Autorin des Artikels
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin
Die Datenlage ist mittlerweile ziemlich eindeutig. In einer wissenschaftlichen Arbeit von 2014 wurden mehr als 70 Studien zum Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf den Bluthochdruck ausgewertet (Miller et al. 2014). Bei der Analyse kam heraus, dass beide Blutdruckwerte – der obere sowie der untere – bei regelmäßiger Omega-3-Zufuhr signifikant sanken. Diese Wirkung wurde aber nur bei einer Dosis von mindestens 2 g EPA/DHA täglich erreicht.
Aber wie kommt es dazu?
Blutgefäße werden elastischer
Omega-3-Fettsäuren sorgen dafür, dass die Gefäße elastischer werden und sich weiter stellen (Engler & Engler 2000). Ein Forscherteam der University of Pennsylvania testete das direkt (Hoshi et al. 2013). Dabei zeigte sich, dass vor allem die Omega-3-Fettsäure DHA die Fähigkeit hat, sich an Rezeptoren in den Muskelzellen der Gefäßwand zu heften und dadurch bestimmte Kaliumkanäle zu öffnen. Letztlich kommt es über einen komplexen Mechanismus dazu, dass die Muskelzellen sich entspannen. Die Folge: Die Gefäße erweitern sich, der Blutdruck sinkt.
Die sogenannte CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development in Young Adults Study) zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit für hohen Blutdruck geringer ist, wenn recht große Mengen der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aufgenommen werden (Xun et al. 2011).
Fazit: Reichlich Fisch essen oder nachhelfen
Aus der Miller-Studie folgt: Rein aus Pflanzenölen lassen sich möglicherweise nicht genügend der wichtigen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA gewinnen, um Einfluss auf den Blutdruck zu nehmen. Mit Fisch gelingt das schon eher, aber dafür müssen Sie wirklich regelmäßig Fisch essen. Deswegen empfehlen einige Experten, ergänzend Fisch- oder Algenöle bzw. Omega-3-Kapseln in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen.
Quellen:
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Schlaganfallgesellschaft
- Lipsitz et al.: Reexamining the Effect of Antihypertensive Medications On Falls in Old Age. Hypertension 2015; 66: 183-189.
- The SPRINT Research Group. A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2015;373(22):2103-16.
- Mancia G et al. 2013 ESH/ESC Guidelines for the management of arterial hypertension: the Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). J Hypertens 31:1281-357.
- Cushman WC et al. Effects of intensive blood-pressure control in type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med 2010;362:1575-85.
- SPRINT Trial Finds Lowering BP Target May Lower Rate of CV Events, All-Cause Mortality. Veröffentlichung des American College of Cardiology vom 09.11.2015. (www.acc.org; Zugriff am 09.09.2016)
- Positionierung zur SPRINT-Studie: Hochdruckliga empfiehlt Senkung der Zielwerte für Risikopatienten. Stellungnahme der Deutschen Hochdruckliga vom 11.05.2016. (www.hochdruckliga.de; Zugriff am 09.09.2016)
- GBD 2015 Risk Factors Collaborators. Global, regional and national comparative risk assessment of 79 behavioural, environmental and occupational, and metabolic risks or clusters of risks in 195 countries, 1990-2015: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015. Lancet 2016;388:1659-724.
- Ettehad D et al. Blood pressure lowering for prevention of cardiovascular disease and death: a systematic review and meta-analysis. The Lancet 23. Dezember 2015. Doi: 10.1016/S0140-6736(15)01225-8.