Woran erkennt man, dass jemand dement wird? Kann man es bei sich selber feststellen? Wie schnell schreiten die Symptome bei Demenz und Alzheimer voran und wie endet das? Alle Fragen zu ersten Anzeichen und fortgeschrittenen Symptomen beantworten wir in diesem Beitrag.
Frühe Anzeichen
Was sind mögliche Warnhinweise auf eine Demenz?
Wenn man mit zunehmendem Alter mal eine Telefonnummer vergisst, ist das noch kein Grund zur Sorge. Auch das Gefühl, im Alter vergesslicher oder zerstreuter zu werden, ist recht normal und in den meisten Fällen nicht durch eine Demenzerkrankung bedingt.
Wenn Sie aber bei sich bzw. bei Angehörigen spürbare Veränderungen in mehreren Lebensbereichen feststellen, sollten Sie aufmerksam werden. Zur Liste der Warnhinweise, die je nach Ausprägungsgrad bereits alleine, insbesondere aber in Kombination einen Demenzverdacht begründen können, zählen u.a.:
- Vergesslichkeit
- Liegenlassen von Gegenständen
- räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
- Schwierigkeiten mit gewohnten Handlungen
- Sprachprobleme (z.B. das Verwenden von unpassenden Füllwörtern)
- eingeschränkte Urteilsfähigkeit
- Probleme mit dem abstrakten Denken
- Stimmungs- und Verhaltensänderungen
- Persönlichkeitsveränderungen
- Verlust der Eigeninitiative
Typische Anzeichen
Welche Wesensveränderungen sind Anzeichen für eine Demenzerkrankung?
Eine Demenzerkrankung äußert sich nicht etwa nur durch ein nachlassendes Gedächtnis und zunehmende Vergesslichkeit. Mindestens genauso auffällig sind bestimmte Verhaltensänderungen.
Typische Anzeichen einer solchen demenzbedingten Wesensänderung sind:
- allgemeiner Rückzug
- Hobbies werden aufgegeben
- kein Interesse mehr an Nachrichten und Zeitungen
- neu aufgetretenes Misstrauen
- spontane, vorher unbekannte Wutanfälle
- Erregtheit, z.B. auch nachts (ständiges Umherlaufen während der Nacht)
Wenn Sie so etwas bei sich oder bei Ihren Angehörigen feststellen, lohnt es sich auf jeden Fall, das einmal von einem Arzt abklären zu lassen. Wobei es manchmal nicht so einfach ist, die Betroffenen zu einem Arztgang zu motivieren.
Sind Probleme beim Umgang mit Geld ein typisches Warnzeichen?
Wenn Sie bei Ihren älteren Angehörigen feststellen, dass sie neu aufgetretene Schwierigkeiten im Umgang mit Geld haben, könnte dies ein Hinweis auf eine beginnende Demenz sein. US-amerikanische Ärzte stellten in einer Studie fest, dass Probleme rund ums Zählen und Bezahlen ein sehr häufiges Frühsymptom der Demenz bzw. der Alzheimer-Erkrankung sind.
Auffallen kann so etwas zum Beispiel beim Münzen abzählen, Einkäufe an der Kasse bezahlen, aber auch im Umgang mit Rechnungen und Kontoauszügen. Wenn aber zum Beispiel Rechnungen zweimal überwiesen werden, bekommt man das ohne tieferen Einblick kaum mit. Die Experten raten Angehörigen deshalb dazu, bei auffälligen Problemen ruhig einmal näher hinzuschauen. So könnten Sie zur Sicherheit evtl. um Einsicht in die finanziellen Transaktionen bitten oder auch einmal die Bank kontaktieren.
Das Wichtigste bei diesem ganzen Thema ist sicherlich das genaue Hinschauen. Nicht jede kleine Vergesslichkeit im Alter ist gleich eine Demenz. Wenn aber Ihre betagteren Angehörigen richtiggehend "komisch" werden, Geschichten zweimal nacheinander erzählen oder zuvor ungewohnte Alltagsprobleme entwickeln, sollte man das vorschnell nicht als alterstypische Eigenheiten abtun. Denn wenn wirklich eine beginnende Demenz oder ein Alzheimer dahinterstecken, kann eine frühzeitige Behandlung den Prozess zumindest verlangsamen.
Was kann dahinter stecken, wenn sich ältere Menschen immer mehr zurückziehen und das Interesse an Neuem verlieren?
Natürlich muss man immer vorsichtig bei der Interpretation solcher Veränderungen sein. Aber derartige Rückzugstendenzen können erstes Anzeichen einer beginnenden Demenz oder Alzheimer-Erkrankung sein. Auch eine Depression kann dahinter stecken, wobei Demenz und depressive Verstimmungen häufig auch gemeinsam auftreten.
Wenn Sie bei Ihren Angehörigen derartige Anzeichen bemerken, ist es natürlich nicht einfach, dies anzusprechen. Aber vielleicht können Sie sie zu einer "Routine-Untersuchung" beim Arzt überreden. Denn Tatsache ist: Eine Demenz ist in höherem Alter relativ häufig und beginnt oft in Form von Interessen- und Antriebslosigkeit. Und eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann den Verlauf erheblich positiv beeinflussen.
Symptome
Was sind typische Symptome einer Demenz bzw. einer Alzheimer-Erkrankung?
Die Symptome einer Demenz oder einer Alzheimer-Erkrankung sind vielfältig und beginnen oft so schleichend, dass sie über lange Zeit auch von den engsten Angehörigen nicht bemerkt werden bzw. nicht als das erkannt werden, was sie sind. "Typische" Anzeichen sind neben Gedächtnisstörungen vor allem Verwirrtheit und Veränderungen des Wesens.
Zusammengefasst treten folgende Symptome bei einer Demenz besonders häufig auf:
- Gedächtnisstörungen (beeinträchtigt ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis)
- Sprachstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Verwirrtheit
- Aufmerksamkeitsstörungen
- Störungen der räumlichen Orientierung
- Veränderungen des Wesens
In welchem Tempo und in welcher Reihenfolge sich diese Symptome entwickeln, ist individuell sehr unterschiedlich.
Oft beginnt es mit Antriebslosigkeit
Erstes Anzeichen einer Demenz ist nicht selten eine gewisse Kraft- und Antriebslosigkeit. Die Betroffenen verlieren ihr Interesse an neuen Dingen und werden zunehmend energieloser. Hinzu kommen Gedächtnisstörungen, wobei vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Aktuelle Erledigungen werden vergessen oder durcheinander gebracht.
Diese Beeinträchtigungen werden langsam immer ausgeprägter, so dass die Betroffenen zunehmend Hilfe und Unterstützung benötigen. Schreitet die Demenz weiter voran, kommt es irgendwann zu kompletter Pflegebedürftigkeit. Wie lange das dauert und ob es dazu überhaupt kommt, ist im Vorfeld allerdings kaum abschätzbar.
Alzheimer-Symptome Stadium 1-3
Wie äußert sich ein Alzheimer im Stadium 1?
Die Alzheimer-Erkrankung wird von Ärzten in drei verschiedene Stadien eingeteilt, wobei Stadium 1 die Frühform und Stadium 3 die fortgeschrittene Erkrankung umschreibt.
Demnach ist das Stadium 1 oft von eher uncharakteristischen Symptomen gekennzeichnet, die oft lange Zeit nicht mit einer beginnenden Demenz in Verbindung gebracht werden
Häufig ist das erste Anzeichen eine gewisse Antriebsarmut und Energielosigkeit. Die Spontaneität geht verloren. Leichte Gedächtnisstörungen kommen hinzu, die Betreffenden reagieren und lernen langsamer als früher. Auch ausgeprägtere Stimmungsschwankungen sind ein häufiges Früh-Alzheimer-Symptom.
Beschwerden werden zwar wahrgenommen, aber oft geleugnet
Nach einer Weile werden diese Anzeichen dann immer deutlicher und ausgeprägter. Die Betreffenden schrecken vor allem Neuem zurück, wollen nur noch tun, was ihnen bekannt ist.
Der Gedächtnisverlust nimmt zu und beeinträchtigt ernsthaft das Privatleben (und ggf. die Arbeit). Die Betroffenen nehmen diese Veränderungen zwar auch wahr, leiden aber häufig auch darunter und reagieren abwehrend auf direktes Ansprechen.
Insgesamt beginnt die Erkrankung langsam auch die Persönlichkeit zu beeinträchtigen: Die Betreffenden sind durcheinander und beurteilen tägliche Situationen und Fragen nicht mehr richtig, vor allem dann, wenn diese neuartig sind. Gewohnheitshandlungen können oft noch über längere Zeit normal ausgeübt werden.
Was bedeutet Alzheimer im Stadium 2?
Im Stadium 2 sind die Betroffenen – so die Definition – noch in der Lage, die einfachen täglichen Aufgaben des Alltags selbstständig zu erledigen, benötigen aber schon Hilfe bei komplizierteren oder nicht alltäglichen Aufgaben.
Kurzzeitgedächtnis leidet stärker als das Langzeitgedächtnis
Die Vergesslichkeit ist in diesem Stadium schon sehr ausgeprägt, gerade das Kurzzeitgedächtnis funktioniert immer schlechter.
Die Betroffenen vergessen z.B., Rechnungen zu bezahlen oder Verabredungen, aber auch wo der Schlüssel liegt oder was sie gerade sagen wollten. Das Langzeitgedächtnis hingegen ist meist noch sehr gut, was dann aber dazu führt, dass manchmal etwas unzusammenhängend über frühere Ereignisse gesprochen wird.
Die Sprache selbst wird immer langsamer, ebenso die Auffassungsgabe. Dieser Verlust an Geisteskraft ist für die Betroffenen durchaus noch spürbar, und sie leiden darunter.
Häufig kommt es zu ausgeprägten Gemütsschwankungen und Depressionen. Auch die Persönlichkeit verändert sich, das individuelle Persönlichkeitsbild (Eigenschaften, typische Charaktermerkmale) geht immer mehr verloren.
Wenn die Erkrankung fortschreitet
Irgendwann geht dann auch die zeitliche und räumliche Orientierung verloren. Die Betroffenen wissen nicht mehr, wo sie sind oder welcher Tag gerade ist.
In dieser Phase müssen die Angehörigen oder Pfleger schon sehr klare Anweisungen geben und diese oft wiederholen, damit sie verstanden werden. Am Ende dieser Entwicklung geht dann auch das Erkennen bekannter Personen immer mehr verloren.
Was bedeutet Alzheimer im Stadium 3?
Das Stadium 3 ist dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen durch die Demenz fast sämtliche Persönlichkeitsmerkmale verloren haben. Die Betroffenen erkennen fast niemanden mehr und sind zu einer normalen Interaktion mit ihrer Umwelt nicht mehr in der Lage.
Zudem geht auch die Kontrolle über die körperlichen Funktionen immer mehr verloren. Blase und Stuhlgang können nicht mehr gesteuert werden, selbst Kauen und Schlucken gelingt irgendwann nicht mehr – die Patienten benötigen nun intensive Pflege.
Im Endstadium führt dieser körperliche Verfall zu immer größeren Problemen mit der Atmung. Oft kommt es dann zu Lungenentzündungen oder anderen schweren Infektionen, vor allem, wenn die Betroffenen bettlägerig sind. Meist sind es dann diese Folgeerkrankungen, die schließlich zum Tod führen.
Demenz: Nicht nur das Gedächtnis leidet
Gemeinhin werden Demenz und die Alzheimer-Erkrankung mit zunehmend schwindender Geisteskraft gleichgesetzt. Das ist auch richtig, allerdings ist für die Betroffenen und vor allem ihre Angehörigen eine Begleiterscheinung oftmals viel belastender: die Wesensveränderungen und der Verlust der sozialen Fähigkeiten.
Wie Pasquale Calabrese, Psychiater an der Universitätsklinik Bochum, unlängst erläuterte, ist häufig die gesamte Alltagstauglichkeit der Demenz-Kranken in Mitleidenschaft gezogen. Wesensveränderungen und Verhaltensstörungen, der Verlust ureigener Charaktermerkmale – all das ist für die Familie und Freunde unterm Strich oft noch schlimmer als der Gedächtnisverlust. Typische Anzeichen sind gesteigerte Aggressivität, Rastlosigkeit und Misstrauen. Oft beginnt alles mit zunehmendem Rückzug von zuvor geliebten sozialen Aktivitäten.
Sind Medikamente der richtige Weg?
Für den Umgang damit gibt es leider keine allgemeingültigen Rezepte. Einige Ärzte empfehlen in solchen Fällen Medikamente wie Risperidon. Wie Alexander Kurz, Alzheimer-Experte an der Technischen Universität München, berichtete, verringerten sich die Verhaltensauffälligkeiten schon nach zwei bis drei Wochen der Behandlung deutlich. Über 90% der Betroffenen sprachen demnach auf die Therapie an.
Aber natürlich kann man das auch kritisch sehen: Risperidon ist ein Psychopharmakon und wird normalerweise bei der Schizophrenie eingesetzt. Auch wenn es beruhigend wirkt, ist es also auch eine kleine "chemische Bombe". Und dass der Hersteller sich bemüht, das Medikament auch bei Demenz zu platzieren, ist klar. Letztlich kann die Entscheidung, ob man den Demenz-Kranken medikamentös "ruhigstellt", nur von den unmittelbar beteiligten Angehörigen gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.
Video: Demenzverlauf im Endstadium
Welche seelischen Begleitsymptome treten häufig bei einer Demenz auf?
Die geistigen Defizite fallen zwar bei einer Demenzerkrankung als erste auf und sorgen für entsprechende Irritationen, sind aber nicht immer das größte Problem. Denn bei mehr als Dreiviertel aller Patienten mit einer Demenz entwickeln sich seelische Begleitsymptome, sie sehr unangenehm und quälend für den Betroffenen und auch belastend für sein Umfeld sein können.
Dazu zählen vor allem:
- Agitiertheit: unruhige Gespanntheit und nervöses, fahriges Verhalten;
- Neigung zu Reizbarkeit und Aggressionen;
- Schreien;
- ständiges Umherlaufen;
- Depressivität, wachsende Gefühllosigkeit und Teilnahmslosigkeit, Zunahme einer passiven Verweigerungshaltung;
- Wahn und Sinnestäuschungen;
- Schlafstörungen.
Quellen:
- Bartels C. Demenzen. 3., unveränderte Auflage. Wallesch C-W, Förstl H, Herausgeber. Stuttgart New York: Georg Thieme Verlag; 2017. 416 S. (RRN - Referenz-Reihe Neurologie)
- Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf