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Alpträume kennt jeder von uns. In der Kindheit tauchen sie erstmals auf und danach bleiben sie mal häufiger, mal seltener Begleiter unseres Schlafens. In diesem Beitrag beantworten Ärzte die häufigsten Fragen zu Alpträumen, insbesondere bei Kindern.

Ursachen

Was sind Alpträume?

Alpträume kennt praktisch jeder und fast alle Kinder haben sie ab und zu. Es handelt sich um furchterregende Träume, die von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde dauern können.

Sie führen für gewöhnlich zum Aufwachen aus dem sogenannten REM-Schlaf, meistens in der zweiten Nachthälfte. Im Unterschied zum sogenannten Nachtschreck (Pavor nocturnus) ist das Kind beim Aufwachen rasch wieder räumlich und zeitlich orientiert und kann sich lebhaft und detailliert an das Geträumte erinnern.

Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen, in denen sie besonders anfällig für nächtliche Ängste sind. Meistens verschwindet die Alpträumerei von selbst wieder. Gelegentliche Traumattacken sind kein Grund zur Beunruhigung. Treten sie aber regelmäßig, z.B. mehrmals wöchentlich auf und bereiten sie Ihrem Kind Schlafmangel bzw. echtes Leid, sollten Sie ärztliche Hilfe gegen die Schlafstörung suchen.

Auftreten und Häufigkeit

In welchem Alter treten Alpträume auf?

Man geht davon aus, dass Alpträume ab einem Alter von 2 Jahren auftreten. Im Alter von 3-6 Jahren sind die Kinder besonders empfänglich dafür und auch im Grundschulalter (6-10 Jahre) können sich die unschönen Träume als regelrechte Plagegeister erweisen, die etwa die Hälfte des Nachwuchses zumindest sporadisch heimsuchen.

Danach treiben die Alpträume normalerweise immer seltener ihr Unwesen. Während sich 70-90% aller jungen Erwachsenen an das Ungemach in der Kindheit erinnern, sind weniger als 8% der Erwachsenen selbst von Schlafstörungen mit Alpträumen betroffen.

Im Gegensatz zur geschlechtlichen Gleichverteilung bei Kindern unter 10 Jahren werden im fortgeschrittenen Alter mehr Frauen als Männer von den nächtlichen Plagegeistern heimgesucht – weshalb, ist bis heute ungeklärt.

Wie kommt es zu Alpträumen?

Wie Alpträume genau entstehen, ist noch weitgehend ungeklärt. Im Unterschied zu nächtlichen Angstattacken (Pavor nocturnus) und anderen Schlafstörungen ist aber bei Alpträumen normalerweise ein Zusammenhang mit vorangegangenen akuten oder chronischen Belastungssituationen erkennbar.

Dazu zählen u.a.:

  • Änderung der Schlafumgebung
  • intensive oder beängstigende Tagesereignisse
  • Konfliktsituationen
  • Schulstress, Leistungsdruck, Überforderung
  • übermäßiger und nicht kindgerechter Fernsehkonsum
  • aufwühlender Medienkonsum vor dem Einschlafen
  • Übermüdung
  • (hohes) Fieber
  • seelische und körperliche Erkrankungen
  • alptraumauslösende Medikamente

Zudem begünstigen bestimmte kindliche Entwicklungsphasen das Auftreten von Alpträumen.

Bei Erwachsenen sind es häufig auch Medikamente, die zu Alpträumen führen.

Selbsthilfe

Was soll ich tun, wenn mein Kind Alpträume hat?

Alpträume sind normalerweise kein Grund zur Besorgnis und hinterlassen bei Kindern keine bleibenden seelischen Störungen. Verhalten Sie sich Ihrem Kind gegenüber liebe- und verständnisvoll, wenn es aus dem Schlaf aufschreckt und bei Ihnen tröstenden Schutz und Zuwendung sucht.

Nehmen Sie Ihren Schatz in die Arme, helfen Sie ihm, schnell wieder einzuschlafen und dramatisieren Sie am Folgetag das Ereignis nicht. Versuchen Sie dagegen, den Anlass bzw. mögliche Hintergründe für die Traumattacken zu erfahren, indem Sie in ruhiger und entspannter Atmosphäre mit Ihrem Kind darüber sprechen. Am besten ist es, wenn Ihr Sprössling von sich aus damit anfängt, ohne dass Sie unangenehm nachbohren müssen. Achten Sie auf entsprechende Bemerkungen und nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür. Im Zweifelsfall sollten Sie das Gespräch unbedingt anstoßen, bevor die Träume zum Problem werden und sich aus der Schlafstörung ein Teufelskreis entwickelt.

Ist Ihr Nachwuchs noch zu klein, um Traum und Wirklichkeit voneinander unterscheiden können, sollten Sie ihm – tagsüber – in einfachen Worten erklären, was es mit dem Träumen auf sich hat und das die schrecklichen Ereignisse keine Realität sind.

Tipps gegen Alpträume bei Kindern

Welche weiteren Tipps gibt es zum Umgang mit Alpträumen bei Kindern?
  • Lassen Sie Ihr Kind spüren, dass Sie seine Ängste ernst nehmen und zeigen Sie unbedingt Verständnis dafür (denken Sie daran, wie unangenehm es auch für Sie selbst ist, einen Alptraum zu haben)!
  • Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie es während der Nacht mit einem Alptraum umgehen und danach möglichst rasch wieder einschlafen kann.
  • Lassen Sie Ihr Kind die beängstigenden Träume und Figuren malen. Dann kann es sich – ggf. mit Ihrer Hilfe – einen neuen, guten Ausgang für das Traumerlebnis überlegen und eine “Gegenwehr” aufmalen.
  • Sie können mit Ihrem Kind auch ein beruhigendes Schutzgebet oder einen “Mutspruch” einüben, mit dessen Aufsagen abends oder bereits tagsüber es Kraft gegen böse Traumfantasien entwickeln kann.
  • Auch ein Kuscheltier, ein Schutzengel in Form einer Figur oder eines Bildes sowie die geliebte Schmusedecke können eine Beschützerfunktion übernehmen.

Wenn alle Maßnahmen nichts fruchten und die Alpträume Ihr Kind nachhaltig belasten, sollten Sie fachliche Hilfe in Anspruch nehmen und sich an Ihren Kinderarzt wenden.

Wie kann ich Alpträumen bei meinem Kind vorbeugen?

Wichtig für ein gesundes Schlafverhalten ist vor allem ein geregelter Tagesablauf mit ausreichender körperlicher und geistiger Aktivität, frischer Luft und festen, möglichst gemeinsamen Essenszeiten, bei denen dann auch schöne und belastende Tageserlebnisse besprochen werden können.

Desweiteren helfen folgende Maßnahmen gegen Alpträume:

  • feste Schlafzeiten
  • verlässlicher Abendrhythmus und feste Schlafrituale nach dem Zähneputzen
  • Vorlesen einer beruhigenden Gute-Nacht-Geschichte
  • Kuscheltier oder -decke als “treuer und beschützender Begleiter”
  • Auslöser wie Monsterfilme und anderen nicht kindgerechten Medienkonsum vermeiden
  • kein Fernsehen und keine Computerspiele in der letzten Stunde vor dem Einschlafen

Nachtschreck

Kind wacht nachts verschreckt auf – was ist das?

Nächtliche Angstattacken zählen für Eltern zu den beunruhigendsten Schlafstörungen. Der Nachtschreck, auch Angstschreck oder fachsprachlich Pavor nocturnus genannt, gehört zu den häufigsten Aufwachstörungen bei Kindern, vor allem im Alter von 2-6 Jahren.

Typischerweise tritt er in den ersten 2-3 Stunden nach dem Einschlafen auf. Glücklicherweise ist dieses spukhaft erscheinende Phänomen völlig harmlos, hat nichts mit Albträumen zu tun und hinterlässt bei Ihrem Kind weder körperliche noch seelische Schäden. Ihr Sprössling hat im Unterschied zu Ihnen sogar den Vorteil, sich am nächsten Morgen an nichts erinnern zu können.

Keine gefährliche Krankheit oder psychische Störung dahinter

Selbst wenn Ihr Kind von einer solchen Angstattacke mehrmals in der Woche heimgesucht wird, ist in der Regel kein gravierendes Krankheitsgeschehen dahinter zu befürchten. Bei Schulkindern stehen allerdings in seltenen Fällen seelische Konflikte im Zusammenhang mit diesem Phänomen. Wenden Sie sich deshalb zur Abklärung möglicher Ursachen an den Kinderarzt, wenn die nächtlichen Angstattacken im 6. oder 7. Lebensjahr noch auftreten.

Ansonsten gilt: Unheimlich, aber harmlos.

Fragen zum Umgang mit einem Nachtschreck

Was ist ein Nachtschreck und wie unterscheidet er sich vom Alptraum?

Eine nächtliche Angstattacke in Form des Nachtschrecks wirkt auf den außenstehenden Betrachter mitunter recht furchteinflößend. Sie beginnt mit einem markerschütternden Schrei des Kindes. Wenn die alarmierten Eltern hinzueilen, finden sie ihr Kind meist so vor: sitzend im Bett, weinend, zutiefst erschreckt und verängstigt, heftig atmend, mit rasendem Puls, eventuell schwitzend, mit leerem Blick unverständliche Worte stammelnd.

Nicht verängstigt sein, wenn Ihr Kind um sich schlägt

Es kann sein, dass sich das Kind gegen Beruhigungsversuche der Eltern wehrt, um sich schlägt und tritt und den Eindruck vermittelt, vor irgendetwas fliehen zu wollen. Angesichts des dramatischen Erscheinungsbildes ist der elterliche Wunsch, das Kind beruhigen zu wollen, zwar verständlich, aber dennoch weder sehr sinnvoll noch nötig. Denn das Kind ist – im Gegensatz zum Erwachen nach einem Alptraum – nicht wach und lässt sich auch nur schwer erwecken.

Es gibt also fast nichts Sinnvolles zu tun, außer in Ruhe abzuwarten, auch wenn das herzlos erscheinen mag. Sie können Ihrem schreckgeplagten Kind allenfalls dadurch helfen, dass Sie eine drohende Selbstverletzung vermeiden, falls es zu panikartigen (Abwehr-) Bewegungen Ihres Sprösslings kommt. Entfernen Sie deshalb spitze und gefährliche Gegenstände aus der Reichweite Ihres Kindes und staffieren Sie das Kinderbett mit ein paar Kissen aus, bis die Angstattacke vorüber ist.

Nach einigen Minuten (die sich manchmal bis auf eine halbe Stunde ausweiten können) ist der Spuk dann endlich vorbei, der Schreck weicht aus dem Gesicht des Kindes und es schläft rasch und friedlich wieder ein. Im Gegensatz zu den Eltern kann sich ihr Sprössling am nächsten Morgen (glücklicherweise) nicht an das Geschehen erinnern.

Wann sollte mein Kind wegen einer Aufwachstörung zum Kinderarzt?

Alpträume und andere Aufwach- bzw. schlafbegleitende Störungen (Parasomnien) kommen bei Kindern häufig vor, sind meistens harmlos und müssen nur selten ärztlich betreut werden.

Ein Besuch beim Kinderarzt ist insbesondere dann erforderlich, wenn

  • die Störung über einen längeren Zeitraum regelmäßig auftritt und Ihr Kind ein- oder mehrmals pro Woche heimsucht
  • Ihr Kind tagsüber unter Müdigkeit oder in anderer Form an der Schlafstörung leidet
  • Ihr Kind kaum noch schlafen kann bzw. sich vor dem Zubettgehen fürchtet
  • sich Ihr Kind dabei besonders aggressiv verhält und eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht
  • Sie selbst bzw. andere Familienmitglieder stark beeinträchtigt werden

Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Bundesärztekammer Richtlinien zur Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut, verfügbar unter: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/Transnabel_pdf.pdf
  • Leitlinienprogramm AWMF, verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-012l_S1_Nichtorganische_Schlafstoerungen_2018-07.pdf

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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