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Was für ein Medikament ist Enbrel? Wie wirkt es? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Wie oft muss ich es spritzen? Antworten auf diese Fragen zum Biologikum Etanercept finden Sie im folgenden Beitrag.

Wirkung

Wie wirkt Etanercept (Enbrel)?

Das Biologikum Enbrel® (Etanercept) wird zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt und gehört zu den sogenannten TNF-α-Antagonisten. Das Medikament hemmt den Entzündungsbotenstoff TNF-α.

Enbrel® bindet an TNF-α und schaltet es aus

Um den Wirkmechanismus von Enbrel® besser zu verstehen, müssen Sie sich folgendes vorstellen:

Der Wirkstoff Etanercept ist ein Fusionsprotein, ein aus tierischen und menschlichen Anteilen bestehendes Eiweiß. Es ahmt die Rezeptoren (Andockstellen) nach, an die TNF-α normalerweise bindet.

Durch diesen Trick bindet der Tumornekrosefaktor α nicht mehr an seine natürlichen, an der Zelloberfläche lokalisierten Rezeptoren an, sondern fälschlicherweise an den Wirkstoff Etanercept. Er wird quasi gefangen und dadurch "ausgeschaltet". Durch die falsche Bindung an das Medikament kann TNF-α seine eigentliche, entzündungsaktivierende Wirkung über die Rezeptoren somit nicht mehr ausüben.

Damit unterscheidet sich Etanercept von anderen TNF-Blockern wie Adalimumab (Humira®), die als gentechnisch hergestellte Antikörper den Tumor-Nekrose-Faktor direkt attackieren. Der Effekt ist aber ähnlich: Der Entzündungsreiz im Körper wird unterdrückt.

Was TNF-α im Körper so macht

Der Tumornekrosefaktor α (TNF-α) gehört zu den sogenannten Zytokinen in unserem Körper. Zytokine sind Entzündungsbotenstoffe und Teil unseres Immunsystems. Sie steuern nicht nur das Zellwachstum und die Zellentwicklung, sondern dienen auch der Zellkommunikation untereinander.

TNF-α hat vielfältige Aufgaben im Bereich der Zellaktivität unserer Körperabwehr. Der Botenstoff wirkt u.a. auf den Fettstoffwechsel und die Blutgerinnung, löst Fieber aus und ist mitbeteiligt am ausgeprägten Gewichtsverlust bei bestimmten Krankheiten (z.B. Kachexie im Rahmen einer Tumorerkrankung).

Bei welchen Erkrankungen wird Enbrel eingesetzt?

Rheuma und Schuppenflechte

Enbrel wird bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen eingesetzt, die durch eine überschießende Abwehrreaktion und starke Entzündungen gekennzeichnet sind. Dazu gehören z.B. rheumatische Erkrankungen oder auch die Schuppenflechte.

Enbrel® ist bei klassischem Rheuma (rheumatoide Arthritis) eine Option, insbesondere dann, wenn andere, erprobtere Medikamente nicht gut genug wirken. Dann oft in Kombination mit Methotrexat, einem anderen Entzündungshemmer. Außerdem wird Enbrel® häufiger zur Behandlung des Morbus Bechterew eingesetzt.

Bezogen auf die Psoriasis und die Psoriasis-Arthritis kann eine lokal erhöhte Konzentration des Tumornekrosefaktors α zu folgenden Entzündungssymptomen führen: Rötung, Überwärmung, Schwellung und Schmerz. Hohe Gesamtmengen an TNF-α im Körper können sogar eine lebensbedrohliche Schocksymptomatik hervorrufen. Es kann u.a. zu einer beschleunigten Atmung, Kaltschweißigkeit sowie einem niedrigen Blutdruck verbunden mit rasendem Puls kommen.

Es braucht ein wenig Geduld

Bei einer regelmäßigen Behandlung mit Etanercept wird erwartet, dass der durch TNF-α provozierte Entzündungsreiz im Körper zukünftig unterdrückt wird und die psoriatischen Beschwerden dadurch gelindert werden.

Etanercept (Enbrel®) wird bei der mittelschweren bis schweren Psoriasis vulgaris eingesetzt. Studien haben gezeigt: Je nach verordneter Dosierungsstärke bemerkt etwa ein Viertel der Behandelten nach etwa sechs bis zehn Wochen eine 75%ige Verbesserung der Hautveränderungen. Das Warten lohnt sich also!

Anwendung

Wie häufig muss ich Enbrel bei Psoriasis spritzen?

Einmal oder zweimal – die Qual der Wahl

Die empfohlene Dosierung von Enbrel® zur Behandlung der Psoriasis vulgaris liegt bei 50 mg Etanercept pro Woche. Der Wirkstoff kann entweder auf zwei Wochendosierungen à 25 mg verteilt werden oder einmal wöchentlich in der 50-mg-Dosierung verabreicht werden.

Abweichend davon kann man bei einer hohen Aktivität der Schuppenflechte oder bei übergewichtigen Menschen anfangs auch mit 50 mg Etanercept zweimal pro Woche starten. Diese höhere Dosierung sollte jedoch einen Zeitraum von zwölf Wochen nicht überschreiten. Danach sollte, falls eine weitere Behandlung nötig ist, auf die empfohlene Arzneimittelmenge von 50 mg pro Woche zurückgegangen werden.

Sollte die Behandlung mit Enbrel® nach zwölf Wochen immer noch keine Wirkung auf Ihre Schuppenflechte haben, wird Ihr Arzt die Therapie sehr wahrscheinlich beenden. Es ist darüber hinaus nämlich nicht mehr mit einem Erfolg zu rechnen.

Es geht unter die Haut

Enbrel® wird als subkutane Injektion unter die Haut gespritzt - ein Procedere, das Sie nach einer ersten Anleitung in der Hautarztpraxis im Verlauf problemlos selber durchführen können. Als Spritzareal eignet sich am besten das Unterhautfettgewebe am Bauch oder im vorderen Bereich der Oberschenkel.

Der Wirkstoff Etanercept kann übrigens völlig unabhängig von Nahrungsmitteln oder Getränken verabreicht werden.

Wann darf Enbrel nicht eingenommen werden?

Die Ausschaltung von TNF-α birgt auch Probleme

Entscheidend für den Erfolg der Biologika in der Behandlung der Schuppenflechte bzw. anderer Autoimmunerkrankungen ist vor allem die immununterdrückende Wirkung der Arzneimittel. Gleichzeitig ist dieser Effekt jedoch auch der begrenzende Faktor bei einer möglichen Verordnung von Enbrel® (Etanercept). Nicht jeder Betroffene ist für diese Therapieform geeignet.

Denn die zielgerichtete Unterdrückung des überschießenden Immunsystems hat auch Auswirkungen auf die Körperabwehr im Kampf gegen Infektionen. Diese können sich unter einer Behandlung mit Enbrel® nun viel leichter ausbreiten. Eigentlich harmlose virale, bakterielle oder pilzbedingte Infektionen können sich rasant zu ernsthaften Erkrankungen entwickeln.

Nicht jeder profitiert von Enbrel®

Folgendes sollten Sie beachten bzw. mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen:

Sollte bei Ihnen bereits eine bestehende (wenn auch vielleicht seit Jahren) schlummernde Infektion wie Tuberkulose oder Hepatitis vorliegen, könnte diese unter dem Medikament reaktiviert werden und Ihnen massive Probleme bereiten! Deshalb ist es auch absolut verboten, Menschen mit einer aktiven Tuberkulose oder einer anderen schweren Infektion mit Etanercept zu behandeln.

Sollten Sie unter einer mäßigen bis schweren Herzinsuffizienz (Herzschwäche) leiden, dürfen Sie Enbrel® ebenfalls nicht nehmen.

Manchmal muss man genau abwägen

Es gibt bestimmte Vor- bzw. Grunderkrankungen, bei denen man das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Therapie mit Etanercept sorgfältig abwägen muss. Sollte man sich schließlich für eine Behandlung mit dem Biologikum entscheiden, so sollten die Betroffenen noch engmaschiger kontrolliert werden als diejenigen ohne die entsprechende Krankheitsgeschichte.

Bei Enbrel® (wie bei anderen TNF-α-Antagonisten auch) gehören folgende Erkrankungen zu den sogenannten relativen Gegenanzeigen: demyelinisierende Erkrankungen wie die Multiple Sklerose, bösartige Tumoren und lymphoproliferative Erkrankungen (gutartige oder bösartige Vermehrung der zu den weißen Blutkörperchen gehörenden Lymphozyten).

Woran Sie noch denken müssen

Vor Therapiebeginn mit Enbrel® gehört zu den erforderlichen Voruntersuchungen bei Frauen auch ein Schwangerschaftstest. Da das Medikament dem Ungeborenen Schaden zufügen kann, sollten Sie als Frau im gebärfähigen Alter während der gesamten Behandlungsdauer und bis zu drei Wochen nach Therapieende geeignete Empfängnisverhütungsmethoden anwenden.

Vom Stillen unter einer Behandlung mit dem TNF-α-Antagonisten wird ebenfalls eher abgeraten. Ggf. sollten Sie sich diesbezüglich nochmal individuell beraten lassen.

Lebendimpfstoffe sind Impfstoffe, bei denen echte, jedoch stark abgeschwächte Krankheitserreger verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise der Grippe-, Masern-, Mumps-, Röteln- und der Tuberkulose(BCG)-Impfstoff. Während einer Therapie mit Etanercept dürfen KEINE Lebendimpfstoffe verabreicht werden.

Unter der Behandlung mit Enbrel® wird empfohlen, sich regelmäßig Hautuntersuchungen (Hautkrebsvorsorge) zu unterziehen. Insbesondere Menschen mit einem erhöhten Hautkrebsrisiko sollten diese Untersuchungen wahrnehmen.

Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Nebenwirkung Darm
Ich spritze seit 2000 Enbrel. Mit Pausen bei Erkältung usw. Kann es durch Enbrel zu einer Entzündung einer Dickdarmschlinge mit perikolischer Flüssigkeit kommen? Habe seit Wochen zunehmend Beschwerden, Schmerzen im Unterbauch ,Übelkeit usw. Ultraschall erfolgte, und die Labourwerte sind unauffällig.
Ein MRT sowie Magen und Darmspiegelung erfolgen kommende Woche.
Antwort
Hallo Katrin,
ein Zusammenhang zwischen Enbrel und solchen Darmproblemen ist uns nicht bekannt. Es gibt allerdings zig mögliche Ursachen für solche Beschwerden im Dickdarm. Aber über die Ursache können wir aus der Ferne nichts sagen, deshalb sollten Sie Ihre Fragen am besten Ihrem behandelnden Arzt stellen.
Wenn die Laborwerte unauffällig waren, ist das schon mal gut. Jetzt am besten einfach MRT abwarten und nicht zu viel Sorgen machen.
Alles Gute vom Navigator-Team
Gewichtzunahme
Hallo,
seit 2 Monaten nehme ich Erelzi als Fertigspritze und bemerke eine ständige Gewichtzunahme. Können es Wassereinlagerungen sein?
Erelzi
Hallo,
seit einigen Wochen nehme ich Erelzi, zuvor Cimzia. Cimzia wirkte recht gut, musste aber wegen massiver Nebenwirkungen abgesetzt werden. Leider geht es mir von Woche zu Woche schlechter. Lagere extrem Wasser ein, und mir tut einfach fast jedes Gelenk weh. Selbst Muskeln schmerzen. Habe vor Jahren schon mal den Wirkstoff bekommen, aber wenig Erfolg. Habe schon so viel durch. Leider immer nur ein kurzer Wirkerfolg – und dann war es das. Lebe nur noch mit sehr starken Schmerzmitteln. Bin echt total verzweifelt!
Erelzi 50 mg Pen
Ich nehme seit 1 Jahr Erelzi 50 mg in Penform. Habe 10 kg zugelegt. In den ersten 3 Monaten waren die Schmerzen einfach weg, und ich war glücklich. Leider wurde die Wirkung immer weniger und heute kann ich sagen, ich habe oft Schmerzen. Ich spritze Freitags und merke im Laufe der folgenden Woche fast keine Wirkung. Ich habe zudem noch Fibromyalgie und kann manchmal den Schmerz nicht richtig zuordnen. Nun habe ich am ganzen Körper großflächigen Ausschlag, der sehr juckt. Mein Hautarzt hat mich jetzt in die Hautklinik nach Hersbruck eingewiesen. Ich bin ab 23.6.23 dort, und hoffe auf Hilfe.
Nebenwirkungen
Hallo, kann das Medikament eine Darmentzündung hervorrufen?
RE: Nebenwirkungen
Hallo Frau Lohmeyer,
generell kann das Medikament in manchen Fällen die Entstehung von Entzündungen, inklusive Darmentzündungen, begünstigen. Dies ist jedoch recht selten. Wenn Sie sich unwohl fühlen, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, um mögliche Nebenwirkungen auszuschließen oder entsprechend zu behandeln.
RE: Nebenwirkungen
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Es ist halt sehr schwierig, da der Rheumatologe sagt, es ist nicht das Medikament und der Internist sagt, es ist das Medikament. Letztendlich kann wahrscheinlich nur eine Darmspiegelung Aufschluss geben. Zumal ich das Medikament seit einem Jahr spritze und seit ca. drei Monaten Darmbeschwerden habe. Ich weiß aber auch von bisherigen anderen Medikamenten wie Leflunomid, dass Nebenwirkungen auch erst spät auftreten können.
Gewicht
Ich lese keine Info über das Gewicht.
Bei der Anwendung der Spritze ist mit Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust zu rechnen. Möchte keine weiteren Kilos zunehmen.
Freue mich auf eine Rückantwort.

Mit freundlichen Grüßen
Benita Grün
RE: Gewicht
Sehr geehrte Frau Grün,

leider ist die Datenlage zu diesem Thema unklar. Laut Fachinformation gibt es keine Hinweise darauf, dass Etanercept Einfluss auf das Gewicht haben könnte.
Es gibt aber durchaus Studien, die zeigen, dass die Behandlung mit TNF-a-Blockern mit einer Zunahme des Körpergewichts bzw. des BMI einhergehen könnte.

Mit besten Grüßen
Dr. Sonia Trowe
Kommentare

Kommentare: Archiv

Polyarthritis
Mittwoch, den 23. Dezember 2015 um 14:31 Uhr, Aysun yildirim
Hallo, ich nehme seit 10 Jahren jede Woche Enbrel 50mg und am Anfang musste ich Cortison, Arava nehmen. Seit einem Jahr nehme ich nur Enbrel jede 2. Woche. Bisher, Gott sei Dank, habe ich keine Nebenwirkung, die Blutwerte sehen immer top aus. Habe aber allerdings Angst, dass es später auftreten kann. Aber leider hilft nur dieses Medikament. Meine beiden Knie werden immer dick und schmerzen später, wenn ich es nicht einnehme.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Haupt-Autorin
Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie / medizinische Fachautorin

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