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Was ist eine Reisekrankheit? Wie kommt es dazu, und was kann ich dagegen tun? Welche Medikamente helfen schnell und zuverlässig? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zur Reisekrankheit.

Ursachen

Was verbirgt sich hinter der Reisekrankheit?

Viele kennen es: Die Koffer sind gepackt, die Route ist geplant, der Tank ist voll. Eigentlich steht der Vorfreude auf den Urlaub nichts mehr entgegen. Wäre da nicht die Fahrt über Stock und Stein, die nicht endenden Serpentinen und dann noch die Überfahrt mit der Fähre. Eine solche Reise bereitet manchen Urlaubern Probleme. Sie leiden unter der sogenannten Reisekrankheit.

In der Fachsprache wird allgemein von Bewegungskrankheiten (Kinetosen) gesprochen. Ein passenderer Begriff, zumal die typischen Beschwerden nicht nur auf Reisen vorkommen, sondern auch bei manchen Berufsgruppen bekannt sind.

Kinder und Frauen werden häufig reisekrank

Betroffen sind häufig Kinder. Wenn von der Rückbank ein banges „Mir wird schlecht...“ nach vorne dringt, wird es höchste Zeit, den nächsten Parkplatz anzusteuern. Auch Frauen gelten als anfällig für die Reisekrankheit.

Gehirn unter Stress: mögliche Ursachen der Reisekrankheit

Wie entstehen Kinetosen?

Wie genau es dazu kommt, ist nicht ganz klar. Vermutlich steckt ein Konflikt zwischen verschiedenen Informationen dahinter, die das Gehirn erreichen und durcheinanderbringen.

Welche Erklärungsansätze gibt es?

Damit wir uns sicher im Raum bewegen, das Gleichgewicht halten und gezielte Bewegungen ausführen können, sorgt ein ausgetüfteltes System für eine reibungslose Verarbeitung einzelner Sinneseindrücke. Dazu gehören:

  • das Sehen (visuelles System)
  • das Gleichgewicht (vestibuläres System)
  • Fühlen/Tasten (Propriozeption)

Das Gehirn mag keine Widersprüche

Normalerweise stimmen die Meldungen aus diesen drei Kanälen überein. Sind sie jedoch widersprüchlich, gerät das Gehirn unter Stress und reagiert entsprechend. Ein typisches Beispiel:

Lesen im Auto oder auf dem Schiff. Die Augen, geheftet auf das ruhende Buch, melden Stillstand. Der Gleichgewichtssinn im Ohr ist dagegen ganz anderer Meinung. Die kurvige Straße oder der Wellengang auf See vermitteln ihm eindeutig Bewegung.

Ein Modell von vielen

Neben diesem sensorischen Konflikt gibt noch weitere Erklärungsmodelle für Kinetosen, die an dieser Stelle aber zu weit führen würden.

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei der Reisekrankheit?

Die Reisekrankheit ist nicht bedrohlich, aber unangenehm. Oft beginnt sie mit Müdigkeit, Gähnen und einer verminderten Aufmerksamkeit. Im weiteren Verlauf folgen Symptome wie:

  • Kaltschweißigkeit
  • Blässe
  • vermehrter Speichelfluss
  • gelegentlich Kopfschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen

Verbunden sind die Beschwerden mit einem deutlichen Krankheitsgefühl.

Nach der Fahrt ist der Spuk vorbei

Dem geht ein bestimmter Auslöser voran. Typisch sind Fahrten mit dem Auto, Bus oder auf dem Schiff. Sobald die auslösende Situation wegfällt, die Fahrt also unterbrochen oder beendet wird, bessern sich auch die Beschwerden unmittelbar.

Behandlung

Wie wird die Reisekrankheit behandelt?

Damit sind wir auch schon bei der besten Behandlungsstrategie: aus dem Auto aussteigen bzw. erst gar nicht einsteigen. Das ist natürlich für Urlauber nicht der hilfreichste Rat. Damit sie nicht auf die Reise verzichten müssen, gibt es aber noch andere Maßnahmen.

Entspannt unterwegs ohne Übelkeit und Erbrechen

Was kann ich gegen die Reisekrankheit tun?

Eine Möglichkeit besteht darin, den oben beschriebenen Konflikt zu glätten. Es kann schon viel bringen, bei den ersten Anzeichen das Buch zuzuschlagen und den Blick aus dem Fenster zu richten. So kommen Seh- und Gleichgewichtssinn wieder ins Lot und beruhigen sich.

Für alle, die Zeit haben

Ein anderer Einsatz verfolgt die langsame Gewöhnung an die irritierende Situation. Unser Körper und das Nervensystem sind durchaus anpassungsfähig. Werden sie immer wieder denselben Reizen ausgesetzt, ohne dass etwas Schlimmes passiert, finden sie sich irgendwann damit ab.

Das funktioniert ähnlich wie das Expositionstraining bei Angststörungen, wo Betroffene der angstbehafteten Situation immer wieder schrittweise ausgesetzt werden. Ein solches Habituationstraining, also die Gewöhnung an die kollidierenden Reize, ist allerdings recht aufwendig und langwierig und bietet sich eher für Menschen an, die beruflich mit Kinetosen zu kämpfen haben.

Gibt es auch schnellere Möglichkeiten?

Der Urlauber bevorzugt natürlich Mittel, die jederzeit griffbereit sind und schnell wirken. Medikamente gegen die Reisekrankheit wirken auf Botenstoffe und deren Ankerstellen (Rezeptoren), die bei Kinetosen aus dem Gleichgewicht geraten. Dazu gehören Antihistaminika und Anticholinergika. Sie dämmen die Botenstoffe Histamin und Acetylcholin ein, die im Auto oder auf hoher See im Übermaß produziert werden können. Folgende Wirkstoffe kommen zum Einsatz:

Vorbeugend oder akut

Während Scopolamin als Pflaster angewendet und vorbeugend sowie zur längerfristigen Therapie verabreicht wird, dienen die anderen beiden Wirkstoffe der Akut- und Kurzzeittherapie. Sie lindern die Beschwerden rasch bzw. lassen sie, kurz vor der Reise eingenommen, erst gar nicht aufkommen.

Kann ich die Medikamente ohne Bedenken einnehmen?

Nicht ganz. Alle genannten Wirkstoffe sind nicht frei von Nebenwirkungen. So machen sie häufig müde und können ihrerseits Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden auslösen.

Geht es auch ohne Medikamente?

Das können Sie zumindest versuchen. Wenn Sie auf Reisen empfindlich reagieren, können Sie sich auch noch anderweitig wappnen. Da der Botenstoff Histamin wie erwähnt eine Rolle bei der Entstehung der Reisekrankheit spielt, empfiehlt es sich, es nicht auch noch zusätzlich von außen zuzuführen.

Sandwich bitte ohne Salami und Emmentaler

Histamin ist nämlich in manchen Lebensmitteln in größeren Mengen enthalten. Verzichten sollten Sie auf der Fahrt z.B. auf Thunfisch, Salami, Emmentaler, Sauerkraut und Rotwein.

Es gibt Hinweise, dass auch bestimmte Pflanzenstoffe und Nahrungsergänzungsmittel helfen könnten. Dazu zählen Ingwer und Vitamin C. Und schließlich kann auch die Umgebung eine Rolle spielen. Angenehme Musik und Gerüche können beruhigend und lindernd wirken.

Stimmt es, dass es auch ein Kaugummi gegen Reisekrankheit gibt?

Ja, mehrere sogar. Die Produkte Superpep® Reise-Kaugummi und Travel Gum Kaugummi Dragees enthalten beide den Wirkstoff Dimenhydrinat.

Kauen gegen den Histamin-Überschuss

Dimenhydrinat entfaltet seine Wirkung gegen Übelkeit vornehmlich über eine Hemmung von Histamin. Besser gesagt, über eine Blockierung der Histamin-Wirkung auf das Gleichgewichtsorgan im Innenohr. Das Kaugummi wirkt also dort, wo gerade bei der Reisekrankheit durch die Rüttelbewegungen und das Beschleunigen und Bremsen die Übelkeit entsteht.

Man kann den Wirkstoff Dimenhydrinat aber auch in Tablettenform bekommen.

Quellen:

  • Koch, Andreas; Cascorbi, Ingolf; Westhofen, Martin; Dafotakis, Manuel; Klapa, Sebastian; Kuhtz-Buschbeck, Johann Peter: See- und Reisekrankheit. Therapeutische Strategien und neurophysiologische Aspekte der Kinetosen. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 687-96; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0687.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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