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Im Internet kursieren verschiedene Selbsttests, um zu prüfen, ob man möglicherweise an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet. Eine sichere Diagnose der Störung ist mit diesen Tests aber nicht möglich und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen.

Psychiatrische Diagnosen – eine echte Herausforderung

Die Diagnose einer psychiatrischen Erkrankung ist alles andere als einfach zu stellen. Es ist sehr aufwendig und erfordert viel Erfahrung, die einzelnen Symptome zu erheben, voneinander abzugrenzen und richtig einzuordnen. Oft ist das in einem einzelnen Gespräch gar nicht möglich. Schließlich geht es darum, nicht nur die aktuellen Probleme zu erfassen, sondern auch, wann sie begonnen und wie sie sich entwickelt haben.

Eine seelische Krankheit fällt in der Regel nicht einfach vom Himmel, sondern bahnt sich nach und nach an. Oft wird eine Diagnose erst spät gestellt, weil die Anzeichen lange Zeit undeutlich waren und nicht richtig eingeordnet werden konnten. Es gibt auch Erkrankungen, die überhaupt erst eine Weile bestehen müssen, um als solche definiert werden zu können.

Und schließlich gehört zu einer gründlichen psychiatrischen Untersuchung auch ein Gespräch mit Angehörigen oder Freunden, die dem Betroffenen nahestehen. Womöglich haben sie Veränderungen wahrgenommen, die dem Betroffenen selbst gar nicht aufgefallen sind. Daher ist es sehr wichtig, auch diese Außenperspektive einzubeziehen.

Schwer fassbar: Störungen der Persönlichkeit

Aus all dem wird ersichtlich, dass es wohl kaum einen Test geben kann, der der Komplexität der Diagnosestellung annähernd gerecht werden könnte. Bei Persönlichkeitsstörungen ist die Sache noch etwas heikler. Denn hier ist die Grenze von noch "normalem", akzeptablem Verhalten hin zu einer krankhaften Ausprägung der Persönlichkeit fließend und schwer zu fassen.

Es gibt zwar bestimmte Diagnosekriterien, die aber in sich zum Teil nicht sehr klar sind. Ob jemand keine genauen inneren Ziele hat oder schlecht vorausplanen kann, was beispielsweise zur Diagnose von Borderline dazugehört, muss der Therapeut erst einmal herausbekommen. Solche Fragen beantworten sich nicht so leicht wie etwa die Frage nach konkreten Schmerzen an einer bestimmten Stelle.

Warum sollte ich lieber gleich zum Arzt gehen?

Online-Tests sind mit größter Vorsicht zu genießen. Ihre Qualität ist ohnehin schwer überprüfbar. Die im Internet verfügbaren Tests sind sehr unterschiedlich und geben allenfalls eine gewisse Richtung vor. Viele der zu beantwortenden Fragen könnten aber auch bei anderen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen oder in schwierigen Lebenssituationen so beantwortet werden, wie ein "Borderliner" sie beantworten würde.

Auf kurze Online-Tests allein sollte sich also niemand verlassen. Wem es psychisch und emotional schlecht geht und wer große Probleme in Schule, Ausbildung, Job oder in seinen Beziehungen hat, muss sich nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Gehen Sie zu einem Arzt Ihres Vertrauens und lassen Sie sich gegebenenfalls von einem Facharzt genauer untersuchen. Nur er kann die Diagnose korrekt stellen und folgt dabei den Leitlinien, die die entsprechenden Kriterien festlegen. Außerdem gewinnt er im direkten Kontakt einen Eindruck von Ihrem Auftreten und Ihrer Verfassung. Kein Test der Welt kann das Gespräch zwischen dem Ratsuchenden und seinem Therapeuten ersetzen.

Quellen:

  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-033_S1_Persoenlichkeitsstoerungen__F60__F61__11-2006_11-2011_01.pdf
  • Memorix Psychiatrie und Psychotherapie; Laux, Gerd; Möller, Hans-Jürgen: Georg Thieme Verlag 2008

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