabei verschiedene Botenstoffe (Zytokine und inflammatorische Signalproteine) und verbessert auf diese Weise die Symptomatik bei Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis.

Apremilast: die Wirkungsweise im Detail

Wie genau funktioniert der Wirkmechanismus von Apremilast?

Für die wissenschaftlich Interessierten unter Ihnen nun etwas genauer. Der komplexe Wirkmechanismus von Apremilast (Otezla®) funktioniert in etwa so:

  • Der Wirkstoff Apremilast ist ein sogenannter PDE4-Inhibitor – er hemmt das Enzym Phosphodiesterase 4 (PDE4).
  • Diese Enzymhemmung führt wiederum zu einem Anstieg des zyklischen Adenosinmonophosphats (cAMP) in den Entzündungszellen.
  • Die Folge ist eine verminderte Bildung und Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen (z. B. TNF-α, IL-17 und IL-13), die für das Krankheitsgeschehen bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis eine wichtige Rolle spielen.
Was sagen die Studienergebnisse zu Otezla®?

In klinischen Studien nahm unter Apremilast die Epidermis-Dicke (Dicke der Oberhaut) der betroffenen Hautbezirke von Teilnehmern mit Plaque-Psoriasis ab. Außerdem wurden Entzündungszellen und entzündungsfördernde Gene vermindert.

Bei Teilnehmern mit Psoriasis-Arthritis waren unter der Behandlung mit Otezla® die Blutspiegel wichtiger proinflammatorischer Botenstoffe – also diverser Interleukine, Chemokine und von TNF-α – signifikant erniedrigt. Die Konzentrationen von antiinflammatorischen (antientzündlichen) Zytokinen wie dem IL-10 waren dagegen erhöht.

Die praktische Relevanz dieser immunologischen Wirkeffekte zeigte sich in einer Placebo-kontrollierten klinischen Verbesserung verschiedener Psoriasis-Erscheinungsformen.

Für welche Erkrankungen ist Otezla zugelassen?

Otezla® (Wirkstoff: Apremilast) bereichert als sogenannter Phophodiesterase-Hemmer seit Januar 2015 das therapeutische Arsenal gegen Psoriasis und Psoriasisarthritis. Es ist zugelassen für die Behandlung

  • einer aktiven Psoriasis-Arthritis bei Erwachsenen, die krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente (DMARDs = Disease-Modifying Antirheumatic Drugs) nicht vertragen oder unzureichend darauf angesprochen haben. Otezla® kann allein oder in Kombination mit DMARDs angewendet werden.
  • einer mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, bei denen eine andere systemische Therapie (z.B. Ciclosporin, Methotrexat) oder eine Phototherapie mit Psoralen und UVA-Licht (PUVA) nicht erfolgreich bzw. nicht verträglich waren oder kontraindiziert sind.

Anwendung

Wie wird Apremilast (Otezla) angewendet?

Die empfohlene Tagesgesamtdosis von Apremilast beträgt 60 mg, aufgeteilt auf zweimal täglich 30 mg. Um potenzielle Nebenwirkungen (vor allem Magen-Darm-Beschwerden) weitestgehend zu minimieren, sollte das Arzneimittel über eine Woche lang einschleichend dosiert werden.

Anfängliches Dosierschema

Zur besseren Übersicht sind die Filmtabletten entsprechend ihrem Wirkstoffgehalt durch unterschiedliche Farben markiert. Tabletten mit 10 mg sind rosafarben, mit 20 mg braun und mit 30 mg Apremilast beigefarben.

Empfohlene einschleichende Dosierung anhand des folgenden Titrationsschemas:

Tag Morgen-
dosis
Abend-
dosis
Tages-
gesamt-
dosis
Tag 1 10 mg (rosa) keine Dosis einnehmen 10 mg
Tag 2 10 mg 10 mg 20 mg
Tag 3 10 mg 20 mg (braun) 30 mg
Tag 4 20 mg 20 mg 40 mg
Tag 5 20 mg 30 mg (beige) 50 mg
ab Tag 6 30 mg 30 mg 60 mg

Diese anfängliche Titration über die ersten sechs Behandlungstage ist übrigens nur ein einziges Mal erforderlich. Es gibt dafür eigens eine Starterpackung mit eindeutiger Beschriftung. Sie enthält genügend Tabletten, um die Behandlung in der empfohlenen Erhaltungsdosis (zweimal täglich 30 mg Apremilast) über weitere acht Tage fortsetzen zu können.

Einnahme von Apremilast - das sollten Sie beachten:

Wann sollte ich Apremilast immer einnehmen?

Die Tabletten sollten jeweils zur etwa gleichen Zeit eingenommen werden, und zwar morgens und abends im Abstand von etwa 12 Stunden, mit oder ohne Mahlzeit. Sie können die Filmtabletten unzerkaut, am besten mit einem Glas Wasser, schlucken.

Sollten Sie eine Einnahme mal vergessen haben, holen Sie diese möglichst bald nach bzw. lassen Sie sie aus, falls der Zeitpunkt für die nächste reguläre Einnahme schon fast erreicht ist.

Wie lange sollte Otezla eingenommen werden?

Die meisten Erfahrungen zur Behandlungsdauer mit Otezla® beziehen sich in erster Linie auf das klinische Entwicklungsprogramm. In den Studien zeigte sich, dass sich die stärksten Verbesserungen (der Plaque-Psoriasis und der Psoriasis-Arthritis) offenbar in den ersten 24 Behandlungswochen ergeben, unabhängig von der Vorbehandlung.

Falls es also nach einem halben Jahr Therapie mit Otezla® nicht zu einer deutlichen Besserung der psoriatischen Beschwerden kommt, sollte diese Form der Behandlung nochmal überdacht werden.

Wie sehen die Langzeiterfahrungen mit Apremilast aus?

Das Sicherheitsprofil hat sich in den Zulassungsstudien insgesamt als erfreulich günstig erwiesen. Die Langzeit-Sicherheit von Apremilast 30 mg zweimal täglich wurde nachfolgend noch über eine Gesamtbehandlungsdauer von bis zu 5 Jahren bewertet (Stand 2018). Die Langzeiterfahrung in den offenen Verlängerungsstudien (ESTEEM 1 und ESTEEM 2) war vergleichbar mit der in den 52-wöchigen Zulassungsstudien.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Otezla auftreten?

Magen-Darm-, Atemwegsbeschwerden & Kopfweh

Sehr häufig (mehr als 1 von 10 Behandelten) berichten Betroffene von Beschwerden des Verdauungstrakts, vor allem Übelkeit und Durchfall.

Weitere häufige Nebenwirkungen (1 bis 10% der Behandelten), die unter Otezla® auftreten können sind u. a.:

  • Infektionen der oberen Atemwege (Erkältung, Schnupfen, Nasennebenhöhlen-Entzündungen)
  • Husten, Bronchitis
  • Kopfschmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Müdigkeits- bzw. Erschöpfungsgefühl
  • Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen mit Magenschmerzen, Erbrechen und häufigem Stuhlgang
  • Schlaflosigkeit, Depression

In den Studien traten die unerwünschten Arzneimittelwirkungen vorwiegend innerhalb der ersten zwei Behandlungswochen auf und bildeten sich in der Regel innerhalb von 4 Wochen wieder zurück. Überempfindlichkeitsreaktionen wurden gelegentlich beobachtet.

Insgesamt scheint die Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen aber eher gering und kein bestimmtes Organsystem besonders gefährdet zu sein.

Suizidgedanken

Otezla® ist mit einem erhöhten Risiko für psychiatrische Erkrankungen wie Schlafstörungen und Depression verbunden. Es wurden gelegentlich sogar Fälle von Suizidgedanken bzw. suizidalem Verhalten (bis hin zum Suizid) sowohl bei Personen mit als auch ohne Depression in der Krankengeschichte beobachtet.

Aus diesem Grund sollten Sie jegliche Verhaltens- oder Stimmungsänderungen bis hin zu Suizidgedanken sofort Ihrem behandelnden Arzt mitteilen. Insbesondere bei Personen, die an Depressionen leiden oder gelitten haben oder von denen bekannt ist, dass sie suizidgefährdet sind, sollte eine sorgfältige Risikoabwägung erfolgen und ggf. von einer Behandlung mit Otezla® Abstand genommen werden.

Wechselwirkungen und Gegenanzeigen

Gibt es Wechselwirkungen von Otezla mit häufig verschriebenen Medikamenten?

Insgesamt gibt es nur wenige Wechselwirkungen von Apremilast, dem Wirkstoff von Otezla®, mit gängigen Medikamenten. Das gilt auch für weitere Psoriasis-Präparate.

Kein Problem mit Antipsoriatika

In klinischen Studien erwies sich die Kombination mit Kortikosteroiden (Kortison), Kohlenteer-Shampoo (LCD = Liquor carbonis detergens) und Salicylsäure-haltigen Präparaten zur Kopfhautbehandlung sowie mit UVB-Phototherapie als unproblematisch.

Auch für die gleichzeitige Anwendung mit Ketoconazol (Antipilzmittel, starker CYP3A4-Inhibitor), Methotrexat (bei Psoriasisarthritis) oder oralen Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) gibt es keine Hinweise auf pharmakokinetische Wechselwirkungen.

Welche Medikamente dürfen nicht mit Apremilast zusammen eingenommen werden?

Diese Medikamente bitte nicht einnehmen

Durch die gleichzeitige Gabe von starken Induktoren (Aktivatoren) des Enzyms Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) kann es dagegen zu Wirksamkeitsverlusten von Otezla® kommen, da der Wirkstoff Apremilast u. a. über dieses Enzym verstoffwechselt wird.

Apremilast sollte deshalb nicht gleichzeitig mit folgenden starken CYP3A4-Enzyminduktoren gegeben werden:

  • Rifampicin (Antibiotikum)
  • Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin (Antiepileptika)
  • Johanniskraut (pflanzliches Arzneimittel gegen leichte Angstzustände und Depression)
Welche Gegenanzeigen und Warnhinweise gibt es für Otezla?

Als Kontraindikationen für Otezla® (Wirkstoff: Apremilast) nennt die Fachinformation folgende Punkte:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments
  • Personen mit hereditärer Galactose-Intoleranz, Lactasemangel oder einer Glucose-Galactose-Malabsorption
  • Schwangerschaft, Stillzeit

Weitere Vorsichtsmaßnahmen

Es wird darauf hingewiesen, vor der Verschreibung von Otezla® sowohl das Gewicht als auch die Nierenfunktion der zu Behandelnden zu überprüfen. Ist die Nierentätigkeit stark eingeschränkt, sollte die Dosierung auf 30 mg einmal täglich reduziert werden. Ist das Körpergewicht bereits vor der Behandlung unter der Norm, sollte es regelmäßig kontrolliert werden.

Ein klinisch relevanter Gewichtsverlust während der Einnahme von Otezla® sollte abgeklärt und das Medikament ggf. abgesetzt werden.

Darf ich Otezla® während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen?

Nein, die Erfahrungen mit der Behandlung Schwangerer sind zu begrenzt, um ein Risiko auszuschließen. Deshalb sollte die Einnahme von Otezla® während der Stillzeit unterbleiben. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist neben dem Ausschluss einer Schwangerschaft vor Therapiebeginn eine zuverlässige Verhütung während des Behandlungszeitraums zu beachten.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Update 2017. Download: http://www.awmf.org, Zugriff August 2019.
  • Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Otezla®.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Otezla
Nach 10 Wochen Einnahme, spielte die Verdauung verrückt. Vermehrte Stuhlgänge mit plötzlichem heftigen Stuhldrang, führten zum Abbruch der Therapie.
Nebenwirkung Otezla
Gibt es Erfahrungen, dass sich Rosacea durch die Einnahme von Otezla verstärkt?
Ich nehme das Medikament seit ca. 1/2 Jahr. Meine Schuppenflechte ist fast verschwunden, jedoch sind die steifen Füße nach wie vor da. Besonders schlimm ist für mich, eine extrem starke Gesichtsrötung, die juckt, brennt und Pusteln bildet.
Die Schuppenflechte war nach außen kaum sichtbar - aber mein jetziges Aussehen finde ich sehr belastend - abgesehen von den unangenehmen Beschwerden.
Otezla und Hautrötung
Hallo Claudia,
von der Nebenwirkung einer sich verstärkenden Rosacea haben wir noch nichts gehört. Nachdem aber Apremilast im weitesten Sinne ein Immunblocker ist und diese Medikamente wiederum häufig entzündliche Reaktionen als Nebenwirkung hervorrufen, ist der Zusammenhang gar nicht so unwahrscheinlich.
Aber Dir einen konkreten Rat zu geben, ist auf die Entfernung schwierig und wäre nicht seriös. Ein Medikamentenwechsel für die Schuppenflechte wäre eine Option, hier gibt es ja zahlreiche Alternativen.
Liebe Grüße, J. Zorn vom Navigator-Team
mit anderen Medikamenten verträglich?
Dazu steht oben was im Text. LG, die Redaktion
Kommentare

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Haupt-Autorin
Dr. med. Sonia Trowe
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