Die Dialektisch-Behaviorale Therapie, kurz DBT, ist eine Form der Psychotherapie, die speziell für Menschen mit Borderline entwickelt wurde. Inzwischen wird sie allerdings auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Essstörungen oder Suchterkrankungen erfolgreich eingesetzt.
Was die DBT genau ist und wie die Behandlung abläuft, erfahren Sie hier.
Warum gibt es für jugendliche Borderliner eine eigene Form der DBT?
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie bei Borderline unterscheidet sich zwischen Jugendlichen und Erwachsenen in erster Linie hinsichtlich der Dauer der Therapie. Bei jungen Menschen mit Borderline ist die Therapie auf einen kürzeren Zeitraum ausgelegt. Die Einzeltherapie dauert normalerweise ein halbes Jahr; die Teilnehme an Skills-Gruppen ist für 16 Wochen geplant.
Kinder und Jugendliche ticken anders
Kinder und Jugendliche sind keine kleinen Erwachsenen. Diese Erkenntnis hat sich erst recht spät durchgesetzt und geht auf das Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert zurück. Unterschiede zwischen psychiatrischen Erkrankungen bei Erwachsenen und Kindern bzw. Jugendlichen wurden am Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals erkannt. Daraufhin eröffneten nach und nach die ersten kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken.
Heute ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie ein eigenes Fach mit einer eigenen Weiterbildung im Rahmen der ärztlichen und psychotherapeutischen Ausbildung.
Und das aus gutem Grund. Denn es gibt wichtige Unterschiede im Umgang und der Therapie, auch wenn gerade Borderline im Kindes- wie im Erwachsenenalter auftritt bzw. oft in frühen Jahren beginnt und über die Entwicklung hinweg bestehen bleibt.
Daher wurde das ursprünglich von der US-amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan entworfene Konzept der DBT für die Behandlung von jugendlichen "Borderlinern" weiterentwickelt. Es gibt ein eigenes Manual, an dem sich Therapeuten orientieren können. Die Gliederung in einzel- und gruppentherapeutische Elemente sowie der gesamte Ablauf der Therapie entsprechen dabei weitgehend dem DBT-Schema bei Erwachsenen. In einigen Punkten gibt es jedoch Unterschiede.
Therapie zusammen mit den Eltern
Neben dem zeitlichen Aspekt spielen auch andere Faktoren eine Rolle. In die Therapie Jugendlicher werden beispielsweise die Eltern einbezogen. Diese sollten nicht nur telefonisch erreichbar sein, sondern werden darüber hinaus aktiv an der Therapie beteiligt. So findet etwa das Fertigkeitentraining in der Gruppe unter Einbezug eines nahen Angehörigen statt.
Auch Eltern- und Familiengespräche sind bei Jugendlichen Bestandteil der Therapie. Die Einbeziehung der Eltern in die Behandlung ihrer Kinder hat sich vielfach bewährt und verspricht größere Erfolgsaussichten.
In guten Händen: Kinder- und Jugendpsychiater
Abgesehen von diesen formalen Differenzierungen unterscheidet sich außerdem die Rolle des Therapeuten und sein Verhältnis zum betroffenen Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen. In der Behandlung Jugendlicher mit Borderline-Persönlichkeitsstörung tragen Therapeuten eine andere Verantwortung als in der Behandlung Erwachsener, da die Patienten noch minderjährig sind.
Darüber hinaus bestehen auch in der Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung Unterschiede zwischen Erwachsenen und Jugendlichen. Letztere haben oftmals größere Probleme als Erwachsene, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Junge "Borderliner" befinden sich allein schon aufgrund der Pubertät, in der sie oft aktuell stecken, in einer instabileren Entwicklungsphase und machen ganz andere Prozesse durch als Erwachsene.
Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Borderline gehört daher in spezialisierte und erfahrene Hände.
Quellen:
- Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-033_S1_Persoenlichkeitsstoerungen__F60__F61__11-2006_11-2011_01.pdf
- Memorix Psychiatrie und Psychotherapie; Laux, Gerd; Möller, Hans-Jürgen: Georg Thieme Verlag 2008