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Woran erkennt man ein Gerstenkorn? Ist es gefährlich? Was kann man dagegen tun? In diesem Kapitel beantworten wir die wichtigsten Fragen dazu.

Definition

Was ist ein Gerstenkorn?

Bei einem Gerstenkorn (Hordeolum) handelt es sich um eine akute bakterielle Infektion der Talg- oder Schweißdrüsen am Augenlid. Es ist als dicker Eiterpunkt an Ober- oder Unterlid leicht zu erkennen.

Der Befund ist in aller Regel harmlos, oft aber schmerzhaft oder störend für das Kind. Da sich das Immunsystem bei Kindern noch in der Entwicklung befindet, treten Gerstenkörner bei ihnen häufiger auf als bei Erwachsenen.

Wie entsteht ein Gerstenkorn?

Das Gerstenkorn wird durch eine ansteckende Infektion mit Bakterien verursacht, bei denen es sich zumeist um Staphylokokken handelt. Sie verursachen eine schmerzhafte Entzündung am Augenlid(rand).

Symptome

Woran erkennt man ein Gerstenkorn?

Kennzeichnend für das Gerstenkorn ist eine entzündliche Schwellung mit Rötung am äußeren oder inneren Augenlid(rand). Und die tut in aller Regel weh.

Beim inneren Gerstenkorn (Hordeolum internum) sind die Talgdrüsen auf dem Innenrand des Augenlids (Meibom-Drüsen) betroffen, beim äußeren Gerstenkorn (Hordeolum externum) die Schweiß- oder die Talgdrüsen, die an den Haarbälgen der Wimpern am Lidaußenrand münden (Moll- bzw. Zeis-Drüsen).

Äußeres Gerstenkorn heilt schneller

Beim äußeren Gerstenkorn entwickelt sich innerhalb weniger Tage ein zentraler Eiterpunkt, der meistens, aber nicht immer, von selbst aufbricht; damit klingen die zuvor bestehenden Schmerzen und Beschwerden schließlich ab.

Beim inneren Gerstenkorn entwickelt sich durch die Eiteransammlung auf der Lidinnenseite ein hartes, weißliches Knötchen, das zu einer heftigeren Begleitsymptomatik neigt, etwa in Form eines irritierenden Fremdkörpergefühls oder auch einer Bindehautentzündung. Die Heilung kann Monate dauern.

Das übliche Erscheinungsbild bei einem Gerstenkorn im Überblick:

  • Lidschwellung und Lidrötung
  • störendes Fremdkörpergefühl
  • (druck-) schmerzhafter Knoten innen oder außen am Lid, in dem sich ein zentraler Eiterpunkt entwickelt
  • eventuell begleitende Bindehautentzündung
  • ggf. Schwellung der Lymphknoten im Ohrmuschelbereich

Ein Anzeichen einer Ausbreitung der Infektion ist eine zunehmende Schwellung, auch im benachbarten Gewebe. Außerdem Fieber und Bewegungen des Augapfels. In einem solchen Fall sollten Sie umgehend zum Kinder- oder Augenarzt!

Behandlung

Wie wird ein Gerstenkorn behandelt?

In vielen Fällen muss ein Gerstenkorn gar nicht behandelt werden, da es sich nach ein paar Tagen von selbst öffnet und spontan abheilt. Wenn das nicht passiert, dürfen Sie keinesfalls versuchen, mit Fingerdruck nachzuhelfen. Das macht, falls erforderlich, der Augenarzt. Meistens muss das aber gar nicht sein.

Der frühzeitige Besuch beim Kinderarzt ist trotzdem bei einem Gerstenkorn sicherheitshalber angesagt. Hat der Arzt Zweifel an einer spontanen Abheilung, verschreibt er zunächst eine antibiotikahaltige Augensalbe oder entsprechende Augentropfen (z.B. mit Gentamicin oder Kanamycin). Trockene Wärme in Form von Infrarotlichtbestrahlung, warmen Kompressen oder Aufenthalt in der Sonne kann die Heilung unterstützen.

OP nur selten erforderlich

Nur sehr selten, z.B. bei starken Schmerzen Ihres Kindes oder ausgeprägtem Fremdkörpergefühl, kommt eine Eröffnung des Knötchens mit einem kleinen Schnitt in Frage, um den Eiter zum Abfluss und die Entzündung zur Abheilung zu bringen. Diesen Eingriff nimmt ein Augenarzt in Vollnarkose vor.

Bei einer heftigen Infektion kann auch die Einnahme von Antibiotika erforderlich sein. Haben sich die Bakterien bereits in die Umgebung bis in die Tränendrüsen oder die Augenhöhle ausgebreitet, hilft nur noch die schnelle Injektion von Antibiotika, um Schlimmeres mit einiger Sicherheit zu vermeiden. Das ist allerdings zum Glück nur höchst selten der Fall.

Kann man ein Gerstenkorn mit Kamille-Kompressen behandeln?

Nein, davon wird abgeraten. Vor allem wegen einer möglichen allergieauslösenden Wirkung der Kamille am Auge. Wenn Sie an einer naturheilkundlichen Behandlung des Gerstenkorns interessiert sind, gibt es aber noch weitere Möglichkeiten.

Als Heilpflanzen werden die Ringelblume, Augentrost und Hamamelis empfohlen. Die Anwendung erfolgt über Kompressen, die mit möglichst warmem Tee aus den genannten Pflanzen getränkt, gut ausgepresst und mehrmals täglich auf das Auge gelegt werden. Dafür eignet sich auch selbst gemachter Leinsamenbrei. Alle genannten Mittel haben zum Ziel, das Gerstenkorn zum „Aufblühen“ und zur spontanen Entleerung zu führen.

Darf man ein Gerstenkorn ausdrücken?

Nein, auf keinen Fall. Denn dadurch können Sie die im Gerstenkorn befindlichen Bakterien ins umliegende Gewebe drücken und so eine Verbreitung der bakteriellen Entzündung fördern. Mit daraus resultierenden, potenziell gefährlichen Komplikationen wie einem Lidabszess oder einer bakteriellen Entzündung der gesamten Augenhöhle (Orbitalphlegmone).

Rühren Sie das Gerstenkorn also lieber nicht an und sorgen Sie dafür, dass es auch Ihr Kind nicht tut. Dann stehen die Chancen gut, dass es (behandelt oder spontan) wieder verschwindet, ohne irgenwelche bleibenden Schäden zu hinterlassen.

Wie helfe ich meinem Kind, wenn es ein Gerstenkorn hat?

Ein Gerstenkorn sollten Sie sicherheitshalber immer vom Kinderarzt anschauen lassen. Am wichtigsten ist, dass eine Ausbreitung der Infektion vermieden wird. Machen Sie Ihrem Kind deshalb klar, dass es nicht am Gerstenkorn bzw. Auge herumfummeln darf. Das ist natürlich umso schwieriger, je kleiner das Kind ist.

Im Anfangsstadium der Entzündung lässt sich die Eiterbildung eventuell noch mit einem sauberen, feuchtkalten Waschlappen verhindern, der auf das Auge gelegt wird.

Wärme hilft

Ist der Entzündungsprozess dagegen schon fortgeschritten und das Gerstenkorn ein paar Tage alt, wird eine Wärmebehandlung empfohlen. Das beschleunigt den Reifungsprozess der Eiterpustel und forciert ihr Aufbrechen mit anschließender Entleerung. Als Wärmetherapie zum Aufblühen des Gerstenkorns kommen folgende Möglichkeiten in Betracht:

  • Infrarotlichtbestrahlung
  • Auflegen möglichst warmer Augenkompressen
  • Auflage eines mit warmem Leinsamenbrei gefüllten Leinensäckchens

Diese Maßnahmen müssen regelmäßig und mehrmals (2- bis 4-mal) am Tag durchgeführt werden. Achten Sie in jedem Fall auf ein hygienisches Vorgehen und saubere Verhältnisse am Auge. Sollte Ihr Kind ständig am Auge reiben, tut Ablenkung not und eventuell auch ein Schutzverband. Dies aber nur in Absprache mit dem Arzt.

Etwas Geduld ist gefragt

In vielen Fällen kommt es nach wenigen Tagen zur Öffnung des Gerstenkorns und zur vollständigen Abheilung. Sollten mehrere Gerstenkörner eng beieinander stehen, ist das nicht ungewöhnlich. Sie heilen dann, als Folge bakterieller Aussaat, zu unterschiedlichen Zeiten ab.

Wie bringt man ein Gerstenkorn zur Reifung?

Bei der Behandlung des Gerstenkorns im fortgeschrittenen Stadium wird empfohlen, das Knötchen zur Reifung zu bringen, damit es aufbricht und sich der Eiter entleeren kann. Als bewährte Methoden kommen dafür üblicherweise in Frage:

  • Infrarotlichtbestrahlung: Mit einer Rotlichtlampe zuhause durchführbar. Ihr Kind muss dabei die Augen schließen und einen Abstand von mindestens 50 cm zur Lichtquelle einhalten. Auch die Sonnenlichtbestrahlung wirkt sich günstig aus.
  • warme Augenkompressen: Tränken Sie die Kompressen in Tee aus Ringelblume, Augentrost oder Hamamelis (anschließend die Kompresse bzw. den sauberen Waschlappen gut auswringen). Das fördert die Heilwirkung. Die Auflage sollte so heiß sein, wie Ihr Kind es ertragen kann.
  • Leinsamenbrei: 2 Teile Wasser und 1 Teil Leinsamen so lange aufkochen, bis der Leinsamen aufquillt. Dann in ein kleines Leinensäckchen geben und möglichst warm auf das Auge legen. Wirkt sowohl durch die im Leinsamen enthaltenen Inhaltsstoffe als auch durch die Wärme. 2- bis 4-mal am Tag anwenden.

Prognose

Kann ein Gerstenkorn gefährlich werden?

Normalerweise ist ein Gerstenkorn harmlos, wenn auch oft unangenehm für Ihr Kind. Gefährlich kann diese Liddrüsenentzündung werden, wenn sie sich immer weiter ausbreitet. Etwa auf die Tränendrüsen und den Tränensack oder auf die Augenhöhle.

Letzeres kann zu einem Lidabszess oder zu einer Orbitalphlegmone (bakterielle Entzündung der Augenhöhle) führen. Die oft schlagartig entstehenden rot bis lila gefärbten Schwellungen sind schmerzhaft und entstellend sowie mit weiteren Komplikationsgefahren behaftet. Achten sie deshalb darauf, dass weder Ihr Kind noch jemand anderes auf dem Gerstenkorn herumdrückt und so die Ausbreitungsgefahr vergrößert!

Aber bevor Sie jetzt Panik bekommen. Solche Komplikationen sind extrem selten.

Kommt ein Gerstenkorn immer wieder?

Für die Mehrzahl der Kinder bleibt das Auftreten eines Gerstenkorns ein einmaliges Ereignis. Bei manchen tauchen die Knötchen dagegen immer wieder auf – die Gründe hierfür sind nicht wirklich bekannt.

Zeichen einer Immunschwäche?

Bei häufigem Wiederauftreten wird aber empfohlen, bestimmte Grunderkrankungen, die mit einer Immunschäche einhergehen, auszuschließen. Dazu zählt insbesondere ein Jugend-Diabetes. Das ist allerdings nur eine Sicherheitsmaßnahme, in den meisten Fällen erweisen sich auch mehrmalige Gerstenkörner als harmlos.

Quellen:

  • Grehn F, Augenheilkunde. Springer Verlag. (2006)

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Autor unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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