Welche Aufgaben hat die Milz? Worauf ist nach einer Milzentfernung zu achten? Und steigt das Risiko, an einem Herzinfarkt oder einer Lungenentzündung zu versterben? Mehr dazu in diesem Beitrag.
Leben ohne Milz
Ist das Immunsystem ohne Milz schwächer?
Die Milz ist zwar kein lebensnotwendiges Organ. Aber sie ist das größte lymphatische Organ. Damit gehört die Milz zum Immunsystem und übernimmt hier einige grundlegende Aufgaben. Die kurze Antwort lautet also: Ja, das Immunsystem ist ohne Milz schwächer.
Aber nun etwas genauer: Wenn wir Kontakt zu Erregern oder anderen unliebsamen Fremdkörpern haben, gehen beim Immunsystem alle roten Lampen an. Und es passiert in verschiedensten Körperregionen eine Menge, um den Feind schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen. Die Milz ist in einem solchen Fall verantwortlich für die spezifische Reifung und Vermehrung von B- und T-Lymphozyten. Das sind klassische Abwehrzellen, die nach einem solchen Antigen-Kontakt als Verteidigungsarmee aktiv werden.
Gesunde Milz = gesundes Herz
Die Milz ist ansonsten vor allem ein Speicherorgan. Sie enthält neben den erwähnten Lymphozyten auch Fresszellen (Makrophagen), Monozyten und Blutplättchen (Thrombozyten).
Die Monozyten gehören wie die Makrophagen zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Offenbar haben sie eine wichtige Funktion bei Heilungsprozessen von Herz- und Lungenerkrankungen. Das legen neuere wissenschaftliche Erkenntnisse und Laborexperimente nahe. Ohne Milz ist zum Beispiel die Erholung nach einem Herzinfarkt beeinträchtigt. Außerdem ergab schon vor Jahrzehnten eine Langzeitstudie, dass Weltkriegsveteranen ohne Milz doppelt so häufig an einer Herzkrankheit oder einer Lungenentzündung verstarben.
Müllabfuhr für Blutzellen
Eine weitere Aufgabe der Milz besteht im Abbau und der Entsorgung überalterter oder geschädigter Blutzellen und Blutplättchen. Auch anderer körpereigener und fremder Zellschrott wird beseitigt. Dabei machen sich vor allem die Fresszellen nützlich. Schlacken- und giftförmige Stoffwechselprodukte, die nicht ausgeschieden werden können, vermag die Milz einzulagern.
Von der Embryophase bis zum 6. Lebensjahr fungiert die Milz zudem als blutbildendes Organ. Fällt später das Knochenmark als Produktionsstätte der roten Blutkörperchen aus, kann die Milz auch im höheren Alter aushelfen.
Vor allem Bakterien werden gefährlicher
Dass die Abwehrkraft von Menschen mit fehlender oder funktionsgestörter Milz geschwächt ist, zeigt sich vor allem gegenüber bestimmten Bakterien (z.B. Hämophilus Influenzae B, Pneumokokken). Eine besondere, aber seltene Gefahr ist dann ein schneller Infektionsverlauf mit Blutvergiftung.
Quellen:
- Moll KJ, Moll M. Kurzlehrbuch Anatomie. 17. Auflage. Urban & Fischer.
- Hick C, Hick A. Kurzlehrbuch Physiologie. 3. Auflage. Urban & Fischer.
vor 35 Jahren wurde mir die Milz entfernt. Heute habe ich erhöhte Leukozyten-Werte. Alle Blutwerte sind etwas schlecht. Woran liegt das?