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Beim Thema Aronia (Apfelbeere) und der Effekte der Heilpflanze auf Krebserkrankungen muss man eines vorwegschicken: Krebs ist nicht gleich Krebs. Es existieren ganz verschiedene Arten und Auslöser. Und entsprechend unterschiedlich ist auch das, was man von pflanzlichen Naturstoffen wie Aronia erwarten kann.

Einfluss auf das Krebs-Risiko

Lässt sich durch die Arionabeere das Krebsrisiko senken?

Häufig findet man bei bösartigen Tumoren überhaupt keine Ursachen. Manchmal stecken genetische Komponenten dahinter. Es gibt aber noch einige andere bekannte Faktoren, die das Krebs-Risiko erhöhen können: Rauchen, bestimmte Umweltgifte und Strahlenbelastung.

Im Gegenzug können wir etwas dafür tun, um das Krebs-Risiko zu senken, etwa durch Bewegung und eine gesunde Ernährung. Gewisse Lebensmittel oder Naturstoffe sind vielversprechend, was die Vorbeugung und Bekämpfung von Tumoren anbelangt. Dazu sollen die Aroniabeeren (eine andere Bezeichnung ist „Apfelbeere“) gehören, so liest man immer mal wieder. Wir haben die Beeren, deren Inhaltsstoffe und entsprechende Studien etwas genauer unter die Lupe genommen.

Die wichtigsten Stoffe in der Aroniabeere

Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe

Zunächst einmal: Eine ausgereifte Aroniabeere beinhaltet fast 50 verschiedene Substanzen, darunter jede Menge Vitamine (A, B-Gruppe, C, E und K) Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Schon diese reichhaltige Ausstattung führt dazu, dass die Früchte das körpereigene Abwehrsystem aufpäppeln und den Organismus mit wichtigen Vitalstoffen versorgen.

Antioxidantien

Besonders auffällig ist außerdem der hohe Gehalt an Antioxidantien. Untersuchungen haben ergeben, dass Aroniasaft weitaus stärker antioxidativ wirkt als beispielsweise Säfte aus roten Trauben, Kirschen und Johannisbeeren. Auch im direkten Vergleich mit anderen Beeren wie Preiselbeeren, Blaubeeren und Cranberries wiesen die Aroniabeeren die besten Ergebnisse auf (Zheng et al. 2003).

Was hat es mit den Antioxidantien überhaupt auf sich?

Weniger freie Radikale = geringeres Krebsrisiko

Diese Substanzen fangen freie Radikale ab. Bei letzteren handelt es sich um winzige, sehr aggressive Teilchen. Sie entstehen bei jedem von uns durch Stoffwechselvorgänge. Bedenklich wird es, wenn sich diese Teilchen immer mehr ausbreiten. Dann sehen wir – im wahrsten Sinne des Wortes – alt aus, denn dadurch wird der Alterungsprozess beschleunigt. Aber nicht nur das. Die freien Radikale werden mit mehreren Dutzend Erkrankungen in Verbindung gebracht, auch mit Krebs. Daher gelten antioxidativ wirksame Substanzen, die Radikale an sich binden, als Anti-Krebs-Stoffe.

Hilft Aronia besonders bei Darmkrebs?

Somit liegt nahe, dass Aroniabeeren durch die Antioxidantien allgemein antitumoröse Eigenschaften haben. Spannend sind aber vor allem Erhebungen, in denen es gezielt um bestimmte Krebsarten geht. So untersuchten Wissenschaftler die Wirkung von Aroniabeeren bei Darmkrebs. In experimentellen Versuchen stellte sich heraus, dass Aronia-Extrakt die Cyclooxygenase-2 hemmt – ein Enzym, das mit Darmkrebs in Zusammenhang gebracht wird (Lala et al. 2006). Zudem fanden Forscher bei einer Reagenzglasuntersuchung („in vitro“) heraus, dass Aronia-Extrakt das sogenannte CEACAM1 aktiviert. CEACAM1 (Carcinoembryonic antigen-related cell adhesion molecule 1) ist ein Eiweißstoff, der die Bildung von Tumoren hemmt und vor allem im Frühstadium von Krebserkrankungen Zellwucherungen entgegenwirkt (Bermúdez-Soto et al. 2006).

Tumoren werden daran gehindert sich auszubreiten

Auch in weiteren Studien wurde beobachtet, dass die Darmkrebszellen unter dem Einfluss von Aronia deutlich langsamer wuchsen. Blaubeeren und blaue Trauben hatten ähnliche Effekte, sie fielen aber schwächer aus als bei den Aroniabeeren. Ein weiteres Ergebnis: Die „normalen“, gesunden Zellen im Darm blieben weitgehend erhalten und wurden in ihrem Wachstum kaum beeinträchtigt. Forschern zufolge sind diese Wirkungen vor allem auf die in den Beeren enthaltenen Anthocyane zurückzuführen (Malik et al. 2003; Zhao et al. 2004).

Krebszellen werden in den Selbstmord getrieben

In dieselbe Richtung geht ein weiterer Mechanismus: Aronia-Inhaltsstoffe fördern offenbar den Selbstzerstörungsprozess von Krebszellen. Das wird auch als Apoptose oder programmierter Zelltod bezeichnet. Nachgewiesen wurde diese Wirkung der Aroniabeeren in Untersuchungen zu bösartigen Hirntumoren (Abdullah Thani et al. 2012) und akuter lymphatischer Leukämie (Sharif et al. 2012).

Einfluss auf Nebenwirkungen der Krebsbehandlung

Weniger Nebenwirkungen durch Aronia nach Chemotherapie oder Operation?

Aroniabeeren sind außerdem offenbar eine gute Ergänzung zu verschiedenen Krebstherapien. Studien haben ergeben, dass durch die Inhaltsstoffe der Früchte die Nebenwirkungen einer Chemotherapie reduziert werden können. In vitro-Studien zum Einfluss von Aroniabeeren auf Brustkrebs belegten diese Effekte. Die Belastungen durch eine Operation oder eine Chemotherapie (die Tests wurden in verschiedenen Phasen der Chemotherapie durchgeführt) fielen geringer aus. Der oxidative Stress konnte signifikant reduziert werden. Die Forscher sehen demnach in Aronia-Extrakt eine Möglichkeit für die ergänzende Therapie von Brustkrebspatientinnen (Kedzierska et al. 2011; Kedzierska et al. 2012).

Ergänzende Maßnahme bei Bestrahlung

An einer anderen Untersuchung nahmen Brustkrebspatientinnen teil, die operiert worden waren und sich anschließend einer Strahlentherapie unterzogen. Sie bekamen eine Kombination aus Apfelpektin und Aroniakonzentrat. Es zeigte sich ein deutlicher Einfluss auf das Immunsystem: Die Zahl der T-Lymphozyten (sie gehören zu den weißen Blutkörperchen) stieg signifikant – anders als in der Vergleichsgruppe, in der die Patientinnen nicht mit Pektin/Aronia behandelt worden waren (Yaneva et al. 2002).

Schützt die Aroniabeere unser Erbgut?

Wenn es um Krebs geht, ist auch das Erbgut von Bedeutung. Es kann durch verschiedene Einflüsse verändert werden: durch UV-Strahlung, Rauchen, in bestimmten Fällen durch den Verzehr erhitzter Speisen. Dadurch wiederum steigt das Risiko, dass es zu Entartungen kommt. Die weiter oben erwähnten Anthocyane gelten als Schutzstoffe für das Erbgut. Experten sprechen von einer „antimutagenen Wirkung“. Bestätigt wurde das antimutagene und antikarzinogene Potential der Aronia-Anthocyane in Reagenzglasuntersuchungen an der Medizinischen Universität Breslau in Polen (Gasiorowski et al. 1997).

Giftstoffe werden eliminiert

Hinzu kommt noch, dass die Aroniabeeren die Entgiftung fördern. Schwermetalle wie Cadmium werden gebunden und ausgeschieden. Cadmium spielt bei der Herstellung von Batterien und beim Schweißen eine Rolle. Bei Menschen, die damit zu tun haben, scheinen vermehrt Krebserkrankungen aufzutreten. Es wird daher vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen Krebs und Cadmium gibt.

Wieder einmal sind es die Anthocyane der Aroniabeere, die diesen schädigenden Stoff einfangen. In Erhebungen besserten sich die Leber- und Nierenwerte deutlich (Kowalczyk et al. 2003). Andere Aroniastoffe, nämlich Bitterstoffe, sorgen dafür, dass beispielsweise Alkohol und Medikamente rasch aus dem Körper getrieben werden.

Fazit

Wie sicher sind wissenschaftliche Studien zur Aroniabeere?

Zusammenfassend gibt es vielfältige Hinweise und Indizien, dass Aroniabeeren sehr effektiv gegen bösartige Wucherungen wirken können. Allerdings basieren die meisten Erkenntnisse auf Studien, die unter Laborbedingungen durchgeführt wurden. Es ist also möglich, dass die Wirkungen beim Menschen noch einmal etwas anders ausfallen. Die bisherigen Daten sind aber nach Ansicht vieler Experten ein deutliches Indiz, dass Aroniabeeren in der Krebsvorbeugung und ergänzenden Krebstherapie sehr nützlich sein könnten.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Auch wenn der streng wissenschaftliche Nachweis einer schützenden Wirkung noch aussteht: Gerade bei einer Krebserkrankung kann man Aroniabeeren durchaus eine Chance geben. Dass die Beeren Vitamine in recht hoher Konzentration und zudem wichtige Mineralstoffe bzw. Spurenelemente (z.B. Kalium, Calcium, Magnesium, Zink, Jod usw.) enthalten und damit sehr gesund sind, ist unbestritten und kann nur nützlich sein. Bitte setzen Sie aber im Gegenzug keinesfalls im Alleingang Ihre Medikamente ab. Pflanzliche Präparate sind grundsätzlich nicht als Alternativtherapie, sondern als sinnvolle Ergänzung zur "klassischen" Behandlung zu sehen.

Quellen:

  • Abdullah Thani NA, Sallis B, Nuttall R, Schubert FR, Ahsan M, Davies D, Purewal S, Cooper A, Rooprai HK: Induction of apoptosis and reduction of MMP gene expression in the U373 cell line by polyphenolics in Aronia melanocarpa and by curcumin. 2012.
  • Bermúdez-Soto MJ, Larrosa M, Garcia-Cantalejo JM, Espín JC, Tomás-Barberan FA, García-Conesa MT: Up-regulation of tumor suppressor carcinoembryonic antigen-related cell adhesion molecule 1 in human colon cancer Caco-2 cells following repetitive exposure to dietary levels of a polyphenol-rich chokeberry juice. 2006.
  • Gasiorowski K, Szyba K, Brokos B, Kołaczyńska B, Jankowiak-Włodarczyk M, Oszmiański J: Antimutagenic activity of anthocyanins isolated from Aronia melanocarpa fruits. 1997.
  • Kedzierska M, Malinowska J, Kontek B, Kołodziejczyk-Czepas J, Czernek U, Potemski P, Piekarski J, Jeziorski A, Olas B: Chemotherapy modulates the biological activity of breast cancer patients plasma: the protective properties of black chokeberry extract. 2012.
  • Kedzierska M, Olas B, Wachowicz B, Glowacki R, Bald E, Czernek U, Szydłowska-Pazera K, Potemski P, Piekarski J, Jeziorski A: Effects of the commercial extract of aronia on oxidative stress in blood platelets isolated from breast cancer patients after the surgery and various phases of the chemotherapy. 2011.
  • Kowalczyk E, Kopff A, Fijałkowski P, Kopff M, Niedworok J, Błaszczyk J, Kedziora J, Tyślerowicz P: Effect of anthocyanins on selected biochemical parameters in rats exposed to cadmium. 2003.
  • Lala G, Malik M, Zhao C, He J, Kwon Y, Giusti MM, Magnuson BA: Anthocyanin-rich extracts inhibit multiple biomarkers of colon cancer in rats. 2006.
  • Malik M, Zhao C, Schoene N, Guisti MM, Moyer MP, Magnuson BA: Anthocyanin-rich extract from Aronia meloncarpa E induces a cell cycle block in colon cancer but not normal colonic cells. 2003.
  • Sharif T, Alhosin M, Auger C, Minker C, Kim JH, Etienne-Selloum N, Bories P, Gronemeyer H, Lobstein A, Bronner C, Fuhrmann G, Schini-Kerth VB: Aronia melanocarpa juice induces a redox-sensitive p73-related caspase 3-dependent apoptosis in human leukemia cells. 2012.
  • Yaneva MP, Botushanova AD, Grigorov LA, Kokov JL, Todorova EP, Krachanova MG: Evaluation of the immunomodulatory activity of Aronia in combination with apple pectin in patients with breast cancer undergoing postoperative radiation therapy. 2002.
  • Zhao C, Giusti MM, Malik M, Moyer MP, Magnuson BA: Effects of commercial anthocyanin-rich extracts on colonic cancer and nontumorigenic colonic cell growth. 2004.
  • Zheng W, Wang SY: Oxygen radical absorbing capacity of phenolics in blueberries, cranberries, chokeberries, and lingonberries. 2003.

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Anna Brockdorff, Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

Anna Brockdorff
Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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