Erkrankungen wie Darmkrebs oder chronische Darmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) können die Ursache für eine Darm-OP sein. Oft müssen Darmaabschnitte entfernt und ein Stoma oder Pouch angelegt werden. Aber welche Auswirkung hat der Eingriff auf das tägliche Leben danach? Und was bedeutet das für die Ernährung?
Beschwerden nach der Darm-OP
Welche Probleme können nach der Operation auftreten?
Entscheidende Fragen für den weiteren Verlauf sind, wo genau am Darm die Operation stattfindet und wie viel dabei entnommen wird. Handelt es sich dabei nur um ein kurzes Stück Darm, haben Sie kaum mit langfristigen Änderungen der Verdauungsfunktion zu rechnen.
Wird ein größerer Darmanteil entfernt, z.B. der ganze Dickdarm, und eine künstliche Verbindung zwischen Dünndarm und Haut (Stoma, künstlicher Darmausgang) oder zwischen Dünndarm und After (Pouch) angelegt, sind die Folgen auf die Verdauung, Nährstoffaufnahme und den Stuhlgang schon gravierender.
Die Ess- und Trinkgewohnheiten müssen häufig angepasst werden, um den Körper mit allem Notwendigen zu versorgen und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.
Wenn ein Stück Darm fehlt: Beschwerden und ihre Ursachen
Wovon hängt es ab, welche Beschwerden nach einer Darm-OP auftreten können?
Jeder Abschnitt des Darmes hat seine eigenen Funktionen und Pflichten zu erfüllen. Durch eine langstreckige oder komplette Entfernung von Dick- oder Dünndarm können diese ausfallen. Welche Probleme überwiegen, hängt ganz davon ab, ob nun Dick- oder Dünndarm entnommen wurde:
Der Dickdarm regelt die Eindickung des Stuhlganges und die Rückgewinnung von Natrium, der Dünndarm hingegen ist hauptsächlich für die Aufnahme von Mineralien, Vitaminen und Gallensäuren verantwortlich.
Weniger Zeit zum Verdauen
Fehlt ein Stück Darm, passiert der Nahrungsbrei den Verdauungstrakt insgesamt viel schneller, weil er nun eine kürzere Strecke zurücklegen muss. Dadurch bleibt weniger Zeit für die unterschiedlichen Verdauungsprozesse und die Aufnahme von Nährstoffen.
Welche Komplikationen sind möglich?
Folgende Komplikationen können auftreten:
- Verdauungsprobleme (z.B. Blähungen, dünner Stuhlgang)
- Nährstoffmangel (z.B. Natrium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kalium, Zink, Vitamin B 12 und fettlösliche Vitamine (A, D, E, K))
Meistens fehlt der Dickdarm
Allerdings bleibt in der Regel der Dünndarm bei vielen Operationen, wie der Anlage eines ileoanalen Pouchs, vollständig erhalten. Deshalb sind Verdauungsstörungen meistens die Folge von Operationen mit fast vollständiger oder gänzlicher Dickdarmentfernung.
Der Körper muss sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Geduld ist gefragt, denn die Verdauung braucht Zeit für die Umstellung.
Zum ganzen Thema "Ernährung nach der Darm-Op" sollten Sie sich in jedem Fall schon vor dem Eingriff ausführlich von Ihrem Arzt beraten lassen. Holen Sie sich auch Tipps vom Ernährungsberater während des Klinikaufenthaltes.
Gefahr eines Nährstoffmangels
Wieso kommt es zum Nährstoffmangel?
Wurde ein künstlicher Darmausgang gelegt, kann es manchmal zu Verlusten an Nährstoffen kommen. Dies gilt vor allem in der Anfangsphase nach der Operation und wenn größere Dünndarmabschnitte entnommen wurden. Aber auch bei anhaltenden starken Durchfällen und bei hoher Ausscheidung über das Stoma sind Nährstoffverluste möglich.
Nährstoffmangel: Wissenswertes und Tipps
Welche Nahrungsbestandteile können fehlen?
Ein Mangel droht insbesondere bei Substanzen wie Mineralstoffen, Spurenelementen und fettlöslichen Vitaminen. Aber auch die Energie- und Flüssigkeitszufuhr kann leiden.
Wie lassen sich Mangelerscheinungen verhindern?
Die Nährstoffe müssen ersetzt werden. Tabletten und Nahrungsergänzungsstoffe können helfen. Allerdings reichen diese oft nicht aus. Dann sind Injektionen (Spritzen) oder Infusionen (Tröpfe), die die Nährstoffe unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts in den Körper bringen, erforderlich.
Mit dieser sogenannten Ernährungstherapie kann nicht nur der Nährstoffmangel ausgeglichen, sondern auch für eine optimale Energie- und Flüssigkeitsversorgung gesorgt werden.
Wie kann ich auf natürliche Weise Natriummangel vorbeugen?
Der beste Rat ist, etwas mehr Salz zu essen. Alle relativ salzhaltigen Nahrungsmittel können dazu beitragen, die Salzreserven wieder aufzufüllen: zum Beispiel Gemüse- und Fleischbrühen oder auch Salzgebäck. Und natürlich eine kleine Prise Salz zusätzlich bei der Hauptmahlzeit.
Täglich sollten Sie 6 bis maximal 9 Gramm Kochsalz zu sich nehmen. Diese offizielle Empfehlung ist aber relativ unbrauchbar; denn kein Mensch weiß genau, wie viel Gramm Salz in Wurst, Brotaufstrichen und anderen Fertigprodukten vorhanden ist und wie viel er gerade tatsächlich verzehrt.
Lassen Sie sich dazu gut von Ihrem Arzt beraten und verlassen Sie sich auch ein bisschen auf Ihr Gefühl.
Tipps zur richtigen Ernährung nach Darm-OP
Kann ich irgendwann wieder ganz normal essen und trinken?
Das hängt sehr davon ab, wie viel des Darmes entfernt wurde. Fehlen große Anteile des Dickdarmes, ist oft eine dauerhafte Ernährungsumstellung notwendig. Dies hilft Problemen wie Durchfall, Blähungen und der Unterversorgung an lebenswichtigen Nährstoffen vorzubeugen. Auch muss mit der langfristigen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gerechnet werden. Die Trinkmenge hingegen ändert sich nicht. Bis zu 3 Liter täglich lautet die Empfehlung.
Stoma oder Pouch: Wie vermeide ich Verdauungsstörungen?
Um unliebsame Verdauungsprobleme und Nährstoffmangel zu vermeiden, ist eine angepasste Ernährung das beste Mittel. So gibt es zum Beispiel eine ganze Reihe an Tipps, um Stuhlfestigkeit oder Blähungen, v.a. nach Entfernung des Dickdarms, zu beeinflussen. Vor allem geht es darum, den verbliebenen Restdarm nicht zu überfordern, weder durch die Nahrungsmenge, noch durch die Nahrungsmittel selbst. Grob zusammengefasst kann man also sagen: Gut verträgliche Kost in eher kleinen Mengen.
Nach der Darm-OP: die richtige Ernährung
Wie wichtig sind Ballaststoffe?
Obst, Gemüse und Vollkornkost sollten auf den Tisch kommen. Diese Lebensmittel sind reich an Ballaststoffen. Sie machen den Stuhl fester und binden außerdem Gallensäuren, sodass die Schleimhaut weniger gereizt wird.
Lieber wenige große, oder mehrere kleine Mahlzeiten?
Es wird empfohlen, über den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
Künstlicher Darmausgang: Was sollte man nicht essen?
Wenn ein künstlicher Darmausgang angelegt wurde, wird empfohlen, Nahrungsmittel zu meiden, die das Stoma verstopfen oder den Bereich um das Stoma herum reizen können. Zu nennen sind hier insbesondere Obst mit harten Schalen und Gemüse mit langen Fasern.
Bei folgenden Nahrungsmitteln sollten Sie eher Vorsicht walten lassen:
- Pflaumen
- Traubenkerne
- Zitrusfrüchte
- sonstiges Obst mit harten Schalen
- Nüsse
- Pilze
- Spargel
- grüne Bohnen
- Sellerie
- Maiskörner
- zähes Fleisch
Testen Sie am besten selber aus, was bei Ihnen gut geht und was Probleme macht. Es kann auch sein, dass Sie nach der Entnahme des Dickdarms Lebensmittel, die davor Beschwerden ausgelöst haben, jetzt wieder besser vertragen. Damit vergrößert sich unter Umständen sogar der Speiseplan.
Stoma oder Pouch: Worauf muss man beim Trinken achten?
Nach der operativen Entfernung des Dickdarms muss der verbliebene Restdarm erst langsam lernen, mehr Flüssigkeit als zuvor aufzunehmen. Er übernimmt ja jetzt die Aufgaben der entfernten Darmabschnitte mit.
Deshalb wird zum Beispiel unmittelbar nach der Operation empfohlen, vor allem zwischen den Mahlzeiten zu trinken. So lässt sich eine Überlastung des Darms vermeiden, unabhängig davon, ob ein künstlicher Darmausgang oder ein ileoanaler Pouch gelegt wurde.
Trinken nicht vergessen: Was muss ich beachten?
Wie viel und was sollte man trinken?
Ein künstlicher Darmausgang oder ein Pouch ändern nichts daran, dass der tägliche Bedarf an Flüssigkeit bis zu drei Liter beträgt. Empfehlenswerte Getränke sind beispielsweise Tee, verdünnte Säfte oder stilles Mineralwasser.
Soll ich bei dünnem Stuhlgang weniger trinken?
Nein. Gerade bei Durchfall gilt: Lieber mehr trinken als weniger. Der Gedanke, ich will doch meinen Stuhl verfestigen und trinke deshalb nicht mehr so viel, ist ein Trugschluss. Sie riskieren sonst Flüssigkeitsverlust und Mineralienmangel.
Was muss ich beim Wasserlassen beachten?
Es ist wichtig, auf die Menge der ausgeschiedenen Flüssigkeitsmenge zu achten. Der Grund: Nur so wird bemerkt, ob zu viel Flüssigkeit über den Darm verloren geht und ggf. mehr getrunken werden muss.
Täglich sollten etwa 1,5 Liter Urin ausgeschieden werden. Außerdem sollte der Urin tagsüber eine helle Farbe haben.
Noch ein Extra-Tipp:
Wussten Sie, wie wichtig Mikronährstoffe für die Gesundheit sind?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Institut für Ernährungsmedizin des Klinikums rechts der Isar, TU München (2016). Ernährungsempfehlungen bei Kolektomie. Online unter www.mri.tum.de (Zugriff am 21.07.2020).
- Prof. Dr. Smollich M., Dipl. med. päd. Blumenschein B., DAZ (2014). Weg mit der Nahrungskarenz: Essen und Trinken nach Darmkrebs-Operationen. Online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Zugriff am 21.07.2020), DAZ 2014, Nr. 16, S. 66.
- Limpert C., Stoma-Welt.de-das Selbsthilfeportal für Stomaträger. Ernährung nach einer Stomaanlage. Online unter www.stoma-welt.de (Zugriff am 21.07.2020).