Copaxone® enthält den Wirkstoff Glatirameracetat. Das Medikament ist zugelassen zur Behandlung der schubförmig verlaufenden Multiplen Sklerose (MS). Außerdem auch für Patienten, die eine MS-ähnliche Episode erlebt haben, ohne dass die Diagnose schon endgültig gesichert ist.
Copaxone® ist seit 2001 auf dem Markt und zählt zu den offiziell empfohlenen Basistherapeutika bei Multipler Sklerose. Basistherapie bedeutet, es geht um eine Langzeitbehandlung mit dem Ziel, dass sich die Erkrankung langsamer weiterentwickelt und weniger Schübe auftreten.
Wirkmechanismus von Copaxone®
Der Wirkmechanismus von Glatirameracetat ist trotz der recht langen Einsatzzeit noch nicht abschließend geklärt. Man nimmt an, dass das Medikament die Proteinstruktur der Nervenfaser-Wände (der Myelinscheiden) derart verändert, dass Immunzellen nicht mehr so gut andocken können. Wegen der starken Ähnlichkeit der Eiweißstruktur von Glatirameracetat und derjenigen der Myelinscheiden ist auch denkbar, dass Glatirameracetat die angreifenden Immunzellen praktisch wegfischt, weil diese nunmehr das Medikament statt der Myelinscheiden angreifen.
Das würde so oder so einen entzündungshemmenden Effekt erklären, denn bei der Multiplen Sklerose richten sich die körpereigenen Abwehrzellen ja genau gegen diese Myelinscheiden. Es gibt aber auch noch andere Erklärungsmodelle zur Wirkung von Glatirameracetat, allesamt noch sehr im spekulativen Bereich.
Chemisch handelt es sich bei Glatirameracetat um ein synthetisch hergestelltes Protein-Gemisch.
Dosierung von Copaxone®
Copaxone® wird meist täglich subkutan, das heißt ins Unterhautfettgewebe, gespritzt. Die Standard-Dosierung liegt bei 20 mg pro Tag. Es gibt aber auch eine Variante, in der nur dreimal pro Woche gespritzt werden muss.
Daten zur Wirksamkeit
Wirksamkeit von Copaxone® im Vergleich zu Plazebo
Im Vergleich zu Plazebo, also einem Scheinmedikament, senkt Copaxone® die jährliche Schubrate um rund 30%. Genauer gesagt: In den entsprechenden Vergleichsstudien kam es unter Plazebo im Schnitt zu 0,84 MS-Schüben pro Jahr, unter der Behandlung mit Glatirameracetat zu 0,59 Schüben pro Jahr. Damit liegt Copaxone® in seiner Wirkstärke etwa im Bereich der anderen Basistherapeutika bei Multipler Sklerose.
In einer Meta-Analyse des unabhängigen Cochrane-Instituts aus dem Jahre 2004 kamen die Autoren allerdings zu einem negativen Urteil. Ein eindeutiger Effekt auf die Verschlechterung neurologischer Beschwerden gegenüber Plazebo sei nicht eindeutig nachgewiesen, hieß es dort.
Wirksamkeit von Copaxone® im Vergleich zu anderen MS-Wirkstoffen
Wie oben schon gesagt, entspricht Copaxone® bzw. Glatirameracetat in Sachen Schubrate der Wirkung anderer Basistherapeutika, insbesondere der Interferon-Präparate. In Bezug auf das Voranschreiten neurologischer Defizite scheint Copaxone® hingegen weniger gut wirksam zu sein, ein Vorteil gegenüber Plazebo ist nicht eindeutig nachgewiesen.
Fazit
Das Arzneitelegramm bewertet Copaxone® nach bisheriger Datenlage eher zurückhaltend. Die Wirksamkeit in Bezug auf die Schubhäufigkeit scheint ähnlich derjenigen von Interferonen zu sein. Das gesamthafte Fortschreiten neurologischer Ausfälle scheint hingegen etwas weniger gut aufgehalten zu werden, verglichen mit den gängigen Interferon-Präparaten. Dem steht eine insgesamt wohl etwas bessere Verträglichkeit gegenüber.
Alle diese Bewertungen sind mit Vorsicht zu genießen, weil das Datenmaterial zu Glatirameracetat eher überschaubar ist. Vor allem zu den Langzeiteffekten gibt es leider nur wenige Studien.
Wissenswertes
Kann man auch gegen Glatirameracetat Antikörper entwickeln?
Ja, allerdings ist das von geringerer Bedeutung als bei der Interferon-Therapie. Unter der Behandlung mit Glatirameracetat kommt es sogar sehr häufig zu einer Antikörper-Bildung, das führt aber nur selten zu einem Wirksamkeitsverlust.
Nach sechsjähriger Behandlung mit Glatirameracetat sind fast bei jedem Antikörper nachweisbar. Aber nur sehr hohe Antikörpermengen können die Wirksamkeit des Medikaments offenbar einschränken. So zumindest sieht es bisher aus. Insgesamt fehlt es hier noch an aussagekräftigen Langzeit-Untersuchungen.
Wie wurde das Medikament entdeckt?
Glatirameracetat wurde durch Zufall entdeckt, und zwar in einem Forschungsinstitut in Israel in den 60er Jahren. Dort hatte man nach Auslösemechanismen einer anderen, seltenen neurologischen Erkrankung gesucht. Dazu wurden verschiedene Polypeptide hergestellt und untersucht. Auf vielen Umwegen, die wir Ihnen hier ersparen wollen, entstand dadurch auch Glatirameracetat, vor allem aber die Entdeckung, dass dieses Proteingemisch einen schützenden Effekt auf die Myelinscheiden der Nerven hat.
Am Datum der Zulassung von Copaxone® kann man ersehen, wie lang und steinig der Weg dorthin war.
Quellen:
- Gebrauchsinformation: Copaxone® 40 mg/ml Injektionslösung (Glatirameracetat). TEVA GmbH (2020). www.gelbe-liste.de.
ich habe eine Frage:
Ich nehme seit einer Woche Copaxone 40 mg (3x die Woche). Seit der 1. Injektion bin ich am nächsten Morgen, also Dienstag, mit Rückenschmerzen im unteren Lendenwirbelbereich aufgewacht. Und das hält sich schon 1 Woche.
Ist es bei jemand anderem auch schon vorgekommen, dass die Rückenschmerzen nicht besser geworden sind? Danke im Voraus.
hast du das auch gelesen, dass 2011 oder 2009 eine oder mehrere mit der Einnahme von Copaxone Brustkrebs bekamen, sie es aber nicht sicher nachweisen konnten, ob es Zufall war oder doch von Copaxone gekommen ist. Es waren 18 Verdachtsfälle im Inland und 45 im Ausland. Von Fallzahlen steht da was in Google. LG Angie
Ich spritze Copaxone seit 2007.
Von Beruf bin ich Intensiv-Krankenschwester.
wie ich lese, bist du Krankenschwester. Eine Frage: Hast du schon davon gehört, dass es einen oder mehrere Fälle gegeben hat, bei denen Frauen unter Copaxone Brustkrebs bekamen, sich aber nicht schlüssig waren, ob es wirklich unter Copaxone war oder zufällig? In der Packungsbeilage steht nichts. Was hälst du davon?