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Immer noch ein Tabu-Thema: In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer Depression – einer potenziell tödlichen Krankheit. Dabei ist die psychische Störung heute gut behandelbar.

„Plötzlich ist alles anders ist. Es zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Angst kriecht den Rücken hoch, ich kann mich nicht mehr für irgendetwas entscheiden, kann mich schwer konzentrieren, habe Schlafstörungen, bin appetitlos.

Nichts macht mir mehr Freude. Ja, ich bin unfähig, Kleinigkeiten zu erledigen und kann mich schließlich nicht mehr selber versorgen. Die Nacht ist schlimm, aber dann kommt der Morgen. Schonungslos …“ So beschreibt eine Betroffene in einem Internet-Forum die depressiven Phasen in ihrem Leben.

Alltag wird zum unlösbaren Problem

Depression ist eine Volkskrankheit: In Deutschland leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung an dieser Erkrankung. Das entspricht aktuell etwa vier Millionen Menschen. Alltägliche Dinge werden für sie zu unlösbaren Problemen. Betroffenen mit einer schweren Form von Depression sieht man die Krankheit auch an: „Sie wirken älter, als sie sind. Ihre Körperhaltung ist gebeugt und kraftlos. Alle Körperbewegungen sind oft gehemmt und reduziert, so dass auch der Gang schwermütig ausfällt“, sagt  Psychiatrie-Professor Hans-Jörg Assion von der LWL-Klinik in Dortmund. Die Stimme ist häufig monoton, Mimik und Gestik wirken eingeschränkt. Pessimismus dominiert die Gegenwart, die Zukunft.

Viele Menschen mit Depression leiden unter einem starken Schuldgedanken – „ich bin selbst schuld daran, dass es mir schlecht geht“. Schlimmstenfalls kann das bis zum Selbstmord führen. Etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen mit einer sehr schweren Form der Erkrankung sterben durch Suizid.

„Wer nicht selbst betroffen ist, für den ist es schwer zu verstehen, wie sich die Erkrankung anfühlt“, sagt Privatdozentin Dr. Christine Rummel-Kluge von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten, Schlafstörungen, keinen Appetit – diese Gefühle kennen auch Menschen, die  beispielsweise um ihren verstorbenen Partner trauern. Aber „eine Depression lässt sich von Trauer ganz eindeutig abgrenzen“, stellt Rummel-Kluge klar. Für die Diagnose Depression müssen nach der internationalen Klassifizierung von Krankheiten zwei der drei folgenden Kernsymptome erfüllt sein: die Stimmung ist gedrückt, es fehlt jegliches Interesse und es ist nichts vorstellbar, was Freude bereiten könnte. „Menschen, die trauern, erleben zwischendurch immer wieder Momente, in denen sie sich freuen können, etwa wenn das Enkelkind zu Besuch kommt“, sagt die Psychiaterin. Depressiven Menschen dagegen ist es nicht mehr möglich, schöne Dinge zu genießen.

Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt

„Von der Krankheit sind alle Lebensbereiche betroffen. Das macht die Depression aus meiner Sicht zu einer schweren Erkrankung“, meint die Psychiaterin. Dabei ist eine Depression im Grunde gut behandelbar. Je nach Schweregrad kommen Antidepressiva und/oder eine Psychotherapie infrage. Voraussetzung ist allerdings, dass der Betroffene professionelle Hilfe sucht. „Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt“, rät Rummel-Kluge. Das Problem: Depressive Menschen wissen zwar, dass es ihnen schlecht geht. Aufgrund ihrer krankhaft ausgeprägten Schuldgefühle finden aber nicht alle den Mut, Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen“, sagt die Psychiaterin.

Patienten Journal Reise & Gesundheit 6/2014

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