Orlistat behindert die Aufnahme von Nahrungsfetten im Darm. Das über die Nahrung zugeführte Fett wird im Magen und Dünndarm nicht mehr ordentlich zerlegt, kann dadurch nicht mehr resorbiert werden und rauscht mehr oder minder unverdaut durch den Darm bis in den Stuhl.
Eine Aminosäure genügt, um das ganze Enzym lahmzulegen
Und das geht so: Orlistat bindet sich im Magen und oberen Dünndarm an die fettspaltenden Lipasen. Das sind Enzyme, die größtenteils in der Bauchspeicheldrüse hergestellt werden und dafür verantwortlich sind, die Nahrungsfette so aufzuspalten, dass der Darm sie aufnehmen kann. Die Lipasen sind wie alle anderen Enzyme auch Eiweißstoffe (Proteine), die aus zahlreichen Aminosäuren zusammengesetzt sind. Orlstat heftet sich nur an eine dieser Aminosäuren, das Serin. Das genügt aber, um das komplette Enzym lahmzulegen.
Die Folge: Die Lipasen arbeiten nicht mehr, jedenfalls nicht die, die das Pech hatten, Orlistat zu begegnen. Die als Triglyceride aufgenommenen Nahrungsfette werden nicht mehr in freie Fettsäuren und Glycin gespalten und der ganze Kladderadatsch rutscht unverdaut durch den Darm.
Ohne Diät geht es auch hier nicht
Das hat zwei wesentliche Auswirkungen, eine gute und eine weniger gute. Die gute: Man nimmt kaum noch Fett aus der Nahrung auf und nimmt dadurch Gewicht ab. Die weniger gute: Wenn man trotzdem noch fettreich isst, kommt es zu gewaltigen "Fettstühlen". Also sehr großen Kotmengen, die zudem noch übel riechen. Außerdem kann es zu Blähungen und Durchfall kommen.
Die möglicherweise aufkeimende Hoffnung, man könne nun ungehemmt schlemmen und durch Orlistat alles wieder wegbeamen, ist also leider unrealistisch. Im Gegenteil: Eine Behandlung mit Orlistat macht nur Sinn, wenn man sich parallel dazu konsequent an einen fettarmen Ernährungsplan hält. Es ist sogar so, dass Orlistat einem den Spaß an Sünden aus dem Reich der Fette schnell vergällt.
Quellen:
- Gebrauchsinformation Orlistat-ratiopharm® 60 mg Hartkapseln. Herausgeber: Ratiopharm GmbH. www.gelbe-liste.de.