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Auf einen Blick

  • Amitriptylin wirkt – neben seinen stimmungsaufhellenden Effekten – vor allem beruhigend.
  • Es wird deshalb vor allem bei Depressionen verschrieben, die mit Unruhezuständen oder Angstgefühlen einhergehen.
  • Außerdem wirkt Amitriptylin schmerzlindernd. In dieser Funktion wird es z.B. auch beim Reizdarm eingesetzt.
  • Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Abgeschlagenheit, Schwitzen und Kreislaufprobleme. 

Weitere Fragen zu Amitriptylin beantworten wir im folgenden Beitrag.

Wirkung

Fragen zur Wirkung von Amitriptylin

Wie wirkt Amitriptylin auf die Botenstoffe im Gehirn?

Amitriptylin gehört zur Gruppe der sogenannten Trizyklika bzw. der "nichtselektiven Monoamin-Wiederaufnahmehemmer". Der Wirkmechanismus ist recht kompliziert, wir versuchen es mal mit einer vereinfachenden Zusammenfassung:

Der Effekt beruht vor allem auf einer erhöhten Verfügbarkeit von Monoamin im Gehirn. Dadurch erhöht sich der Wirkspiegel der stimmungsfördernden Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Außerdem reagieren die "Stimmungs-Rezeptoren" der Gehirnzellen durch die veränderte Botenstoff-Konzentration günstiger.

Die beruhigende Wirkung von Amitriptylin beruht wiederum auf anderen Botenstoffen, die durch das Medikament ebenfalls beeinflusst werden, vor allem das Acetylcholin.

Übrigens: "Nichtselektiv" bedeutet dabei, dass Amitriptylin nicht nur die Wiederaufnahme eines ganz bestimmten Botenstoffes in die Zellen hemmt, wie manche anderen Wirkstoffe, sondern gleichzeitig mehrere. Er ist quasi nicht besonders wählerisch. Daneben gibt es auch "selektive Wiederaufnahmehemmer", die auf bestimmte Botenstoffe spezialisiert sind (SSRI, SSNRI).

Wie hat sich die Verschreibung von Amitriptylin über die Jahre verändert?

Amitriptylin war lange Zeit lang das meistverschriebene Antidepressivum überhaupt. Erst mit der Einführung der SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) ging seine Bedeutung seit den 90er Jahren langsam zurück. Amitriptylin wird aber wegen seiner beruhigenden und schmerzlindernden Effekte auch heute noch recht häufig verordnet.

Welche Präparate mit Amitriptylin gibt es?

Präparate mit Amitriptylin sind z.B.:

  • Amineurin®
  • Equilibrin®
  • Novoprotect®
  • Saroten®
  • Syneudon®
  • unter dem Namen Amitriptylin: z.B. von beta®, CT®, Desitin®, neuraxpharm®, TEVA®)

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Amitriptylin auftreten?

Unter den synthetischen Antidepressiva gibt es praktisch keines, das nicht auch relevante Nebenwirkungen haben kann. Das ist auch bei Amitriptylin so. Die meisten Nebenwirkungen beruhen dabei auf dem veränderten Botenstoff-Haushalt im Gehirn. Wir konzentrieren uns hier auf die häufigeren Begleiteffekte.

Bei mehr als 10% der Anwender kommt es zu:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gereiztheit
  • Schwindel
  • vermehrtes Schwitzen
  • Kreislaufprobleme
  • schneller Herzschlag
  • Zittern
  • trockener Mund
  • Sehstörungen
  • Kopfschmerzen

Bei mehr als 1% der Anwender kommt es außerdem zu:

  • Probleme beim Wasserlassen
  • starker Durst
  • Geschmacksstörungen
  • Verwirrung
  • Erektionsstörungen, weniger Lust auf Sex
  • Hautausschläge
  • Bewegungsstörungen

Darüber hinaus können in seltenen Fällen auch weitere, teilweise ernste Nebenwirkungen auftreten, die Sie dem Beipackzettel entnehmen können. Bitte kontaktieren Sie zur Sicherheit immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, wenn unter der Einnahme ungewöhnliche Beschwerden auftreten. Vermeiden Sie, soweit vertretbar, aber ein plötzliches Absetzen des Medikamentes, weil auch dadurch Probleme auftreten können. Ein langsames "Runter-Dosieren" ist besser.

Weitere Fragen zu Nebenwirkungen und Warnhinweisen

Wie lange halten die Nebenwirkungen von Amitriptylin an?

Hauptgrund für die Nebenwirkungen von Amitriptylin ist die Tatsache, dass das Medikament als Psychopharmakon zentral im Gehirn wirkt und somit unsere wichtigste Körper-Schaltstelle beeinflusst. Es sorgt dafür, dass erhöhte Mengen der Botenstoffe (Neurotransmitter) Noradrenalin und Serotonin im Gehirn und im Blut aktiv sind.

Das führt dann nicht nur zu den gewünschten Wirkungen, sondern leider auch zu einigen der genannten Nebenerscheinungen, insbesondere zu Beginn der Behandlung. Der hemmende Einfluss auf den Botenstoff Acetylcholin ist beispielsweise der Grund für die Konzentrationsstörungen, die Müdigkeit und eine mögliche Verwirrtheit.

Das meiste geht vorüber

Beruhigend für Sie zu wissen ist aber, dass die meisten Nebenwirkungen in den ersten zwei bis drei Wochen nach Therapiebeginn auftreten und danach meist zurückgehen.

Was bedeuten die Nebenwirkungen von Amitriptylin konkret für mich?

Grundsätzlich gilt: Während einige Personen unter langjähriger Einnahme von Saroten® praktisch keine Nebenwirkungen benennen, gibt es wiederum andere, die gleich mehrere Beschwerden gleichzeitig beschreiben. Der Grund dafür ist noch unklar.

Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass Amitriptylin je nach Erkrankung unterschiedlich hoch dosiert wird. Bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms beispielsweise kommen viel geringere Wirkstoffmengen zum Einsatz kommen als bei den klassischen Anwendungsgebieten. Das bedeutet dann auch, dass die möglichen Nebenwirkungen bei dieser Therapieform logischerweise deutlich milder und seltener zu erwarten sind als bei den hohen Dosierungen.

Wann darf ich Amitriptylin (Saroten) nicht nehmen?

Ursprünglich für die antidepressive und angstlösende Behandlung entwickelt, findet das Antidepressivum Saroten® (Amitriptylin) inzwischen auch andere Anwendungsgebiete. Neben der chronischen Schmerzbehandlung wird es auch beim schmerzbetonten Reizdarm-Typ eingesetzt. Doch nicht jeder profitiert von dieser Möglichkeit.

Schwaches Herz? – dann lieber nicht

Sollten Sie beispielsweise unter einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), einer Erkrankung der Herzkranzgefäße (KHK) oder unter Erregungsleitungsstörungen des Herzens leiden, dann dürfen Sie Saroten® nicht einnehmen. Das gilt auch für den Fall eines kürzlich zurückliegenden Herzinfarkts.

Amitriptylin hemmt nämlich u.a. die Wiederaufnahme des Botenstoffes Noradrenalin in die Zelle. Dadurch steht dieser Botenstoff verstärkt zur Verfügung. Der erhöhte Wirkspiegel von Noradrenalin im Blut hat wiederum Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Er bewirkt beispielsweise Gefäßverengungen, die sowohl eine Steigerung des Blutdrucks als auch der Herztätigkeit zur Folge haben.

Weitere "No Go's"

Die Einnahme des Wirkstoffes Amitriptylin verbietet sich außerdem bei folgenden körperlichen Leiden:

  • Verengung des Magenausgangs (Pylorusstenose)
  • Darmverschluss
  • akuter Harnverhalt
  • gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) mit Restharnbildung

Sollte bei Ihnen ein unbehandelter Grüner Star (Glaukom) vorliegen, dürfen Sie das Medikament Saroten® ebenfalls nicht verabreicht bekommen. Der Wirkstoff kann eine weitere Erhöhung des Augeninnendrucks provozieren.

Vorsicht bei bestimmten chronischen Erkrankungen

Da Saroten® die Krampfschwelle herabsetzt, ist die Wahrscheinlichkeit, unter der Therapie mit Amitriptylin einen Krampfanfall zu entwickeln, erhöht. Aus diesem Grund sollten Sie bei einer bestehenden neurologischen Erkrankung (insbesondere Epilepsie) vor der Einnahme von Amitriptylin Rücksprache mit Ihrem Neurologen halten.

Bei einer bekannten schweren Leber- oder Nierenschädigung muss man ebenfalls genau abwägen, ob das Antidepressivum Amitriptylin eine geeignete Behandlungsoption darstellt. Hier gilt es, Nutzen und Risiko einer solchen Therapie einander gegenüberzustellen. Gleiches gilt für Menschen, die unter einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leiden.

Was ist bei der Einnahme von Amitriptylin zu beachten?

Ein nicht wählerischer Wirkstoff

Amitriptylin gehört als trizyklisches Antidepressivum zu den sogenannten "nichtselektiven Monoamin-Wiederaufnahmehemmer". Was das bedeutet? Es verhindert, dass bestimmte Botenstoffe (sogenannte Monoamine) zurück in die Zelle gelangen, wo sie normalerweise wieder aufgearbeitet werden.

"Nichtselektiv" heißt in diesem Zusammenhang, dass der Wirkstoff Amitriptylin die Wiederaufnahme nicht nur eines ganz bestimmten Botenstoffes in die Zellen hemmt, sondern mehrerer gleichzeitig. Bei diesen Botenstoffen handelt es sich um Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.

Dadurch, dass Saroten® zusätzlich noch auf weitere Rezeptoren (Andockstellen für andere Hormone bzw. Botenstoffe) wirkt, hat das Medikament nicht nur ein breites Wirkspektrum, sondern neben unzähligen potentiellen Nebenwirkungen auch einige Wechselwirkungen.

Bitte keinen Alkohol

Beachten Sie bitte auch, dass Sie während der Behandlung mit Amitriptylin keinen Alkohol trinken sollten. Die Wirkung von Alkohol kann unter Saroten® verstärkt werden. Auch Ihre Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen kann insbesondere zu Beginn der Therapie stark eingeschränkt sein.

Im Falle einer Schwangerschaft

Tierexperimentelle Studien liefern Hinweise darauf, dass es unter der Einnahme von Amitriptylin zu einer Schädigung des Ungeborenen kommen kann. Aus diesem Grund sollte man während einer Schwangerschaft möglichst auf Saroten® verzichten.

Amitriptylin und seine Abbauprodukte gehen in die Muttermilch über. Deshalb sollte das Medikament während der Stillzeit ebenfalls nicht eingenommen werden.

Mit welchen anderen Medikamenten verträgt sich Amitriptylin nicht?

Wie bei vielen anderen Medikamenten auch, verträgt sich der Wirkstoff Amitriptylin nicht mit jedem Arzneimittel. Ganz im Gegenteil. Infolge seines breitgefächerten Einsatzgebietes eckt er auch gerne mal mit dem einen oder anderen Konkurrenten an.

Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn bereits andere Psychopharmaka eingenommen werden. Insbesondere gilt dies für Antidepressiva, die zur Gruppe der MAO-Hemmer gehören. Diese Präparate hemmen nämlich, ähnlich wie Amitriptylin, die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.

Bei einer Kombination von Amitriptylin mit einem MAO-Hemmer besteht die Gefahr eines möglicherweise lebensbedrohlichen Serotonin-Syndroms. Hierbei kommt es durch eine Anhäufung von Serotonin zu charakteristischen Krankheitszeichen wie Bewusstseins- und Koordinationsstörungen, Muskelzuckungen, Zittern, Schwitzen, Schüttelfrost, Übelkeit, Puls- und Blutdruckanstieg etc.

Dabei ist bei bestimmten MAO-Hemmern zu berücksichtigen, dass zwischen der letzten Einnahme und dem Beginn einer Therapie mit Amitriptylin mindestens 14 Tage liegen müssen. Denken Sie also immer daran, Ihren behandelnden Arzt auch über eine zurückliegende Medikation zu informieren.

Worauf Sie noch achten müssen

Die Liste möglicher Wechselwirkungen zwischen Amitriptylin und anderen Medikamenten ist lang. So gibt es neben den Psychopharmaka auch bestimmte Herz- und Blutdruckmedikamente, Antimalariamittel, Antibiotika, Antipilzmittel usw., die nicht gleichzeitig mit Saroten® eingenommen werden dürfen.

Informieren Sie deshalb Ihren behandelnden Arzt über jedes neue oder umgestellte Präparat, das sie vielleicht von einem anderen ärztlichen Kollegen verschrieben bekommen haben. Um unnötige Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie auch die Einnahme freiverkäuflicher Arzneimittel (z.B. Johanniskraut) benennen.

Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie / medizinische Fachautorin

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