Ein fortgeschrittener Magenkrebs oder Tumor am Übergang zur Speiseröhre ist oft schwer zu behandeln. Von fortgeschritten spricht man, wenn die Organgrenzen überschritten wurden oder sich Metastasen gebildet haben. In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob das Medikament Tislelizumab (Tevimbra® ) in Kombination mit einer Chemotherapie als primäre Behandlung die Überlebenszeit verlängern kann. Wir möchten Ihnen die Ergebnisse dieser Studie vorstellen.
Was wurde in der Studie untersucht?
Die Studie hatte das Ziel, die Wirksamkeit und Sicherheit von Tislelizumab in Kombination mit Chemotherapie bei der Erstbehandlung von fortgeschrittenem Magenkrebs oder Krebs im Bereich des Magens und der Speiseröhre zu bewerten. Tislelizumab ist ein sogenannter Checkpoint-Inhibitor – ein Medikament, das das Immunsystem unterstützt, Krebszellen zu bekämpfen.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Die Studie fand in 146 medizinischen Zentren in Asien, Europa und Nordamerika statt und umfasste 1.657 Patienten ab 18 Jahren. Die Patienten hatten fortgeschrittenen, nicht operierbaren oder metastasierten Magenkrebs oder Krebs im Bereich des Magens und der Speiseröhre. Alle waren negativ für den HER2-Rezeptor (ein spezieller Tumormarker). Sie hatten zuvor keine systemische Krebstherapie für fortgeschrittene Erkrankungen erhalten.
Die Patienten wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt Tislelizumab plus Chemotherapie, die andere Gruppe erhielt ein Placebo (ein Scheinmedikament) plus Chemotherapie. Die Behandlung wurde alle drei Wochen verabreicht und fortgesetzt, bis die Krankheit fortschritt oder unerträgliche Nebenwirkungen auftraten.
Beide Behandlungsgruppen wurden hinsichtlich ihrer Überlebenszeit und der aufgetretenen Nebenwirkungen verglichen.
Kombination der alleinigen Chemotherapie überlegen
In der Studie verlängerte die Kombination von Tislelizumab und Chemotherapie das Überleben der Patienten signifikant.
Patienten mit einem PD-L1-TAP-Score (ein Wert, der die Expression eines bestimmten Proteins auf den Tumorzellen misst) von 5% oder höher hatten ein medianes Überleben von 17,2 Monaten in der Tislelizumab-Gruppe im Vergleich zu 12,6 Monaten in der Placebo-Gruppe.
Insgesamt, also unabhängig vom PD-L1-TAP-Score, hatten Patienten in der Tislelizumab-Gruppe ein medianes Überleben von 15,0 Monaten im Vergleich zu 12,9 Monaten in der Placebo-Gruppe. Diese Unterschiede waren statistisch signifikant.
Mehr schwere Nebenwirkungen unter Kombinationstherapie
Bezüglich der Nebenwirkungen traten bei 54% der Patienten in der Tislelizumab-Gruppe schwerwiegende behandlungsbedingte Nebenwirkungen (Grad 3 oder höher) auf, verglichen mit 50% in der Placebo-Gruppe. Diese Nebenwirkungen sind bei Chemotherapie häufig und können schwerwiegend sein, aber die zusätzlichen Vorteile von Tislelizumab scheinen nach Ansicht der Autoren das Risiko wert zu sein.
Fazit
Die Kombination von Tislelizumab und Chemotherapie als Erstlinientherapie für fortgeschrittenen oder metastasierten Magenkrebs oder Krebs im Bereich des Magens und der Speiseröhre zeigt vielversprechende Ergebnisse. Diese Behandlung verlängert das Überleben der Patienten signifikant und bietet eine beherrschbare Sicherheitsbilanz.
Wenn Sie oder ein Angehöriger von dieser Art von Krebs betroffen sind, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeiten und Vorteile dieser neuen Therapieoption.
Quelle:
Miao-Zhen Qiu et al.: Tislelizumab plus chemotherapy versus placebo plus chemotherapy as first line treatment for advanced gastric or gastro-oesophageal junction adenocarcinoma: RATIONALE-305 randomised, double blind, phase 3 trial. BMJ 2024; 385 doi: https://doi.org/10.1136/bmj-2023-078876 (Published 28 May 2024)
Cite this as: BMJ 2024;385:e078876