In der Entwicklung eines Kindes gibt es für alles Normen. Also zum Beispiel einen Zeitpunkt, zu dem etwas normalerweise passiert. Das gilt auch für die Bewegungen der Hände und Finger.
Das heißt aber nicht, dass jede Entwicklungsverzögerung gleich ein medizinisches Problem ist. Bemerken Sie eine deutliche Abweichung, müssen Sie also nicht gleich in Sorge verfallen. Sprechen Sie in Ruhe mit dem Kinderarzt darüber. Meist steckt hinter einer Verzögerung nichts Besorgnis erregendes.
Nach dem sogenannten Grenzsteinkonzept lassen sich für die kindliche Entwicklung der Handmotorik folgende Zeitpunkte (Lebensalter) markieren (Normvarianten immer möglich):
- 6 Monate
- Das Kind kann Gegenstände von einer Hand in die andere verlegen.
- Das Kind greift tendentiell schon mit Daumen und Zeigefinger nach Gegenständen.
- 9-12 Monate
- Das Kind hält Gegenstände bewusst fest und erforscht sie mit den Fingern.
- Das Kind hält Gegenstände im sogenannten Scheren- oder Pinzettengriff fest, das heißt, es benutzt zum Halten Daumen und Zeigefinger.
- 15 Monate
- Das Kind kann zwei Bauklötze nach Zeigen oder Aufforderung aufeinander legen.
- 18 Monate
- Das Kind gibt einen Gegenstand, den es festhält, auf Aufforderung wieder her, das heißt, es öffnet bewusst die Hand.
- Das Kind benutzt zum Erforschen, zum Ertasten oder auch zum Drücken auf Tasten bevorzugt den Zeigefinger.
- 2 Jahre
- Der Pinzettengriff mit Daumen und Zeigefinger gelingt souverän.
- Das Kind hält einen Malstift oder ähnliches mit den ersten drei Fingern fest, also mit "halber" Faust.
- 3 Jahre
- Das Kind kann Zeitschriften oder Bücher einzeln durchblättern.
- 4 Jahre
- Das Kind kann einen Malstift korrekt halten (mit den Spitzen der ersten drei Finger).
- 5 Jahre
- Das Kind kann mit einer Kinderschere gerade eine gemalte Linie entlang schneiden.
- Das Kind kann Großbuchstaben malen.
- Das Kind kann erste kleine Dinge gezielt malen.
- 6 Jahre
- Das Kind hält einen Malstift oder Schreibstift genau wie ein Erwachsener.
Unermüdlich zum Ziel
Eines der Hauptziele der menschlichen Entwicklung ist das Vermögen, Ziele aus eigener Kraft zu erreichen. Und das ist schon gegen Ende des ersten Lebensjahres sichtbar. Es ist großartig zu beobachten, mit welch ungeheurer Energie sich Ihr Säugling bemüht, sich aufzurichten oder einen Gegenstand zu erreichen. Dafür krabbelt er auch unermüdlich in die Richtung dieses Gegenstandes, auch wenn ihn die Eltern davon abzuhalten versuchen …
Quellen:
- H.-J. Laewen: Grenzsteine der Entwicklung als Grundlage eines Frühwarnsystems für Risikolagen in Kindertageseinrichtungen (Sonderdruck 2008).