Woran erkennt man einen Meniskusriss? Welche Symptome verursacht ein Meniskusriss? Wie wird er festgestellt und wie behandelt? Wie schnell kann man danach wieder laufen? Wie lange dauert es, bis man wieder Sport treiben kann? Fragen und Antworten dazu finden Sie in diesem Beitrag und Kapitel.
Grundlagen
Was ist ein Meniskusriss und gibt es verschiedene Formen?
Die Menisken – zwei davon gibt es pro Knie, nämlich innen und außen – sind halbmondförmige Scheiben aus Knorpelgewebe mit verschiedenen Funktionen. Sie sorgen unter anderem dafür, dass die am Kniegelenk beteiligten Knochen bei Bewegung nicht verrutschen. Außerdem dienen sie als Puffer bei Stoßeinwirkungen, damit die beiden Gelenkflächen der Ober- und Unterschenkelknochen nicht direkt aufeinandertreffen.
Kniegelenk von der Rückseite
Abb. Kniegelenk: Ansicht von der Rückseite
Kniegelenk von oben Betrachtet
Abb. Kniegelenk: Ansicht von oben
Von harmlos bis schwerwiegend
Bei einem Meniskusriss gibt es zwei verschiedene Auslöser: nach plötzlicher Krafteinwirkung und infolge jahrelanger Verschleißerscheinungen. Dabei können sowohl der Innen- als auch der Außenmeniskus betroffen sein. Außerdem werden verschiedene Formen unterschieden:
- kleiner Riss in der innersten Zone (siehe Bild: Nr. 1)
- mittelgroßer Riss mit Beteiligung der mittleren Zonen (siehe Bild: Nr. 2)
- großer Riss in oder bis zur äußersten Zone (siehe Bild: Nr. 3 und 4)
Äußere Zonen heilen besser als innere
Je nach Schweregrad verursacht ein Meniskusriss leichte bis starke Schmerzen und muss unterschiedlich dringlich behandelt werden. Hintergrund hierfür ist die Blutversorgung der Menisken. Die Blutgefäße wachsen von außen bis nach innen in die Gelenkfläche, das heißt die Menisken sind in den äußeren Zonen deutlich besser durchblutet als in den inneren. Danach richtet sich auch die Art der operativen Behandlung.
Die gut durchbluteten äußeren Zonen heilen besser, deshalb ist hier die Meniskus-Naht häufig das Mittel der Wahl. Das funktioniert in den inneren und schlechter durchbluteten Zonen nicht so gut, daher greift man hier oftmals auf eine Entfernung des verletzten Bereichs zurück, um zu verhindern, dass der Riss größer wird.
Symptome
Welche Symptome verursacht ein Meniskusriss?
Um es gleich vorweg zu sagen: Nicht jede Verletzung oder Schädigung am Meniskus ist ein Riss. Es gibt auch zahlreiche schmerzhafte Reizungen oder Teilschädigungen, bei denen sich der Meniskus durchaus unangenehm zu Wort meldet, ohne gerissen zu sein. Der wirkliche Meniskusriss aber verursacht in der Regel starke Beschwerden. Zumindest dann, wenn er plötzlich, also als Unfall entsteht.
In dem Moment, in dem der Meniskus reißt, kommt es zu einem sehr plötzlichen, sehr starken Schmerz. Danach schwillt das Gelenk in der Regel an. Auch die Beweglichkeit ist oftmals eingeschränkt. Meistens kann das Knie nicht mehr voll durchgestreckt werden. Man kann aber auch nicht mehr richtig in die Hocke gehen.
Reißt der Meniskus infolge jahrelanger Verschleißerscheinungen, treten zwar auch Schmerzen im Knie auf, die Symptomatik kann aber insgesamt milder sein.
Meniskusriss: Wo, warum und wie lange hat man Schmerzen?
Wo genau spürt man den Schmerz beim Meniskusriss?
Bei Rissen durch chronische Verschleißerscheinung ist die genaue Lokalisation der Schmerzen teilweise schwierig. Deutlicher ist das bei akuten Verletzungen, dann sind die Schmerzen je nachdem, ob der Innen- oder Außenmeniskus verletzt ist, auch entsprechend mehr auf der Innen- oder Außenseite des Knies spürbar.
Zusätzlich kann es sein, dass der Schmerz bei Beugung des Knies wandert.Testen kann das der Arzt, indem er das betroffene Knie vorsichtig an- und abwinkelt. Wenn Sie vorsichtig sind, können Sie diesen Test auch selbst durchführen. Wenn die Schmerzen stärker werden, sollten Sie die Bewegungen sofort stoppen.
Was kann beim Meniskus alles Schmerzen verursachen?
Nicht jede Verletzung im Knie ist gleich ein Meniskusriss. Und auch bei Meniskusschäden werden unterschiedliche Formen und Schwergrade unterschieden, von kleinen Einrissen bis hin zum vollständigen Abriss ganzer Teilbereiche. Außerdem können auch viele andere Verletzungen, Reizungen und Verschleißerscheinungen im Kniegelenk zu Schmerzen führen. Was nun genau die Beschwerden verursacht, kann daher erst durch entsprechende Untersuchungen wie Funktionstest und MRT-Aufnahmen festgestellt werden.
Wie lange hat man Schmerzen bei einem Meniskusriss?
Traumatischen Verletzungen werden in der Regel zeitnah im Krankenhaus versorgt, bis zum genauen Operationszeitpunkt erhalten Sie Schmerzmedikamente. Auch in den ersten Tagen nach der operativen Versorgung werden üblicherweise noch Medikamente verordnet, die die Schmerzen reduzieren und bei Bedarf eingenommen werden können.
Zusätzlich hilft es, das betroffene Bein möglichst häufig hochzulagern (über Herzhöhe). Beispielsweise können Sie im Bett ein großes Kissen unter das Bein legen. Dadurch kann das Blut besser abfließen und die schmerzhafte Schwellung im Knie geht schneller zurück.
Kann man mit einem Meniskusriss noch gehen?
In den meisten Fällen ja. Allerdings kann die Belastung des betroffenen Knies zu erheblichen Schmerzen führen, weswegen Betroffene häufig von selbst das Auftreten vermeiden. Bei Meniskusrissen infolge von chronischen Verschleißerscheinungen sind die Beschwerden oftmals milder und weniger einschränkend.
Wird der Meniskus durch eine akute Verletzung hingegen im Gelenkspalt eingeklemmt, kann es tatsächlich zu Bewegungseinschränkungen und Gelenkblockierungen kommen. Typisch ist eine sogenannte Streckhemmung, hier kann das betroffene Bein nicht mehr vollständig ausgestreckt werden.
Diagnostik
Wie kann der Arzt einen Meniskusschaden feststellen?
Allein anhand der berichteten subjektiven Beschwerden und mit der manuellen Untersuchung des Knies lässt sich in der Regel die "Verdachtsdiagnose Meniskusschaden" schon recht sicher stellen. Aus der Entstehungsgeschichte (plötzlich einsetzender Schmerz beim Sport?) kann man außerdem ableiten, ob es sich eher um einen Verschleißschaden oder einen akuten Meniskusriss handelt.
MRT-Aufnahme bei Schmerzen im Knie
Die notwendige diagnostische Sicherheit bietet aber nur der Blick ins Knie. Die Methode der Wahl ist dabei die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspin genannt. Also die sogenannte "Röhre". Mit der MRT-Untersuchung werden etwa 90% aller Meniskusrisse nachgewiesen. Und die entstehenden Schichtbilder geben auch Aufschluss darüber, welcher Art der Riss ist und wo genau er sitzt.
Gelenkspiegelung nicht mehr erste Wahl bei der reinen Diagnostik
Die Alternative zum MRT ist die Gelenkspiegelung (im Fachchinesisch: Arthroskopie). Dabei werden über ein oder zwei kleine Hautschnitte feine Endoskope (Röhrchen mit aufgesetzter Lampe und Kamera, alles im Miniaturformat) in das Kniegelenk eingeführt. Die werfen dann ein vergrößertes Bild des Knie-Inneren auf den Monitor und erlauben eine sehr präzise Einschätzung, wo der Hase im Pfeffer liegt. Und vor allem kann man mit den Endoskopen den Schaden auch gleich beheben, denn darüber lassen sich auch winzige chirurgische Geräte einführen und steuern.
Als primäre diagnostische Maßnahme ist die Gelenkspiegelung heute nicht mehr gebräuchlich, weil die MRT-Untersuchung auch ohne Knie-Eröffnung meistens verlässliche Aussagen zulässt. Nur wenn ohnehin schon feststeht, dass man sowieso operieren muss, kann evtl. gleich mit der Arthroskopie begonnen werden. Oder aber, wenn die MRT-Aufnahmen keine ausreichende Klarheit bringen.
Klar ist aber auch: Zeigen die MRT-Aufnahmen einen Meniskusriss, muss fast immer operiert werden. Und das passiert dann meist via Arthroskopie.
Was bringt eine Gelenkspiegelung bei Meniskusschaden oder Meniskusriss?
Bei der Arthroskopie (von griechisch arthros = Gelenk und skopein = schauen) oder Gelenkspiegelung handelt es sich um eine Untersuchungsmethode, die es ermöglicht, in das Gelenkinnere hineinzuschauen.
Das Besondere dieser Methode ist, dass sie nicht nur zur Diagnostik, sondern auch zur Behandlung genutzt werden kann. Ein Meniskusschaden kann also nicht nur erkannt, sondern während der gleichen Sitzung beseitigt werden. Meist kommt eine Arthroskopie bei dann zum Einsatz, wenn die Voruntersuchungen (z.B. MRT) schon Hinweise auf eine Meniskus-Schädigung ergeben haben.
Wie läuft eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) bei Meniskusriss ab?
Die Arthroskopie im Knie ist für erfahrene Orthopäden ein Routine-Verfahren und dauert meist nicht länger als 30-60 Minuten. Bei dem Eingriff wird über einen kleinen Hautschnitt ein sogenanntes Endoskop in die Gelenkhöhle eingeführt. Dabei handelt es sich um ein dünnes Rohr (Sonde) mit Minikamera und zwei Schläuchen, über welche eine Spülflüssigkeit in das Gelenk eingefüllt und abgesaugt werden kann. Damit der Arzt die Gelenkstrukturen und den Meniskus genau betrachten kann, überträgt die Kamera die Bilder aus dem Inneren des Gelenks auf einen Bildschirm.
Stellt der Arzt während der Untersuchung Schäden am Meniskus oder gar einen Meniskusriss fest, kann er sofort mit der Behandlung beginnen. Zum Beispiel mit einer Teilresektion (Entfernung eines Teils des Meniskus), einer Meniskusnaht oder einer anderen Maßnahme. Dafür werden über zusätzliche Hautschnitte weitere spezielle Instrumente (wie Messer, Schere oder Fräsen) eingeführt.
Der Eingriff wird auch als minimal-invasive Chirurgie (MIC) oder Schüsselloch-Chirurgie bezeichnet. Eine Arthroskopie erfolgt entweder in Vollnarkose oder in Regionalanästhesie.
Welche Gründe sprechen für eine Arthroskopie?
Eine Gelenkspiegelung wird, nicht nur beim Meniskusschaden, vor allem zur Abklärung von Gelenkbeschwerden und zur Untersuchung von Gelenkverletzungen eingesetzt. Mithilfe einer Arthroskopie können aber auch Krankheiten wie z.B. Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Gelenkentzündungen (Rheumatoide Arthritis) festgestellt werden.
Eine Gelenkspiegelung eignet sich vor allem für größere Gelenke wie Knie, Schulter-, Hüfte und Ellenbogengelenk, kann aber auch bei kleineren Gelenken (z.B. Handgelenk und unteres Sprunggelenk) vorgenommen werden.
Zu den häufigsten Gründen für eine Arthroskopie gehören:
- Knorpel- und Knochenschäden
- Risse von Bändern, Sehnen und Muskeln
- Schleimbeutelentzündungen
- freie Gelenkkörper
Der Eingriff gilt als relativ komplikationsarm. Mögliche Risiken sind unter anderem Verletzungen des Gelenkes, der Gefäße und Nerven, Blutergüsse (Hämatome) und Nachblutungen. Außerdem kann es zu einer Infektion der Wunden oder der Gelenkhöhle kommen.
Behandlung
Muss ein Meniskusriss immer operiert werden?
Kurze Antwort: ja, wenn eindeutig festzustellen ist, dass die Beschwerden auf einen Meniskusschaden zurückzuführen sind. Das liegt daran, dass eine konservative Behandlung in der Regel nicht zu einer Beschwerdebesserung führt und ohne adäquate Behandlung das Risiko für Folgeschäden erhöht ist.
Wie eine Meniskusverletzung operativ versorgt wird, hängt von verschiedenen Faktoren und in allererster Linie vom Ausmaß der Verletzung ab. Das Ziel der Behandlung ist hierbei, die Reduktion der Schmerzen und die Wiederherstellung der Beweglichkeit und Funktion des Kniegelenks.
Konservative Behandlung nur in Ausnahmefällen
Kleine Läsionen, gerade bei degenerativen Meniskusschäden, die keine starken Beschwerden und/ oder Funktionseinschränkungen verursachen, können zunächst auch konservativ, also ohne Operation behandelt werden. Dann werden je nach Bedarf Medikamente zur Schmerzlinderung gegeben und begleitend für einige Wochen eine Physiotherapie empfohlen.
Traumatische Meniskusverletzungen werden fast immer operiert
Akute, traumatische und symptomatische Meniskusschäden hingegen werden praktisch immer operativ versorgt, ebenso bei Vorliegen einer Gelenkblockade oder dislozierten Meniskusrissen (also wenn Teile des Meniskus in den Gelenkspalt hinein- oder herausragen).
Hintergrund für diese Vorgehensweise sind zwei Punkte: Zum einen können Betroffene nach einer operativen Versorgung das Knie schneller wieder aktiv belasten und es kommt seltener zu Funktionseinschränkungen. Zum anderen besteht bei dieser Verletzung ein hohes Risiko, dass das betroffene Knie dauerhaft durch die verletzten Strukturen geschädigt wird und sich durch den Meniskusschaden eine Arthrose im Knie entwickelt.
Meniskusoperation: wichtige Fragen zum Ablauf
Wie läuft eine Meniskus-Operation ab?
Die operative Versorgung eines Meniskusrisses erfolgt nahezu immer minimalinvasiv. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie), bei der das Kniegelenk nicht nur von innen untersucht, sondern gleichzeitig auch behandelt wird.
Naht oder Abtragung der gerissenen Anteile
Dafür können unterschiedliche Instrumente verwendet werden. Bei einer Meniskusnaht werden zunächst die Ränder des Risses geglättet, also mögliche Fransen abgetragen. Anschließend wird die betroffene Stelle genäht. Ist nicht davon auszugehen, dass der abgerissene Teil des Meniskus wieder anwachsen kann, wird dieser entfernt. Anschließend werden die Ränder, wie auch bei der Naht, geglättet und eventuelle Fransen entfernt.
Das klingt auf den ersten Blick nach einem großen Eingriff, aber all diese Operationsschritte erfolgen auf einem sehr kleinen Gebiet. Wenn bei Ihnen also beispielsweise von einer Teilresektion (teilweise Entfernung des Meniskus) gesprochen wird, handelt es sich dabei um Meniskusanteile im Größenbereich einiger Millimeter bis maximal weniger Zentimeter.
Warum kann man nicht einfach den gerissenen Meniskus im Knie belassen?
Das geht deshalb nicht, weil die geschädigten und nicht mehr ordentlich fixierten Meniskusteile die Gelenkflächen auf Dauer beschädigen können. Und das tut nicht nur weh, es kann auf lange Sicht zu Kniegelenks-Arthrose führen. Deshalb gehört ein Meniskusschaden zu den Verletzungen, die ab einem gewissen Ausmaß praktisch immer operativ behandelt werden.
Wie schnell muss ein Meniskusriss operiert werden?
Prinzipiell kann ein gerissener Meniskus immer genäht oder entfernt werden, auch wenn die Verletzung schon länger zurückliegt. Allerdings steigt ohne Behandlung mit der Zeit das Risiko für Folgeschäden im Knie, wenn es durch den Meniskusschaden zur Verletzung der Gelenkfläche kommt.
In den meisten Fällen ist eine traumatische Verletzung der Menisken jedoch ohnehin mit starken Schmerzen verbunden, weswegen von Betroffenen in der Regel zeitnah ein Arzt aufgesucht und dann auch die Behandlung besprochen wird.
Künstlicher Ersatz oder ohne OP: weitere Behandlungsmöglichkeiten beim Meniskusriss
Kann man einen Meniskus auch künstlich ersetzen?
Ja, durch eine Transplantation. Ähnlich wie bei anderen Transplantationen ist das aber nur möglich, wenn ein geeignetes Transplantat, in diesem Fall ein Spender-Meniskus zur Verfügung steht. Dafür gibt es eigene Gewebebanken, die aber ähnlich wie bei Herzen oder Nieren Wartelisten haben. Ihr behandelnder Arzt kann Sie bei Bedarf mit weiteren Informationen versorgen.
Das Problem an einer solchen Transplantation ist aber neben der Wartezeit, dass sie nur möglich ist, wenn das Kniegelenk noch komplett frei von Arthrose ist. Also eher bei jungen Menschen.
Kollagengewebe statt Spender-Meniskus
Alternativ wird in einigen Spezialzentren seit kurzem eine noch sehr neue Methode zum Meniskusersatz angeboten: das Collagen Meniskus Implantat (CMI). Dabei wird ein schwammartiges Kollagengerüst (spezielles hochgereinigtes und vorgeformtes Bindegewebe) in das Knie implantiert. Durch Einwandern von körpereigenen Knorpelzellen entsteht daraus ein stabiler, künstlicher Meniskus.
Im Gegensatz zur Transplantation von Spendergewebe kann hier das Knie schon nach etwa zwei Monaten wieder voll belastet werden (Transplantation: 1 Jahr). Allerdings ist die Methode noch so neu, dass sie noch nicht breit angeboten wird und auch Fragen der Kostenerstattung noch offen sind. Sie kommt außerdem nur bei einem Innenmeniskus-Schaden in Betracht. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.
Kann ein Meniskusschaden auch ohne Operation (konservativ) behandelt werden?
In manchen Fällen ja. Das hängt u.a. von der Schwere der Verletzung und den Beschwerden der Betroffenen ab.
Vorgehen laut Leitlinie
In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie wird die konservative, d.h. nicht-operative Behandlung einer Meniskusläsion nur dann empfohlen, wenn sich der Befund lediglich im MRT (Magnetresonanztomogramm) zeigt, aber keine Beschwerden bestehen und der Arzt anhand verschiedener Tests nicht die typischen Anzeichen eines Meniskusschadens erkennt. Darüber hinaus können Betroffene, die zwar Schmerzen, aber keine Blockade (Bewegungseinschränkung) im Knie haben und außerdem bereits deutliche Verschleißspuren am Gelenk aufweisen, laut Leitlinie ebenfalls vom konservativen Vorgehen profitieren.
Verzicht auf OP bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß
Die nicht-operative Behandlung mit alleiniger Physiotherapie kommt also vor allem bei leichteren Verletzungen und bei sogenannten degenerativen Meniskusschäden in Frage, die auf langjährigen schadhaften Veränderungen beruhen. Bei den Betroffenen können die Schmerzen damit oft genauso gut behoben und die Funktion des Kniegelenks ebenfalls wieder ausreichend hergestellt werden. Bei ausbleibendem Therapieerfolg ist danach immernoch eine Operation möglich.
Studie zeigt gleichwertige Ergebnisse
In einer Studie wurden Betroffene mit Meniskusteilrissen ohne Blockaden und Dislozierung untersucht. Sie hatten außerdem nur geringe verschleißbedingte Veränderungen und waren zuvor noch nie am Kniegelenk operiert worden. Ein Teil der insgesamt 321 Probanden wurde operiert, der andere 8 Wochen lang rein physiotherapeutisch behandelt. Danach wurden alle über zwei Jahre beobachtet. Die Ergebnisse waren letztlich vergleichbar.
Die Untersuchung zeigt also, dass ggf. auch Betroffene ohne starke Vorschädigung am Meniskus rein konservativ behandelt werden können. Insgesamt ist die Studienlage allerdings noch recht überschaubar. Weitere Untersuchungen müssen in Zukunft zeigen, ob noch mehr Betroffene von einer konservativen Behandlung profitieren und sich einen operativen Eingriff ersparen könnten.
Feststeht aktuell jedenfalls: Ein akuter traumatischer Meniskusriss muss nach wie vor operiert werden. Auch sogenannte dislozierte Meniskusläsionen, bei denen sich der Knorpel verlagert und das Gelenk blockiert, gehören in die Hand des Unfallchirurgen.
Was passiert, wenn ein gerissener Meniskus nicht behandelt wird?
Im schlimmsten Fall kann es zu Funktionseinschränkungen und dauerhaften Schmerzen im Kniegelenk kommen und mit der Zeit kann sich bei nicht korrekt behandelten Meniskusschäden eine Knie-Arthrose entwickeln. Aus diesem Grund sollten Sie Schmerzen im Knie, vor allem wenn sie plötzlich und nach einem Unfallereignis aufgetreten sind, immer zeitnah von einem Arzt abklären lassen.
Die Langzeitergebnisse von Meniskusoperationen sind sehr gut und in den allermeisten Fällen sind nach einer kurzen Einheilungsphase auch wieder alle sportlichen Aktivitäten möglich.
Nach der OP
Wie verhalte ich mich nach einer Meniskusoperation?
Eine Meniskusoperation kann stationär durchgeführt werden, in den meisten Fällen erfolgt sie aber ambulant, das heißt Sie können nach der Operation im Tagesverlauf wieder nach Hause gehen. Bis Sie das Bein zumindest teilweise wieder belasten können, bekommen Sie Medikamente (entweder als Spritze oder als Tablette), die das Thromboserisiko senken.
Trainingsprogramm ab dem ersten Tag
Zusätzlich sollten Sie das operierte Bein möglichst häufig hochlagern, das reduziert die Schwellung. Zeitgleich startet ab dem ersten Tag nach der Operation in der Regel das physiotherapeutische Trainingsprogramm:
- In den ersten ein bis zwei Wochen dürfen Sie das betroffene Bein schon wieder voll bewegen, allerdings ohne Belastung. Das heißt, Sie können verschiedene Übungen in der Waagerechten machen, ohne dabei auf dem operierten Bein zu stehen.
- Ab der dritten Woche dürfen Sie das Knie in der Regel schon teilweise belasten. Das bedeutet, Sie dürfen beispielsweise mit 20 kg Ihres Körpergewichts auf dem betroffenen Bein stehen – wie das genau geht, übt der Physiotherapeut mit Ihnen.
- Wenn die Steigerung der Belastung gut funktioniert, darf in der Regel ab der zwölften Woche langsam wieder mit sportlichem Training begonnen werden.
Wie lange bin ich nach einer Meniskusoperation krankgeschrieben?
Das hängt vom Ausmaß der Verletzung und Ihrem Beruf ab. Der Krankenhausaufenthalt ist bei einer Meniskusoperation in der Regel nur kurz, in den meisten Fällen können Sie sogar am Tag der Operation noch nach Hause gehen. Allerdings darf das Bein dann für ein bis zwei Wochen gar nicht belastet werden und im Anschluss daran auch nur teilweise, also beispielsweise mit Krücken.
Schwere körperliche Tätigkeiten sind deshalb erst nach einigen Monaten wieder möglich, sitzende Tätigkeiten hingegen schon früher. Auch hier ist es aber wichtig, dass Sie darauf achten, das betroffene Bein häufiger mal hochzulegen.
Was passiert, wenn man nach Meniskus-OP zu früh belastet?
Wenn Sie das Bein vorzeitig belasten, kann dies den Heilungsprozess negativ beeinflussen. Es besteht die Gefahr, dass der Meniskus im Bereich der Verletzung erneut einreißt und die Beschwerden wieder zunehmen. Als weitere Komplikation kann eine Blutung des operierten Knies auftreten, die schlimmstenfalls mittels einer OP behandelt werden muss.
Leben ohne Meniskus
Kann man ohne Meniskus laufen?
Ja. Gehen ist durchaus auch ohne Meniskus möglich. Allerdings treten auf Dauer Abnutzungserscheinungen des Kniegelenks auf, die zur Arthrose und folglich zu Knieschmerzen führen können.
Welche Sportarten sind nach Meniskusentfernung zu empfehlen?
Versuchen Sie Aktivitäten zu vermeiden, bei denen das Knie mit dem vollen Körpergewicht belasten wird oder gesprungen bzw. gerannt werden muss; hierzu zählen z. B. Joggen oder Fußballspielen. Wählen Sie stattdessen lieber „sanfte“ Sportarten wie etwa Schwimmen, Radfahren, Yoga oder Walking.
Quellen:
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), verfügbar unter: https://gelenkzentrum-rheinmain.de/app/uploads/2017/08/Allgemeine-Leitlinie-Meniskus.pdf
- Nachbehandlunsgsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), verfügbar unter: https://dgou.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Qualitaet_und_Sicherheit/2019_Nachbehandlungsempfehlungen.pdf
- van de Graaf VA, Noorduyn JCA, Willigenburg NW, Butter IK, de Gast A, Mol BW, Saris DBF, Twisk JWR, Poolman RW; ESCAPE Research Group. Effect of Early Surgery vs Physical Therapy on Knee Function Among Patients With Nonobstructive Meniscal Tears: The ESCAPE Randomized Clinical Trial. JAMA. 2018; 320: 1328-1337. doi:10.1001/jama.2018.13308.
das können wir nicht beantworten. Das muss der Orthopäde oder die Orthopädin vor Ort aber wissen.
Viele Grüße vom Navigator-Team
MRT-Termin 06.01.2024. Nachdem ich mich als Privatpatient geoutet habe, MRT Termin 27.11.2023! Befund: Tiefer Radiärriss im freien Rand bis in die Meniskusbasis. Suche nach einem Termin beim Orthopäden im Umkreis von 50 km beginnt. Frühester Termin 23.01.2024. Was soll ich machen?
Wo wohnen Sie denn?
das hören wir immer wieder. Das ist in unseren Augen ein Skandal, dass man trotz immenser Krankenkassenbeiträge so lange auf eine wichtige Untersuchung warten muss.