Was ist der Unterschied zwischen Schilddrüsenhormonen und L-Thyroxin? Was muss ich bei der Einnahme beachten und welche Nebenwirkungen sind möglich? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen zu Schilddrüsenhormontabletten.
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Wirkung
Wie wirken Schilddrüsenhormontabletten (L-Thyroxin)?
Levothyroxin oder kurz L-Thyroxin (T4) ist ein Hormon, das natürlicherweise in unserer Schilddrüse gebildet wird. Für die Anwendung als Medikament wird es synthetisch hergestellt.
Grob vereinfacht kann man sagen, dass das Schilddrüsenhormon den Energiestoffwechsel ankurbelt. Wem es daran fehlt, der wird schlapper, um es mal sehr salopp zu formulieren.
Die Aktivator-Hormone: Thyroxin und Trijodthyronin
Aber nun etwas genauer: Thyroxin ist die Vorstufe für ein weiteres Schilddrüsenhormon, das Trijodthyronin (T3). Beide Schilddrüsenhormone werden für die Regulation zahlreicher Vorgänge im Körper benötigt, insbesondere für den Energiestoffwechsel. Aber auch im Protein-, Kohlenhydrat-, Lipid-, Nukleinsäure- und Vitaminstoffwechsel mischen sie mit. Sie beeinflussen damit neben dem Grundumsatz auch Vorgänge in Magen und Darm, Herz und Kreislauf sowie Nervensystem und Psyche. Das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln steuern sie ebenfalls. Entsprechend vielfältig sind die möglichen Symptome einer mangelhaften Bildung von körpereigenem Thyroxin.
Wichtige Begriffe
Was ist der Unterschied zwischen Schilddrüsenhormonen und L-Thyroxin?
Die beiden Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) sind Botenstoffe, die vom Körper selbst (= endogen) hergestellt werden. L-Thyroxin ist ein Medikament, das als Wirkstoff das künstlich (= exogen) hergestellte Levothyroxin enthält und zur Hormonersatztherapie eingesetzt wird. Die Wirkung ist jedoch genau dieselbe.
Levothyroxin: Unterstützung von außen
In der Regel wird eine Unterfunktion der Schilddrüse mit künstlich hergestellten Schilddrüsenhormon-Tabletten (L-Thyroxin) behandelt. Sie enthalten als Wirkstoff das Hormon Levothyroxin, das dem natürlichen T4 entspricht. Die Schilddrüse selbst produziert ebenfalls hauptsächlich T4.
Was ist der Unterschied zwischen L-Thyroxin und Euthyrox?
L-Thyroxin ist der Wirkstoff, Euthyrox der Handelsname. Daneben gibt es noch weitere Präparate von anderen Herstellern.
Worin unterscheiden sich T3 und T4?
T4 ist im Gegensatz zu T3 weniger wirksam, dafür aber langlebig. So bildet es im Blut einen Hormonvorrat, der bei Bedarf aktiviert werden kann, indem T4 in das wirksamere T3 umgewandelt wird. Dieses ist in erster Linie für die vielfältigen Aufgaben der Schilddrüse zuständig.
Wenn dem Körper von außen das synthetisch hergestellte Levothyroxin zugeführt wird, entspricht dies daher weitgehend den natürlichen physiologischen Abläufen im Körper. Denn die Umwandlung in das aktive T3 kann der Körper dann bei Bedarf nach wie vor alleine vornehmen.
Kein Unterschied zum natürlichen Hormon
Struktur und Funktion der Substanz unterscheiden sich nicht vom körpereigenen Thyroxin (T4), sie ist also "bioidentisch", wie es in der Fachsprache heißt. Das bedeutet, der Körper kann auch nicht zwischen körpereigenen und synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormonen unterscheiden und wird dadurch in seiner Arbeitsweise in keiner Weise beeinträchtigt, ganz im Gegenteil.
Fazit
Der einzige Unterschied von Levothyroxin zu den natürlichen Schilddrüsenhormonen ist der, dass es synthetisch (also künstlich im Labor) produziert wird. Die Herstellung im Labor ist schlichtweg praktikabler und effektiver.
Wie wirken sich Schilddrüsenhormontabletten auf das Gewicht aus?
Die regelmäßige Einnahme von Hormonpräparaten kann einer Gewichtszunahme bei Schilddrüsenunterfunktion entgegenwirken. Begleiterscheinung einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Verlangsamung des Stoffwechsels. Der Energieumsatz sinkt ab.
Das heißt, weniger Energie (Kalorien) werden verbraucht. Wer genauso viel Nahrung wie vor der Erkrankung aufnimmt, wird kontinuierlich zunehmen und sich sehr wahrscheinlich über die Gewichtszunahme wundern. Wie viel man an Gewicht zunimmt, lässt sich nicht vorhersagen. Dies hängt vor allem auch von der sportlichen Aktivität und dem generellen Essverhalten des Betroffenen ab.
Gewichtsverlust durch Hormonpräparate
Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormontabletten kann dazu beitragen, dass man wieder an Gewicht verliert. Durch die regelmäßige Einnahme der Präparate normalisiert sich der Hormonhaushalt langsam, da die fehlenden Hormone durch künstliche ersetzt werden. Nach längerer kontinuierlicher Einnahme der Tabletten kommt der Stoffwechsel wieder in Schwung, wodurch das Gewicht sinkt. Natürlich aber wird nur das Gewicht abgebaut, das durch die Unterfunktion bedingt ist.
In seltenen Ausnahmefällen kann sich der Appetit durch die Einnahme von Schilddrüsentabletten auch erhöhen. Ist dies der Fall, sollte man unbedingt Rücksprache mit dem behandelten Arzt halten.
Es kann dauern
Achtung: Zu Beginn der Therapie kann sich die Gewichtszunahme weiter fortsetzen. Das liegt daran, dass die Dosis bei einer Hormontherapie nur langsam gesteigert werden sollte, bis die individuell richtige Dosierung gefunden wurde. Das kann bis zu vier Monate dauern.
Oft auch stimmen die Laborwerte mit dem subjektiven Befinden nicht überein. Das heißt, obwohl sich die Werte bereits verbessert haben, klagt der Betroffene weiterhin über typische Beschwerden. Eine Hormonersatztherapie erfordert daher immer sehr viel Geduld, sowohl vom Betroffenen als auch vom Arzt.
Gründe für eine Thyroxin-Behandlung
Wann werden Schilddrüsenhormontabletten eingesetzt?
Hauptanwendungsgebiet: Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Präparate mit L-Thyroxin werden in erster Linie als Ersatz (Substitution) des natürlichen Hormons verschrieben, wenn dieses nicht mehr ausreichend arbeitet. Also zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion. Eine solche Unterfunktion ist nicht selten und muss meist lebenslang behandelt werden. Hypothyreose nennen das die Ärzte.
Seine volle Wirksamkeit entfaltet das von außen zugeführte Hormon dabei nicht sofort. In der Regel dauert es bis zu drei Wochen nach Beginn der Einnahme, bis der volle Effekt erreicht ist.
Auch zur Kropf-Behandlung
Zu weiteren Anwendungsgebieten von Thyroxin zählen:
- die Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse (bekannt als Kropf, medizinisch: benigne Struma)
- die autoimmun bedingte Hashimoto-Thyreoiditis (eine Schilddrüsen-Entzündung)
- und spezielle Fälle einer Schilddrüsenüberfunktion
Um den Sinn einer Kropf-Behandlung mit Thyroxin zu verstehen, muss man etwas tiefer einstiegen. Ein Kropf, also eine vergrößerte Schilddrüse entsteht in der Regel durch Jodmangel. Jod wird von der Schilddrüse benötigt, damit sie Schilddrüsenhormone herstellen kann. Fehlt es an Jod in der Ernährung, führt das dazu, dass die Schilddrüse ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Sie reagiert darauf, in dem sie sich vergrößert, um den Mangel an Hormon irgendwie auszugleichen. Das ist lobenswert, reicht aber nicht aus. Besser ist, der Körper bekommt wieder mehr Jod zugeführt.
Und warum dann Thyroxin? Wenn man zusätzlich zum Jod auch noch Thyroxin als Medikament zu sich nimmt, bekommt die Schilddrüse gemeldet: "Es ist genug Hormon da". Dann hört sie auf, wie irrwitzig zu schuften und sich dadurch zu vergrößern.
Muss eine Schilddrüsenunterfunktion immer mit L-Thyroxin behandelt werden?
Das kommt auf das Ausmaß an. Eine sogenannten manifeste Hypothyreose, bei der zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind, muss stets behandelt werden. Ist nur der TSH-Wert erhöht (latente Hypothyreose) und bestehen keine Beschwerden, kann auf eine Hormonsubstitution unter Umständen verzichtet werden.
Wann wird Thyroxin außerdem noch eingenommen?
Thyroxin kommt außerdem zum Einsatz bei:
- Operationen an der Schilddrüse
- nach einer Radiojodtherapie
- bösartigen Tumoren
- einem Test (Suppressionstest) zur Untersuchung der Schilddrüsenfunktion
Bekannt ist, dass Thyroxin auch missbräuchlich von Übergewichtigen mit normaler Schilddrüsenfunktion als Schlankheitspille eingesetzt wird. Davon ist angesichts der möglichen Nebenwirkungen dringend abzuraten. Todesfälle aufgrund von Überdosierungen sind bei diesem Medikament ebenfalls bekannt.
Einnahme
Was muss ich bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen beachten?
Schilddrüsenhormone müssen je nach Ursache nur vorübergehend oder aber lebenslang eingenommen werden. Dabei ist es wichtig, sich an einige Vorgaben zu halten, um den Körper optimal mit den lebensnotwendigen Hormonen zu versorgen.
Setzen Sie Ihre Schilddrüsen-Tabletten daher niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Wenn Ihnen unerwünschte Nebenwirkungen auffallen, oder Sie das Gefühl haben, dass die Dosierung nicht mehr stimmt, suchen Sie am besten umgehend Ihren Arzt auf.
Was passiert, wenn ich L-Thyroxin einfach absetze?
Sollten Sie selbstständig beschließen, das Medikament nicht mehr einzunehmen, drohen die zuvor bestehenden Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion zurückzukehren. Dies ist auch der Fall, wenn Sie die L-Thyrox-Dosis reduzieren.
Schilddrüsenhormone richtig einnehmen
Wie lange muss ich L-Thyroxin einnehmen?
Das hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung bzw. Fehlfunktion ab. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder nach ein OP müssen Sie L-Thyroxin in der Regel lebenslang einnehmen. Zur Kropfbehandlung reichen manchmal auch ein paar Monate aus.
Was passiert, wenn man L-Thyroxin nicht nüchtern einnimmt?
Damit dauerhaft konstante Hormonspiegel erreicht werden, sollten Sie die Schilddrüsenhormontabletten in mehrstündigem Abstand zu einer Mahlzeit einnehmen. Es ist wichtig, L-Thyroxin nüchtern zu schlucken, da Nahrung die Hormonwirkung mindern oder sogar aufheben kann. Dies gilt insbesondere für Milch- und Sojaprodukte, die aufgrund ihres hohen Klaziumgehalts die Aufnahme des L-Thyroxins aus dem Magen-Darm-Trakt stören; dies gilt auch für den morgendlichen Milchkaffee!
Zu welcher Tageszeit soll ich die Hormontabletten einnehmen?
L-Thyroxin sollte möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt eingenommen werden: Am besten am Morgen, eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem großen Glas Wasser.
Warum sollte man bei der Behandlung mit Thyroxin (Euthyrox) bestimmte Cholesterinsenker unbedingt zeitverzögert einnehmen?
Wer gegen erhöhte Blutfettwerte Lipidsenker wie Colestyramin und Colestipol einnimmt, sollte wissen, dass dadurch die Aufnahme von Thyroxin gehemmt wird. In diesem Fall ist es wichtig, den Cholesterinsenker erst vier bis fünf Stunden nach der Einnahme vom Schilddrüsen-Präparat einzunehmen.
Kann ich unter einer Behandlung mit L-Thyroxin schwanger werden?
Ja. Eine gute Einstellung der Schilddrüsenfunktion ist in der Schwangerschaft und Stillzeit sogar besonders wichtig. Durch die hormonelle Umstellung muss die Dosis von L-Thyroxin auch manchmal angepasst werden.
Wenn Sie von Ihrer Schwangerschaft erfahren, sprechen Sie daher bei Ihrem Gynäkologen unbedingt an, dass Sie Schilddrüsenhormone einnehmen, falls Sie das nicht ohnehin schon getan haben. Begleitend zu Ihrer Schwangerschaft kann dann die Dosierung kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden.
Schilddrüsenhormone: wichtig zu wissen
Wieso muss ich zusätzlich noch Jod einnehmen?
Oft wird L-Thyroxin zusammen mit Jod verabreicht. Das hat den Grund, dass der Körper zur Herstellung von Schilddrüsenhormonen Jod benötigt. Mit einer Zufuhr von außen wird er zusätzlich unterstützt.
Kann ich das Hormonpräparat wechseln?
Nicht ohne Weiteres. Die Wirkung von L-Thyroxin hängt von der Zusammensetzung des jeweiligen Präparats ab. Diese kann von Hersteller zu Hersteller variieren. Selbst wenn alle Präparate denselben Wirkstoff in gleicher Menge beinhalten, kann es sein, dass der Körper auf bestimmte Bindemittel und Zusatzstoffe unterschiedlich reagiert. Wer vorhat, das Präparat zu wechseln, sollte daher auf jeden Fall Rücksprache mit dem Arzt halten.
Was ist mit meinen anderen Medikamenten?
Durch die gleichzeitige Einnahme anderer Arzneimittel können verschiedene Wechselwirkungen auftreten. Glukokortikoide (Kortison), Betablocker (Blutdrucksenker) oder die Pille zum Beispiel können die Wirkung von L-Thyroxin vermindern. Zudem können Kalziumtabletten, Eisenpräparate und Medikamente, die bei Sodbrennen eingesetzt werden (sogenannte Antazida), die Aufnahme von L-Thyroxin aus dem Darm behindern. Auch bestimmte Lebensmittel wie Milch und Sojaprodukte können die Resorption des Schilddrüsenhormons vermindern.
An alle Diabetiker:
Menschen mit Diabetes, die Metformin-Tabletten einnehmen oder Insulin spritzen, müssen bei der Einnahme vom Levothyroxin vorsichtig sein, da es den blutzuckersenkenden Effekt abschwächen kann.
Vorsicht bei Gerinnungshemmern
L-Thyroxin kann die blutgerinnungshemmende Wirkung von Arzneien (wie Phenprocoumon/Marcumar) erhöhen. Und: Wer gegen den Wirkstoff allergisch reagiert oder an einer akuten Herzmuskelentzündung erkrankt ist, darf L-Thyroxin nicht einnehmen.
Lieber einmal mehr nachfragen
All diese Interaktionen wird Ihr Arzt aber ausführlich mit Ihnen besprechen. Und wenn Ihnen etwas unklar ist, fragen Sie einfach nochmal nach. Schließlich geht es darum, dass Sie Ihren Körper womöglich lebenslang bestmöglich unterstützen.
Kann ich mit L-Thyroxin Alkohol trinken?
In Maßen ja. Sie sollten L-Thyroxin stets nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück einnehmen. Dann spricht beispielsweise nichts gegen ein Glas Wein am Abend. Wie sonst auch gilt bei Alkohol: Auf die Menge kommt es an.
Woher weiß ich, wie viel Thyroxin ich brauche?
Das ist oft gar nicht so leicht herauszufinden. Die Therapie mit L-Thyroxin wird mit einer geringen Dosis begonnen und langsam gesteigert, bis die für Sie optimale Menge gefunden ist. Je nach Erkrankung liegt die Tagesdosis meist zwischen 75 und 200 µg.
Wichtig: Therapie immer "einschleichen“
Die Therapie einschleichend zu beginnen, bedeutet: Die Anfangsdosis sollte möglichst gering sein und nur langsam um ein Minimum erhöht werden, bis die "normale" Hormonkonzentration erreicht ist.
Das ist sehr wichtig, damit sich der Körper an die zugeführten Hormone gewöhnen kann. Relevant ist das vor allem bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Die richtige Menge L-Thyroxin
Warum ist eine langsame Dosissteigerung so wichtig?
Eine Substitutionsbehandlung muss sehr behutsam eingeleitet werden. Sie beginnt in der Regel mit 25-50 µg L-Thyroxin. In längeren Abständen kann der Arzt die Dosis dann schrittweise um jeweils dieselbe Menge erhöhen und sich so langsam an Ihren Bedarf heranzutasten.
Bei älteren und/oder herzkranken Menschen muss der Arzt noch vorsichtiger sein. Sie reagieren unter Umständen noch empfindsamer auf die von außen zugeführten Hormone. Auch bei Diabetikern ist die richtige Einstellung mit Schilddrüsenhormonen oft schwierig, da L-Thyroxin den Blutzuckerspiegel erhöhen kann.
Kann sich mein Thyroxin-Bedarf verändern?
Ja, auch wenn die richtige Dosis erstmal gefunden ist, heißt das nicht, dass Sie in Zukunft immer gut damit zurechtkommen. Unser Hormonsystem folgt einem sehr komplexen, fein austarierten Kreislauf, der stetig in Gang gehalten wird und sich auf die jeweiligen Umstände und Erfordernisse einstellt. So benötigen wir in manchen Situationen mehr von dem einen Botenstoff und weniger von einem anderen. Ändert sich die Situation, kann es wieder genau umgekehrt sein.
Dieses ständige Wechselspiel können Sie auch hin und wieder zu spüren bekommen. Wenn Sie längerfristig mit der Dosierung nicht mehr klarkommen, muss Sie ggf. angepasst werden. Das ist im Verlauf einer langjährigen bis lebenslangen Behandlung durchaus möglich.
Sie können sich aber vielleicht auch vorstellen, dass man die Hormone von außen nicht so zielgerecht und punktgenau am Bedarf ausrichten kann, wie das der Körper schafft. Daher kann es sein, dass Sie immer mal wieder Beschwerden bekommen.
Was passiert, wenn L-Thyroxin zu niedrig dosiert ist?
Eine Unterdosierung führt zu Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Gewichtszunahme und depressiven Verstimmungen. Das kann passieren, wenn Sie das Mittel nicht sachgemäß einnehmen und z.B. keinen ausreichenden Abstand zum Frühstück einhalten. L-Thyroxin kann dann vom Körper weniger gut aufgenommen werden und entsprechend keine ausreichende Wirkung entfalten.
Achten Sie daher genau auf die Anweisungen Ihres Arztes und wenden Sie sich an ihn, wenn Sie im Verlauf der Behandlung Nebenwirkungen bemerken.
Nebenwirkungen
Fragen zu den möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beantworten wir in einem eigenen Beitrag, zu diesem gelangen Sie hier.
Komplikationen und Wechselwirkungen
Was tun bei einer Überdosierung von L-Thyroxin?
Es kann recht leicht passieren, zu viel (oder auch zu wenig) L-Thyroxin zu erwischen. Gerade zu Beginn der Behandlung muss die individuell passende Dosis erst gefunden werden. Außerdem braucht der Körper eine Weile, um sich an die Hormonzufuhr von außen zu gewöhnen.
Ab zum Arzt!
Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen äußert sich etwa in Unruhe, einem schnellen Pulsschlag, Schlafproblemen und Durchfällen, den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion. Wenn Sie diese Beschwerden bei sich bemerken, sollten Sie zeitnah Ihren Arzt aufsuchen und mit ihm die weitere Behandlung besprechen. Er wird Ihnen Blut abnehmen und Ihre Schilddrüsenwerte bestimmen. Ein erhöhter T3-Wert ist ein Hinweis auf eine Überdosierung.
Ggf. wird der Arzt die Dosis von L-Thyroxin eine Zeit lang reduzieren oder das Medikament ganz absetzen, bis sich die Blutwerte wieder normalisiert und Sie keine Beschwerden mehr haben. Nach einer erneuten Kontrolluntersuchung kann die Behandlung anschließend vorsichtig fortgeführt werden.
Keine Angst vor Überdosierung
Wenn Sie mal etwas zu viel Schilddrüsenhormone eingenommen haben, ist das in der Regel kein Grund zur Panik. Eine sogenannte thyreotoxische Krise, die tatsächlich lebensbedrohlich ist, entwickelt sich erst bei einer wirklich starken Überdosierung oder im Rahmen von anderen Erkrankungen.
Und: Zu wenig Schilddrüsenhormone sind im Gegenzug ebenso schädlich. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Tabletten regelmäßig wie vom Arzt verordnet einnehmen. Die Kunst dabei ist wie so oft, das richtige Maß zu finden.
Vorsicht: hier bitte kein L-Thyroxin!
Wann darf L-Thyroxin nicht eingenommen werden?
Zum Beispiel bei einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion. Gegen die Einnahme von L-Thyroxin sprechen außerdem:
- Überempfindlichkeit gegen L-Thyroxin oder einen anderen Bestandteil des Präparats
- unbehandelte Nebennierenrindenschwäche, auch als Folge einer unbehandelten Schwäche der Hirnanhangsdrüse (Hypophyseninsuffizienz)
- frischer Herzinfarkt
- akute Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- akute Entzündung aller Wandschichten des Herzens (Pankarditis)
Was ist in der Schwangerschaft zu beachten?
Im Fall einer Schwangerschaft ist die gleichzeitige Einnahme von L-Thyroxin und einem Schilddrüsen-hemmenden Medikament (Thyreostatikum) zu vermeiden.
Schilddrüsenhormone zum Abnehmen?
Bitte nicht! Zu den klaren Gegenanzeigen für L-Thyroxin zählt auch seine Einnahme zur Reduktion von Fettleibigkeit bzw. Übergewicht bei Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion. Leider wird dieser (gefährliche) "Tipp" gegen überschüssige Pfunde hier und da propagiert.
Bei welchen anderen Erkrankungen ist Vorsicht mit L-Thyroxin geboten?
Vor der Verordnung von Thyroxin müssen ein Bluthochdruck, eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (KHK) sowie eine unkontrollierte Schilddrüsenhormonproduktion (Schilddrüsenautonomie) ausgeschlossen bzw. behandelt werden.
Quellen:
- Rote Liste, Patienteninfoservice: L-Thyroxin, online unterwww.patienteninfo-service.de (zuletzt abgerufen am 23.09.2019).
- Salewski, B. Morgendliche Nüchterneinnahme kein Muss, online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de (zuletzt abgerufen am 23.09.2022).
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
ich soll jetzt an einem Tag 112 µg L-Thyroxin nehmen und am anderen Tag 100 µg L-Thyroxin. Ist das normal?
ja, es ist durchaus normal, dass unterschiedlich dosierte Mengen an L-Thyroxin verordnet werden, um eine individuell angepasste Dosierung zu erreichen. Oftmals ist es schwierig, genau die richtige Dosis in einer einzelnen Tablette zu finden, die optimal zu den Hormonbedürfnissen des Körpers passt. In solchen Fällen wird die Dosierung an manchen Tagen leicht erhöht (z.B. 112 µg) und an anderen Tagen etwas niedriger (z.B. 100 µg), um einen wöchentlichen Durchschnitt zu schaffen, der den Körper optimal versorgt. Diese Art der Anpassung nennt man oft eine "Intervall-Dosierung".
Viele Grüße, DR. med. Jörg Zorn
ich hatte Morbus Basedow und hatte eine Radiojodtherapie im Oktober. Seitdem geht es mir immer schlechter. Mein Wert ist unter L-Thyroxin 75 gesunken. Sollte dann 112 mg nehmen, seither nur Zittern und innere Unruhe, sehr schlimm. Habe zwischendrin eine 87,75 probiert – aber das Gleiche. Kann das alles noch zu hoch sein, weil meine Schilddrüse vielleicht noch nicht richtig arbeitet? LG – Heike
Wassereinlagerungen können z.B. durch eine Unterfunktion der Schilddrüse entstehen. Ob die Schwellungen eine Folge der Schilddrüsenunterfunktion bzw. einer zu geringen Medikamentendosierung sind, kann aus der Ferne nicht seriös beurteilt werden. Das muss Ihre Ärztin machen.
Alles Gute vom Navigator-Team
Ich kenne das Gefühl der Benommenheit und es dauerte sehr lange, bis es weg war. Aber nur durch den Wechsel eines anderen Herstellers von L-Thyroxin.
ich nehme Euthyrox 75 g. Jetzt habe ich abgenommen, leide unter Ruhelosikeit, habe keinen Appetit und Panikattacken. Heute morgen habe ich die Tablette mal weggelassen – und es geht mir tatsächlich besser. Kann es sein, dass die Dosis jetzt zu hoch ist?
ausgeschlossen ist das nicht. Das kann aber nur Dein Arzt vor Ort feststellen, z.B. durch eine Blutuntersuchung. Aber Du solltest nicht eigentsändig wild hin und her wechseln zwischen einnehmen und nicht einnehmen. Das bringt zu viel hormonelles Chaos. Lieber noch mal mit Arzt oder Ärztin abstimmen, der oder die das verordnet hat.
Alles Gute vom Navigator-Team
zu kämpfen. Die anderen Blutwerte waren ebenfalls nicht rosig. Auch, wenn die Werte, so habe ich festgestellt, noch an der unteren Grenze liegen, fehlt es an diesen Nährstoffen. So habe ich zuerst einmal einige Tage L-Thyroxin abgesetzt, bis die Beschwerden weg waren. Jetzt nehme ich eine ganz niedrige Dosierung und steigere diese wieder. Der Einstieg mit L-Thyroxin lässt sich, so meine Erfahrung, mit einem gestärkten Herzen leicht überwinden. Man sollte von Zeit zu Zeit zu Nahrungsergänzungsmitteln – wie Eisen, B12, Selen, Magnesium und Zink – greifen sowie die Werte auch öfter überprüfen lassen.
Was kann ich tun?
zum Thema Überdosierung gibt es hier einen eigenen Beitrag. Bitte mal lesen.
Dein Navigator-Team
Sie sollten nichts kompensieren. Morgens, wie gewohnt, die Tabletten einnehmen.
mir geht es ähnlich, jahrelang immer wieder Episoden der Unzufriedenheit und der Versuch, mit irgendwelchen Mitteln eine Lösung des Problems zu finden, und dann dazu Ärzte/innen, die wenig oder mit Achselzucken auf meine Probleme reagiert haben.
Letztendlich war und ist für mich die richtige Einstellung der Werte zu finden und zumindest manchmal das Gefühl zu haben, sich wohl zu fühlen.
Ich kann nur sagen, nicht aufgeben, immer wieder näher an das Problem zu kommen, die richtige Einstellung des Medikamentes zu finden, dann wird es besser, einen guten Endokrinologen finden und regelmäßig die Schilddrüsenwerte messen lassen und somit Stück für Stück an das Ziel zu gelangen.