Haupt-Autorin des Artikels
Dr. med. Chiara Grabmann
Ärztin / medizinische Fachautorin
Welche Beschwerden verursacht ein Hypophysenadenom? Handelt es sich um eine gutartige oder bösartige Raumforderung und wie kann es behandelt werden? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag über das Hypophysenadenom.
Grundlagen
Was ist ein Hypophysenadenom?
Hypophysenadenome sind gutartige Tumore im Bereich der Hirnanhangsdrüse. Die Hypophyse ist aufgeteilt in einen Vorder- und einen Hinterlappen, auch Adeno- und Neurohypophyse genannt. Die Hypophysenadenome entstehen aus dem Gewebe der Adenohypophyse.
Aktive und inaktive Formen
Bei dem Adenom wird zwischen zwei unterschiedlichen Formen unterschieden, hormonell aktive und inaktive Adenome. Die hormonell aktiven Adenome werden wiederum je nach Hormon, welches sie produzieren, weiter unterteilt.
Große und kleine Adenome
Auch nach Größe können Hypophysenadenome eingeteilt werden. Kleine Adenome bis zu einem Durchmesser von 1cm werden als Mikroadenome bezeichnet, alle größeren als Makroadenome.
Symptome
Welche Beschwerden können bei einem Hypophysenadenom auftreten?
Die Symptome bei einem Hypophysenadenom können sehr unterschiedlich sein und machen die Diagnose dieser Erkrankung häufig schwierig. Zum einen können durch das Wachstum des Tumors gesunde Anteile der Hypophyse verdrängt und in ihrer Funktion eingeschränkt werden. Das äußert sich dann in einem Mangel der jeweiligen Hormone, die wiederum unterschiedliche Reaktionen im Körper beeinflussen. Zum anderen produzieren hormonell aktive Hypophysenadenome selbst Hormone, allerdings nicht im normalen Maß, sondern in unkontrollierten Mengen, die keinen Regulationsmechanismen mehr unterliegen. Auch hier hängen die Beschwerden davon ab, welches Hormon genau betroffen ist.
Die verschiedenen aktiven Adenom-Formen
Je nach Adenom-Art unterscheiden sich die Symptome:
- Prolaktinom (Prolaktin-Überschuss): Frauen können unter Unregelmäßigkeiten bis zum vollständigen Ausbleiben der Regelblutung und spontanem Milchausfluss aus den Brustdrüsen leiden. Bei Männern kann es zu einer verringerten Libido und Impotenz kommen.
- GH (Wachstumshormon) – Adenome: Bei Erwachsenen kann es zu einem übermäßigem Wachstum von Händen und Füßen kommen, bei Kindern zu einem Riesenwuchs, auch Gigantismus genannt.
- ACTH (Adrenocortikotropes Hormon) – Adenome: Überproduktion von Kotrikosteroiden (körpereigenes Kortison), auch Morbus Cushing genannt.
- FSH (Folikelstimulierendes Hormon) – oder LH (Luteinisierendes Hormon) - Adenome: Selten kommt es zu durch die Hormone selbst ausgelösten Symptomen, vor allem leiden die Betroffene unter den Folgen des verdrängenden Wachstums und der daraus resultierenden Unterfunktion der entsprechenden Bereiche.
Sehstörungen und Kopfschmerzen durch verdrängendes Wachstum
Generell kann man sich gut vorstellen, dass so ein komplexes Organ wie das Gehirn empfindlich auf einen immer größer werdenden Knoten im Inneren reagiert. Durch das verdrängende Wachstum der Adenome können daher verschiedene Beschwerden ausgelöst werden. Dazu zählen Sehstörungen, da die Hypophyse in direkter Nähe zu den Sehnerven liegt und das Adenom dadurch auf die Nervenfasern drücken kann. Auch Kopfschmerzen sind möglich.
Außerdem kann es durch die Raumforderung zum Einengen des Liquorsystems kommen. Liquor ist die Flüssigkeit, in der das Gehirn «schwimmt». Das System besteht aus einem Flüssigkeitsanteil um das Gehirn herum und mehreren Gängen und Räumen innerhalb. Wird nun ein Teil der abführenden Gänge eingeengt, kommt es zu Abflusstörungen und einem «Liquorstau». In weiterer Folge können dadurch auch andere Bereiche des Gehirns geschädigt werden.
Diagnostik
Wie findet der Arzt heraus, ob ich ein Hypophysenadenom habe?
Zunächst werden Sie wie bei fast allen Erkrankungen einige Fragen beantworten müssen, diese richten sich nach Art und Dauer der Beschwerden, sowie Fragen zu ähnlichen Erkrankungen bei Ihren nahen Verwandten. Im Anschluss werden in der Regel einige Blutuntersuchungen durchgeführt, womit vor allem der Hormonspiegel überprüft werden kann.
Die sicherste Methode ein Adenom in der Hypophyse nachzuweisen ist eine Kernspintomographie (MRT) des Kopfes. Während der Untersuchung wird Ihnen in den meisten Fällen zusätzlich ein Kontrastmittel verabreicht, so kann die Aufnahme noch besser beurteilt werden.
Behandlung
Muss ein Hypophysenadenom immer behandelt werden?
Nein, es kommt auf mehrere Faktoren an. Kleine Hypophysenadenome lösen bei Betroffenen oft gar keine Symptome und werden nur als Zufallsbefund im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt. Ab einer gewissen Größe und wenn durch die Raumforderung Beschwerden verursacht werden, ist eine Behandlung dringend angeraten.
Bei hormonaktiven Hypophysenadenome führt neben der Größe des Tumors auch die Überproduktion des jeweiligen Hormons zu teilweise schweren Symptomen. Daher sollte auch hier eine Behandlung eingeleitet werden.
Wie werden hormoninaktive Hypophysenadenome behandelt?
Bei hormoninaktiven Hypophysenadenomen hängt es vor allem von der Größe ab, welche Behandlung durchgeführt wird. Bei Adenomen unter 1 cm Größe ist in der Regel ein kontrolliertes Abwarten und Beobachten ausreichend. Das bedeutet, dass regelmäßige Kontrollen der Hormonwerte im Blut und Kernspintomographie-Untersuchungen durchgeführt werden, um den Verlauf zu beurteilen.
Kommt es zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens, muss das Adenom unabhängig von der Größe behandelt werden. In der Regel ist dabei die Operation die Methode der Wahl, bei der das Adenom möglichst vollständig entfernt wird.
Die gute Nachricht bei der Operation ist, dass nicht wie teilweise angenommen der gesamte Schädelknochen eröffnet werden muss. Inzwischen gibt es andere, weniger eingreifende Zugangswege, um an die Hypophyse zu gelangen. Heutzutage ist das standardmäßige Vorgehen, die Adenome über die Nase zu entfernen. Die hinteren Anteile der knöchernen Nasenhöhle grenzen praktischerweise direkt an die Vertiefung, in der die Hypophyse liegt. Wenn auch keine angenehme Vorstellung, ist dieser Eingriff deutlich schonender und bringt wesentlich weniger Komplikationen mit sich als eine Operation am offenen Schädel.
Müssen Hypophysenadenome immer operiert werden?
Nein, bestehen keine Beschwerden reicht eine Beobachtung mit regelmäßigen Kontrollen aus. Auch wenn keine Beeinträchtigung durch das Wachstum auftreten, sondern ausschließlich Symptome durch die übermäßige Hormonproduktion, kann eine medikamentöse Behandlung erwogen werden. Die Art der Medikamente richtet sich dabei nach der Adenom-Form und dem betroffenen Hormon.
Den Betroffenen muss bei dieser Art der Behandlung allerdings klar sein, dass dadurch keine Heilung des Hypophysenadenoms erzielt werden kann, sondern lediglich die Beschwerden „unterdrückt“ werden. In Abwägung der Nutzen und Risiken eines operativen Eingriffs kann dies aber je nach Alter und allgemeinem Zustand der Betroffenen aber durchaus die beste Lösung sein.
Prognose
Wie sind meine Heilungschancen nach einer operativen Entfernung des Hypophysenadenoms?
Zunächst handelt es sich beim Hypophysenadenom um eine gutartige Erkrankung, die keine Metastasen bildet wie eine Krebserkrankung. Dennoch kann es auch nach der Entfernung des Adenoms zu Rezidiven, also einem erneuten Auftreten, kommen. Aus diesem Grund gehören regelmäßige Kontrollen bei den Betroffenen leider ein Leben lang mit zur Nachsorge. Allerdings können die Intervalle zwischen den einzelnen Terminen bei unauffälligen Befunden auf eine Wiederholung alle 2 bis 3 Jahre erweitert werden. Hintergrund der Untersuchungen ist es, im Falle eines Rezidivs möglichst frühzeitig handeln zu können.
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Quellen:
- Leitlinienprogramm "AWMF", verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/089-002l_S2k_Diagnostik-Therapie-hormonaktiver-Hypophsenaddenome_2020-04.pdf
- https://healthcare-in-europe.com/de/news/neue-leitlinie-zu-gutartigen-tumoren-der-hirnanhangdruese.html