Was ist ein Muttermal und was ist ein Leberfleck? Wann sind sie gefährlich, wann müssen sie entfernt werden? Fragen dazu beantworten wir in diesem Kapitel.
Formen
Welche Arten von Muttermalen gibt es?
Folgende Arten von Muttermalen können unterschieden werden:
Nävus (auch "gewöhnliches" Muttermal)
Tritt als kleiner, weniger als fünf Millimeter großer, einfarbiger und regelmäßig begrenzter Fleck in Erscheinung.
Kongenitaler Nävus (angeborenes Muttermal)
Die Anlagen für diese Art von Muttermal sind schon bei der Geburt vorhanden. Ein angeborenes, sehr großes Muttermal, kann sich bereits bei der Geburt zeigen oder auch erst im Laufe des ersten Lebensjahres sichtbar werden. Wichtig: Angeborene Muttermale besitzen ein größeres Risiko Krebs auslösend zu sein als erworbene Muttermale, die sich erst im Laufe der Zeit entwickeln. Sie sollten daher regelmäßig und besonders genau beobachtet werden.
Papillomatöser Nävus (erhabenes Muttermal)
Sind kleine einfarbige Knötchen die eine gefurchte Oberfläche besitzen. Häufig wachsen auch ein oder mehrere Haare aus diesem Muttermal.
Dysplastischer Nävus (ungewöhnliches Muttermal)
Der dysplastische Nävus ist größer als fünf Millimeter, flach oder erhaben und besitzt eine asymmetrische Form. Zudem ist er unregelmäßig begrenzt und pigmentiert. Das Muttermal kann schnell anwachsen und einen Juckreiz auslösen. Wichtig: Das dysplastische Muttermal ist oft schwer von einer bösartigen Hautveränderung (Melanom) zu unterscheiden. Personen mit solchen Muttermalen sollten sich regelmäßig von Dermatologen untersuchen lassen.
Ursachen und Diagnostik
Wie entsteht ein Muttermal?
Muttermale können angeboren – bereits bei der Geburt vorhanden sein- oder erworben sein. Man spricht dann auch von einem sogenannten Leberfleck.
Es wird vermutet, dass sowohl die angeborenen als auch die erworbenen Muttermale durch eine Anhäufung pigmentbildender Zellen entstehen. Der Fachausdruck hierfür ist Pigmentnävus.
Die farbbildenden Zellen (Melanozyten und Naevuszellen) wandern aus dem Körper in die Haut. Sie sammeln sich an einer bestimmten Hautstelle (an der Grenzschicht zwischen Ober- und Unterhaut) und vermehren sich. Gelangen sie in die obere Lederhaut, entsteht ein bräunlich bis schwarz gefärbter Hautfleck. Wandern die Zellen tiefer in die Lederhaut ein, verlieren sie ihre Fähigkeit zur Pigmentbildung. Anstatt eines Pigmentflecks bildet sich Narbengewebe.
Leberflecken und Muttermale treten meistens an Stellen auf, die der Sonne stark ausgesetzt sind. Zudem können sie sich über die Jahre hinweg immer wieder verändern. Ein Muttermal kann zunächst flach erscheinen und später erst erhaben, beispielsweise mit warzig fühlbarer Oberfläche. Manche Muttermale sind behaart. Ein Leberfleck kann sich mit der Zeit aufwölben (Compoundnävus) oder sich im Alter wieder zurückbilden. Im Durchschnitt besitzen Hautflecken eine Größe von ca. fünf Zentimeter.
Was passiert, wenn ein Pigmentfleck verdächtig aussieht?
Wenn ein Muttermal oder Leberfleck seine Form, seine Farbe oder seine Größe verändert, sollte man dieses unbedingt ärztlich untersuchen lassen. Auch bei neu auftretende Pigmentflecken im Erwachsenenalter und jeglichen Hautunebenheiten, die einem „irgendwie komisch“ vorkommen, lohnt es, lieber einmal mehr, als einmal zu wenig zur Hautarztpraxis zu gehen.
Oft genügt ein Blick vom Facharzt
In den meisten Fällen wird der Dermatologe (Facharzt für Hauterkrankungen) Entwarnung geben. Dank seines jahrelang geschulten Auges und seiner Erfahrung können die meisten suspekten Hautflecken bereits mit Blickdiagnostik benannt und als harmlos eingestuft werden. (Wenn diese Pigmentflecken optisch stören oder andere Beschwerden machen, wird über eine Entfernung oder sonstige Behandlungsoption mit Ihnen gesprochen werden).
Auflichtmikroskop erlaubt Einsicht in die Tiefe
Wenn ein verdächtiges Hautmal sehr klein ist oder aus anderen Gründen nicht sofort beurteilt werden kann, wird ein sogenanntes Dermatoskop zu Hilfe genommen. Dieses lupenähnliche Gerät wird auch Auflichtmikroskop genannt und zur Untersuchung einfach auf die entsprechende Hautstelle gesetzt. Unter Zuhilfenahme eines speziellen Öls und eines besonderen Lichts kann der Arzt nun auch tiefere Hautschichten unkompliziert sehen und bewerten. Nur, wenn hiernach ein Restzweifel bleibt, werden weitere Schritte unternommen.
Sollte ein Leberfleck auch unterm Dermatoskop nicht sicher beurteilt werden können, wird meist dazu geraten, diesen herauszuschneiden und die Zellstruktur von Spezialisten unterm Mikroskop untersuchen zu lassen. (Auch diese Maßnahme heißt noch lange nicht, dass man Krebs hat – man will nur ganz sicher gehen). Bei kleinen Befunden wie einem Muttermal kann dieser Eingriff mit einer lokalen Betäubung meist sofort vor Ort gemacht werden.
Komplettentfernung des Pigmentflecks ist das Mittel der Wahl
In der Regel wird ein Sicherheitsabstand von 2 mm zum umliegenden Hautgewebe empfohlen. Bei flächenmäßig großen Pigmentveränderungen oder solchen, die auch aus ästhetischen Gründen nicht so einfach zu entfernen sind, wird meist ein eigener OP-Termin vereinbart – entweder in der Praxis selbst oder aber in einer dermatologischen Klinik. Teil- oder Stanzbiopsien sollten zum Ausschluss von Melanomen heute nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt werden (z.B. bei sehr großem, eher unverdächtig aussehendem Leberfleck mitten im Gesicht). Bei dringendem Krebsverdacht wäre die Gefahr einer Streuung der bösartigen Zellen ansonsten zu groß.
Sobald das sogenannte histologische, also von Spezialisten mithilfe eines Mikroskops ermittelte Ergebnis vorliegt, weiß man sicher, ob eine Pigmentveränderung gutartig oder bösartig ist.
Krebsgefahr
Wann sollte man ein Muttermal beim Arzt kontrollieren lassen?
Bei folgenden Zeichen sollte man ein Muttermal beim Arzt kontrollieren lassen:
- Veränderte Farbe und Form
Muttermale, die ihre Form oder Farbe verändern, sollte man in jedem Fall ärztlich kontrollieren lassen. Das gilt auch für Muttermale, die zu bluten oder zu jucken beginnen. - Mehrfarbige, asymmetrische Muttermale
Muttermale mit einem unregelmäßigen Rand und Muttermale, die mehrere Farben haben, gehören ebenfalls kontrolliert. - Neue auffällige Muttermale
Bis zum 40. Lebensjahr können sich immer wieder neue Muttermale bilden. Sind sie ungleichmäßig gefärbt und nicht regelmäßig begrenzt, ist ein Kontrollbesuch beim Hautarzt sinnvoll. Zudem sollte auch ein sehr schnell wachsendes Muttermal kontrolliert werden. - Hautveränderungen
Auch Hautveränderungen unter den Nägeln, an den Handflächen und Fußsohlen sollten untersucht werden.
Digitale Auflichtmikroskopie
Generell gilt: Personen mit vielen angeborenen und/oder ungewöhnlichen Muttermalen sollten sich regelmäßig fachärztlich untersuchen lassen. Nur so ist es möglich, Melanome frühzeitig zu erkennen. Die modernste Form der Hautkrebs-Voruntersuchung ist die digitale Auflichtmikroskopie oder Dermatoskopie mit Fotodokumentation. Muttermale werden dabei fotografiert und können bei einer Verlaufskontrolle genau verglichen werden.
Unterscheidung zwischen harmlos und gefährlich:
ABCDE-Regel: Woran erkennt man, ob ein Leberfleck gefährlich ist?
Als Anhaltspunkt kann man die sogenannte ABCDE-Regel heranziehen. Alles, was darunter aufgeführt ist, gilt bei der Beurteilung von Leberflecken als eher "gefährlich":
- A für Asymmetrie. (Auffällig sind unregelmäßige Fleckenformen. Klar runde oder ovale Flecken gelten als unverdächtig).
- B für Begrenzung. (Gezackte Ränder, zungenförmige Ausläufer und unscharfe Grenzen sind hier eher suspekt).
- C für Farbe /englisch: colour. (Unregelmäßige Verfärbungen und diverse Farbtöne sollten näher untersucht werden).
- D für den Durchmesser. (Wenn eine Pigmentierung ihre ursprüngliche Abmessung verändert oder ein verdächtiger Fleck über 5mm groß ist, sollte ggf. näher untersucht werden).
- E für Erhabenheit. (Übersteigt ein verdächtiger Pigmentfleck die Hautoberfläche kann es ggf. auch ein Zeichen für Bösartigkeit sein).
Meistens ungefährlich, aber trotzdem lieber untersuchen lassen
So, und jetzt kommt das große Aber: Keines dieser ABCDE-Zeichen ist für sich genommen ein Beweis für einen gefährlichen Leberfleck oder gar Hautkrebs. Im Gegenteil: In aller Regel sind auch gezackte, hügelige oder buntscheckige Muttermale harmlos. Aber es geht ja hier um Vorbeugung und Verhütung. Deshalb sind solche ABCDE-Flecken zumindest solche, die man dem Kinderarzt oder Hautarzt mal zeigen sollte. Zur Sicherheit.
Beobachten Sie deshalb die Leberflecken bei Ihrem Kind (und auch bei sich selbst) regelmäßig. Jede plötzliche Veränderung des Leberflecks, etwa in Form, Farbe oder Größe, ist ebenfalls ein Anzeichen für eine mögliche Bösartigkeit und sollte Anlass zum Besuch des Kinder- bzw. Hautarztes sein.
Grundsätzlich gilt für jeden Pigmentfleck, der Ihnen (oder Ihrem Kind) verdächtig oder andersartig vorkommt: Lieber einmal zu oft den Arzt draufschauen lassen als einmal zu wenig. Menschen mit sehr vielen Leberflecken wird die jährliche Kontrolle durch den Hautarzt empfohlen. Mit Video-Auflichtmikroskopie und Computerdokumentation lassen sich die Befunde objektiv und detailgetreu von Jahr zu Jahr vergleichen und unnötige Operationen vermeiden.
Ab wie vielen Muttermalen steigt die Gefahr für schwarzen Hautkrebs?
Prinzipiell kann jedes Muttermal entarten. Die wenigsten tun es glücklicherweise. Wer allerdings besonders viele Leberflecken hat, steht unter einer etwas erhöhten Gefahr für eine Entartung.
So gehen Dermatologen davon aus, dass Menschen mit mehr als 50 Leberflecken (medizinisch korrekter: Pigmentnävi) ein doppelt so hohes Risiko für schwarzen Hautkrebs (Melanom) tragen wie jene, bei denen die Anzahl an Hautmalen höchstens 10 beträgt. Ein naheliegender Grund für diesen Zusammenhang könnte in der zunehmenden Zellmasse liegen, mit der auch das Entartungspotenzial steigt.
Allerdings ist die reale Gefahr auch mit vielen Leberflecken zum Glück immer noch recht gering. Außerdem entsteht nur etwa ein Viertel aller Melanome aus bereits vorhandenen, angeborenen oder erworbenen Muttermalen. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Bei 5-10% der Melanome ist eine familiäre Häufung zu beobachten.
Die üblichen Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere ein angemessen vorsichtiger und geschützter Umgang mit Sonne und Solarium, sind für Menschen mit vielen Leberflecken jedenfalls besonders beachtenswert.
Entsteht der schwarze Hautkrebs immer aus Leberflecken?
Nein, ganz im Gegenteil. In etwa 70-80% der Fälle entsteht der schwarze Hautkrebs durch Entartung von Pigmentzellen in völlig normaler Haut. Nur rund ein Viertel der Melanome entwickeln sich aus Leberflecken, und zwar insbesondere aus solchen, die einen Durchmesser von mehr als 2 cm erreichen.
Auch angeborene Muttermale sind nur selten die Ursache eines Melanoms. Allerdings ist es umgekehrt so, dass große angeborene Leberflecken ein etwas erhöhtes Entartungsrisiko haben. Solche Muttermale müssen also gut beobachtet und regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden. Vor allem bei jeder sichtbaren Veränderung, zum Beispiel plötzlichem Wachstum oder einer Verfärbung, sollten Sie zur Sicherheit sofort den Hautarzt draufschauen lassen.
Entfernung
Wie kann man sich ein Muttermal entfernen zu lassen?
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ein Muttermal entfernen zu lassen: die operative Entfernung und das Lasern.
Die operative Entfernung
Große Muttermale werden mit einem Skalpell herausgeschnitten. Kleinere können auch herausgekratzt werden. Das entfernte Hautareal wird anschließend zur histologischen Gewebeuntersuchung in ein Labor geschickt, um feststellen zu können, ob es sich dabei um bösartiges Gewebe handelt. Die Behandlung erfolgt in Lokalanästhesie und gilt als risikoarm. Meist sind nur ein bis zwei Stiche notwendig, um die Schnittwunde wieder zu verschließen. Je nach Nahttechnik kann es zu größer oder kleiner ausfallenden Narben kommen.
Laser
Wird ein Muttermal rein aus kosmetischen Gründen entfernt, kann auch eine Laser-Behandlung infrage kommen. Dabei wird das Muttermal mit dem Laser oberflächlich entfernt. Der schmerzfreie Eingriff erfolgt meist ohne Betäubung und dauert nur einige Minuten. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass keine Narben zurückbleiben.
Wichtig: Da bei der Lasermethode Hautpigmente zerstört werden, kann es nicht mehr histologisch untersucht werden. Die Methode eignet sich daher nur zur Entfernung von Muttermalen, von denen man weiß, dass sie gutartig sind. Auf keinen Fall sollte man versuchen das Muttermal selbst zu entfernen. Hässliche Narben oder Infektionen können die Folge sein.
Übrigens
Nach dem Entfernen eines Muttermals ist es wichtig zwei Wochen lang keinen Sport zu treiben und auf Bewegungen zu verzichten, die die betroffenen Hautstellen belasten können. Außerdem muss die betroffene Hautstelle nach dem Eingriff vor Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Sterry W, Paus R. Venerologie, Allergologie, Phlebologie, Andrologie. Thieme Verlag. (2000)
- Moll I. Dermatologie. Thieme Verlag. (2005)