Medikamente nehmen in der Behandlung des Reizdarmsyndroms bislang nur eine unterstützende Rolle ein. Hintergrund ist, dass die meisten Arzneimittel die Reizdarm-Symptome zwar häufig verbessern, aber die Ursache nicht bekämpfen können. Wenn Sie sich für die Einnahme von bestimmten Präparaten entscheiden, sollten Sie idealerweise mit Ihrem Arzt Rücksprache halten.
Da das Reizdarmsyndrom ein sehr uneinheitliches Erscheinungsbild hat, gibt es auch keine Standardtherapie, die jedem Betroffenen bei jeder Gelegenheit gerecht werden würde. Es gilt hier also, zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt medikamentöse Therapien auszuprobieren und ggf. zu optimieren.
Vielfältiges Angebot – die Qual der Wahl
Die Bandbreite der zur Behandlung der Reizdarm-Symptome zur Verfügung stehenden Präparate umfasst sowohl verschreibungspflichtige Substanzen als auch frei verkäufliche Medikamente und sogenannte Phytotherapeutika (pflanzliche Stoffe). Je nach vorrangigem Beschwerdebild (Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Krämpfe, Schmerzen) werden unterschiedliche Präparate empfohlen.
Dazu gehören u.a.:
- Abführmittel (Laxantien): als milde Variante die Flohsamenschalen (Metamucil®, Mucofalk®), Kräuterlax®, Lactulose AL® oder etwas stärker Dulcolax®
- Durchfallmittel: auch hier die Flohsamenschalen, Imodium®, Loperamid ratiopharm®, Tannacomp® oder auch Darmreinigung Plus
- Elektrolyte (Salze, die für die Flüssigkeitsverteilung in unserem Körper lebenswichtig sind): Elotrans®, Oralpädon®
- krampflösende Substanzen (Spasmolytika): Schöllkrautextrakt, Mebeverin (Duspatal®) oder das Anticholinergikum Buscopan®
- Prokinetika (Medikamente, die die Magen-Darm-Bewegungen anregen): sowohl als pflanzliche (Iberogast®) als auch als chemische Mittel (Motilium®, Paspertin®)
Es gibt noch mehr…
Weitere, zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion eingesetzte Präparate sind u.a.:
Myrrhinil-Intest® (bestehend aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille) oder auch Arzneimittel, die Mikroorganismen enthalten, welche wichtige Aufgaben im Verdauungsprozess erfüllen und beschleunigen können (Colibiogen®, Mutaflor®, Symbioflor®).
Auch wenn es ungewöhnlich klingen mag: Auch sehr niedrig dosierte Antidepressiva finden ihren Einsatz in der Behandlung des Reizdarmsyndroms. Die Gruppe der trizyklischen Antidepressiva (z.B. Amitriptylin) und die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, z.B. Paroxetin) sind Medikamente, die das Nervensystem des Darms beeinflussen können. Durch die Niedrigdosierung entfällt die antidepressive Wirkung, dafür wirken sie aber beruhigend auf die Verdauungsmuskulatur und gleichzeitig schmerzlindernd.
Immer nur für kurze Zeit
Egal, welche Arzneimittel Sie letztendlich für die entsprechenden Beschwerden einnehmen müssen, denken Sie immer daran, dass viele der Medikamente nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden dürfen. Ein Missbrauch (auch bei pflanzlichen Substanzen) kann weitreichende negative Auswirkungen haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie die symptomorientierten medikamentösen Therapien möglichst auch mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen und optimieren.