Haupt-Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Dies lässt sich nicht pauschal beantworten. Die weitere Prognose hängt stark von der Ausdehnung und Schwere der Lungenembolie sowie von individuellen Faktoren wie Begleiterkrankungen ab.
Es gibt akut lebensbedrohliche, aber auch sehr viele gutartige Verläufe bei Embolien, die häufig nicht einmal bemerkt werden. Selbst bei schweren Lungenembolien lässt sich der Verlauf nicht einfach vorhersagen.
Ursprungsort Bein
Bei einer Lungenembolie verstopft ein Blutgerinnsel eine oder mehrere Lungenarterien, die für die Sauerstoffaufnahme im Körper verantwortlich sind. Ein solches Blutgerinnsel (Thrombose) kommt in 90% der Fälle aus den tiefen Bein- oder Beckenvenen.
Somit geht einer Lungenembolie in der Regel zunächst eine Thrombose vorweg, von der sich dann ein Stück löst und via Gefäßsystem durch den Körper bis in die Lungenarterien wandert. Begünstigt wird dieser Prozess zum Beispiel, wenn Betroffene morgens aus dem Bett aufstehen, sich körperlich stark anstrengen oder im WC beim Stuhlgang stark pressen müssen.
Sauerstoffmangel und Herzbelastung
Wenn Lungenadern verstopfen, können sie keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, den Körper und Organe dringend brauchen. Zudem steigt der Druck in den Lungengefäßen, was sich weiter auf das Herz übertragen kann, da beide Kreisläufe direkt ineinander übergehen.
So leiden die Herzmuskelzellen an Sauerstoffmangel und die rechte Herzhälfte am hohen Druck in den Lungenadern. Unter Umständen kann das Herz so stark beeinträchtigt sein, dass es Blutdruck und Kreislauf nicht mehr aufrechterhalten kann. In schweren Fällen kann eine Lungenembolie mit Rechtsherzversagen und Kreislaufschock einhergehen.
Auch die Lunge leidet
Neben den Effekten auf Herz und Kreislauf können Komplikationen vor Ort in der Lunge auftreten. Durch die Embolie kann ein Teil des umliegenden Gewebes absterben, Mediziner nennen dies einen Lungeninfarkt. Er bietet zudem einen Nährboden für Bakterien und Erreger, die eine Infarktpneumonie (Lungenentzündung) auslösen können.
Zudem kann sich im Zwischenspalt der beiden Lungenblätter, die das Lungengerüst wie ein Mantel umgeben und zusammenhalten, Flüssigkeit sammeln. Einen solchen Pleuraerguss müssen Ärzte unter Umständen punktierten und ablassen.
Wenn mehrere Lungenembolien hintereinander folgen, da zum Beispiel blutverdünnende Medikamente verzögert begonnen wurden, kann dies chronisch den Druck im Lungensystem erhöhen, was wiederum das Herz langfristig schädigt.
Schweregrad, Alter und Begleitkrankheiten beeinflussen die Prognose
Die Prognose nach einer Lungenembolie hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. Zum einen spielt der Schweregrad der durchgemachten Embolie eine große Rolle. Hier zählt unter anderem, wie viele Gefäße betroffen sind und ob der Verschluss auf einer oder auf beiden Seiten der Lunge liegt.
Um den Schweregrad einzuschätzen, ist zudem wichtig, inwiefern zum Beispiel einige der oben beschriebenen Komplikationen wie Lungeninfarkt, Infarktpneumonie oder Pleuraerguss den Verlauf der Erkrankung zusätzlich verlängert und erschwert haben. Stark erniedrigte Blutdruckwerte und Kreislaufschock sprechen ebenfalls für eine schwer verlaufende Embolie und gehen mit einer schlechteren Prognose einher.
Wichtig ist weiterhin, wie schnell die Embolie diagnostiziert und entsprechend behandelt wurde oder ob es anfangs immer wieder zu Rezidiven, also mehreren Verschlüssen hintereinander, gekommen ist. Auch Alter und Vorerkrankung spielen natürlich eine wichtige Rolle und beeinflussen die Prognose.