Darüber wird seit Jahren heftig gestritten. Fest steht, dass Kinder, die in eher unhygienischer Umgebung aufwachsen, seltener Allergien und allergisches Asthma bekommen. Das gilt sowohl für Kinder in Entwicklungsländern (Asthma ist vor allem eine Erkrankung der modernen Industrienationen) als auch für Kinder, die auf Bauernhöfen groß werden.
Warum das so ist, ist aber noch nicht wirklich klar. Es gibt viele Vermutungen und Erklärungsansätze, aber noch keine Beweise. Dennoch verdichten sich die Hinweise in folgende Richtung:
Erklärungsansätze rund um die Hygiene
Um so weniger Kinder sich mit Mikroorganismen wie Bakterien und Viren herumschlagen müssen, um so eher bekommen sie Allergien und Asthma. Weil das Immunsystem nicht ausreichend trainiert wird und dann auf banale Umweltstoffe überreagiert. Asthma ist demzufolge eine Folge der Über-Hygiene, in der unsere Abwehrzellen "verweichlichen".
In die gleiche Richtung geht ein weiterer Erklärungsansatz: Die Antibiotika sind schuld. Weil wir sie zu umfangreich einsetzen, also nicht nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. In dem wir selbst harmlose Infekte breitflächig mit Antibiotika ausmerzen, wird der Kontakt zu Erregern unterbunden, die das Immunsystem eigentlich als Training braucht.
Ein Beispiel sind die sogenannten Magenkeime aus der Familie "Helicobacter". Seit man weiß, dass die für Magengeschwüre verantwortlich sein können, werden sie erfolgreich mit Antibiotika vertrieben. Oft auch ohne Not, also ohne dass überhaupt Beschwerden vorliegen. Helicobacter ist aber in der Regel ein völlig harmloser Mitbewohner im Magen. Der möglicherweise dem Immunsystem sogar gut tut.
Fazit
Nun kann man natürlich nicht seine Wohnung verdrecken lassen und komplett auf Antibiotika verzichten, um einen mittelalterlichen Zustand ohne Allergien und Asthma wiederherzustellen. Damals starben die Menschen sehr viel früher als wir heute, unter anderem, weil man Infekten völlig schutzlos ausgeliefert war. Aber ein etwas bewussterer Umgang mit dem Thema Sauberkeit und Hygiene und eine gewisse Lockerheit, wenn das Kind im Dreck spielt, ist wahrscheinlich sinnvoll.
Quellen:
- Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi.10.1016/j.jaci.2011.04.060
- JNCI J Natl Cancer Inst (2011) 103 (21): 1588-1595. doi: 10.1093/jnci/djr361