Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Das EKG (Elektrokardiogramm) kann bei einem Herzinfarkt eine Vielzahl an Veränderungen zeigen. Unter Umständen wandelt es sich kaum oder gar nicht. Bei schweren Infarkten können aber auch ausgeprägte ST-Streckenhebungen sichtbar sein, bei denen ein Teil der Herzkurve im Vergleich zum Normalfall deutlich nach oben verschoben ist.
Mediziner unterscheiden bei Infarkten den sogenannten STEMI (ST-Streckenhebungsinfarkt, kurz auch Hebungsinfarkt) vom NSTEMI (Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt), wobei die Abkürzungen für ST-segment elevation myocardial infarction beziehungsweise non ST-segment elevation myocardial infarction stehen.
Deutlich sichtbar: ST-Streckenhebungsinfarkt STEMI
Ob es bei einem Verschluss der Herzkranzgefäße zu einem NSTEMI oder STEMI kommt, hängt unter anderem davon ab, wie schwer eine oder mehrere Adern verlegt sind. Wenn eine Herzkranzarterie vollständig blockiert ist, fließt keinerlei Blut mehr hindurch. Der von diesem Gefäß versorgte Teil des Muskels leidet und stirbt unter Umständen ab. Im EKG wird dies in der akuten Phase sichtbar, indem ein Teil der Linie einige Millimeter höher als sonst verläuft. Die sogenannten Hebungen treten in der akuten Phase auf und verändern sich mit der Zeit noch einmal.
ST-Streckenhebungen im EKG können aber auch durch andere Erkrankungen wie ein Herzwandaneurysma (Aussackung der Herzwand , die als Folge von Infarkten entstehen kann), einer Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) oder einer sogenannten Prinzmetal-Angina (Krämpfe der Herzkranzgefäße) ausgelöst werden.
Unspezifische Veränderungen beim NSTEMI
Ein NTEMI hingegen kann im EKG eine Vielzahl an Veränderungen zeigen. In einigen Fällen sieht der Arzt ein völlig normales Bild, in anderen verläuft die Kurve etwas unspezifisch oberhalb oder unterhalb der Basislinie. Auch auffällige EKG-Abweichungen sind bei einem NSTEMI möglich, wie zum Beispiel eine nach unten statt oben gerichtete sogenannte T-Welle.
Wichtig ist, dass ein EKG einen Infarkt nicht immer sofort aufdeckt, sondern dass Schwankungen der Kurve gegebenenfalls erst mit der Zeit auftreten. Daher schreiben Mediziner bei Verdacht auf einen Herzinfarkt mit deutlichem Zeitabstand von mehreren bis zu 24 Stunden fast immer ein zweites EKG.
Interpretation der Kurve erfordert Erfahrung
Die Deutung des Linienverlaufs im EKG ist sehr komplex. Zudem spielen natürlich Beschwerdebild, Dauer der Symptome, Grundkrankheiten und vieles mehr bei der Interpretation eine Rolle. Vertrauen Sie der Aussage des Arztes bei der Beurteilung Ihres EKGs.
Quellen:
- Voigtländer T. Herzinfarkt - Ursachen kennen und vorbeugen. www.herzstiftung.de.
- Delius W. Was ist ein Herzinfarkt? Herausgeber: Berufsverband Deutscher Internisten e.V. www.internisten-im-netz.de.