Wie entsteht ein mediane Halsspalte? Was sind die typischen Anzeichen? Und was kann man dagegen tun? Auf all diese Fragen finden Sie hier umfassend Antwort.
Basiswissen
Was ist eine mediane Halspalte?
Die angeborene (kongenitale) mediane Halsspalte ist eine seltene Fehlbildung der Halsregion. Aufgrund der Unsicherheit beim Umgang mit diesem, auch unter Ärzten wenig bekannten Befund kommt es zu vielen unnötigen Untersuchungen (Röntgen, Ultraschall, Szintigraphie, MRT, Endoskopie). Die Eltern laufen häufig von einem Arzt zum nächsten.
Die Erstbeschreibung dieses Phänomens erfolgte zwar bereits im Jahre 1848. Wie es sich genau entwickelt, ist aber nach wie vor unklar. Am ehesten akzeptiert ist heute die Hypothese einer gestörten Fusion von Bindegewebe während der Embryonalentwicklung. Vermutet wird, dass der normalerweise von vorne (kranial) nach hinten (kaudal) erfolgende Verschluss im Bereich des ersten und/oder zweiten Kiemenbogens während der 3. bzw. 4. Embryonalwoche durch eine mechanische Störung oder Blutleere (Ischämie) nicht vollständig erfolgt.
Symptome
Welche Anzeichen sind typisch für die mediane Halsspalte?
Wird bei einem Säugling der folgende oder ähnliche Befund einer Hautveränderung am Hals festgestellt, ist an eine mediane Halsspalte zu denken:
- mittig (median) in vertikaler Richtung am Hals gelegen, am häufigsten knapp unterhalb der Schilddrüsenregion;
- rötliche, leicht schuppende Rinne;
- kugeliges Hautanhängsel („Nippel“) am oberen Ende;
- kleine Vertiefung (Sinus) am unteren Ende.
Wie lässt sich eine mediane Halsspalte außerdem feststellen?
Streckt man den Hals des Kindes, ist nahezu immer unter der Haut ein fibröser Strang zu spüren, der eine vollständige Überstreckung der Halsregion unmöglich macht. Im Gegensatz zu einer medianen Halszyste wird die Läsion durch Schlucken oder Zungenbewegungen nicht beeinflusst.
Da diese angeborene Fehlbildung vergleichsweise selten vorkommt, ist sie vielen Ärzten nicht geläufig.
Diagnose
Wie wird eine mediane Halsspalte diagnostiziert?
Wenn der untersuchende Arzt die Fehlbildung kennt, wird er eine mediane Halsspalte anhand des klinischen Bildes durch Anschauen und Abtasten vermuten.
Die Abklärung kann dann rasch und ohne großen Aufwand mittels Sonographie der Halsregion inklusive der Schilddrüse erfolgen.
Behandlung
Muss eine mediane Halsspalte behandelt werden?
Zwar gibt es Ärzte, die eine mediane Halsspalte nur für ein kosmetisches Problem halten. Verlaufsbeobachtungen haben aber gezeigt, dass mit zunehmendem Alter die Gefahr einer fortschreitenden Gewebeverkürzung (progrediente Kontraktur) steigt, die u.a. die normale Hals- bzw. Kopfbeweglichkeit einschränkt.
Auch ein gestörtes Kieferwachstum wird im Zusammenhang mit dieser Fehlbildung unter Wissenschaftlern diskutiert. Da die Wundheilung im Säuglingsalter besonders gut funktioniert, sollte die relativ einfache chirurgische Behandlung deshalb nicht unnötig hinausgezögert werden.
Wie wird die mediane Halsspalte behandelt?
Die mediane Halsspalte wird chirurgisch durch eine plastische Korrektur behandelt. Dabei wird die Fehlbildung ellipsenförmig ausgeschnitten und der Hautdefekt mit einer speziellen Schnitttechnik (Z-Plastik) spannungsfrei verschlossen.
Je früher der Eingriff erfolgt, desto besser sind die Voraussetzungen für ein gutes kosmetisches Ergebnis. Denn im Säuglingsalter funktioniert die Wundheilung besser als in späteren Lebensjahren.
Wissenswertes
Sind beim Auftreten einer medianen Halsspalte noch andere Fehlbildungen zu erwarten?
Meistens tritt eine mediane Halsspalte isoliert auf. Gelegentlich kann sie aber auch mit anderen Fehlbildungen der Halsregion im Sinne eines Felddefekts assoziiert sein.
Dazu zählen u.a.:
- Unterlippenspalte
- Unterkieferspalte
- Hypoplasie der Mandibula (Fehlentwicklung des Unterkiefers)
- Pterygium colli
- Sternumspalte (Spalte im Brustbein)
- Gaumenspalte
- fehlendes Hyoid (Zungenbein)
- Hypoplasie des Schildknorpels
- abdominelle Raphe (Verwachsung am Bauch)
- Dermoidzyste
- bronchogene Zyste
Das Vorliegen etwaiger Begleitfehlbildungen wird durch eine Ultraschall-Untersuchung der Halsorgane abgeklärt.
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Quellen:
- Müller M et al. Chirurgie für Studium und Praxis (2004/05). 7. Auflage. Medizinische Verlags- und Informationsdienste.