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Ist Kaffee nun gesund oder ungesund? Gut fürs Herz oder schlecht für die Nerven? Im folgenden Beitrag fassen wir dazu ein paar Fakten zusammen.

Kaffee und Herz & Gefäße

Schützt Kaffee das Herz?

Dass Kaffee Herz und Kreislauf eher nutzt als schadet, das belegen inzwischen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen. Vor allem scheint Kaffee den Blutdruck senken zu können und damit vor Bluthochdruck zu schützen. Forscher aus Boston haben ermittelt, dass Koffein auch vor Herzversagen schützt, der Schutz aber von der Menge des getrunkenen Kaffees abhängt.

Nicht zu viel und nicht zu wenig

In der Studie wurden die Daten von rund 140.000 Personen ausgewertet – und zwar über einen Zeitraum von 45 Jahren (1966 bis 2011). Insgesamt wurden dabei 6.522 Fälle von Herzversagen erfasst.

Das Ergebnis: Diejeinigen, die täglich zwei Tassen Kaffee tranken, waren um 11% weniger von einem Herzversagen bedroht als Nicht-Kaffee-Trinker. Bei drei oder vier Tassen täglich nahm dieser Schutzeffekt noch weiter zu. Bei mehr als fünf Tassen Kaffee täglich kehrte sich das Bild wieder um und die Gefahr für das Herz nahm statistisch zu. Eine Erklärung, warum Koffein offenbar nur in mittlerer Menge funktioniert, liefern die Wissenschaftler nicht.

Kaffee gegen Schlaganfall?

Schützt Kaffee vor einem Schlaganfall?

Kaffee erhöht nicht das Risiko für einen Schlaganfall. Im Gegenteil: Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft betont mit Hinweis auf eine italienische Studie, dass 1-3 Tassen Kaffee pro Tag davor schützen können, einen Schlaganfall zu erleiden.

Studienergebnisse aus Italien und Schweden

Ausgewertet wurden die Daten von mehr als 440.000 Menschen. Diese wurden zwischen 2 und 24 Jahre lang beobachtet. In dieser Zeit erlitten knapp 7.000 der Personen einen Schlaganfall. Diejenigen, die täglich ein bis drei Tassen Kaffee tranken, waren aber deutlich seltener betroffen.

Zu einem vergleichbaren Ergebnis ist eine schwedische Studie mit rund 35.000 Frauen gekommen. Randnotiz: Wer noch mehr Kaffee trank, konnte keinen weiteren schützenden Effekt verbuchen, eine Risikoerhöhung trat aber auch nicht ein.

Gibt es auch kritische Stimmen?

Alles prima? Es gibt nicht wenige Ernährungswissenschaftler, die halten derartige Studien für Mumpiz. Der Ernährungsforscher Uwe Knop beispielsweise bemängelt, dass die Meldungen auf Studien beruhen, die ausschließlich Vermutungen erlauben. Es gebe bisher keinen wissenschaftlich belegbaren Beweis, dass Kaffee vor irgendeiner Krankheit schützt.

Auch Professor Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg, schränkt ein, dass Studien in diesem Bereich von vielen unbekannten oder kaum messbaren Einflüssen abhängig sind. Und damit keine Beweise liefern könnten. Walter Krämer, Professor für Statistik an der Universität Dortmund, hält die zahlreichen Kaffee-Meldungen für Ergebnisse einer schlampig ausgewerteten Statistik. Professorin Gabriele Meyer vom Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin sieht darin reine Spekulationen.

Und was soll der Bürger nun glauben? Am besten lässt man sich den Kaffee einfach schmecken und denkt an Omas Rat: Alles in Maßen.

Kaffee und Diabetes

Schützt Kaffee vor Diabetes mellitus?

Wer viel Kaffee trinkt, bekommt seltener Diabetes. Das ist das Ergebnis gleich mehrerer großer Studien. Aber stimmt das wirklich? Und liegt es am Koffein? Oder was macht Kaffee angeblich so gesund? Schauen wir uns die Studienlage einmal genauer an.

Kaffee gegen Diabetes - aktuelle Studienlage zu diesem Thema

Ist koffeinfreier Kaffee besser als die wachmachende Variante?

In einer Studie wirkte sich vor allem koffeinfreier Kaffee positiv auf das Diabetes-Risiko aus. Rund 28.000 Frauen in und nach den Wechseljahren waren 10 Jahre lang beobachtet worden. Zu Beginn der Studie hatte keine von ihnen eine Zuckerkrankheit. Nach zehn Jahren wurden dann die aufgetretenen Diabetes-Erkrankungen mit verschiedenen Einflussgrößen abgeglichen.

Am Koffein scheint es nicht zu liegen

In der Analyse zeigte sich, dass ein durchschnittlicher Kaffeekonsum von sechs Tassen täglich das Diabetes-Risiko um 22% reduzierte. Der erste Gedanke, dies müsse am Koffein liegen, erwies sich überraschenderweise als falsch. Denn koffeinfreier Kaffee erhöhte den Schutzeffekt auf eine 33%ige Risikoreduktion.

Gibt es mehrere Studien, die die Effekte von Kaffee bestätigen?

Auch eine große Beobachtungsstudie der Harvard School in Boston/USA kam zu dem Ergebnis: Wer viel Kaffee trinkt, erkrankt seltener an Diabetes.

Die Wissenschaftler hatten 126.000 Männer und Frauen über einen Zeitraum von 18 Jahren begleitet und zahlreiche gesundheitsrelevante Daten erhoben. Unter anderem auch zur Ernährung und zum Kaffeekonsum. Die Auswertung ergab, dass die Kaffeeliebhaber deutlich seltener an Zucker erkrankten. Männer, die sechs Tassen täglich tranken, hatten gegenüber Nicht-Kaffeetrinkern ein um 50% niedrigeres Diabetes-Risiko. Bei Frauen wurde bei der gleichen Menge eine um 30% verringerte Diabetesrate festgestellt.

Ergebnisse aus Potsdam

Auch das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke ist dem Ganzen auf den Grund gegangen. Das Ergebnis: Kaffeetrinken erhöht nicht das Risiko für chronische Erkrankungen. Im Gegenteil: Bei Typ-2-Diabetes mindert Kaffee sogar die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung.

Ermittelt haben die Wissenschaftler das bei 42.600 Männern und Frauen. In einem Beobachtungszeitraum von neun Jahren erkrankten 1.432 davon an Typ-2-Diabetes, 394 bekamen einen Herzinfarkt, 310 einen Schlaganfall und 1.801 eine Krebserkrankung.

Vieltrinker profitierten

Bei denjenigen, die sehr viel Kaffee tranken, konnten die Wissenschaftler keine Risikoerhöhung für chronische Erkrankungen feststellen. Wer täglich mehr als vier Tassen zu sich nahm, hatte sogar ein um 23% vermindertes Risiko für eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung, im Vergleich zu denjenigen, die im Durchschnitt weniger als eine Tasse am Tag tranken.

Wie genau funktioniert die Schutzwirkung?

Auf welche Weise Kaffee vor der Zuckerkrankheit schützt, ist noch unklar. Eigentlich dachte man immer, Koffein würde die Ansprechbarkeit auf Insulin eher reduzieren. Das hätte dann aber ein erhöhtes Diabetesrisiko zur Folge haben müssen.

Wissenschaftler vermuten, dass im Kaffee enthaltene Stoffe wie Magnesium oder Fytinsäure den Zuckerstoffwechsel günstig beeinflussen könnten. Möglicherweise erhöhen die Kaffee-Substanzen die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin. Das würde erklären, warum ein Diabetes entweder gar nicht oder erst später auftritt.

Also sollte jetzt jeder viel Kaffee trinken?

Nein, denn eines ist auch klar: Für eine generelle Empfehlung, ab sofort ganz viel Kaffee zu trinken, ist es noch zu früh. Dafür sind diese Studiendaten noch mit zu viel Unsicherheit bestückt. Und dass Kaffee oft nervös und fahrig macht und auch den Schlaf rauben kann, ist leider immer noch wahr.

Was die Wirkung von Kaffee ausmacht, sind die Inhaltsstoffe. Dazu gehören neben Koffein Chlorogensäure sowie weitere Polyphenole, Nikotinsäure und Mineralstoffe. Das sind alles Stoffe, die sich auf den menschlichen Stoffwechsel auswirken. Aber es sind auch Stoffe, die nicht nur positive, sondern durchaus auch negative Effekte auf die Gesundheit haben können.

Nicht nur für den Magen schlecht

Das Bundesinstitut für Risikobewertung nennt neben dem mitunter negativen Einfluss von Kaffee auf das Herz-Kreislauf-System und den Magen auch erhöhte Blutfettwerte und sogar eine potentielle Krebsgefahr bei zu viel Kaffee.

Fazit:

Gegen ein paar Tassen Kaffee am Tag spricht in der Regel nichts. Übertreiben sollten Sie es allerdings nicht. Dafür weiß man schlicht noch zu wenig über die Wirkung der einzelnen Inhaltsstoffe. Es bleibt spannend, was die Kaffeeforscher in Zukunft noch alles herausfinden.

Kaffee und Prostatakrebs

Prostatakrebs: Kaffee kann Risiko senken

Männer, die regelmäßig Kaffee trinken, haben anscheinend ein geringeres Risiko für Prostatakrebs. Der Effekt stellt sich schon bei einer Tasse pro Tag ein. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Kaffee Koffein enthält oder nicht. Dies ist das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen Harvard School of Public Health, an der fast 50.000 Männer teilnahmen.

Die Details sind fast noch interessanter: Männer, die sechs oder mehr Tassen Kaffee pro Tag tranken (also eine gemeinhin schon als etwas hoch eingeschätzte Menge), hatten ein um 20% geringeres Risiko, Prostatakrebs zu bekommen. Besonders aggressive Tumoren traten sogar um 60% weniger auf. Auch bei bis zu drei Tassen Kaffee am Tag war die Schutzwirkung noch nachweisbar - aber geringer ausgeprägt.

Und wie macht der Kaffee das? Am Koffein kann es ja nicht liegen. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Schutzeffekt auf entzündungshemmende Substanzen und sogenannte Antioxidantien im Kaffee zurückzuführen ist. Der genaue Zusammenhang ist aber noch weitgehend unklar.

Quellen:

  • American Journal of Clinical Nutrition, 95:1-8; doi:10.3945/ajcn.111.023648
  • Deutsches Grünes Kreuz, Bundesinstitut für Risikobewertung
  • CIRCHEARTFAILURE.112.967299, doi: 10.1161
  • J Hypertension 2012; 30 (e-Supplement A):e107
  • Journal of the National Cancer Institute, online, May 17, 2011

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Kommentare: Archiv

Kaffee gegen Schlaganfall
Mittwoch, den 20. Dezember 2017 um 14:39 Uhr, T.G.
Meines Wissens enthält Kaffee verschiedene Antioxidantien, welche zum Teil auch durch die Röstung hervorgebracht werden. Ebenfalls regt Kaffe die Leber an, eigene antioxidativ wirkende Enzyme herzustellen. Da ja Antioxidantien gegen Schlaganfall vorbeugen sollen, ist dies also eine logische Erklärung für das Ergebnis der beiden Studien.

Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

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