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Was genau ist ein Diabetes, Typ 1? Wie verläuft die Erkrankung, wie wird sie behandelt, wie beinflusst sie Kindheit und Jugend? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Ursache

Wie kommt es zu der Erkrankung?

Typ-1-Diabetes wird auch Jugenddiabetes genannt. Der Name kommt daher, dass die Erkrankung vorwiegend im Kindes- oder Jugendalter beginnt. Verglichen mit dem sogenannten Altersdiabetes (Typ-2-Diabetes), besteht kein Zusammenhang mit Ernährungsfehlern oder Übergewicht.

Wissenswertes

Wie entsteht ein Typ-1-Diabetes?

Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dies bedeutet, dass die körpereigene Abwehr fehlgeleitet wird und anstatt Krankheitserreger gesunde Zellen angreift.

Die Bauchspeicheldrüse wird angegriffen

Es bilden sich fälschlicherweise Antikörper gegen diejenigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin herstellen. Diese sogenannten Beta-Zellen werden in der Folge vom eigenen Immunsystem zerstört und können kein Insulin mehr produzieren.

Ein absoluter Insulin-Mangel und Typ-1-Diabetes sind das Ergebnis.

Hier liegt der Unterschied zum Typ-2-Diabetes: Bei dieser Zuckerstoffwechselstörung ist nach wie vor Insulin vorhanden, nur kann es nicht mehr richtig wirken.

Was verursacht die Autoimmunerkrankung?

Wie es zu dieser Immunreaktion gegen die Zellen in der Bauchspeicheldrüse kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Man vermutet aber, dass eine Virusinfektion oder eine erbliche Veranlagung die Auslöser sind.

Typ-1-Diabetes in der Familie: Wie hoch ist das Risiko für Angehörige?

Das Risiko, dass die Krankheit vererbt wird, ist relativ gering. Wenn ein Elternteil einen Typ-1-Diabetes hat, erkrankt das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 3-5%. Sind beide Eltern erkrankt, steigt das Risiko auf 10-25%.

Ist ein Geschwister (kein Zwilling) erkrankt, liegt das Risiko der Schwester oder des Bruders bei 5-10%.

Bei eineiigen Zwillingen ist die genetische Assoziation am höchsten: Erkrankt einer der Zwillinge an Diabetes Typ 1, wird der andere Zwilling mit einer Wahrscheinlichkeit von 30-50% ebenfalls einen Typ-1-Diabetes entwickeln.

Kann man Kinder auf ihr Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, testen?

Prinzipiell ja. In der Regel sind bei Typ-1-Diabetikern schon Jahre, bevor die Erkrankung manifest wird, Autoantikörper gegen die Insulin produzierenden Betazellen nachweisbar. Allerdings wird ein allgemeines Screening bei Kindern nicht empfohlen, da dadurch kein Vorteil entsteht. Im Fall eines Autoantikörper-Nachweises sind bis heute keine Maßnahmen bekannt, die den Ausbruch der Erkrankung verhindern können.

Risiko

Vermindert Stillen das Risiko des Kindes, an Diabetes zu erkranken?

Gesicherte Erkenntnisse gibt es hierzu noch nicht. Aber eine ganze Reihe an Experten vermuten, dass die Häufigkeit des Typ-1-Diabetes im Kindes- und Jugendalter auch mit der abnehmenden Stillbereitschaft zusammenhängt.

Bekannt ist, dass durch Stillen das Risiko von Autoimmunerkrankungen (zu denen Diabetes-Typ-1 zählt) sinkt. Aber auch genetische Ursachen, Umweltfaktoren und Lebensstil könnten die Zunahme erklären.

Erhöht Impfen bei Kindern das Risiko, einen Diabetes Typ 1 zu entwickeln?

Klares Nein. Dazu gibt es keinerlei wissenschaftliche Hinweise. Im Gegenteil, Impfungen gegen die klassischen Kinderkrankheiten sind sehr wichtig. Das Risiko, dass Ihr Kind durch die Erkrankungen selbst schwere Folgen davonträgt, ist viel höher, als die Wahrscheinlichkeit, dass durch die Impfungen Nebenwirkungen auftreten.

Symptome

Welche Symptome hat ein Diabetes Typ 1 in der Frühphase?

Ein Typ-1-Diabetes beginnt meistens mit eher unspezifischen Beschwerden und Symptomen. Relativ häufig zu beobachten sind:

  • Leistungsabfall und Abgeschlagenheit
  • starker Durst
  • vermehrtes Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • erhöhte Infektneigung
  • schlecht heilende Wunden
  • Juckreiz
  • nächtliche Wadenkrämpfe
  • Sehstörungen
  • typischer Mundgeruch (Acetongeruch, erinnert an Nagellackentferner oder überreifes Obst

Nicht selten tritt ein Typ-1-Diabetes auch erstmals in Form eines diabetischen Komas mit Bewusstlosigkeit in Erscheinung.

Welche Begleiterkrankungen können auftreten?

Nicht nur Typ-1-Diabetes selber kann Symptome machen. Im Rahmen der Erkrankung treten auch andere Probleme auf. Begleitende Krankheiten sind keine Seltenheit. Ein schlecht eingestellter Diabetes kann sogar die Ursache für Demenz sein.

Eine Krankheit kommt selten allein

Ständig müde? Schilddrüse checken!

Wenn Sie Diabetes Typ 1 haben und sich häufig schlapp fühlen, sollten Sie mal Ihre Schilddrüse überprüfen lassen. Eine Unterfunktion der Schilddrüse geht nämlich oft mit dieser Diabetesform einher. Auch Verstopfung, Kältegefühl und trockene Haut sind typische Symptome.

Unerkannt kann diese sogenannte Hypothyreose diverse medizinische Komplikationen mit sich bringen. Dabei sind ein Bluttest beim Arzt und eine dann eventuell nötige Einnahme von Schilddrüsenhormon unkompliziert, quasi nebenwirkungsfrei und vor allem bei oben genannten Problemen äußerst hilfreich.

Ist der Diabetes eine Gefahr für sämtliche Organe?

Schäden an den Gefäßen sind eine gefürchtete Folge des Diabetes mellitus, und zwar sowohl beim Typ 1 als auch beim Typ 2. Vor allem Herz und Gehirn, Nieren und die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn sie nicht mehr ausreichend mit Blut und Nährstoffen versorgt werden.

Dabei ist es nicht nur die Krankheit allein, die den Gefäßen zusetzt. Ob es zu Spätfolgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer sogenannten Retinopathie (Erkrankung der Netzhaut) kommt, hängt vielmehr entscheidend von der Blutzuckereinstellung ab.

Wer seinen HbA1c-Wert gut im Griff hat, ist weit weniger gefährdet als ein schlecht eingestellter Diabetiker.

Machen schlechte Blutzuckerwerte dement?

Das legt zumindest eine US-amerikanische Studie mit 3000 Typ-1-Diabetikern nahe. Die Auswertung ergab, dass höhere Zuckerwerte (HbA1c > 8%) mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden waren. Lag der HbA1c unter 8%, oder sogar unter 7%, waren die Chancen deutlich besser, geistig fit zu bleiben.

Gehirn: schlechte Blutversorgung fördert Demenz

Eine mangelhafte Durchblutung schlägt sich auch auf die kognitiven Leistungen nieder und begünstigt Demenzerkrankungen. Beim Typ-2-Diabetes ist der Zusammenhang von unzureichender Einstellung des Blutzuckers und der Entwicklung einer Demenz bereits nachgewiesen.

Achten Sie auf Ihren Blutzucker!

Ein langfristig gut eingestellter Blutzuckerspiegel ist das beste Mittel, um Begleiterkrankungen zu vermeiden. Typ-1-Diabetiker erkranken oft bereits in jungen Jahren und tragen die Krankheit ihr Leben lang mit sich. Aufgrund der guten Therapiemöglichkeiten hat sich die Lebenserwartung heutzutage deutlich verbessert. Damit das auch für Sie gilt und Sie bis ins hohe Alter hinein körperlich aktiv und geistig rege bleiben, lohnt es sich, auf eine optimale Blutzuckerkontrolle zu achten.

Behandlung

Ist Insulin immer nötig?

Die Therapie des Typ-1-Diabetes besteht aus der Insulinersatztherapie. Sobald die Diagnose gestellt wird, muss das fehlende Insulin lebenslang zugeführt werden. Deshalb nennt man den Typ-1-Diabetes auch insulinpflichtigen Diabetes.

Die meisten Betroffenen spritzen sich das Insulin selbst unter die Haut. Eine Alternative sind Insulin-Pumpen.

Insulin auch bei Kindern

Der absolute Insulin-Mangel muss nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen dringend ausgeglichen werden. Kinder mit Typ-1-Diabetes müssen täglich Insulin erhalten, um sie vor schweren Folgeschäden der Diabetes-Erkrankung zu schützen. Eine Insulin-Therapie ist hier also der eindeutig richtige und auch unverzichtbare Schritt.

Neue Behandlungsleitlinien für Typ-1-Diabetes

Was sind Leitlinien?

Leitlinien sollen Ärzten helfen, Patienten auf Basis gesicherter Erfahrungen zu behandeln. Die jetzt von der Deutschen Diabetes Gesellschaft vorgelegte aktuelle S3-Leitlinie definiert Therapieziele, Behandlungsstrategien und Kontrollmaßnahmen.

Vor allem sagt sie, dass der Erfolg einer Diabetes-Therapie entscheidend davon abhängt, wie der Betroffene in die Behandlung eingebunden wird.

Kann ich trotz Diabetes mit einer gut eingestellten Behandlung ein normales Leben führen?

Ja, wenn die Krankheit konsequent behandelt wird, dann kann man mit Typ-1-Diabetes einen weitgehend normalen und aktiven Alltag problemlos bewältigen. Zu einer guten Behandlung gehören aber nicht nur Insulintherapie und die adäquate Schulung zum Umgang mit den Spritzen.

Gesunder Lebensstil besser als Spezialprodukte

Die Leitlinie betont auch die Bedeutung der Ernährung und der Bewegung. So wird von speziellen Diabetikerprodukten oder –nahrungsmitteln abgeraten und stattdessen eine ausgewogene gesunde Kost empfohlen.

Wichtig: Gründliche Information

Von großer Bedeutung ist, dass die Betroffenen von ihrem Arzt ausführlich über Therapierisiken informiert werden. Das betrifft vor allem die Gefahren eines Unterzuckers, z.B. nach Alkoholkonsum. Auch dem Verhalten in besonderen Lebenslagen, beispielsweise bei Operationen und auf Reisen, widmet sich das Papier.

Wie wichtig ist mein eigener Anteil an der Behandlung?

Entscheidend für den Erfolg einer Diabetestherapie ist, dass man mit Diabetes nicht einfach nur die Anordnungen der Ärzte entgegennimmt, sondern in die Behandlungsentscheidungen eingebunden ist und sich dazu auch alle notwendigen Informationen geben lässt.

Ernährung

Worauf muss ich mit Diabetes Typ 1 bei der Ernährung achten?

Wird beim eigenen Kind Typ-1-Diabetes festgestellt, beschäftigt viel Eltern die Frage nach der richtigen Kost für ihr Kind. Müssen sich jugendliche Typ-1-Diabetiker an spezielle Regeln halten? Was sollte man als Pausen-Snack für die Schule mitgeben? Kann man mit der korrekten Ernährung Unterzuckerung (Hypoglykämie) vermeiden?

Tipps zur Ernährung bei Typ-1-Diabetikern

Gelten für jugendliche Diabetiker besondere Ernährungsregeln?

Nein. Sie sollten sich genauso wie ihre gesunden Altersgenossen ernähren. Kinder und Jugendliche benötigen ja wachstumsbedingt wesentlich mehr Kalorien als Erwachsene, und daran ändert sich auch nichts, wenn sie einen insulinpflichtigen Diabetes haben.

Allerdings ist es mit der gesunden Ernährung der Kinder und Jugendlichen ja oft nicht so weit her. Also präzisieren wir: Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes sollten sich genauso gesund und vollwertig ernähren wie jedes andere Kind das auch tun sollte, aber oft nicht tut.

Was ist der ideale Schulpausen-Snack für mein diabetisches Kind?

Ideal ist eine Frucht. Also zum Beispiel ein Apfel, eine Birne, eine Banane, ein Pfirsich, zwei Aprikosen oder zwei Pflaumen oder Zwetschgen. Alternativ können es aber auch Energieriegel (aber nicht mehr als einer) oder ein paar Scheiben Knäckebrot sein.

Kann man mit Diabetes Typ 1 mehr Fett zu sich nehmen als mit Diabetes Typ 2?

Ja, weil ja in aller Regel kein Problem mit Übergewicht besteht. Allerdings ist dies keine Empfehlung für vermehrten Fettverzehr. Auch für Typ-1-Diabetiker sind Kohlenhydrate unterm Strich günstigere Energielieferanten als Fette.

Können Omega-3-Fettsäuren dem Typ-1-Diabetes entgegenwirken?

Eine Studie der Universität Colorado erbrachte ein bemerkenswertes Ergebnis: An der Untersuchung waren 1.770 Kinder als Probanden beteiligt, die zu einer Risikogruppe für Diabetes Typ I gehörten. Entweder waren ihre Eltern oder Geschwister daran erkrankt, oder sie hatten bestimmte genetische Eigenschaften. Bei dieser Diabetes-Form, die vorwiegend im Kindesalter auftritt, bilden sich Antikörper gegen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Die Folge: ein kompletter Insulinmangel, was dann einem Diabetes entspricht.

Die Studiendauer war auf 6,2 Jahre angelegt. Das Ergebnis: Diejenigen Kinder, die regelmäßig Omega-3-Fettsäuren zu sich nahmen, hatten ein deutlich verringertes Risiko, die für Diabetes Typ 1 typischen Antikörper zu bilden.

Und wie machen Omega-3-Fettsäuren das? Das lässt sich bisher nur vermuten. Möglicherweise handelt es sich um denselben Effekt wie bei anderen Autoimmunerkrankungen (Morbus Crohn, MS, Rheuma). Die Annahme ist hier, dass die in den Omega-3-Fettsäuren enthaltenen Eicosanoide dem immunologischen Entzündungsprozess entgegenwirken (Meyer et al. 2001; Salmerón et al. 2001, Simopoulos 2002).

Kann es bei Diabetes Typ 1 trotz korrekter Ernährung zu Hypoglykämien kommen?

Ja, ganz auszuschließen ist das nicht. Leichtere Unterzuckerungen sind sogar relativ häufig und oft kaum zu vermeiden.

Nach einer Weile bekommt man aber ein recht gutes Körpergefühl bei einer nahenden Hypoglykämie und kann frühzeitig mit etwas Glukosezufuhr reagieren.

Leben mit Typ-1-Diabetes

Wie sieht der Alltag mit Typ-1-Diabetes aus?

Die Krankheit bleibt dieselbe, aber die Lebensumstände ändern sich. Ob ein Kind oder ein Erwachsener betroffen ist, wirft ganz verschiedene Fragen und Probleme auf. Wie geht man als Elternteil mit der Erkrankung des Kindes um? Was für Herausforderungen erwarten einen in der Pubertät? Und steht der Typ-1-Diabetes später der Gründung einer eigenen Familie etwa im Weg?

Typ-1-Diabetes in der Kindheit

Kann ein Kind mit Diabetes den Kindergarten und die normale Schule besuchen?

Selbstverständlich! Es ist sogar ausgesprochen wichtig, dass das Kind nicht abgesondert wird und wie jedes andere Kind auch Kita, Kindergarten und Schule besucht.

Wichtig ist, dass Freunde und Betreuungspersonen Ihres Kindes über die Diabetes-Situation informiert sind. Lehrer und Kindergärtner sollten Sofortmaßnahmen ergreifen könne, vor allem bei zu niedrigem Blutzuckerspiegel und bei einem Notfall.

Können Kinder mit Diabetes am Schulsport teilnehmen?

Ja. Eine gute Blutzuckereinstellung und -kontrolle vorausgesetzt, können Kinder mit Diabetes genauso sportlich aktiv sein wie ihre Altersgenossen. Wichtig ist, dass sportliche Aktivität und Insulingabe aufeinander abgestimmt sind. Außerdem sollten die Lehrer über die Erkrankung informiert sein.

Etwas Vorsicht (bzw. erhöhte Aufmerksamkeit) geboten ist bei Sportarten wie Schwimmen oder Klettern, bei denen ein plötzlicher Schwächeanfall, z.B. wegen Unterzuckerung, gefährlich werden könnte.

Tipps zum Selbstmanagement für die Eltern lauten:

  • Betrachten Sie Ihr Kind nicht als chronisch krank, sondern den Diabetes als einen besonderen Teil seiner Gesundheit, den es angemessen zu berücksichtigen gilt. Vermitteln Sie durch Ihre Haltung auch Ihrem Kind diese Perspektive als natürlichste Sache der Welt!
  • Stärken Sie ein gesundes Selbstbewusstsein Ihres Kindes nach besten Kräften und ermutigen Sie es (trotz eventueller Ängste, Bedenken oder Problematisierungen aus seinem Umfeld), so aktiv wie möglich zu sein und seine ureigensten Schul-, Ausbildungs- oder Studienwünsche zu verwirklichen.

Mit dem richtigen Behandlungs- und Selbstmanagement müssen bei der Leistungsfähigkeit und dem Sozialverhalten Ihres Kindes normalerweise keine Abstriche gegenüber gesunden Altersgenossen gemacht werden.

Wann sollte ich Unterstützung von außen annehmen?

Wenn es Ihnen hilft auf jeden Fall. Es gibt ein umfassendes Unterstützungsangebot für Kinder mit Diabetes und ihre Angehörigen, um gemeinsam die Integration therapeutischer Maßnahmen in die Alltagsroutine zu lernen. Prüfen Sie, inwiefern Sie und Ihr Kind von diesem Angebot und dem Erfahrungsaustausch in Selbsthilfegruppen profitieren können.

Wichtig: medizinische Betreuung

Gehen Sie mit Ihrem Kind regelmäßig zu den ärztlich empfohlenen Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen, um eine optimale Stoffwechseleinstellung sicherzustellen und Folgeerkrankungen so lange wie möglich zu vermeiden.

Achten Sie auf einen optimalen Impfschutz Ihres Kindes gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und sprechen Sie Ihren Kinderarzt darauf an. Suchen Sie bei anderen Erkrankungen Ihres Kindes rasch den Arzt auf.

Entgleister Blutzucker: Wie erkenne und reagiere ich richtig?

Lernen Sie das Erkennen der Symptome für zu hohen oder zu niedrigen Blutzucker bei Ihrem Kind. Halten Sie Traubenzucker und süße Fruchtsäfte immer verfügbar, um immer einer Unterzuckerung, z.B. nach zu hoher Insulingabe, begegnen zu können. Lassen Sie Ihr Kind nicht ohne Traubenzucker aus dem Haus gehen.

Messen Sie den Blutzucker regelmäßig und tragen Sie die Werte in ein Diabetes-Tagebuch ein, das dem Arzt bei jedem Besuch vorgelegt werden sollte.

Selbstständigkeit unterstützen

Sobald Ihr Kind alt genug dazu ist, sollte es sich nach entsprechender Anleitung und Einübung um seine Blutzuckerbestimmung und Insulinversorgung (in der Regel durch Injektion) selbstständig kümmern.

Was passiert mit dem Blutzuckerspiegel und Insulin-Bedarf während der Pubertät?

  • Fast während der gesamten Pubertät ist der Blutzucker schwieriger einzustellen als zuvor. Er schwankt stärker und verhält sich weniger vorhersehbar.
  • Bei Mädchen kommt noch hinzu, dass mit Einsetzen der Regelblutung auch die hormonellen Umstellungen den Blutzucker durcheinanderbringen.
  • Durch den Wachstumsschub kommt es bei Jungen und Mädchen unterm Strich aber vor allem zu einem erhöhten Insulin-Bedarf.

Alles ausprobieren, strenge Regeln beim Blutzucker: Zwei Welten treffen aufeinander

Nun wäre eine Phase der schwierigeren Blutzuckereinstellung kein so großes Problem, wenn es nicht eben die Pubertät wäre. Einerseits soll man zunehmend mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen, andererseits werden aber auch alle möglichen sinnigen und unsinnigen Dinge ausprobiert (Alkohol, Drogen, lange Nächte).

Eine Phase also, in der man sich praktisch permanent in Grenzsituationen begibt. Und zwar leider auch in solche, die nicht nur die Eltern zur Verzweiflung treiben, sondern auch den Blutzucker.

Eine Pauschal-Lösung für diesen Lebensabschnitt gibt es nicht. Außer vielleicht, als Eltern immer zur Seite zu stehen, ohne sich zu stark aufzudrängen. Zu informieren und zu begleiten. Die gute Nachrichte lautet ja immerhin: Fast alle Kinder und Jugendlichen mit Diabetes durchsegeln letztlich auch die wilde Pubertät erfolgreich.

Wie wirkt sich Typ-I-Diabetes auf die Familienplanung aus?

Ja zum Baby – trotz Diabetes

Wenn junge Frauen mit Typ-1-Diabetes schwanger werden möchten, spricht rein medizinisch heute meist nichts dagegen. Zwar ist das Risiko von Fehlbildungen oder Anfangsschwierigkeiten der Kinder im Vergleich zu gesunden Frauen leicht erhöht. Aber eben nur statistisch.

Mit einer engmaschigen Blutzuckerkontrolle und entsprechend gynäkologischer Begleitung dürfen sich fast alle Mütter mit Diabetes über ein gesundes Baby freuen. Denn nicht der Diabetes ist das Problem, sondern der Blutzucker.

Wichtig: sorgfältige Zuckereinstellung schon bei Kinderwunsch

Besonders wichtig sind stabile Blutzuckerwerte bereits kurz vor der Empfängnis und während der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft, da sich hier die Organe ausbilden.

Sprechen Sie einfach frühzeitig mit Ihrem Arzt über Ihren Kinderwunsch und seien Sie während der Schwangerschaft ein gut zusammenarbeitendes Team!

Quellen:

  • Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6: R41–R52.
  • Lacy M E et al. Long-term glycemic control and dementia risk in type 1 diabetes. Diabetes Care 2018; 41: 2339-2345. doi:10.2337/dc18-0073.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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