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Was genau bedeutet manisch-depressiv? Wie verhalten sich Menschen in der manischen Phase? Und warum sind sie dann so anstrengend für ihre Umgebung? Diese und weitere Fragen zur bipolaren Depression beantwortet dieser Beitrag.

Bipolare Störung

Bei einer Depression mit bipolarer Verlaufsform wechseln sich depressive mit manischen Phasen ab. Man nennt das oft auch "manisch-depressiv". Der Begriff der bipolaren Depression wird aber auch gelegentlich als Gegenstück zur unipolaren Depression ohne Manie verwendet. 

Die Krankheit wird in den meisten Fällen erst sehr spät diagnostiziert. Der Grund hierfür: Viele Betroffene gehen damit erst sehr spät zu einem Arzt.

Symptome einer Achterbahnfahrt

Während der manischen Phasen kommt es oft zu einer etwas unwirklich anmutenden "Super-Laune" und einem übersteigerten Selbstgefühl. Man traut sich quasi alles zu (und mehr als einem gut tut). Oft sind diese Phasen von einer enormen Aktivität geprägt, die  Betroffenen werden müde und können nicht selten mehrere Nächte nacheinander durchmachen. 

Wie bei einer Achterbahnfahrt bewegt sich das Seelengemüt dabei zwischen den Hochs und Tiefs menschenmöglicher Stimmungslagen – zwischen Euphorie und abgrundtiefer Einsamkeit. Die Phasen zwischen den Episoden, deren Seltenheit oder Häufigkeit individuell unterschiedlich ist, werden meist symptomfrei erlebt.

Manie und manische Phase

Eine Manie ist eine überreizte, unangemessene gehobene Stimmung. In der manischen Phase erleben sich die Betroffenen als hemmungslos und befinden sich in einer Art übersteigertem Hochgefühl. Sie haben in dieser Phase dauernd neue Ideen, haben Rededrang, sind hyperaktiv oder tun Dinge, die sie sonst nicht tun.

Weitere Anzeichen einer Manie

  • ein vermindertes Schlafbedürfnis
  • Verlust sozialer Hemmungen
  • leichte Ablenkbarkeit
  • Selbstüberschätzung
  • Verfolgen riskanter Projekte

Für nahestehende Menschen oft schwierig 

Mitunter spüren Menschen mit einer Manie auch, dass sie sich zum Teil darin verlieren oder erleben, dass ihre Ideen zu viel sind für Andere. Vertraute Menschen reagieren dann verstört darauf. Angehörige weisen vielleicht zunehmend darauf hin, dass da etwas falsch läuft. Oder sie bezeichnen Sie als völlig überdreht und durchgeknallt. Feindseligkeit von Angehörigen zu erleben, obwohl Sie aus Ihrer Perspektive nur eine Menge sehr guter Ideen haben, kann zum Erleben einer Manie gehören. 

In der fachlichen Zuordnung gelten Selbstüberschätzung oder Größenwahn als Symptome einer Manie. Die Betroffenen selbst erleben sich dabei aber gar nicht als krank – sondern die Umwelt kapiert aus ihrer Sicht einfach nicht, welche Geistesgröße sie wirklich haben.

Eine ausgeprägtere Form ist eine Manie mit psychotischen Symptomen. Damit einher geht ein erheblicher Realitätsverlust. Betroffene steigern sich in Dinge hinein, fühlen sich leistungsfähig und in bester Verfassung, phantasieren Ereignisse herbei und verfolgen verrückte Ideen.

Depressive Phase

Die depressive Phase ist dann typischerweise durch schlechte bis trostlose Stimmung, Lustlosigkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und sozialen Rückzug gekennzeichnet.

Die depressiven und manischen Symptome können gleichzeitig oder im schnellen Wechsel ablaufen. Die Dauer einer solchen Episode liegt bei mindestens zwei Wochen. Zwischen den Phasen kann es aber auch zu einer längeren Pause kommen. 

Bipolare affektive Störung

Das gleiche wie eine bipolare Depression oder manische Depression. In der aktuellen Fachterminologie wird meist von einer bipolaren affektiven Störung gesprochen. Bildhaft beschrieben durch das geflügelte Wort "Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt" ist sie durch abwechselnde Episoden von Depression und gehobener Stimmung (Manie) gekennzeichnet. 

Es werden drei Erkrankungsformen unterschieden:

  • Bipolar-I-Störung: Krankheitsverlauf mit Depressionen und schwer ausgeprägten Manien
  • Bipolar-II-Störung: Statt Manie hypomanische Phasen (leichtere Form der Manie)
  • Bipolar-III-Störung (Rapid Cycling): mindestens vier Stimmungsumschwünge im Jahr

Wie häufig ist eine bipolare affektive Störung?

Erstaunlich häufig. Die Wahrscheinlichkeit, in seinem Leben an einer bipolaren Störung zu erkranken, liegt vermutlich bei 1-1,6%. Mindestens jeder Hundertste erkrankt folglich an diesem Leiden. In Deutschland geht man derzeit von etwa 2 Millionen Betroffenen aus.

Im Gegensatz zum höheren Frauenanteil bei der unipolaren Depression erkranken Männer und Frauen etwa gleich häufig an einer bipolaren affektiven Störung. Der Erkrankungsbeginn liegt meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und damit im Schnitt etwa sechs Jahre früher als bei einer schweren Depression ohne Manie.

Sonderformen

Was versteht man unter Zyklothymia?

Die Zyklothymia ist durch eine dauerhafte Instabilität der Stimmung über mindestens zwei Jahre gekennzeichnet. Sie ähnelt im Erscheinungsbild der bipolaren affektiven Störung (bipolare Depression), weist gegenüber dieser jedoch eine stark abgeschwächte Symptomatik auf. Normales und intensiviertes seelisches Erleben, Perioden mit leichter Depression und solche mit leicht gehobener Stimmung (Hypomanie) wechseln sich ab und gehen fließend ineinander über.

Häufig sind Verwandte von Patienten mit bipolarer affektiver Störung betroffen. Einige Zyklothymia-Patienten entwickeln schließlich selbst dieses Krankheitsbild.

Der Begriff der „Zyklothymia“ ist nicht zu verwechseln mit der veralteten Bezeichnung „Zyklothymie“, die eine bipolare affektive Störung beschreibt.

Wofür steht der Begriff Zyklothymie?

Der veraltete Begriff "Zyklothymie“ entspricht der heutigen „bipolaren affektiven Störung“ und ist von der „Zyklothymia“ zu unterscheiden.

Es handelt sich auch um ein Musterbeispiel der ausgeprägten Begriffsverwirrung, für die unterschiedliche und immer wieder modifizierte psychiatrische Klassifikationsschemata sorgen.

Quellen:

  • Britisch Journal of Psychiatry 195/2009

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Autoren unseres Artikels
 

Christa Kosmala
Psychologin / medizinische Fachautorin

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Haupt-Autorin
Christa Kosmala
Psychologin / medizinische Fachautorin

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