Nein, im Gegenteil. Heute werden rund 90% aller Bandscheibenvorfälle ohne eine Operation behandelt. Das chirurgische Eingreifen ist nur dann notwendig, wenn bestimmte Nerven so stark geschädigt wurden, dass ernste Gefahr droht (zum Beispiel beim Kauda-Syndrom oder der Reithosenanästhesie).
Ansonsten steht die physikalische Entlastung der Wirbelsäule im Vordergrund. Das bedeutet zu Beginn ggf. Bettruhe in einem Spezialbett, in der die Wirbelsäule in einer bestimmten Position gestützt wird. Nach einigen Tagen genügen dann meist Spezialmanschetten und das strenge Vermeiden bestimmter Bewegungen. Man muss also nicht mehr wie früher wochenlang im Bett liegen. Meistens jedenfalls nicht.
Krankengymnastik wichtiger Therapie-Baustein
Wichtig ist auch eine begleitende Krankengymnastik. Denn um eine Wiederholung zu verhindern, muss die Rückenmuskulatur gestärkt werden. Und gerade zu Beginn ist natürlich auch eine adäquate Schmerztherapie notwendig.
Was dann letztlich exakt therapeutisch getan wird, ist von der Lokalisation des Bandscheibenvorfalls abhängig und auch davon, wie stark die Bandscheibe auf die benachbarten Nerven drückt.
Bandscheibenvorfall: Meist geht es ohne Operation
Bei einem Bandscheibenvorfall ist eine Operation in den meisten Fällen nicht notwendig. Im Gegenteil: Von einigen Ausnahmesituationen abgesehen kann sie eher schaden als nützen. Darauf haben jetzt auf einer Fachtagung einmal mehr verschiedene Experten aufmerksam gemacht.
Solche Ausnahmen liegen zum Beispiel dann vor, wenn es zu neurologisch messbaren Nervenschäden gekommen ist oder die Betroffene unter anhaltenden Taubheitsgefühlen oder Problemen beim Wasserlassen leiden, wie Dr. Martin Marianowicz betont. Das ist es dann aber auch schon.
Ansonsten besteht eher die Gefahr, dass ein chirurgischer Eingriff das Problem verschlimmert. Zum Beispiel, in dem vernarbtes Gewebe nach der Operation erneut auf die Nerven drückt.
So rasch wie möglich wieder bewegen
Aber selbst, wenn dem nicht so wäre: Ein Bandscheibenvorfall heilt in der überwiegenden Zahl der Fälle ohnehin von selbst aus, wie Dr. Nils Graf Stenbock-Fermor berichtet. Eine begleitende medikamentöse Schmerzbehandlung ist dabei durchaus empfehlenswert, um nicht aus unbewusster Angst vor Schmerzen eine zu starke Schonhaltung einzunehmen. Denn Bewegung ist das A und O. Auch wenn es für den Einen oder Anderen merkwürdig klingt: Um so schneller man sich nach einem Bandscheibenvorfall wieder bewegt, um so besser der Heilungserfolg. Spaziergänge sind zum Beispiel bestens geeignet, die Genesung zu fördern, so Stenbock-Fermor. Auch ein gezielter Aufbau der Rückenmuskulatur mit Geräten sei sehr hilfreich.
Quellen:
- Neurologen und Psychiater im Netz