Was sind die Ursachen für ungewollten Stuhlabgang? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Können Medikamente oder eine Operation helfen? Und was kann ich selber bei Stuhlinkontinenz tun? Fragen dazu beantworten wir im folgenden Beitrag.
Basiswissen
Was ist eine Stuhlinkontinenz?
Stuhlinkontinenz ist ein Symptom, das bei Colitis ulcerosa vor allem in fortgeschrittenen Stadien auftreten kann. Dabei lässt sich der Abgang von Stuhl oder Darmgasen nicht mehr willkürlich kontrollieren.
Der Grad der Inkontinenz kann erheblich schwanken. Während einige Betroffene gelegentlich geringe Menge Stuhl verlieren, können andere die Kontrolle darüber komplett verlieren.
Nicht verschweigen, sondern Hilfe suchen
Eine Stuhlinkontinenz ist zwar akademisch betrachtet ein ganz "normales" körperliches Problem bei einer Darmentzündung. Aber natürlich ist es auch extrem unangenehm. Es kann die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden stark beeinflussen. Um so wichtiger ist es, dass Sie das Problem nicht ignorieren und es mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen. Hüten Sie sich hier vor falschen Hemmungen, für einen Arzt ist das nichts Peinliches. Und therapeutische Hilfe ist möglich.
Und auch wenn es nicht leicht fällt, empfehlen wir, Angehörige und andere unterstützende Personen darüber zu informieren. Menschen, die man kennt und die das Problem verstehen, können sehr wichtig für das eigene Wohlbefinden sein.
Ursachen
Wie kommt es zu imperativem Stuhldrang oder Stuhlinkontinenz?
Auslöser kann zum Beispiel ein akuter Schub der Colitis ulcerosa sein, vor allem wenn die Symptome neu und plötzlich aufgetreten sind. Manchmal hinterlässt die Erkrankung auch narbige Veränderungen in der Darmwand, die dem Mastdarm (Rektum) seine Elastizität nehmen. Da sich das Rektum nun nicht mehr weit genug strecken kann, um den Stuhl zu halten, ist Inkontinenz eine mögliche Folge. Daneben können Infektionen die Ursache sein und auch eine sogenannte Pouchitis. Dabei handelt es sich um die Entzündung eines künstlich (operativ) angelegten Beutels aus Dünndarmschlingen nach Entfernung des Dickdarms.
Behandlung
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Stuhlinkontinenz?
Die Behandlung von unbeherrschbarem Stuhldrang und Stuhlinkontinenz richtet sich vor allem nach der Ursache der Symptome. So können Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten oft schon helfen. Aber auch bestimmte Übungen, die es ermöglichen, den Stuhl besser zu halten, zählen zu den therapeutischen Optionen.
Daneben stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Sollten die genannten Möglichkeiten nicht helfen, kommen eventuell operative Eingriffe infrage. Operationen werden jedoch meistens nur in schweren Fällen durchgeführt.
Mehr zur Behandlung
Gibt es Medikamente gegen Stuhlinkontinenz?
Ja. Vor allem sogenannte Antidiarrhoika können eingesetzt werden. Das sind Arzneimittel, die gegen Durchfall wirken. Ein Vertreter ist zum Beispiel der Wirkstoff Loperamid.
Diese Medikamente verändern die Muskelaktivität des Darms, so dass der Nahrungs- bzw. Stuhlbrei im Darm langsamer vorankommt. Einige Wirkstoffe erhöhen außerdem die Wasseraufnahme aus dem Darm in den Körper. Antidiarrhoika dürfen allerdings nicht bei einer aktiven Entzündung des Dickdarms (Colitis) angewendet werden.
Neben den genannten Medikamenten zum Einnehmen gibt es zudem Wirkstoffe, die direkt am After aufgetragen werden. Ärzte bezeichnen dies als topische Therapie. Die Cremes oder Gele sollen helfen, den Spannungszustand der Schließmuskulatur des Afters zu erhöhen und damit die Kontrolle des Stuhlgangs zu verbessern.
Muss bei Stuhlinkontinenz operiert werden?
Meistens nicht. Operative Eingriffe kommen bei Stuhlinkontinenz nur in Betracht, wenn weder Medikamente noch Ernährungsumstellungen noch körperliche Übungen geholfen haben. Auch bei Verletzungen des Schließmuskels am After, des Analkanals oder des Beckenbodens können Operationen notwendig sein.
Was für eine Operation im Fall der Fälle notwendig ist, hängt von der individuellen Situation ab. Oft genügen kleinere chirurgische Eingriffe. Nur ganz selten kann bei einer sehr schweren Inkontinenz, die nicht anders in den Griff zu bekommen ist, auch das Anlegen eines künstlichen Darmausgangs notwendig werden. Dabei wird das Ende des Dickdarms durch die Bauchwand nach außen gelegt (Kolostomie) und der Stuhl in einen Beutel geleitet.
Ein Vorfall des Mastdarms aus dem After (ein sogenannter Rektumprolaps) lässt sich ebenfalls mit einem relativ kleinen chirurgischen Eingriff behandeln.
Selbsthilfe
Was kann ich selbst gegen die Stuhlinkontinenz tun?
Auch wenn eine Stuhlinkontinenz das Alltagsleben erheblich beeinträchtigen kann: Fangen Sie nicht an, sich deshalb vor der Welt zu verstecken. Es ist im Gegenteil wichtig, dass Sie die eigenen vier Wände trotz dieses kleinen Problems verlassen. Lernen Sie dabei, ein wenig vorauszuplanen, um für Sie unangenehme Situationen zu vermeiden.
Bevor Sie neue Orte aufsuchen, können Sie zum Beispiel recherchieren, wo sich dort die Toiletten befinden. Auch kann es sinnvoll sein, bestimmte Utensilien mit sich zu tragen, wie zum Beispiel nasse Tücher, Toilettenpapier, Ersatzunterwäsche, Einlagen oder Mülltüten. Selbsthilfegruppen und Vereinigungen zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) helfen Ihnen mitunter weiter, auch bei Aufenthalten im Ausland. So haben die nationalen CED-Organisationen ihre eigenen Programme. In Großbritannien gibt es zum Beispiel RADAR-Schlüssel, die es Nutzern mit CED ermöglicht, Toiletten für Behinderte aufzusuchen. In Dänemark sind es TTT (Toilet Tom Tom).
Vor diesem Hintergrund sind Smartphones bzw. Mobiltelefone mit Internetzugang nützlich für unterwegs.
Gibt es auch körperliche Übungen gegen Stuhlinkontinenz?
Ja. Mit einem gezielten Muskeltraining kann z.B. die Muskulatur, die für das Öffnen und Schließen des Afters verantwortlich ist, gekräftigt und somit die Kontrolle über den Stuhlgang verbessert werden.
Auch sogenannte Biofeedback-Methoden können dazu beitragen, den Stuhlabgang besser kontrollieren zu können. Auch sie stärken die Schließmuskulatur. Ein Computer analysiert diese Übungen, auch als Kegel-Übungen bezeichnet, und gibt Rückmeldung (Feedback), ob das Training korrekt ausgeführt wurde und ob die Muskulatur gekräftigt wurde.
Quellen:
- Stuhlinkontinenz. Herausgeber: Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. www.kontinenz-gesellschaft.de.