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Die ICSI ist eine von mehreren Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung. Wie wird die Spermien-Injektion durchgeführt? Wie hoch sind die Erfolgschancen und für welche Paare ist diese Methode besonders gut geeignet? Auf diese und weitere Fragen rund um die ICSI antworten Ärzte in diesem Beitrag.

ICSI

Wie funktioniert die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI)?

Die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI) ähnelt einem Verfahren mit genauso holprigem Namen: der In-vitro-Fertilisation (IVF). Nur dass hier die Spermien aktiv in die Eizelle gespritzt werden.

Bei der ICSI entnimmt der Arzt der Frau zunächst – genau wie bei der IVF – über eine Punktion Eizellen. In diese werden dann jeweils eine einzelne Samenzelle des Mannes gespritzt. Das passiert mithilfe einer Mikropipette, die durch die Eizellwand hindurch ins Zytoplasma ragt. Mehrere dieser händisch befruchteten Eizellen werden zwei Tage später mit einem Plastikschläuchlein in die Gebärmutter gespült.

IMSI

Was ist IMSI?

IVF, ICSI, IVM – und jetzt auch noch IMSI: Die Abkürzung steht für Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermien-Injektion. Damit ist sie ein Spezialverfahren der ICSI-Behandlung (Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion), bei dem die verwendeten Samenzellen zuvor in 6.600-facher Vergrößerung unter dem Mikroskop ausgesucht wurden.

High-Tech bei der Spermienauswahl

Was sich so locker liest, ist High-Tech, die auf erst wenige Jahre zurückliegenden technologischen Fortschritten beruht. Die enorme Vergrößerung verdankt sich dem Prinzip des differenziellen Interferenzkontrasts (DIC). Damit können die männlichen Keimzellen nach morphologischen Kriterien ausgewählt werden, die unter dem normalen ICSI-Mikroskop verborgen bleiben: Die Rede ist von sogenannten Vakuolen in den Spermienköpfen. Das sind ganz spezielle Zellkörperchen.

Zum Hintergrund: Es hat sich in Studien als vorteilhaft erwiesen, Spermien ohne Vakuolen in die zu befruchtenden Eizellen zu injizieren. Zwar ist die IMSI-Methodik sehr komplex und zeitintensiv und setzt ein High-End-Mikroskop der neuesten Generation voraus. Ihre Anwender weisen dafür stolz auf die im Vergleich zur klassischen ICSI besseren Zahlen hin: etwa höhere Schwangerschafts- und niedrigere Abortraten.

Chancen

Künstliche Befruchtung: Ist IMSI erfolgreicher als ICSI?

Glaubt man einer im Jahr 2008 publizierten Referenzstudie aus Italien, die u.a. von IMSI-zertifizierten Kinderwunschzentren gerne zitiert wird: ja. Dabei wurden 219 Paare mit klassischer ICSI und 227 Paare mit der neuartigen IMSI (Intracytoplasmic Morphologically Selected Sperm Injection) behandelt und folgende Ergebnisse dokumentiert:

Schwangerschaftsrate:

  • ICSI-Gruppe: 26,5%
  • IMSI-Gruppe: 39%

(mit besonders deutlichem Effekt bei Paaren mit mehr als 2 vergeblichen Versuchen)

Aborte:

  • ICSI-Gruppe: 37%
  • IMSI-Gruppe: 17%

Welche Paare profitieren besonders von einer künstlichen Befruchtung mit IMSI?

Die Abkürzung IMSI steht für Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermien-Injektion. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Zusatzmethode der genauso unaussprechlichen intrazytoplasmatischen Spermien-Injektion (ICSI). Besonders empfohlen wird die relativ aufwändige Durchführung einer IMSI bei:

  • Paaren mit mehr als zwei erfolglosen Embryo-Transferen von gut entwickelten Embryonen (sogenannte Implantationsversager),
  • Frauen mit gehäuften Fehlgeburten,
  • Paaren, bei denen sich in vorherigen Versuchen die Embryonen ohne erkennbaren Grund nicht zeit- und normgerecht entwickelten und bei
  • Paaren im Alter von über 37 Jahren.

Was haben Vakuolen in Spermienköpfen zu bedeuten?

Als Vakuolen bezeichnet man kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Solche Gebilde lassen sich in Spermienköpfen entdecken, allerdings nur mit modernsten Mikroskopen in hochauflösender Darstellung. Ihr Vorkommen ist ganz normal, nur ein geringer Anteil (weniger als 5%) der Samenzellen des Mannes weist keine Vakuolen auf.

Allerdings scheint ihre Bildung auf Schäden an der Erbsubstanz (DNA) zurückzuführen zu sein oder zumindest damit zu korrelieren. Wissenschaftler ermittelten, dass es bei Spermien mit großen Vakuolen offenbar zu

  • Einschränkungen der Befruchtungsrate,
  • Nachteilen in der Entwicklung des Embryos sowie
  • häufigerem Einnistungsversagen und Aborten

kommt. Diese Erkenntnisse machen sich Reproduktionsmediziner beim IMSI-Verfahren zunutze, um männliche Keimzellen ohne Vakuolen zu identifizieren und für die künstliche Befruchtung der Eizelle zu verwenden.

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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