Die modernen Immunblocker, die heutzutage oft bei Psoriasis (Schuppenflechte) und Psoriasis-Arthritis verordnet werden, lindern zwar in den meisten Fällen die Beschwerden. Sie haben aber auch eine Reihe an möglichen Nebenwirkungen, vor allem im Bereich des Immunsystems. Damit könnten sie potentiell auch die Art und Weise beeinflussen, wie der Körper auf Impfungen reagiert. Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob es notwendig ist, diese Medikamente vorübergehend abzusetzen, wenn eine Impfung notwendig ist.
Was wurde untersucht?
In der US-amerikanischen Untersuchung wurden sowohl Lebendimpfstoffe, die abgeschwächte Formen des Krankheitserregers enthalten, als auch Nicht-Lebendimpfstoffe, die keine lebenden Erreger enthalten, betrachtet. Ziel war es, Empfehlungen zu erarbeiten, ob und wann es sinnvoll ist, die Schuppenflechte-Therapie vor einer Impfung zu pausieren.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Ein Expertengremium, bestehend aus dem Medizinischen Vorstand der US-amerikanischen Psoriasis-Vereinigung, der COVID-19 Task Force und Infektionsexperten hat mithilfe eines sogenannten Delphi-Verfahrens 22 Konsensaussagen entwickelt. Dieses Verfahren hilft dabei, durch mehrere Befragungsrunden eine gemeinsame Expertenmeinung zu erarbeiten.
Absetzen der Medikamente abhängig von der Art des Impfstoffes
Das wichtigste Ergebnis: Es kommt darauf an. Und zwar darauf, um welche Impfung es geht.
Nicht-Lebend-Impfstoffe
Bei Nicht-Lebend-Impfstoffen kamen die Experten zu dem Schluss, dass in den meisten Fällen die medikamentöse Behandlung nicht unterbrochen werden muss. Das gilt sowohl für Tabletten als für biologische (biotechnologisch hergestellte) Medikamente, die in der Regel gespritzt werden. Eine Ausnahme könnte Methotrexat sein, bei dem eine Unterbrechung in Betracht gezogen werden sollte.
Lebend-Impfstoffe
Bei Lebendimpfstoffen sieht die Empfehlung jedoch anders aus. Hier wird empfohlen, die meisten oralen und biologischen Medikamente sowohl vor als auch nach der Impfung für eine gewisse Zeit abzusetzen. Zum Beispiel sollten die meisten biologischen Therapien, außer Abatacept, für einen Zeitraum von 2-3 Halbwertszeiten (das ist die Zeit, die der Körper braucht, um die Hälfte des Medikaments auszuscheiden) vor der Verabreichung des Lebendimpfstoffs pausiert werden und die nächste Dosis erst 2-4 Wochen nach der Impfung gegeben werden.
Lebend-Impfstoffe werden eingesetzt bei Impfungen gegen:
- Masern-Mumps-Röteln (MMR)
- Varizellen (Windpocken)
- Gelbfieber
- Rotavirus
- BCG-Impfstoff gegen Tuberkulose
Fazit
Für Menschen mit Psoriasis oder psoriatischer Arthritis ist es im Allgemeinen nicht notwendig, die Medikamente bei der Verabreichung von Nicht-Lebendimpfstoffen zu unterbrechen. Bei Lebendimpfstoffen wird jedoch eine vorübergehende Unterbrechung der Therapie empfohlen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Quellen:
Chat VS, Ellebrecht CT, Kingston P, et al. Vaccination recommendations for adults receiving biologics and oral therapies for psoriasis and psoriatic arthritis: Delphi consensus from the medical board of the national psoriasis foundation. J Am Acad Dermatol. 2024;90(6):1170-1181. doi: 10.1016/j.jaad.2023.12.070.