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Übelkeit und Erbrechen bei ihren Kindern erleben die meisten Eltern häufiger mal. Zum Glück ist die Ursache meistens relativ harmlos. Aber nicht immer. Im folgenden Beitrag beantworten wir die häufigsten Fragen dazu.

Ursachen

Was ist die häufigste Ursache für Erbrechen bei Kindern?

Erbrechen kann bei Kindern viele Ursachen haben. Aber mit Abstand am häufigsten handelt es sich um eine Virusinfektion des Magen-Darm-Traktes. Die klassische Magen-Darm-Grippe also. Typische Begleiterscheinungen sind dann leichtes Fieber und Durchfall.

Allerdings sollten Sie Erbrechen bei Ihrem Kind immer ernst nehmen und genau beobachten, ob es Anzeichen für eine andere Ursache gibt. Wenn das Erbrechen länger als einen Tag anhält, ist in jedem Fall der Besuch beim Kinderarzt anzuraten. Zum einen, um ernstere Ursachen auszuschließen, zum anderen, um einen zu starken Flüssigkeits- und Mineralienverlust zu verhindern.

Sofort zum Arzt müssen Sie, wenn Ihr Kind:

  • sehr starke Bauchschmerzen hat
  • sehr hohes Fieber hat
  • einen Schlag auf Bauch oder Kopf bekommen hat
  • in den letzten Stunden einen Unfall hatte
  • zusätzlich Hals- oder Ohrenschmerzen hat
  • Medikamente einnimmt
  • Giftstoffe aufgenommen haben könnte
  • zusätzlich Kopfschmerzen hat

Diese Fragen wird der Kinderarzt stellen:

  • Hat Ihr Kind Fieber?
  • Hat es Bauchschmerzen, auch wenn es nicht erbricht?
  • Hat es Verstopfung oder Durchfall
  • Erbricht es kurz nach dem Essen?
  • Wie oft erbricht es?
  • Hat das Kind einen Schlag auf Bauch oder Kopf bekommen?
  • Gab es einen Unfall in den letzten Stunden?
  • Hat es Hals- oder Ohrenschmerzen
  • Bekommt es Medikamente?
  • Könnte es Giftstoffe aufgenommen haben? Wenn ja, welche?
  • Hat Ihr Kind häufig Kopfschmerzen?
  • Erbricht Ihr Kind wiederholt, auch nachts oder kurz vor dem Aufstehen?

Gründe fürs Erbrechen: von harmlos bis gefährlich

Kann Erbrechen beim Säugling auch durch hochfließende Magensäure entstehen?

Ja. Gerade in den ersten Lebensmonaten ist das gar nicht so selten. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Reflux, bei dem Speisebrei und Magensäure vom Magen aus wieder zurück in die Speiseröhre gelangen und dort Schmerzen verursachen. Die betroffenen Säuglinge sind dann unruhig und müssen auch öfters erbrechen, vor allem direkt nach den Mahlzeiten. Auch ein starkes Überstrecken von Kopf und Oberkörper nach hinten ist typisch.

Ursachen und Gegenmaßnahmen

Oft verflüchtigen sich diese Beschwerden nach kurzer Zeit. Der Mageneingang hat dann einfach eine Zeit lang noch nicht richtig "dicht gemacht". Manchmal sind es auch Medikamente der Mutter, die die Beschwerden beim Säugling auslösen. Wenn Sie welche einnehmen, sprechen Sie also unbedingt mit dem Kinderarzt darüber. Allerdings können mitunter auch organische Ursachen dahinterstecken. Meist sind die harmlos, Sie sollten mit Ihrem Kleinen aber dennoch zur Sicherheit zum Kinderarzt gehen, wenn die Beschwerden länger als ein/zwei Tage anhalten oder sehr ausgeprägt sind, zumal daraus ja auch eine Mangelernährung resultieren kann.

Sie selbst können (und sollten) zusätzlich folgendes tun:

  • Stillen Sie in jedem Fall weiter.
  • Möglichst kleine Mahlzeiten und davon lieber viele.
  • Lassen Sie Ihr Baby mit leicht erhöhtem Kopf schlafen.
  • Bitte auf keinen Fall rauchen.
  • Auch Alkohol sowie zu viel Kaffee sind tabu.
  • Meiden Sie außerdem fettige Speisen, Zitrusfrüchte und Tomaten.

Und wirklich wichtig: Bitte im Zweifel immer den Kinderarzt oder die Kinderärztin aufsuchen.

Kann Erbrechen beim Säugling auch völlig harmlos sein?

Ja. Gelegentliches Erbrechen ist bei Neugeborenen, besonders in der Umstellungsphase in den ersten Lebenstagen, nichts Ungewöhnliches und meistens nicht krankhaft. Vor allem frisch nach der Geburt kann das Erbrochene grünlich, aber auch blutig oder sehr dunkel verfärbt sein, wenn Ihr Baby zuvor Fruchtwasser oder Blut verschluckt hat.

Auch nach der Neugeborenenphase erbrechen manche Säuglinge nach dem Trinken einen Teil der aufgenommenen Milchnahrung. Selbst wenn dies mehr oder weniger regelmäßig geschieht, steckt zumeist keine krankhafte Ursache dahinter, sofern Ihr Sprössling ansonsten gesund erscheint und sich ungestört entwickelt.

Unbedingt abgeklärt werden sollte das Erbrechen bei Säuglingen allerdings bei:

  • übermäßiger Gewichtsabnahme bzw. fehlender Gewichtszunahme
  • galligem Erbrechen
  • anhaltend häufigem Erbrechen

In diesen Fällen kommen verschiedene Ursachen in Frage:

  • Fehler beim Füttern
  • Infektionen
  • Hirnblutung
  • Pylorusstenose (Verengung des Magenausgangs, ab der 3. Lebenswoche)
  • angeborene Fehlbildungen
  • Stoffwechselstörungen
  • Drogenentzugserscheinung bei Drogenabhängigkeit der Mutter während der Schwangerschaft (Nikotin, Alkohol, Heroin)
Wann kann Erbrechen beim Kind richtig gefährlich werden?

Übelkeit und Erbrechen sind sicher eine der häufigsten Beschwerden bei Kleinkindern und selten besorgniserregend. Allerdings sind auch ernste Komplikationen möglich: Entweder weil der Flüssigkeits- und Mineralhaushalt außer Gleichgewicht gerät oder eine schwerere Krankheit hinter den Symptomen steckt. Welche Warnzeichen die Alarmglocken schrillen lassen sollten und ein Arztbesuch ist dringend angeraten ist, lesen Sie hier

Wann muss ich mit meinem Kind wegen Erbrechen zum Arzt?

Da es bei Kindern relativ leicht zum Erbrechen kommen kann und häufig nur ein harmloser Auslöser dahinter steckt, müssen Sie nicht jedes Mal deshalb gleich zum Arzt. Dringend zu empfehlen ist der Kinderarztbesuch allerdings, wenn

  • zusätzlich Fieber und/oder Durchfall auftritt
  • Sie Ihr Kind nicht zum Trinken bewegen können
  • dem Erbrechen ein Sturz oder Unfall vorangegangen ist
  • Ihr Kind auffällig teilnahmslos und ruhig wirkt

Selbsthilfe

Was tun, wenn mein Kind unter Erbrechen leidet?

Am wichtigsten ist der Ersatz von Flüssigkeit. Wie beim Durchfall besteht auch beim Erbrechen vor allem für kleine Kinder die Gefahr des Austrocknens, da der Körper Etliches an Wasser und Salzen verliert. Reichliche Flüssigkeitszufuhr ist deshalb auch hier die erste und wichtigste Maßnahme.

Dabei können Sie folgendermaßen vorgehen:

  • kleinere Mengen Tee in kurzen Abständen über etwa 4 Stunden
  • danach Erhöhung der Flüssigkeitsmenge auf eine halbe Tasse (20-30 ml)
  • feste Nahrung erst, wenn Ihr Kind dies möchte
Ist Cola geeignet bei (Brech-) Durchfall?

Salzstangen und Cola sind ein – vor allem bei Kindern – beliebtes Hausmittel bei (Brech-) Durchfall. Zumindest die Cola ist jedoch aufgrund ihrer Zusammensetzung völlig ungeeignet, um den Verlust an Flüssigkeit und Mineralsalzen auszugleichen. Das zumindest meinen britische Wissenschaftlerinnen vom Watford General Hospital. Sie haben die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine Elektrolytlösung bei Durchfall mit dem Süßgetränk verglichen. Das Ergebnis war eindeutig: deutlich weniger Elektrolyte und siebenmal mehr Zucker in der Cola.

Trotz zu viel Zucker kann Cola helfen

Cola enthält also gemäß offizieller Empfehlung viel zu viel Zucker und deutlich zu wenig an Mineralsalzen. Damit ist schon mal klar, weshalb die Kombination mit den Salzstangen sinnvoll sein könnte. Und der viele Zucker kann zwar einerseits Wasser im Darm binden und dann kontraproduktiv wirken. Auf der anderen Seite aber können sich die Glukose-Moleküle beim Transport von Wasser in die Darmschleimhautzellen und von dort ins Blut nützlich machen.

Wenn Ihr krankes Kind also auf Cola plus Salzstangen bestehen sollte – machen Sie ihm die Freude. Schließlich trägt eine gut gelaunte Psyche erheblich zum Genesungserfolg bei. Und wenn es schlimmer werden sollte, ist ohnehin der Arzt gefragt.

Spezialfall: azetonämisches Erbrechen

Wie wird azetonämisches Erbrechen beim Kind behandelt? 

Mehr zum azetonämischen Erbrechen erfahren Sie hier. Je nach Schwere und Dauer der Brechanfälle sollten Sie sich um ärztliche Hilfe kümmern, damit Ihr Kind die dringend benötigte Zufuhr von Flüssigkeit, Energie und Elektrolyten per Infusion erhält. Geben Sie ihm ggf. auf der Fahrt zur Klinik etwas Süßes. Ist die nächste Klinik zu weit entfernt, sollte die Infusion vor Ort durch den Kinder- oder Hausarzt vorgenommen werden. Die Gabe von Traubenzucker wirkt einer erneuten Bildung von Ketonkörpern entgegen. Ist der azetonämische Teufelskreis unterbrochen, hört auch das Erbrechen auf.

Wenn Ihr Kind zu azetonämischem Erbrechen neigt, können Sie einem Krisenszenario meist vorbeugen, indem Sie bei den ersten Krankeitsanzeichen eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Traubenzucker sicherstellen.

Weitere Tipps zur Selbsthilfe:

  • Bewahren Sie Ruhe und strahlen Sie Ihrem Kind gegenüber Sicherheit und Zuversicht aus. Hektik und Stress verschlechtern seinen Zustand.
  • Erhöhen Sie den Blutzuckerspiegel Ihres Kindes durch die Gabe von Traubenzucker in Blockform oder, oft noch besser, in Form einer zuckerreichen Flüssigkeit. Dadurch wird gleichzeitig das Flüssigkeitsdefizit ausgeglichen und die Ausscheidung der Ketonkörper mit dem Urin gefördert.
  • Die Flüssigkeitszufuhr muss langsam und schrittweise mit dem Löffel erfolgen, sonst besteht nicht genügend Zeit zur Aufnahme über die Schleimhäute von Mund und Speiseröhre, bevor der Magen erreicht wird. Durch überstürztes Trinken kann sogar noch zusätzliches Erbrechen ausgelöst und der Teufelskreis verschlimmert werden. Lassen Sie Ihr Kind deshalb nicht unbeaufsichtigt.
  • Geben Sie Ihrem Kind eventuell ein Anti-Brech-Mittel, falls es wegen Übelkeit nichts trinken möchte. Einige dieser Mittel, die es auch als Saft, Kaugummi oder Zäpfchen (z.B. Vomex®) gibt, haben zudem eine leicht beruhigende Wirkung.
  • Die verabreichte Flüssigkeit sollte keine oder nur sehr wenig Kohlensäure enthalten und nicht sauer sein. In der Apotheke gibt es für diesen Zweck Fertigpräparate in Pulverform zu kaufen, die Sie einfach mit Tee oder einem anderen (säurearmen) Lieblingsgetränk Ihres Kindes mischen.
  • Notfalls kann auch Cola zum Einsatz kommen, deren hoher Zuckergehalt in diesem speziellen Fall ausnahmsweise vorteilhaft ist. Entziehen Sie dem Getränk vorher durch kräftiges Schütteln der Flasche einen Großteil der enthaltenen Kohlensäure.
  • Tritt das Erbrechen öfter am Morgen nach der Nachtruhe auf, empfiehlt sich ein vorbeugender Abend-Snack.

Quellen:

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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