Ein paar Fakten vorneweg:
Es besteht kein Zweifel daran, dass bei dauerhaft sehr hohen Cholesterinwerten (jenseits der 250 mg/dl) Gefahr im Verzug ist. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt bei solchen Werten erheblich. Ebenso unstrittig ist, dass mit modernen Cholesterinsenkern die Blutfettwerte deutlich verbessert werden und dass diese Medikamente das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, signifikant senken.
Aber Fakt ist auch, dass mit diesen Medikamenten sehr viel Geld verdient wird. Und somit stellt sich die Frage, wann exakt eine Einnahme sinnvoll ist – und wann sie möglicherweise nur die Geldbeutel Anderer füllt.
In den letzten Jahrzehnten wurden die Normwerte für Cholesterin immer weiter heruntergesetzt. Die Folge: Ein Cholesterinwert, der vor 40 Jahren noch als unbedenklich galt, ist nach heutigen Maßstäben deutlich zu hoch – und muss gemäß den aktuellen ärztlichen Leitlinien mit Medikamenten behandelt werden. Dieses Heruntersetzen der Cholesterin-Grenzwerte hat der Pharmaindustrie weltweit Milliardenumsätze beschert.
Fast alle namhaften Experten vertreten die Ansicht, dass die niedrigeren Grenzwerte berechtigt sind und die Behandlung mit Statinen Leben rettet. Auch die aktuellen ärztlichen Leitlinien betonen das. Dazu aber äußert sich der renommierte, von Ärzten publizierte (Arzneimittelbrief):
„…Die Zielvorgabe „as low as possible“ scheint aber nicht nur für das LDL-Cholesterin, sondern auch für das Evidenzniveau der Leitlinie zu gelten, denn diese ist in vielen formalen Punkten kritikwürdig, sodass sie nach unserer Einschätzung allenfalls als interessengeleitetes Positionspapier einer industrienahen Fachgesellschaft bezeichnet werden kann….“
Denn unrühmliche Tatsache ist auch, dass viele meinungsführende Professoren als Nebeneinkünfte satte Honorare direkt von Pharmafirmen beziehen, wenn sie die Vorteile neuer Medikamente auf Kongressen oder in Veröffentlichungen darstellen. Ketzerisch könnte man fragen: Warum werden diese Honorare bezahlt, wenn die Daten so eindeutig sind?
Und genau diese Verquickung finanzieller Interessen mit medizinischem Fortschritt macht die Beurteilung so schwierig.
Wie denken Sie darüber?