Der humane monoklonale Antikörper Nivolumab (Opdivo®) erhöht die Aktivität der körpereigenen Immunabwehr und sorgt dadurch für eine gezielte Zerstörung des Melanoms. Hierfür hemmt der Wirkstoff eine ganz spezielle Bindungsstelle an der Oberfläche von T-Zellen (weiße Blutkörperchen).
Nivolumab wird sowohl in der Therapie des fortgeschrittenen Melanoms als auch zur adjuvanten (unterstützenden) Behandlung des schwarzen Hautkrebses mit Lymphknotenbeteiligung oder Metastasierung nach vollständiger chirurgischer Entfernung eingesetzt.
Wirkmechanismus
Der Antikörper Nivolumab stimuliert das Immunsystem und ist gleichzeitig indirekt wirksam gegen den Krebs. Wie das genau funktioniert? Indem der Wirkstoff an den PD-1-Rezeptor (Andockstelle an der Oberfläche von einigen Immunzellen) bindet, blockiert er ihn in seinen weiteren Aufgaben.
Normalerweise stellt der PD-1-Rezeptor eine Art "Bremse" bzw. Kontrollpunkt (Checkpoint) im Körper dar, der überschießende Reaktionen unseres Immunsystems gegen eigene, gesunde Zellen verhindern soll. Ähnlich dem Schlüssel-Schloss-Prinzip verbinden sich bestimmte Zelloberflächen-Strukturen (sogenannte Liganden) mit dem PD-1-Rezeptor, aktivieren ihn und unterdrücken so eine unangebrachte Immunantwort.
Manche Tumoren wie beispielsweise das Melanom besitzen ebenfalls solche Liganden, die sie geschickt zu nutzen wissen. Auch sie docken damit an die Checkpoints bzw. PD-1-Rezeptoren an und aktivieren sie gezielt. Die Immunzellen, die den Tumor eigentlich erkennen und bekämpfen könnten, werden dadurch stark geschwächt, und der Tumor kann ungehindert wachsen.
Blocken, aktivieren, zerstören
Checkpoint-Inhibitoren (bzw. Kontrollpunkt-Hemmer) wie das Medikament Opdivo® wirken dem entgegen. Sie blocken den Rezeptor, verhindern damit die Unterdrückung der Immunantwort und bewirken so, dass das nun aktivierte Immunsystem das Melanom verstärkt angreifen und zerstören kann.
Da Antikörper wie Nivolumab gegen bestimmte Merkmale wirken, die beim Wachstum von Krebsgewebe zumindest eine wichtigere Rolle spielen als in gesundem Gewebe, werden sie übrigens den zielgerichteten Arzneimitteltherapien ("targeted therapies") zugeordnet.
Anwendung
Wie wird Opdivo® (Nivolumab) beim Malignen Melanom angewendet?
Nivolumab (Opdivo®) wird alle zwei bis vier Wochen als Infusion über die Vene verabreicht wird. Die genaue Dosierung und Anwendung kann bei jeder Person stark variieren.
Ein- bis zweimal im Monat an den Tropf
Wenn der Hautkrebs bei Ihnen mit dem Antikörper Nivolumab behandelt werden soll, dann bedeutet das zukünftig für Sie: Es geht alle zwei bis vier Wochen für 30 bis 60 Minuten an den Tropf. Aber keine Angst, die Therapie lässt sich sehr gut ambulant durchführen, Sie müssen dafür nicht ins Krankenhaus gehen.
Grundsätzlich führt ein Arzt mit entsprechender Fachkunde und Erfahrung die Immunbehandlung des Malignen Melanoms durch. Heutzutage sind die meisten Betroffenen dafür an ein Haut-Tumor-Zentrum mit praxisklinischer Betreuung angebunden – es handelt sich quasi um eine spezialisierte Hautarztpraxis integriert in einem Krankenhaus.
Morgens hin, mittags zurück
Praktisch müssen Sie sich das folgendermaßen vorstellen: Sie gehen am Tag der Infusion morgens zur Behandlung hin und werden zunächst vom behandelnden Arzt untersucht und befragt. Ggf. wird er Ihnen noch Blut abnehmen. Abhängig von den Befunden und Ihrer Rückmeldung entscheidet der Arzt dann, ob Sie das Medikament erhalten und ob ggf. ergänzende (therapeutische) Maßnahmen erforderlich sind.
Wenn nichts dagegen spricht, werden Sie anschließend an den Tropf gelegt und bekommen den Wirkstoff Nivolumab (je nach Therapieschema) langsam über 30 oder 60 Minuten in die Vene verabreicht. Um unmittelbare Unverträglichkeiten des Arzneimittels auszuschließen, müssen Sie nach jeder Anwendung noch eine gewisse Nachbeobachtungszeit in der Praxisklinik einplanen. Meist können Sie dann gegen Mittag nach Hause gehen.
Das Therapieschema variiert
Übrigens, je nachdem, in welchem Krankheitsstadium des Melanoms Sie das Medikament Opdivo® verabreicht bekommen, gibt es unterschiedliche Dosierungen und Arten der Anwendung. Auch die Tatsache, ob Sie Opdivo® allein oder in Kombination mit einem anderen Immuntherapeutikum (z. B. Ipilimumab) bekommen, hat Einfluss auf das Therapieschema.
- In der adjuvanten (unterstützenden) Behandlung des Melanoms mit Lymphknotenbeteiligung oder Metastasierung nach vollständiger chirurgischer Entfernung wird Opdivo® folgendermaßen eingesetzt: 3 mg Nivolumab pro kg Körpergewicht über 60 Minuten alle zwei Wochen, wobei die maximale Behandlungsdauer zwölf Monate beträgt.
- In der Behandlung des fortgeschrittenen (chirurgisch nicht entfernbaren oder metastasierten) Melanoms lautet die empfohlene Dosierung: 240 mg Nivolumab über 30 Minuten alle zwei Wochen oder 480 mg Nivolumab über 60 Minuten alle vier Wochen.
- In der Kombinationsbehandlung des Malignen Melanoms mit Ipilimumab (Yervoy®) empfiehlt sich dagegen folgendes Schema: 1 mg Nivolumab pro kg Körpergewicht über 30 Minuten, anschließend Gabe von 3 mg Ipilimumab pro kg Körpergewicht über 90 Minuten. Diese Kombination wird insgesamt viermal durchgeführt und zwar alle drei Wochen. In einer zweiten Behandlungsphase wird dann nur noch Nivolumab gegeben.
Individualität zählt
Wie Sie sehen, ist die moderne Immuntherapie mit Opdivo® variabel einsetzbar und somit auch die genaue Behandlungsstrategie sehr individuell festzulegen. Neben der reinen Infusionsdauer von lediglich 30 Minuten bis hin zu zwei Stunden kann auch die Häufigkeit der Anwendung (alle zwei, drei oder vier Wochen) stark variieren.
Letztendlich entscheiden Sie zusammen mit Ihrem behandelnden Facharzt, welches Schema für Sie persönlich am geeignetsten und auch am praktikabelsten ist. Es ist auch nicht unüblich, gerade im Hinblick auf eine bessere Verträglichkeit, im Verlauf das Anwendungsschema nochmal anzupassen.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Gebrauchsinformation Opdivo® 10 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (Nivolumab). Herausgeber: Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA. www.bms.com.