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Der Stoff Acetylsalicylsäure (ASS) kommt in den Blättern und der Rinde der Silberweide vor. ASS wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Ein Medikament, zwei Effekte

Darüber hinaus hat es blutgerinnungshemmende Eigenschaften, in dem es das Zusammenhaften der Blutplättchen (Thrombozyten) bereits in geringen Dosierungen beeinflusst. Man spricht von Thrombozytenaggregationshemmung. Die Folge ist eine Verlängerung der Blutgerinnungszeit.

ASS kommt bei arteriellen Gefäßerkrankungen zum Einsatz, wie etwa nach überstandenem Herzinfarkt oder bei der arteriellen Verschlusskrankheit.

Einfluss durch die Nahrung

Die Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) kann sich allerdings nicht immer so entfalten, wie sie sollte. Manchmal liegt es nur am Vollkornbrot zum Frühstück.

ASS für Herz und Gefäße

Schützt die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) vor der koronaren Herzkrankheit und dem Herzinfarkt?

Bei Menschen, die bereits eine koronare Herzkrankheit (KHK) haben oder sogar schon einen Herzinfarkt erlitten haben, gilt die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) als etablierte Maßnahme, um vor einem (weiteren) Herzinfarkt zu schützen.

Bei welchen Herzbeschwerden sollte ich ASS einnehmen und warum?

Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) als Herzschutz-Maßnahme ist sinnvoll nach einem Herzinfarkt oder bei Gefäßerkrankungen. ASS fungiert dann als Blutverdünner. Ziel der Behandlung ist es, die Fließeigenschaften des Blutes und die Durchblutung zu verbessern.

ASS als Prophylaxe

Mitunter wird eine ASS-Einnahme auch empfohlen, wenn noch gar nichts Großes vorgefallen ist, das Risiko für einen Herzinfarkt aber als sehr hoch eingeschätzt wird. Das kann zum Beispiel der Fall sein bei nachgewiesener Arteriosklerose und Verengung der Herzgefäße, bei schlecht kontrolliertem Bluthochdruck oder auch bei stark erhöhten Blutfettwerten.

Wie lange muss ich ASS bei Herzproblemen einnehmen?

Bei solchen Vorerkrankungen wird vom Arzt häufig eine Dauerbehandlung mit ASS verschrieben.

Unterschiedliche Dosierungen - je nach Zweck

Während Acetylsalicylsäure (ASS) als Schmerzmittel häufig in der Dosierung von 500 mg verabreicht wird, ist für eine Dauertherapie zum Schutz vor Gefäßereignissen eine deutliche niedrigere Dosierung nötig. Fachgesellschaften empfehlen die tägliche Einnahme von 75 bis 100 mg ASS.

Stimmt es, dass ASS nicht bei allen Menschen das Blut verdünnt?

Ja, es gibt Menschen, die auf eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure (ASS) nicht reagieren. Die Ursache dieser Unempfindlichkeit oder Resistenz ist bislang nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden Erbkomponenten, Einnahmefehler, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, eine erhöhte Aktivität der Blutplättchen und weitere Ursachen.

Test für ASS-Resistenz

Es wurden verschiedene Tests entwickelt, um eine ASS-Resistenz zu untersuchen. Unklar ist bislang allerdings die Zuverlässigkeit solcher Tests, so dass sie in der Praxis bislang kaum angewendet werden. Nicht sicher geklärt ist auch, welches Medikament mit ähnlichen Eigenschaften alternativ gegeben werden sollte. Ein möglicher Kandidat ist Clopidogrel.

Schlechtere Prognose bei ASS-Resistenz

Eine Analyse mehrerer Studien ergab, dass eine ASS-Resistenz bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko eines Herzinfarkts erhöht. Wichtig ist es daher, bei nachgewiesener ASS-Resistenz auf andere Herzschutz-Medikamente auszuweichen.

Der Umkehrschluss gilt übrigens nicht: Ein Herzinfarkt trotz vorbeugender Einnahme von ASS bedeutet nicht automatisch, dass man gegen Acetylsalicylsäure resistent ist.

Sollten auch gesunde Menschen prophylaktisch ASS einnehmen?

Dieses Thema wird tatsächlich immer wieder kontrovers diskutiert, es gibt jedoch bisher keine derartige Empfehlung. Die bisher zu diesem Thema durchgeführten Studien waren vom Aufbau und Design so unterschiedlich, dass sie nur schwer miteinander verglichen werden können.

Der Gedanke hinter der Prophylaxe ist, Menschen mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) schon ohne Auftreten von Beschwerden ASS dauerhaft zu verabreichen, um so schwere Komplikationen bereits im Vorhinein zu verhindern. Der Nutzen ist jedoch nicht abschließend bewiesen und natürlich müssen bei einer solchen Prophylaxe immer auch die Nebenwirkungen bedacht werden - am Ende ist es eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung, welche der beiden Faktoren die größere Gefahr bedeutet.

Kontroverse Diskussionen zu ASS und Aspirin

Verhindert ASS Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei Gesunden?

Viele Menschen, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben oder knapp daran vorbeigerauscht sind, bekommen heute zur Vorbeugung eine geringe tägliche Menge ASS (Acetylsalicylsäure, z.B. Aspirin®) verschrieben, die sie ein Leben lang einnehmen. Diese Maßnahme ist sehr sinnvoll, da sie die Gefahr weiterer, neuer Gerinnsel deutlich senkt.

Nun hört man in Medien von Zeit zu Zeit von der Möglichkeit, dass auch Gesunde oder Menschen mit nur geringen Risikofaktoren vorsorglich ASS einnehmen sollten, um damit ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall per se zu reduzieren.

Warum ist Acetylsalicylsäure (ASS, Asprin) in der Schlaganfall-Vorbeugung umstritten?

Weil es sich in der sogenannten Primärprävention in Studien als wirkungslos erwiesen hat. Primärprävention bedeutet, es gab noch keinen Schlaganfall, man muss aber aufgrund anderer Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, koronare Herzkrankheit) einen befürchten.

Bei Männern hat sich bei solch gefährdeten Menschen durch die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) kein Vorteil ergeben. Bei Frauen hingegen schon. Somit gilt ASS in der Primärprävention nur bei Frauen als Option und dort auch nur als Kann-Option.

Anders sieht es in der sogenannten Sekundärprävention aus. Dann also, wenn es schon einen Schlaganfall gegeben hat. Hier gilt Acetylsalicylsäure als etabliertes Mittel zur Blutverdünnung und Vorbeugung.

Herzschutz mit ASS und Aspirin: Bei gesunden Menschen unsinnig?

ASS dient nur der Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall bei gefährdeten Personen, wie jetzt ein Experte in einem Fachartikel betont. Bei herzgesunden Menschen seien die Nachteile größer als der Nutzen.

ASS für alle

Hintergrund des Artikels ist die fast schon inflationäre Anwendung von Acetylsalicylsäure als Herzschutz-Medikament. Vor allem in den USA wird das Mittel teilweise allen verschrieben, die nicht rechtzeitig auf die Bäume kommen. Und auch in Deutschland nimmt die Verschreibungsquote kontinuierlich zu.

Nur bei relevanter Gefahr für Herz oder Hirn

Zwar ist ASS unbestritten ein effektiver "Blutverdünner". Und bei stark gefährdeten Personen (z.B. nachgewiesene Gefäßverengung in den Herzkranzgefäßen, überstandener Herzinfarkt oder Schlaganfall) kann das Medikament nachweislich die Gefahr eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls senken.

Nebenwirkungen nicht unterschätzen

Trotz recht niedriger Dosierung bleibt die Hauptnebenwirkung der Arzneimittel – die Gefahr von Magenschleimhautschäden bis hin zu Blutungen – ein Problem. Ein Problem, das nur zu rechtfertigen ist, wenn tatsächlich eine größere Gefahr besteht, wie Andreas Waltering vom "DieM-Institut für evidenzbasierte Medizin" in Köln in seinem Artikel betont.

Fazit:

Statt ohne ärztliche Empfehlung ASS vorsorglich zu nehmen, sorgen Sie bitte lieber mit einer gesunden Lebensweise und regelmäßigen Check-Ups beim Arzt vor.

Quellen:

  • Aliment Pharmacol Ther. 2005; 22: 795-801
  • Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (49): 2847-2852
  • Neurology 2011; 76: 740-6

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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