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Was ist Stelara (Ustekinumab) für ein Medikament? Wie wirkt es, und welche Nebenwirkungen sind möglich? Was muss ich bei der Einnahme beachten? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zum Antikörper Ustekinumab.

Wie wirkt der IL-Blocker Stelara (Ustekinumab) bei Psoriasis?

Das Biologikum Ustekinumab (Stelara®) gehört zur Gruppe der Interleukin-Blocker und wird zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis vulgaris eingesetzt. Durch Hemmung der Entzündungsbotenstoffe Interleukin-12 und -23 wirkt das Medikament immununterdrückend und entzündungshemmend.

Bei den gentechnisch hergestellten Biologika wie Ustekinumab handelt es sich um Eiweiße, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden und identisch sind mit unseren körpereigenen Stoffen. In der Behandlung der Psoriasis werden "biologische Medikamente" eingesetzt, die als Zielstrukturen die sogenannten Zytokine (Entzündungsbotenstoffe) haben.

Was machen Zytokine eigentlich?

Es existieren verschiedene Gruppen von Zytokinen: Tumornekrosefaktoren (TNF), Interleukine (IL), Interferone (IFN) und kolonienstimulierende Faktoren. Diese Botenstoffe dienen alle der Zellkommunikation, der Zellentwicklung und dem Zellwachstum in unserem Körper.

An dieser Stelle betrachten wir aber vor allem die Interleukine. Wenn man sich die Herkunft des Wortes anschaut, erklärt sich auch gleich die Funktion dieser Botenstoffe. "Inter" bedeutet "zwischen", und das griechische Wort "leukos" ist gleichzusetzen mit "weiß". Interleukine vermitteln somit die Kommunikation zwischen den Leukozyten (weiße Blutkörperchen), zu denen auch die T-Helferzellen gehören. Das ist eine Gruppe von Abwehrzellen, die mithilfe der Interleukine wiederum andere Zellen der Immunabwehr aktivieren.

Weiß sind die Leukozyten übrigens, weil sie im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) keinen roten Blutfarbstoff enthalten. Hauptaufgabe der weißen Blutkörperchen ist die Abwehr von Krankheitserregern.

Wenn Sie sich fragen sollten, was es mit den Zahlen hinter den Interleukinen (IL) auf sich hat, hier die simple Erklärung: Die Interleukine werden nach der Reihenfolge ihrer Entdeckung in Untergruppen unterteilt, die wiederum durch Zahlen (IL-12, IL-23, etc.) gekennzeichnet werden.

Der Auftrag von IL-12 und IL-13

Die wichtigste Funktion von Interleukin-12 ist es, direkt auf die Abläufe unserer Abwehrzellen (T-Helferzellen) Einfluss zu nehmen und hierbei sowohl die Intensität als auch die Dauer dieser Abwehrreaktionen zu beeinflussen. Und obwohl viele Aufgaben von IL-12 noch nicht vollständig bewiesen sind, weiß man bereits, diesen Botenstoff therapeutisch auch in der Behandlung bösartiger Tumoren einzusetzen.

Interleukin-23 kann bei vielen Autoimmunerkrankungen die Bildung der T-Zellen anregen, die sich anschließend gegen den eigenen Körper richten. Des Weiteren kann es die indirekt tumorzerstörende Wirkung von Interleukin-12 behindern.

Spielverderber Ustekinumab

Das Biologikum Ustekinumab (Stelara®) ist, wie der Name mit der Endung auf "-umab" schon verrät, ein rein humaner, monoklonaler Antikörper. Das bedeutet, dass bei seinem biotechnologischen Herstellungsprozess die Mauseiweißbestandteile durch menschliche Eiweiße ersetzt werden konnten.

Der Antikörper Ustekinumab bindet zielgerichtet an Interleukin-12 und Interleukin-23 und neutralisiert sie. Die Entzündungsbotenstoffe können dadurch keinen Einfluss mehr auf die T-Helferzellen unseres Immunsystems nehmen. Der Entzündungsprozess, der in diesem Zusammenhang teilweise für die Entstehung der Psoriasis verantwortlich gemacht wird, bleibt dadurch aus. So wirkt Stelara® in der Behandlung der Schuppenflechte, ähnlich wie andere Psoriasis-Biologika, immunsuppressiv und entzündungshemmend.

Wie und wann kann ich Stelara bei Psoriasis einnehmen?

In den Bauch oder in die Vene

Aufgrund der relativ großen Eiweißstruktur, die allen Biologika gemeinsam ist, kann auch Ustekinumab nur unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes in den Körper aufgenommen werden. Andernfalls würde der Wirkstoff im Verdauungstrakt zerstört werden und wäre somit wirkungslos.

Das Medikament Stelara® ist theoretisch in zwei Varianten zu verabreichen: zum einen als Injektionslösung für die intravenöse Therapie, die dem Arzt vorbehalten ist; zum anderen als Fertigspritze für die subkutane Injektion (Spritze unter die Haut), die Sie selbst vornehmen können.

Meist geht es unter die Haut

In der Regel wird Stelara® als subkutane Injektion ins Unterhautfettgewebe gespritzt. Dafür stehen Ihnen Fertigspritzen (ähnlich den Thrombosespritzen) zur Verfügung, die Sie dann entweder ins Bauchfett oder in das Unterhautfettgewebe der Vorderseite Ihrer Oberschenkel injizieren können.

Es kann aber auch sein, dass sich Ihr behandelnder Arzt dafür entscheidet, Ihnen die subkutanen Injektionen in der Praxis zu geben. Viele Hautärzte verbinden die Behandlung, die im Verlauf nur alle drei Monate nötig ist, automatisch mit einer Befundkontrolle.

Die intravenöse Darreichungsform wird übrigens in der Regel nur in der Anfangsbehandlung des Morbus Crohn eingesetzt. Im Verlauf erhalten auch diese Betroffenen die subkutane Variante.

Nur alle 12 Wochen zur Therapie

Die empfohlene Dosierung von Ustekinumab zur Behandlung der Schuppenflechte liegt zwischen 45 und 90 mg als subkutane Injektion in den Wochen 0 und 4. Die höhere Dosierung bezieht sich hierbei auf Menschen mit einem Körpergewicht von über 100 kg.

Bei guter Verträglichkeit wird Stelara® im weiteren Behandlungsverlauf dann nur noch alle 12 Wochen verabreicht. Die initiale Dosierung von 45 bzw. 90 mg Ustekinumab pro Injektion bleibt normalerweise während der gesamten Therapiezeit bestehen.

Auch Blutkontrollen sind eher selten

Die Behandlung alle drei Monate macht das Biologikum Stelara® für viele Psoriatiker zu einer sehr angenehmen, gut praktikablen Therapieform. Auch hinsichtlich der erforderlichen Laboruntersuchungen gehört Ustekinumab sicherlich zu den weniger aufwendigen Arzneistoffen.

Neben den unerlässlichen und sehr wichtigen Untersuchungen vor Beginn der Therapie müssen Sie im weiteren Verlauf nur noch unmittelbar vor jeder Injektion eine kleine Blutprobe abgeben. Laut Leitlinienempfehlungen gehören dazu lediglich ein großes Blutbild und eine Leberwertkontrolle.

Entsprechend dem Krankheits- und Therapieverlauf kann es aber auch sein, dass je nach Situation mal mehr, mal weniger Untersuchungen erforderlich sind. Letztendlich bleibt es immer eine individuelle Entscheidung.

Was spricht gegen Stelara (Ustekinumab) bei Psoriasis?

Viele Psoriatiker profitieren inzwischen von "biologischen Medikamenten" wie Stelara® (Ustekinumab). Die mit Hilfe der Biotechnologie und gentechnisch veränderter Organismen hergestellten Arzneimittel haben die Therapie der Autoimmunerkrankungen revolutioniert. Allerdings eignet sich diese Behandlungsform nicht für jeden Menschen.

Keine schlafenden Hunde wecken

Der entzündungshemmende, immununterdrückende Wirkmechanismus von Ustekinumab hat zur Folge, dass Sie unter einer Therapie mit Stelara® nicht nur anfälliger für Infektionen sind, sondern dass auch bestimmte, ggf. unauffällige Vorerkrankungen plötzlich zum Problem werden können.

Sollten Sie beispielsweise unter einer inaktiven (latenten) Tuberkulose leiden, so muss man bei Ihnen eine Behandlung mit Stelara® genau abwägen. Latente, evtl. sogar seit Jahrzehnten schlummernde Infektionskrankheiten können unter einem Biologikum wie Stelara® plötzlich reaktiviert werden und massive Schwierigkeiten bereiten.

Im Einzelfall ist es unter Umständen möglich, trotz der inaktiven Tuberkulose mit Ustekinumab behandelt zu werden. Ggf. erfordert dies jedoch eine vorangehende Anti-Tuberkulose-Therapie und eine Begleitung durch einen Spezialisten.

Absolut tabu

Falls Sie zu einem Personenkreis gehören, der unter einer schweren Infektion oder einer schwerwiegenden Organerkrankung leidet, so bleibt Ihnen die Therapie mit dem Biologikum Ustekinumab verwehrt. Dazu gehört übrigens auch die aktive Tuberkulose.

Der Grund für die Gegenanzeigen (Kontraindikationen) ist, dass Ihr Körper in diesen Fällen ein gut funktionierendes Abwehrsystem braucht, das unter Ustekinumab nicht gegeben wäre.

Woran Sie noch denken müssen

Sie sollten keine Lebendimpfstoffe (Masern-, Mumps-, Röteln-, Grippeimpfung etc.) gleichzeitig mit Stelara® verabreicht bekommen. Vor einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff muss die letzte Spritze mit Ustekinumab mindestens 15 Wochen zurückliegen. Eine Fortführung der Behandlung mit Stelara® ist dann wiederum frühestens zwei Wochen nach der Lebendimpfung möglich.

Zu den relativen Gegenanzeigen (d.h. Erkrankungen, die evtl. gegen eine Behandlung sprechen könnten) einer Therapie mit Ustekinumab gehören außerdem: bösartige Tumoren und lymphoproliferative Erkrankungen (gutartige oder bösartige Vermehrung der zu den weißen Blutkörperchen gehörenden Lymphozyten).

Aus Vorsichtsgründen wird die Anwendung von Stelara® während einer Schwangerschaft nicht empfohlen. Als Frau im gebärfähigen Alter sollten Sie während und für mindestens 15 Wochen nach der Behandlung geeignete Empfängnisverhütungsmethoden anwenden.

Vorsicht Latex!

Bei Menschen mit einer Latexallergie bzw. mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Latex ist Vorsicht geboten. Da die Nadelhülle der Stelara®-Fertigspritze aus Kautschuk besteht, kann dies bei manchen Personen zu allergischen Reaktionen führen. Kautschuk ist Bestandteil des Milchsaftes (Latex) des Kautschukbaumes.

Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Ustekinumab 90 mg/1 ml Injektionslösung in Fertigspritze (Parenterale Anwendung). Herausgeber: Vidal MMI Germany GmbH auf Gelbe Liste Online.
  • Maucher, I V. Ustekinumab. 2019. Herausgeber: Vidal MMI Germany GmbH auf Gelbe Liste Online.

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Stelara-Injektion
Hallo, Ihr Lieben,
habe heute meine erste Stelara-Injektion bekommen, und habe sie sehr gut vertragen. Ich hoffe, dass es nun bald etwas besser wird bei mir. Rene
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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Autorin
Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie / medizinische Fachautorin

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