Der Begriff „Retortenbaby“ ist ein nicht gerade freundlich klingendes Schlagwort für Kinder, die durch Befruchtung außerhalb des menschlichen Körpers gezeugt wurden (In-vitro-Fertilisation). Mit der Retorten-Metapher wird das Künstliche dieses Menschwerdungsprozesses betont, der mittlerweile seit Jahrzehnten weltweit praktiziert wird und unfruchtbaren Paaren die Erfüllung ihres Kinderwunsches ermöglicht.
Tatsache ist: Hat sich der aus dem Labor in den weiblichen Körper transferierte Embryo erst einmal gut in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet und besteht die Schwangerschaft unbeschadet fort, wird am Ende ein ganz normaler und natürlicher Mensch geboren.
Das allererste Retortenbaby (Louise Joy Brown) kam 1978 in England zur Welt. Mittlerweile sind ihm schätzungsweise etwa 4 Millionen Kinder in ähnlicher Weise gefolgt. In Deutschland war es 1982 im Universitätsklinikum Erlangen zum ersten Mal soweit. 28 Jahre später ging der Medizin-Nobelpreis des Jahres 2010 an den britischen Physiologen Robert G. Edwards „für seine Entwicklung der In-vitro-Fertilisation“. Im Gegensatz zum Vatikan werden sich die glücklichen Eltern von (ehemaligen) Retortenbabys darüber gefreut haben.