Was ist die Temperaturmethode, und wie funktioniert sie? Ist die Methode sicher? Im folgenden Beitrag finden Sie Antworten auf diese Fragen.
Funktionsweise
Wie genau funktioniert die Temperaturmethode?
Die Körpertemperatur der Frau steigt nach dem Eisprung leicht an und bleibt durch einen thermischen Effekt des Hormons Progesteron bis zum Ende des Zyklus konstant erhöht. Bei der sogenannten Temperaturmethode macht man sich diese Tatsache zunutze, um festzustellen, wann die fruchtbaren Tage sind bzw. wann genau die „sichere Zeit“ beginnt.
Genau genommen handelt es sich hier also nicht um eine Verhütungsmethode, sondern um eine Möglichkeit, die Zeichen des Körpers insoweit zu erkennen, dass man den Zeitraum, in dem eine Schwangerschaft eintreten kann, weitgehend genau erkennen und eingrenzen kann. Die eigentliche Verhütung besteht dann darin, in der fruchtbaren Zeit abstinent zu sein oder aber andere Methoden wie z.B. Kondom, Diaphragma, Lea Contraceptivum o.a. zu verwenden.
Morgendliche Temperatur einfach in Formblatt oder App eintragen
Um diese natürliche Empfängnisregelung zu praktizieren, müssen Sie jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen Ihre Temperatur messen. Genaugenommen heißt der entscheidende Messwert „Basaltemperatur“, also diejenige Temperatur, die der Körper im weitgehenden Ruhezustand hat. Dazu ist es wichtig, dass die Messung gemacht wird, bevor Sie aufstehen, oder sich z.B. aufsetzen, um zu rauchen oder zu frühstücken. Sie können oral (im Mund), vaginal oder rektal messen – einzig die Messung in der Achselhöhle ist zu ungenau, um verwertet werden zu können.
Wenn Sie sich für eine "Mess-Stelle" entschieden haben, sollten Sie diese beibehalten, damit es keine größeren Abweichungen gibt. Achten Sie bitte beim Kauf des Thermometers auf eine gute Qualität. Geeignet sich herkömmliche Quecksilber-Thermometer ebenso wie Digital-Thermometer, die aber unbedingt zwei Stellen hintern Komma anzeigen können sollten.
Zum Thema Temperaturkurven: Wenn Sie bei Google oder einer anderen Internet-Suchmaschine „Basaltemperatur“ und „Kurvenblatt“ eingeben, bekommen Sie gleich mehrere Möglichkeiten, sich geeignete Temperaturtabellen runterzuladen. Diese können für den Eigengebrauch später auch beliebig oft kopiert werden. Mittlerweile gibt es übrigens auch gute Apps!
Drei Tage nach dem ersten Temperaturanstieg sind Sie nicht mehr fruchtbar
Den gemessenen Wert tragen Sie bitte in das Kurvenblatt ein. Die Differenz zwischen der ersten Zyklushälfte und der zweiten, also der nach dem Eisprung, beträgt in der Regel 0,2 bis 0,5 Grad. Wenn Sie die Kurve nach ein paar Tagen oder Wochen betrachten, werden Sie in der Zyklusmitte meist einen deutlich sichtbaren Kurvensprung sehen. Ab dem dritten aufeinanderfolgenden Tag nach dem Steigen der Kurve können Sie davon ausgehen, bis zum Ende des Zyklus nicht mehr fruchtbar zu sein (dabei sollten die drei gestiegenen Werte höher sein als die Temperatur an den sechs Tagen zuvor). Wenn Sie also zurzeit kein Kind möchten, können Sie in den folgenden knapp zwei Wochen ungeschützten Verkehr haben. (Gegen Geschlechtskrankheiten sind Sie natürlich nicht gefeit – sollte hier für Sie ein Risiko bestehen, sollten Sie sich auch in dieser Zeit z.B. mit Kondomen schützen).
Im Laufe der Zeit kann man mehr sichere Tage dazu gewinnen
Bei einem relativ regelmäßigen Zyklus und nach mehrmonatigem Temperaturmessen werden Sie den Zeitraum der „sicheren Tage“ in der Regel noch um einige Tage, vielleicht sogar bis zu einer Woche erweitern können – nämlich um die ersten Tage des Menstruationsmonats. Hier ist aber zu empfehlen, mindestens 10-12 eigene Kurven zusammenzuhaben, um eine gute Sicherheit zu erreichen. Um die Anzahl der unfruchtbaren Tage zu Beginn des Zyklus zu ermitteln, ziehen Sie einfach vom Tag des frühesten Temperaturanstiegs 8 ab.
Beispiel: In den letzten 12 Monaten war der früheste erste Anstiegstag der 15. dann gilt: 15 - 8 = 7, heißt also, dass Sie mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgehen können, auch in den ersten 7 Zyklustagen unfruchtbar zu sein und damit dann ebenfalls ungeschützt Verkehr haben können.
Tipps
Worauf sollte ich beim Messen meiner Körpertemperatur zur Ermittlung des Eisprungs achten?
Damit Sie die ganze Prozedur nicht umsonst auf sich nehmen, weil die ermittelten Werte nicht zuverlässig sind, lohnt es sich, einige Regeln einzuhalten:
- Messen Sie Ihre Körpertemperatur immer morgens vor dem Aufstehen
- Messen Sie über mehrere Monate regelmäßig (jeder zweite Morgen genügt)
- Messen Sie möglichst immer zur gleichen Zeit
- Wenn Sie am Wochenende länger schlafen, messen Sie am besten am Montag, Mittwoch und Freitag
- Benutzen Sie nach Möglichkeit immer das gleiche Thermometer
- Messen Sie immer an der gleichen Stelle (unter der Zunge, in der Scheide oder im After)
- Messen Sie mit einem herkömmlichen Thermometer immer mindestens 5 Minuten lang (die elektronischen Thermometer geben meist von selbst per Piepton zu verstehen, dass sie fertig sind)
- Tragen Sie die Werte immer gleich in ein Buch oder ähnliches ein
Warum macht es keinen Sinn, meine morgendliche Körpertemperatur zur Ermittlung des Eisprungs zu messen, wenn ich Hormon-Präparate anwende?
Weil die Hormon-Präparate die Ergebnisse verfälschen. Und das auch, wenn Sie die Hormone nur äußerlich anwenden.
Die Erhöhung der Körpertemperatur um 0,4-0,8 °C zum Zeitpunkt des Eisprungs entsteht ja durch den veränderten Hormonspiegel. Während in der ersten Zyklushälfte das Östrogen dominiert, steigt mit dem Eisprung die Produktion des Gelbkörperhormons Progesteron an – und erhöht die Körpertemperatur. Wenn Sie Hormon-Präparate anwenden, ist dieser Regelkreis beeinflusst, und Sie erhalten über die Temperaturmessung keine zuverlässigen Aussagen mehr.
Sicherheit
Ist die Temperaturmethode sicher genug?
Entgegen teilweise veralteten Behauptungen, dass unregelmäßige Schlafzeiten, spätabendlicher Alkoholkonsum, Stress oder Reisen die Temperaturentwicklung leicht durcheinanderbringen, zeigen neuere Untersuchungen, dass der störende Einfluss hier meist eher gering ist und die Zykluskurven sogar bei Schichtarbeiterinnen weitgehend robust sind.
Solange nur ein paar Stunden Nachtruhe direkt vor der Messung liegen, sollen die Werte laut aktueller Studien stabil genug sein, um diese Methode sicher anwenden zu können. Um Besonderheiten wie Krankheit und Co entsprechend einordnen zu können, sollte man diese immer auch mit in die Kurve eintragen. Das gilt ganz speziell bei fiebrigen Infekten. In dem Fall sollte der dann offenbar anders begründete Temperaturanstieg sogar Anlass sein, in dem Monat sicherheitshalber zusätzlich mit Kondom o.a. zu verhüten.
Verhüten im Einklang mit dem Körper
Die Temperaturmethode hat diverse Vorteile, die sie für Anwenderinnen attraktiv macht: Zum einen birgt sie keinerlei Nebenwirkungen aufgrund von Hormoneinnahme oder Fremdkörpern, wie sie bei anderen Verhütungsmethoden möglich sind. Sie ist auch dauerhaft sehr preiswert – bis auf das Thermometer eigentlich sogar kostenfrei – und kann selbstbestimmt ohne ärztliche Hilfe angewendet werden. Viele Frauen empfinden es auch als wichtig und schön, den Rhythmus des eigenen Körpers so gut zu kennen.
Es kann sogar für die Partnerschaft durchaus bereichernd sein, die Sexualität und die Lust in den verschiedenen Zyklusphasen bewusst zu erleben und gemeinsam die Verantwortung für die eigene Fruchtbarkeit zu übernehmen. Meist fördert das sogar die Vertrautheit und die Intimität zwischen Mann und Frau. Auf der anderen Seite fordert es beiden Partnern auch ein wenig Disziplin und Mitarbeit ab – sei es beim regelmäßigen Messen, sei es bei der Einhaltung von zeitlicher Abstinenz oder dem kurzzeitigen Verwenden anderer Methoden wie dem Kondom.
Viele Frauenärzte sind bei der Temperaturmethode skeptisch – ganz zu Unrecht!
Bei richtiger und regelmäßiger Anwendung ist die Methode ausgesprochen sicher. Der Pearl-Index liegt nach wissenschaftlichen Untersuchungen bei 1-3, wobei letzterer Wert schon die erweiterte Methode mit den frühen Zyklustagen einschließt, die in Einzelfällen natürlich das Risiko eines ungewohnt kurzen Zyklus birgt, der die Sicherheit entsprechend heruntersetzt. Die traditionelle Variante, bei der nach 3 Tagen erhöhter Temperatur lediglich bis zum Ende des Zyklus ungeschützter Verkehr stattfindet, hat sogar einen Pearl-Index von knapp 1.
Insbesondere bei Kombination der Temperaturmethode mit der Beobachtung anderer Körperzeichen wie dem Zervixschleim (Gebärmutterschleim) ist die sogenannte „natürliche Familienplanung“ nahezu ebenso sicher wie die Pille und wird völlig zu Unrecht von vielen Ärzten als „unsicher“ abgetan! Lassen Sie sich bei entsprechendem Wunsch Ihrerseits also keinesfalls vorschnell von dieser Verhütungsmöglichkeit abbringen. Wichtig ist aber, zusammen mit dem Partner ganz hinter der Methode zu stehen und genügend motiviert zu sein, regelmäßig und aktiv an der Empfängnisregelung mitzuwirken.
Nicht empfohlen wird diese Methode allerdings für Frauen mit sehr unregelmäßig langen Zyklen, für ganz junge Mädchen mit noch nicht gänzlich eingespieltem Menstruations-Rhythmus sowie für stillende Mütter.