Wie funktioniert ein Vaginalring? Ist die Verhütungsmethode sicher? Gibt es Risiken oder mögliche Nebenwirkungen? Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Beitrag.
Funktionsweise
Was ist der Vaginalring und wie funktioniert er?
Hormonabgabe direkt in die Scheide
Der Vaginalring ist ein biegsamer, weicher und transparenter Kunststoffring, welcher kontinuierlich eine kleine Dosis Östrogen und Progesteron freigibt und damit – ähnlich wie die reguläre Pille – den Eisprung verhindert. Im Vergleich zur Pille kommt der Ring aber mit einer weit geringeren Dosis an Hormonen aus, da diese über die Vagina direkt ins Blut absorbiert werden und so der gesamte Speisetrakt umgangen wird. Das hat den Vorteil, dass Magen-Darmerkrankungen, Absorptionsprobleme und auch Essstörungen die Sicherheit und Wirkung nicht beeinträchtigen. Die sogenannte Zykluskontrolle ist gut, das heißt, dass die Menstruation meist sehr regelmäßig ist und Schmierblutungen verhältnismäßig selten sind.
Der Vaginalring hat einen Durchmesser von 5,4 cm sowie eine Dicke von 0,4 cm und wird einmal im Monat in die Scheide eingeführt. Dort bleibt er genau drei Wochen und wird rund um die Zeit der Regelblutung für eine Woche entfernt, bis dann wieder ein neuer Ring eingesetzt wird, der wiederum drei Wochen liegenbleibt. Die Anwendung ist sehr einfach, dauert mit etwas Übung nur wenige Sekunden und wird komplett von Ihnen selbst durchgeführt.
Nicht zu spüren
Wenn richtig und tief genug eingeführt, sollte der Ring weder für Sie noch Ihren Partner spürbar sein. Wenn Sie es wünschen, können Sie den Vaginalring z.B. beim Sex aber auch kurzzeitig für bis zu 3 Stunden herausnehmen. Da es sich hier ja nicht um eine Methode mit Barrierefunktion handelt, bleibt die Verhütungsfunktion in dem Fall voll erhalten.
Bei aufkommendem Kinderwunsch und entsprechender Entfernung des Ringes ist die Verhütungswirkung übrigens sehr schnell reversibel: Meist kommt es bereits im nächsten Zyklus wieder zu einem Eisprung.
Kosten vergleichbar mit der regulären Pille
In Deutschland sind zurzeit zwei Vaginalringe zugelassen: Der international bereits länger bekannte NuvaRing® sowie der neuere Circlet®-Ring. Beide enthalten die Hormonzusammensetzung Etonogestrel (0.120mg/Tag) sowie Ethinylestradiol (0.015mg/ Tag) und sind die am niedrigsten dosierten zur Verhütung zugelassenen Kombi-Hormonpräparate am Markt. Beide Ringe sind latexfrei und weder metall- noch nickelhaltig.
Der Preis liegt bei einer Quartals-Packung mit drei Ringen bei knapp 50 Euro und ist somit kostenmäßig ungefähr mit der regulären kombinierten Pille vergleichbar. Da es sich um ein Hormonpräparat handelt, kann der Vaginalring nur nach ärztlicher Beratung/ Untersuchung verschrieben werden. Kontrolltermine werden in der Regel etwa vier Monate nach dem Start und dann einmal jährlich vereinbart. Alle Untersuchungen werden von den Kassen bezahlt, die Kosten für den Vaginalring aber müssen selbst getragen werden. Nur bei jungen Frauen bis zum 20. Lebensjahr werden – bis auf die Apothekenzuzahlung – die Kosten komplett von den gesetzlichen Kassen übernommen.
Sicherheit
Wie sicher ist der Vaginalring?
Bei richtiger Anwendung sehr sichere Methode
Trotz der geringeren Hormonmenge ist der Vaginalring ebenso sicher wie die sogenannten kombinierten oralen Antikonzeptiva, also die reguläre und sicherste Form der Pille (Pearl-Index bei korrekter Anwendung weit unter 1). Während bei der Pille aber täglich an die Einnahme gedacht werden muss, braucht man beim Vaginalring nur zweimal monatlich dran zu denken – und auch dann gibt es noch einen gewissen zeitlichen Spielraum.
Auch wenn man realistischerweise bei beiden Maßnahmen noch potenzielle Anwendungsfehler einrechnen muss, sind Vaginalring und Pille statistisch immer noch zuverlässiger als nahezu jede andere Methode.
Risiken
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen beim Vaginalring?
Erwägungen zu eventuellen langfristigen Effekten auf die Gesundheit entsprechen denen der regulären Pille. Das bedeutet, dass man in umfangreichen internationalen Studien zum Thema hormonelle Verhütung immer wieder mal Hinweise auf günstige oder ungünstige Auswirkungen z.B. auf Knochendichte, Tumorrisiko, Herzkreislauf etc. gefunden hat. Alles in allem liegen die gefundenen Daten aber so, dass Ärzte und Wissenschaftler auf der ganzen Welt bei gesunden Frauen und routinemäßiger medizinischer Begleitung in der Regel keinerlei generelle Bedenken gegen die langfristige Verhütung mit Hormonen haben.
Einzig das Rauchen wird in der Kombination sowohl mit Ring als auch mit der Pille einhellig als relevantes Risiko angesehen – gerade bei Frauen über 35 Jahren mit einem Konsum von mehr als 15 Zigaretten pro Tag kann es bei der östrogenkombinierten Pille sowie beim Vaginalring schneller zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Um das zu verhindern, sollte in dem Fall eine andere Verhütungsmethode gewählt – oder aber das Rauchen aufgegeben werden.
Weniger Hormon heißt oft weniger Nebenwirkungen
Unmittelbare und häufigere Nebenwirkungen durch den Vaginalring werden vermehrt in den ersten drei Monaten beschrieben, flauen dann aber oftmals wieder ab. So klagen einige Frauen über Übelkeit, Kopfschmerzen, Stimmungstiefs, Brustspannung, vaginale Infektionen oder auch leichten Ausfluss. Gelegentlich kann es auch zu Gewichtszunahme kommen, obwohl das in mehreren Studien objektiv nicht bestätigt werden konnte. Das sexuelle Empfinden ist in den meisten Fällen nicht beeinträchtigt, aber auch hier kann es individuelle Änderungen geben. Andere Nebenwirkungen sind eher selten. Wenden Sie sich bei neuauftretenden Beschwerden oder Schmerzen aber immer an Ihren Arzt/ Ihre Ärztin.
Wann darf der Vaginalring nicht verschrieben werden?
Die meisten gesunden Frauen (insbesondere, wenn diese unter 35 Jahre alt und Nichtraucherinnen sind) können den Vaginalring ohne Einschränkungen verwenden. Wichtig ist in jedem Fall eine sorgfältige Beratung und Erstuntersuchung beim Frauenarzt/ bei der Frauenärztin. Die Einnahme anderer Medikamente muss besprochen werden, um Wechselwirkungen (vor allem mögliche Wirkungsabschwächung) zu vermeiden. Eine Schwangerschaft muss vor Verschreibung des Ringes sicher ausgeschlossen sein.
In einigen Fällen darf ein Vaginalring nicht angewendet werden. So vor allem wenn Sie unter folgenden Erkrankungen leiden oder irgendwann schon mal gelitten haben:
- Blutgerinnsel / Thrombose oder Embolie
- Herzinfarkt, Schlaganfall, massiver Bluthochdruck
- Ungeklärte vaginale Blutungen
- Migräne mit sogenannter Aura
- Schwere Lebererkrankung
- Diabetes mit Gefäßbeteiligung
- Krebserkrankung der Brust oder der Geschlechtsorgane (z.B. Eierstockkrebs)
Gelegentlich wird der Arzt in diesen Fällen schon bei starker familiärer Neigung vom Vaginalring abraten oder aber engermaschige Kontrollen empfehlen.
Ein Hinweis für die Stillzeit
Stillende Mütter sollten den Vaginalring besser nicht bzw. frühestens 6 Monate nach der Entbindung verwenden (wenn neben dem Stillen also schon regelmäßig Beikost gegeben wird). Besser wäre es aber, in der Stillzeit ganz auf östrogenhaltige Verhütungsmittel zu verzichten und bei Wunsch nach hormoneller Kontrazeption lieber reine Gestagenpräparate wie die Minipille zu verwenden. Wenn Sie nicht stillen, können Sie die Verhütung mit dem Vaginalring 3 Wochen nach der Entbindung starten (keinesfalls früher, da es sonst Komplikationen mit der Blutgerinnung geben kann).
Quellen:
- Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG, SGGG), verfügbar unter: https://www.dggg.de/fileadmin/documents/pressemitteilungen/2018/Gesamtdokument_Langversion_Version_3-1.pdf