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Woran erkennt man eine Kurzsichtigkeit im Alltag? Oder bei Kindern? Und dann? Brille, Kontaktlinsen oder Laser? Im folgenden Beitrag beantworten wir die Fragen dazu.

Überblick

Was ist Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtigkeit (= Myopie) bedeutet, dass man mit zunehmender Entfernung unscharf sieht. Im Verhältnis zur Brechkraft der Linse ist nämlich der Augapfel zu lang. Folglich werden Bilder im Auge unscharf abgebildet.

Myopie zählt fast schon als Volkskrankheit: Etwa jeder Dritte ist von der Sehschwäche betroffen.

Aufhalten oder verbessern lässt sich die Sehschwäche nicht, weder durch Medikamente noch durch Sehtraining. Allerdings gibt es heute neben der Brille zur Korrektur der Kurzsichtigkeit noch andere Optionen. Kontaktlinsen oder eine OP der Augen kommen als Alternative für viele infrage.

Symptome

Woran merke ich, dass ich kurzsichtig bin?

Kurzsichtigkeit kann bereits angeboren sein oder allmählich entstehen. Entwickelt sie sich erst schleichend, können erste Anzeichen vermehrtes Zusammenkneifen der Augen sein oder dass weit entfernte Straßenschilder oder Personen schwerer erkannt werden.

Haben Sie den Verdacht, Ihre Augen haben sich verschlechtert, ist es Zeit für einen Sehtest beim Augenarzt. 

Was sind typische Anzeichen für eine Sehschwäche bei Ihrem Kind?

Eine Sehschwäche ist bei einem Kind naturgemäß nicht so leicht zu entdecken, weil das Kind selbst bewusst nichts davon bemerkt. Also heißt es, auf indirekte Anzeichen zu achten.

Typische Zeichen für eine Sehschwäche sind insbesondere:

  • Stirnkopfschmerzen: oft nur leicht und typischerweise nach Anstrengung der Augen
  • häufiges Zukneifen der Augen, um schärfer zu sehen.
  • häufiges Reiben der Augen, auch wenn Ihr Kind gar nicht müde ist
  • ständiges Schiefhalten des Kopfes, wenn etwas angeschaut wird
  • unterschiedlich gestellte Pupillen auf einem Blitzlichtfoto
  • hohe Lichtempfindlichkeit
  • unsicheres Greifen nach Gegenständen beim Spielen

Was haben Schulprobleme mit den Augen zu tun?

Möglicherweise nichts. Sie sollten aber immer daran denken, dass Schulprobleme auch Ausdruck einer Kurzsichtigkeit bei Kindern sein können, die von diesen selbst und auch von ihrer Umgebung häufig lange Zeit gar nicht bemerkt wird. Stattdessen entwickeln die Kinder unbewusst Kompensationsstrategien, wenn sie etwa Wörter an der Tafel schlecht lesen können, wie beispielsweise Zusammenkneifen der Augen oder Abschreiben beim Sitznachbarn.

Im Zweifel lieber zum Arzt

Das durchaus häufige Schielen im Kleinkindesalter kann auch mit einer Sehschwäche verbunden sein, hier besteht aber wenig Gefahr, dass man es übersieht.

Wann immer Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind Probleme mit dem Sehen hat, suchen Sie zur Sicherheit einen Augenarzt auf. Das Gute ist ja, dass dieser Arztbesuch fast nie weh tut. Und wenn etwas nicht stimmen sollte, gibt es gerade im Kindesalter viele Möglichkeiten der Hilfe.

Ursachen

Wie entsteht Kurzsichtigkeit?

Die häufigste Ursache der Kurzsichtigkeit ist ein zu langer Augapfel. Dadurch treffen sich die ins Auge einfallenden und von Hornhaut und Linse gebündelten Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut wie beim normalsichtigen Auge, sondern davor.

Folglich werden in der Ferne gesehene Gegenstände nicht scharf abgebildet, während die schwächere Brechung der aus kürzerer Distanz einfallenden Lichtstrahlen eine korrekte Abbildung auf der Netzhaut erlaubt. Seltenere Gründe für eine Kurzsichtigkeit sind eine zu starke Brechkraft der Hornhaut oder der Linse.

Wodurch wird eine Kurzsichtigkeit verursacht?

Die beiden wesentlichen Komponenten, die man für die Ausprägung einer Kurzsichtigkeit verantwortlich macht, sind Umwelt und Vererbung.

Kurzsichtige Eltern haben häufiger kurzsichtige Kinder

Fest steht, dass Kinder mit zwei kurzsichtigen Eltern von Anfang an größere Augäpfel aufweisen und ihr Risiko, ebenfalls kurzsichtig zu werden, signifikant erhöht ist gegenüber Kindern mit normalsichtigen Eltern. Deshalb sollten kurzsichtige Eltern ihre Kinder möglichst frühzeitig vom Augenarzt untersuchen lassen.

Ist der Computer schuld an der Kurzsichtigkeit?

Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass Kinder auch deshalb kurzsichtig werden, weil sie so häufig vor dem Computer oder ihrem Mobilgerät sitzen. Allerdings ist das im Einzelfall nicht immer so eindeutig. Zum einen gab es Kurzsichtigkeit auch schon vor dem Computer-Zeitalter, zum anderen gibt es auch zahlreiche Dauer-Computer-Kinder, die nicht kurzsichtig werden (was nicht heißt, dass sie nicht an anderer Stelle Schaden nehmen). Tatsache ist, dass es für Kinderaugen (und nicht nur dafür) eindeutig besser ist, mehr in der freien Natur zu spielen, als sich über lange Zeit nur mit Nahobjekten zu beschäftigen.

Sind Kinder in Industrienationen häufiger kurzsichtig?

Ja, mehrere wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen in Industrienationen deutlich häufiger ist als in Entwicklungsländern. Als eine wahrscheinliche, aber nur statistisch abgeleitete Ursache gilt die viel stärkere, zeitintensivere Beschäftigung unserer Kinder mit Objekten im Nahbereich, etwa beim Anschauen von Bilderbüchern, Lesen, Schreiben, Spielen (oder Lernen) mit dem Computer und anderen elektronischen bzw. kleinformatigen Medien.

Augen nicht für die Naharbeit ausgerichtet

Dabei ist vermutlich der Umstand von Bedeutung, dass die viele Naharbeit evolutionsgeschichtlich zu den Phänomenen der jüngsten Vergangenheit des Menschen zählt, während unsere Augen immer noch für das Leben in der Wildnis optimiert sind. Ein Blick über die Prärie ist halt was anderes als das Starren auf das Ipad.

Neben dieser zivilisatorischen Komponente ist auch die Vererbung ein wichtiger Faktor. Allerdings ist im Einzelfall nicht mit Sicherheit zu bestimmen, was nun wie stark als Ursache gewirkt hat.

Gibt es Krankheiten, die Kurzsichtigkeit fördern?

Ja, einige Grundkrankheiten werden mit der Entstehung der Fehlsichtigkeit in Verbindung gebracht.

Hierzu zählen z.B.:

Stimmt es, dass frühgeborene Kinder häufiger kurzsichtig sind?

Ja, die Frühgeburt ist ein Risikofaktor für die Sehschwäche. Allerdings nicht nur die Kurzsichtigkeit, auch andere Sehstörungen treten vermehrt auf. Besonders Kinder, die vor der 27. Schwangerschaftswoche entbunden werden, sind gefährdet, wie eine schwedische Studie zeigen konnte:

Mehr als jedes dritte Kind, das vor der 27. Woche geboren wurde, hatte eine Sehstörung. Besonders häufig sind Schielen, Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und die sogenannte Retinopathia praematurorum (= übermäßiges Wachstum von Blutgefäßen im Auge).

Um diese Sehstörungen und Augenschäden bei frühgeborenen Kindern rechtzeitig zu erkennen, ist die regelmäßige augenärztliche Kontrolle eine wichtige Maßnahme.

Korrektur der Sehschwäche

Wie lässt sich die Kurzsichtigkeit korrigieren?

Für Erwachsene sind Brillen, Kontaktlinsen oder die chirurgische Behandlung der Augen mögliche Optionen.

  • Brille: Die klassische Sehhilfe ist die unkomplizierteste Maßnahme bei Kurzsichtigkeit. Heutzutage werden Brillengläser meistens aus Kunststoff gefertigt und sind sehr leicht und dünn. Die Stärke der Gläser wird bei Kurzsichtigkeit in Dioptrien mit vorgestelltem Minus angegeben.
  • Kontaktlinsen: Harte und weiche Kontaktlinsen können für eine optimale Sehschärfe sorgen. Mittlerweile gibt es auch Kontaktlinsen, die nur über Nacht getragen werden. Sie drücken sozusagen die Hornhaut in Form und sorgen für eine regelrechte Sehkraft am nächsten Tag. Der Augenarzt und Optiker kann Sie beraten, welche Linsen für Sie geeignet sind. Kontaktlinsen bieten viele Vorteile, wie dass sie nicht beschlagen und auch beim Sport kaum stören; allerdings erfordern sie auch die Einhaltung von empfohlenen Tragezeiten und Hygienemaßnahmen.
  • Lasern und OP: Bei mäßig ausgeprägter Kurzsichtigkeit kann eine Augenlaserung Abhilfe schaffen. Ist die Sehbehinderung sehr stark, wird eine Operation favorisiert: Die eigene Augenlinse wird gegen eine künstliche, stärker brechende Linse ausgetauscht. Dies entspricht übrigens auch der Operation beim grauen Star.

Kurzsichtigkeit beim Kind: Brille, Kontaktlinsen oder Laser?

Brille oder (im Jugendalter) Kontaktlinsen. Je früher, desto besser. Denn die Chancen, ein volles Sehvermögen mit 100% und sehr gutes räumliches Sehen zu entwickeln, stehen besser, wenn eine leichte Sehschwäche schnell korrigiert wird.

Lasern im Kindesalter tabu

Auch wenn eine Brille für tobende Kinder natürlich hinderlich ist, kommen Kontaktlinsen normalerweise erst im Pubertätsalter in Betracht. Dann ist Ihr Kind auch eitel genug, die Unannehmlichkeiten der ersten Tage und Wochen mit Kontaktlinsen plus der täglichen Pflege in Kauf zu nehmen.

Eine Laser-Behandlung kommt erst in Betracht, wenn das Auge ausgewachsen ist, weil sich davor noch Veränderungen der Sehstärke ergeben können. Also frühestens ab 18 Jahren.

Noch ein Extra-Tipp:
Wussten Sie, wie wichtig Mikronährstoffe für Ihre Gesundheit sind?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Grehn F, Augenheilkunde. Springer Verlag. (2006)
  • Hellgren KM et al. Ophthalmologic Outcome of Extremely Preterm Infants at 6.5 Years of Age: Extremely Preterm Infants in Sweden Study (EXPRESS). JAMA Ophthalmol. 2016 May 1;134(5):555-562. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2016.0391. PMID: 27010699.
  • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V., Deutsche Opthalmologische Gesellschaft (2006). Patientenbroschüre Myopie (Kurzsichtigkeit). https://augeninfo.de
  • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V., Myopie (Kurzsichtigkeit). https://augeninfo.de

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Haupt-Autorin
Dr. med. Michaela Hilburger
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