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Wie so ziemlich jedes Medikament haben auch Antidepressiva Nebeneffekte. Bei der Einnahme können Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems auftreten. Das vegetative oder autonome Nervensystem steuert Körperfunktionen wie Atmung, Verdauung und Stoffwechsel. Mögliche vegetative Nebenwirkungen durch Antidepressiva sind daher:

  • Mundtrockenheit
  • Verdauungsstörungen
  • Harnverhalt
  • Blutdruckabfall
  • Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Hitzewallungen

Weitere Fragen zu Nebenwirkungen

Welche weiteren Nebenwirkungen können Antidepressiva haben?

Die möglichen Nebenwirkungen von Antidepressiva sind sehr vielfältig und gehen auf den jeweiligen Wirkmechanismus zurück. Je nach dem, welcher Rezeptor vorwiegend blockiert wird, können u.a. folgende Probleme auftreten:

  • Sehstörungen
  • Verstopfung
  • Kopfschmerzen
  • Gedächtnisstörungen
  • Verwirrtheit
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Gewichtszunahme
  • Abnahme der Libido
  • Bewegungsstörungen
  • Schwindel
  • Übelkeit, Appetitlosigkeit

Regelmäßige Herzkontrollen

Außerdem können Antidepressiva für das Herz schädlich sein. Vor allem bei den klassischen Trizyklika ist Vorsicht geboten. Daher werden vor und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung EKG- und Blutkontrollen durchgeführt. Bei Vorerkrankungen am Herzen ist die Behandlung gut abzuwägen.

Es gibt grundsätzlich Medikamente, die eher müde machen, und solche, die belebend wirken. Das kann man sich bei der Behandlung gezielt zunutze machen. Bei Schlafproblemen bietet sich z.B. ein schlafanstoßendes Medikament zum Abend an. Wenn Müdigkeit und Antriebsschwäche im Vordergrund stehen, kann ein „antreibendes“ Antidepressivum sinnvoll sein.

Nebenwirkungen oft nur vorübergehend

Viele Nebenwirkungen treten vor allem zu Beginn der Behandlung (in den ersten 2-4 Wochen) auf und bilden sich mit der Zeit zurück. Bei Antidepressiva gilt: Gut Ding will Weile haben. Die eigentlich erwünschten Effekte lassen dagegen nämlich oftmals auf sich warten. Es kann durchaus sein, dass die antidepressive Wirkung erst nach ein paar Wochen eintritt. Insofern lohnt es sich, am Ball zu bleiben und die schwierige Anfangszeit durchzuhalten.

Manche Nebenwirkungen können jedoch auch bestehen bleiben. Dann muss die Behandlung ggf. umgestellt werden. Es kann bereits helfen, die Dosis des Medikaments zu reduzieren. Besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt und teilen Sie ihm mit, wenn Sie ein Mittel nicht gut vertragen.

Welche Antidepressiva können eine Schlafstörung verursachen?

Ob ein Antidepressivum den Schlaf beeinträchtigt, hängt von der Wirkweise des jeweiligen Arzneimittels ab. Vor allem die Medikamente gegen Depressionen, die antriebssteigernd wirken, bringen zugleich auch oft die Gefahr von Schlafstörungen mit sich. So sind z.B. Trizyklika vom Desipramin-Typ psychomotorisch aktivierend und lösen als unerwünschte Nebenwirkungen neben Erregungszuständen und Verwirrtheit nicht selten eine Schlaflosigkeit aus. Auch die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, das sind die derzeit am häufigsten verschriebenen Substanzen) können den Schlaf bis hin zur Schlaflosigkeit stören.

Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit?

Nein, für diese Sorge besteht kein Anlass. Antidepressiva können zwar in bestimmten Dosierungen vor allem Müdigkeit oder Übelkeit verursachen, verändern aber nicht die Persönlichkeit.

Das bekannte Antidepressivum Prozac (Wirkstoff Fluoxetin, in Deutschland unter anderem als Fluctin® oder Fluxet® auf dem Markt), das als zweitältester Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) schon seit über drei Jahrzehnten auf dem Markt ist, wurde mittlerweile sogar von Millionen US-Amerikanern aufgrund seiner antriebssteigernden Wirkung als Lifestyle-Droge konsumiert.

Antidepressiva in der Schwangerschaft: Gefahr für die Neugeborenen?

Eigentlich sollten Schwangere möglichst gar keine Medikamente nehmen, raten Frauenärzte. Doch insbesondere bei chronischen Erkrankungen, wie es bei psychischen Erkrankungen der Fall sein kann, lässt sich das kaum vermeiden. Eine Studie belegt nun, dass die Einnahme von Antidepressiva das Risiko erhöht, dass die Neugeborenen an Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) erkranken. Betroffen davon sind allerdings nur wenige.

Antidepressiva-Einnahme: Doppelt so viele Fälle an Lungenhochdruck

Für die in Skandinavien durchgeführte Studie (s. Quellen, BMJ) wurden über 1,6 Millionen Kinder der Jahrgänge 1996 bis 2007 untersucht. Bei 1.899 von ihnen gab es die Diagnose Lungenhochdruck. Das bedeutet einen Anteil von 0,11%. Hinter der Bezeichnung Lungenhochdruck verbirgt sich ein zu hoher (und gefährlicher) Blutdruck in den Lungengefäßen.

Bei den 11.014 Müttern, die im Spätstadium der Schwangerschaft Antidepressiva eingenommen hatten, wurden 33 Babys mit Lungenhochdruck gezählt, das sind 0,2%. Und bei den 17.053 Müttern, die diese Medikamente im Frühstadium der Schwangerschaft verwendet hatten, lag die Zahl der erkrankten Neugeborenen bei 32, das sind 0,19%.

Die Wissenschaftler beruhigen nun, dass die Gefahr für Lungenhochdruck bei Neugeborenen mit drei Fällen pro 1.000 Schwangerschaften grundsätzlich gering sei. Weil sich unter der Einnahme von Antidepressiva diese Zahl fast verdoppelt, raten sie jedoch zu einem vorsichtigen Umgang mit den Medikamenten.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Unipolare Depression - Nationale Versorgungs-Leitlinie, Download: http://www.awmf.org, Zugriff August 2019.
  • Pressemitteilungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 11.6.2009 und 20.8.2009.
  • BMJ, doi: 10.1136/bmj.d8012, 16.01.2011.
  • Annals of Internal Medicine, 07.12.2011 

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

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