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Bei bestimmten Medikamenten ist es wichtig zu wissen, wie und wann man sie einzunehmen hat. Zwischen Arzneien und manchen Nahrungsmitteln können nämlich problematische Wechselwirkungen entstehen. Nicht selten spielen dabei auch Milchprodukte eine Rolle. Bei den Retinoiden verhält es sich anders.

Es gibt unzählige Lebensmittel, die in Kombination mit einigen Medikamenten zu einer Wirkungsverstärkung oder -abschwächung der Therapie führen können. Ganz vorne mit dabei sind auch die Milchprodukte.

Besonders bei der Einnahme von einigen Antibiotika stellt das in der Milch vorhandene Kalzium ein Problem dar. Im Magen kann es mit ihnen schwerlösliche Verbindungen eingehen, die dann vom Körper schlechter aufgenommen werden und entsprechend schwächer wirken.

Im Zweifelsfall immer mit Wasser trinken?

Mit der Einstellung, besser alles mit Wasser einzunehmen, kann man bei den meisten Medikamenten nichts falsch machen. Bei den Retinoiden, den sogenannten Vitamin A-Abkömmlingen, verhält es sich etwas anders. Anstatt mit Wasser sollten die Neotigason®-Kapseln einmal täglich zu einer (fettreichen) Mahlzeit oder mit einem Glas Milch eingenommen werden. Aufgrund der lipophilen (fettlöslichen) Eigenschaft der Retinoide erreicht man so eine bessere Aufnahme und Verwertung des Medikaments im Körper.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beachten!

Während Lebensmittel bei der Einnahme von Acitretin (Neotigason®) keine negativen Wechselwirkungen hervorrufen, muss man bei manchen Medikamenten umso vorsichtiger sein.

Acitretin darf nicht zusammen angewandt werden mit:

  • Methotrexat (Zytostatikum, das das Zellwachstum hemmt. Es wird in der Chemotherapie, bei rheumatischen Erkrankungen und bei Hauterkrankungen eingesetzt.): Bei der Kombination besteht ein erhöhtes Hepatitis-Risiko.
  • Tetracyclin (Antibiotikum): Bei gemeinsamer Verabreichung mit Acitretin kann das eine Hirndruckerhöhung zur Folge haben mit Bewusstseinsstörungen, Atembeschwerden und Pulsverlangsamung.
  • Vitamin A (z.B. in Multivitamin-Präparaten) und andere Retinoide (z.B. Isotretinoin): Es besteht erhöhte Gefahr einer Vitamin-A-Überdosierung.
  • Phenytoin (Antiepileptikum): Es kommt zu einer Wirkungsverstärkung des Antiepileptikums.

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass der gleichzeitige Alkoholkonsum mit Neotigason® eine verstärkte Umwandlung von Acitretin zu Etretinat bewirkt. Etretinat gehört ebenfalls in die Gruppe der Retinoide. Es lagert sich im Fettgewebe ab und wird von hier aus nur langsam freigesetzt. Dadurch wirkt der Stoff auch nach Beendigung der Neotigason®-Behandlung noch bis zu drei Jahre lang nach.

Kann ich trotz Acitretin (Neotigason) in die Sonne?

Seit Jahrhunderten weiß man, dass das Sonnenlicht einen positiven Effekt auf bestimmte Hauterkrankungen hat. So auch bei der Schuppenflechte. Allerdings können Medikamente wie Acitretin (Neotigason®) die Lichtempfindlichkeit eines Menschen so stark erhöhen, dass eine Sonnenexposition unter Therapie nur mit Vorsicht zu genießen ist.

Konsequenter UV-Schutz unter Acitretin

Unter der Behandlung mit systemischen Retinoiden (z.B. Neotigason®), die eingenommen werden und somit innerlich wirken, sollten besonders Menschen mit einem hellen Hauttyp auf konsequenten Lichtschutz achten. Die Retinoide gehören zu den Vitamin-A-Derivaten und haben eine lichtsensibilisierende Wirkung. Das heißt, dass sonst unbedenkliche Aufenthalte in der Sonne unter einer Therapie mit Neotigason® plötzlich zu Sonnenbränden führen können.

Um dies zu vermeiden, sollte man während der gesamten Behandlungszeit auf ausgiebige Sonnenbäder im Freien und insbesondere auf Sonnenbänke verzichten. Neben einem entsprechenden luftigen Textilschutz empfiehlt sich ein Sonnenschutzmittel mit einem wirkungsvollen UVA-/UVB-Filter und hohen Lichtschutzfaktor.

Von der erhöhten Lichtempfindlichkeit können bei manchen Menschen auch die Augen betroffen sein. In diesen Fällen reicht das bedarfsgerechte Tragen einer Sonnenbrille in der Regel aus.

PUVA-Lichttherapie bei Psoriasis

Im Bereich des nicht sichtbaren Lichts gibt es die sogenannte Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung). Manche dieser Lichtwellen (UVA und UVB) wirken sich bei geringer Dosierung günstig auf Entzündungsprozesse und Autoimmunreaktionen in der Haut aus. Diesen Effekt, den man vom natürlichen Sonnenlicht kennt, hat man vor etwa 100 Jahren angefangen, künstlich herzustellen.

Seit einigen Jahrzehnten wird die Lichttherapie in verschiedenen Formen auch in Deutschland eingesetzt. Ein besonderes Verfahren ist die PUVA-Lichttherapie. Hierbei kommt die tiefer in die Haut eindringende UVA-Strahlung zum Einsatz. Vor der Bestrahlung bekommen die Behandelten sogenannte Psoralene verabreicht. Das sind pflanzliche Wirkstoffe, die die Haut empfindlicher für das UV-Licht machen und damit für eine intensivere Wirkung der Therapie sorgen. Das Psoralen gibt es in Form von Tabletten, Cremes oder Badezusätzen.

Doch dieses Verfahren birgt auch Risiken. Die Haut ist bei der topischen (äußerlichen) PUVA noch für etwa drei bis vier Stunden und bei der systemischen (innerlichen) PUVA für mindestens zwölf Stunden durch das Psoralen sehr sensibel. Es ist absolut notwendig, während dieses Zeitraumes konsequenten Hautschutz zu betreiben und (bei der systemischen Variante) eine Sonnenbrille zu tragen. Das gilt übrigens auch für geschlossene Räume, da UV-Licht durch Fensterglas dringen kann.

RePUVA: Jetzt doch Neotigason® und Licht?

Neben der Kombination von UVA mit dem Photosensibilisator Psoralen gibt es noch die Möglichkeit der RePUVA (Retinoid + PUVA). Bei diesem Verfahren führt man zu der internen Retinoid-Therapie (z.B. mit Neotigason®) zusätzlich eine PUVA-Behandlung durch. Durch das Verwenden zweier lichtsensibilisierender Wirkstoffe kann die Gesamtstrahlenbelastung der PUVA-Lichttherapie reduziert werden und trotzdem eine hoch wirksame Behandlung erzielt werden.

Vor allem bei der Behandlung der Psoriasis pustulosa palmoplantaris setzt man gerne die lokale RePUVA an Händen und Füßen ein. Danach empfiehlt sich das Tragen von Baumwollhandschuhen und Strümpfen für etwa drei Stunden.

Warum das Sonnenbaden dennoch nicht empfohlen wird

Jetzt könnten Sie sich fragen: "Warum kann ich stattdessen nicht gleich in die Sonne oder ins Solarium?" Die Frage ist tatsächlich berechtigt! Man könnte annehmen, dass es doch viel einfacher wäre, statt des künstlichen Lichts das natürliche Licht zur Wirkungsverstärkung einzusetzen.

Das Problem ist jedoch die Unkontrollierbarkeit des natürlichen Sonnenlichts oder auch des Solariums. Während der Arzt im Rahmen der medizinischen Lichttherapie die jeweilige Strahlenart und -dosis abhängig vom Hauttyp und von der Erkrankung des Betroffenen auswählt, ist das beim Sonnenlicht nicht möglich. Sie wären einer unkontrollierten UVA- und UVB-Strahlung ausgesetzt und somit auch einer erhöhten Sonnenbrandgefahr.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Download: http://www.awmf.org, Zugriff Juli 2019.
  • Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Neotigason®.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Autorin
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Dr. med. Monika Steiner
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