Was versteht man unter einem Magenballon? Hilft die Operation langfristig bei der Gewichtsreduktion und für wen ist diese Methode überhaupt geeignet? Im folgenden Beitrag beantworten wir viele Ihrer Fragen rund um das Thema Magenballon.
Operationsverfahren
Was ist ein Magenballon und wie funktioniert er?
Im Unterschied zu Magenband, Magenbypass und Schlauchmagen ist der Magenballon eigentlich keine operative Maßnahme. Aber auch der Magenballon findet bei starkem Übergewicht therapeutische Anwendung. Er ist aus elastischem, weichem Material hergestellt (meist Silikon oder Kunststoff) und wird leer in den Magen eingebracht.
Wissenswertes zur OP
Warum nimmt man durch einen Ballon im Magen ab?
Der Magenballon hat die Funktion, den Magen auszufüllen und so das übermäßige Befüllen des Magens bei der Nahrungsaufnahme zu verhindern. Es soll früher ein Gefühl der Sättigung erzeugt werden.
Das Sättigungsgefühl entsteht in der Hauptache durch die Dehnung der Magenwand. Der Ansatz ist: Wenn man sich beim Essen schneller satt fühlt, wird man weniger Nahrung zu sich nehmen.
Bewegung und Ernährungsumstellung unverzichtbar
Kombiniert mit ausgewogener, gesunder Ernährung und ausreichend Sport und Bewegung kann der Magenballon so zu einer Gewichtsreduktion führen.
Bleibt der Ballon für immer im Magen?
Nein, der Magenballon wird nach spätestens einem halben Jahr wieder entfernt, weil damit zu rechnen ist, dass das Material auf Dauer spröde wird und es zu einem Leck kommt. Dies ist problematisch, weil Ballonreste, die unbemerkt über den Darm abgeführt werden, einen Darmverschluss verursachen können.
Welchen Vorteil bietet der Magenballon zu anderen gewichtreduzierenden OPs?
Da der Magenballon ohne Vollnarkose eingesetzt werden kann, wird er oft dann angewandt, wenn der Allgemeinzustand eine Vollnarkose zu riskant erscheinen lässt.
Wie genau wird der Eingriff beim Magenballon durchgeführt?
Es gibt zwei Typen des Magenballons. Wie der Eingriff abläuft, hängt von der jeweiligen Variante ab. Im folgenden erläutern wir kurz die beiden Verfahren.
Magenballon I: der Schluckballon
Dieser Magenballon wird, wie der Name schon sagt, vom Patienten geschluckt. Es handelt sich um eine länglich-ovale Kapsel, an der ein Schlauch befestigt ist. In diesem Ballon pumpt der Arzt dann rund 500 bis 700 Milliliter Kochsalzlösung. Anschließend wird der Schlauch entnommen. Der Magenballon ist nun zu groß, um in den Darm zu wandern.
Manchmal werden zwei Magenballons auf diese Weise angebracht, weil so die spezifische Form des Magens besser ausgefüllt wird.
Magenballon II: der endoskopisch eingebrachte Magenballon
Ein Magenballon kann auch über eine Magenspiegelung (Gastroskopie) eingeführt werden. Dies wird häufiger praktiziert als der Schluckballon. Das Gastroskop, an dem eine Kamera, eine Lichtquelle und ein Schlauch befestigt sind, wird über den Mund und Rachenraum in die Speiseröhre und so in den Magen gebracht, sodass der Magenballon im Magen ankommt.
Vorteil: Einblick in den Magen
Dies hat den Vorteil, dass gleichzeitig Bilder vom Mageninneren auf dem Bildschirm des Arztes erscheinen. So kann überprüft werden, ob die Schleimhaut des Magens gesund ist und sich überhaupt für einen Magenballon eignet. An der Magenschleimhaut sollten nämlich keine entzündlichen Prozesse oder Geschwüre im Gange sein.
Schlucken des Ballons unangenehm
In beiden Fällen werden in der Regel Muskelrelaxantien (also muskelentspannende Mittel) und betäubende Präparate verabreicht, um das Schlucken zu erleichtern. Man wird dann als Patient noch ein bis zwei Stunden in der Praxis oder im Krankenhaus beobachtet, dann entlassen. Die Prozedur an sich benötigt ungefähr 20 bis 30 Minuten.
Häufig: Übelkeit direkt danach
Oft bekommen die Betroffenen nach dem Einsetzen des Magenballons Übelkeit und Erbrechen. Dies kann einen Aufenthalt im Krankenhaus von wenigen Tagen erforderlich machen, um Flüssigkeit intravenös zu verabreichen.
Ein- und Ausschlusskriterien
Für wen kommt der Magenballon infrage?
Der Magenballon ist nur für Menschen gedacht, die stark übergewichtig sind. Auch die anderen, wirklich operativen Maßnahmen wie Magenband oder Schlauchmagen werden in der Regel erst bei sehr starkem Übergewicht eingesetzt.
Nicht ohne es vorher anders probiert zu haben
Eine Voraussetzung für den Einsatz eines Magenballons ist normalerweise, dass man vorher eine Gewichtsreduktion durch einfachere Maßnahmen versucht hat – also zum Beispiel durch Umstellung der Ernährung und durch Bewegung bzw. Sport.
Wenn diese Versuche nicht zum gewünschten Ergebnis führen, kann der Magenballon eingesetzt werden. Er kann außerdem auch bei Menschen angewandt werden, für die eine Operation mit Vollnarkose aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage kommt.
BMI hilft bei der Therapieentscheidung
Es ist nicht leicht festzulegen, ab welchem Gewicht diese Therapie vorgenommen werden sollte. Wichtig sind das Körpergewicht und die Frage, wie bedroht der Betroffene von etwaigen Folgen der Adipositas ist. Meist legt man dieser Entscheidung den BMI (Body-Mass-Index) zugrunde. Wenn dieser höher als 28 kg/m² liegt, kann der Magenballon eine Möglichkeit sein, Gewicht zu verlieren.
Für wen kommt der Magenballon nicht infrage?
Es gibt einige Situationen, in denen eine Behandlung mit dem Magenballon nicht vorgenommen werden sollte. Dazu gehören:
- Störungen der Blutgerinnung bzw. die Einnahme von Gerinnungshemmern
- schwere entzündliche Prozesse im Verdauungstrakt
- schwerwiegende psychiatrische Krankheiten
- Drogensucht und / oder Alkoholsucht
- Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit
- Fehlbildungen am Magen oder an der Speiseröhre
- Krankheiten und frühere operative Eingriffe am Magen oder an der Speiseröhre
- Bulimie oder andere Essstörungen
- schwere Erkrankungen der Leber, Nieren oder Lunge
Chancen und Risiken
Magenballon ja oder nein – was sollte ich vor der OP wissen?
Der Magenballon kann eine große Hilfe auf dem Weg zum Normalgewicht sein. Aber wie alle Operationen kommt auch dieser Eingriff nicht ohne Komplikationen aus. Zur Entscheidungshilfe, ob die OP die richtige für Sie ist, haben wir hier für Sie die wichtigsten Informationen zusammengetragen:
Nutzen-Risiko-Bilanz
Warum ist der Magenballon nur unterstützend wirksam?
Die Behandlung mit einem Magenballon bei starkem Übergewicht kann keine Wunder bewirken. Sie ist nur als unterstützende Maßnahme sinnvoll. Eine Umstellung der Essgewohnheiten hin zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung, eine Anpassung des Lebensstils an das Ziel der Gewichtsreduktion und ausreichend Bewegung und Sport sind auch hierbei unverzichtbar.
Vorsicht bei Fett und Zucker
Vor allem müssen Kalorienbomben wie stark gesüßte Softdrinks, fettreiche Speisen, Fast Food, zuckerhaltige Süßigkeiten und Lebensmittel wie Kuchen, Plätzchen und Teilchen vermieden werden.
15 bis 30 kg Gewichtsverlust möglich
Auch sollte man sich einen moderaten Fleischverzehr angewöhnen, wobei helles Fleisch (Geflügel) besser geeignet ist als rotes (Rind, Schwein). Wer eine starke Motivation hat, kann so zwischen 15 und 30 Kilogramm Gewicht verlieren
Auch nach Magenballon Jo-Jo-Effekt möglich
Wenn die Pfunde besonders schnell purzeln sollen, ist der Magenballon nicht geeignet, weil sich nach seiner Entnahme ein Jo-Jo-Effekt einstellen kann. Dann kann der Betroffene also, wenn die Kombination aus gesunder Ernährung und Bewegung nicht stimmt, schnell wieder zunehmen.
Vorbereitung für andere OP-Verfahren
Wenn man für eine Operation wie Magenverkleinerung oder Magenbypass zu schwergewichtig ist, kann eine Mehrschritt-Therapie erfolgen. Dann wird mit dem Magenballon so viel abgenommen, dass eine Operation möglich wird.
Was passiert, wenn der Magenballon undicht wird?
Der Magenballon enthält Flüssigkeit. Die besteht aus einer Kochsalzlösung und einem Farbstoff. Wenn der Magenballon undicht wird oder platzt, tritt natürlich Flüssigkeit aus. Die Flüssigkeit ist für den Organismus aber nicht gefährlich.
Blauer Urin bedeutet Gefahr
Trotzdem passiert dann etwas sehr auffälliges: Die Flüssigkeit aus dem undichten Magenballon wird über die Darmschleimhaut in das Blut transportiert. So gelangt der Farbstoff in den Urin und färbt diesen blau. Man sollte also immer auf den Urin und seine Farbe achten, denn das ist der einzige verlässliche Hinweis auf ein Leck im Magenballon.
Bei einer blauen Verfärbung des Urins sollte man sofort seinen Arzt konsultieren. Dieser wird dann wahrscheinlich eine Magenspiegelung durchführen, um den beschädigten Magenballon zu entnehmen.
Risiko: Darmverschluss
Wenn nämlich der Magenballon kleiner wird und in den Darm gelangt, kann er dort verschiedene Komplikationen auslösen, z.B. einen Darmverschluss. Bemerken Sie eine blaue Urinverfärbung in der Nacht, sollten Sie nicht warten, sondern die Notaufnahme einer Klinik aufsuchen.
Variante: Ballon mit Luft
Noch ein Hinweis: Es gibt nicht nur die mit Kochsalz gefüllte Variante des Magenballons, sondern auch einen Ballon, der mit Luft gefüllt ist. Diese Luft-Variante hat aber den Nachteil, dass sie keinen Farbstoff enthält. Auch hat der mit Kochsalz, also mit Flüssigkeit gefüllte Magenballon ein wesentlich höheres Gewicht, was das Sättigungsgefühl erhöht.