Das Vitamin D, das wir selber produzieren, entsteht primär in unserer Haut. Und zwar unter dem Einfluss von Sonnenlicht. Bis das Vitamin dann aber wirkt, durchläuft es noch mehrere chemische Entwicklungsstufen. Wie das genau vonstatten geht, ist kompliziert und verwirrend. Aber wir versuchen es mal.
Es beginnt in der Unterhaut
Eine Vorstufe des Vitamin D befindet sich in den beiden unteren Hautschichten. Im Stratum spinosum und Stratum basale, wie der Mediziner sagt. Diese Vorstufe ist das 7-Dehydrocholesterol. Das wird in einer photochemischen Reaktion mithilfe von UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht in eine weitere Vorstufe, das Prävitamin D3 verwandelt.
Es folgen noch weitere Zwischenschritte bis zum Vitamin D3, das dann an ein spezifisches Protein gekoppelt und über den Blutstrom zur Leber transportiert wird. Erst dort entsteht die endgültige Wirkform. Und zwar durch Hydroxylierung, also durch Anhängen einer OH-Gruppe. Die Wirkform heißt dann ähnlich sperrig wie die Zwischenstufen 25(OH)Vitamin D3 oder auch Cholecalciferol.
Austariertes Gleichgewicht
Um sich vor zu hohen und damit giftigen Konzentrationen an Cholecalciferol zu schützen, produziert unser Körper das Hautpigment Melanin. Das kann UV-Strahlung absorbieren. Dadurch entsteht der Bräunungseffekt beim Sonnenbad. Umgekehrt bedeutet der hohe Melaningehalt bei dunkelhäutigen Menschen, dass sie sich deutlich länger als ihre hellhäutigen Menschen in der Sonne aufhalten müssen, bis sich die bedarfsgerechte Vitamin-D-Menge gebildet hat. Dafür sind sie andererseits auch besser gegen die potenziell krebsauslösende UVB-Strahlung bei Sonnenbädern geschützt.
Ein schönes Beispiel dafür, dass in der Biologe wie auch sonst im Leben die Einschätzung als „gut“ und „böse“ zumeist auf der Perspektive und dem Zusammenhang beruht und vor allem eine Frage der Dosis und des Gleichgewichts ist.