Haupt-Autorin
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie
Wer hat das höchste Risiko, sich mit Tripper zu infizieren? Warum schützen Kondome nicht immer vor der Erkrankung? Und stimmt es, dass man durch diese sexuell übertragbare Krankheit erblinden kann?
Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen zum Thema Tripper finden Sie im folgenden Beitrag.
Basiswissen
Was ist Tripper (Gonorrhoe)?
Gonorrhoe, oder auch Tripper genannt, ist eine sexuell übertragbare Krankheit (STD), die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (ebenso bekannt als Gonokokken) verursacht wird. Die Infektion kann zu Entzündungen im Genitalbereich, den Harnwegen, dem Enddarm, Rachen oder des Auges führen. Ohne eine Behandlung sind schwerwiegende Komplikationen wie z. B. eine Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen keine Seltenheit.
Die weitverbreitete Geschlechtskrankheit befällt jährlich rund 87 Millionen Menschen, Tendenz steigend. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sie die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion.
Verdacht auf Tripper: An welchen Arzt soll ich mich wenden?
Die richtigen Ansprechpartner für Sie sind Urologen, Frauenärzte oder Hautärzte (mit der Zusatzbezeichnung Venerologie, was so viel wie „Arzt für sexuell übertragbare Krankheiten“ bedeutet). Die Mediziner dieser Fachbereiche sind in der Abklärung und Behandlung unterschiedlichster STDs sehr erfahren und können Ihnen sicherlich weiterhelfen.
Ansteckung
Wie holt man sich Tripper (Gonorrhoe)?
Gonorrhoe ist nur von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Infektion erfolgt durch direkten Schleimhautkontakt, z. B. beim Geschlechtsverkehr (oral, genital, anal) oder beim Geburtsvorgang von der Mutter aufs Kind.
Bin ich immun, wenn ich schon einmal Tripper hatte?
Nein, die Infektion mit Gonokokken hinterlässt keine Immunität. Wenn Sie erneut mit dem Keim in Kontakt kommen, ist eine Neuerkrankung die Folge.
Übertragung von Tripper: Vermeidung, Dauer der Infektiosität und Schwangerschaft
Wer steckt sich am häufigsten mit Tripper (Gonorrhoe) an?
Besonders oft sind junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren betroffen. Eine überdurchschnittlich hohe Infektionsrate wird auch für Männer, die Sex mit Männern haben, angenommen. Zu den Risikofaktoren für Gonorrhoe zählen neben häufig wechselnden Sexualpartnern und Sex ohne Kondom, auch eine bekannte HIV-Infektion.
Darüber hinaus ist für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter die Gefahr hoch, an Tripper zu erkranken. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts liegt die Krankheitshäufigkeit in dieser Berufsgruppe bei 4,3 %.
Wie verhindere ich eine Ansteckung mit Tripper (Gonorrhoe)?
Benutzen Sie Kondome, egal welche Sexualpraktik Sie pflegen (auch bei oralem GV!). Dies verhindert den Kontakt mit der infizierten Schleimhaut des Partners und erspart Ihnen Arztbesuche, unangenehme Untersuchungen und generell eine Ansteckung mit weit gefährlicheren Krankheiten wie beispielsweise AIDS.
Tripper trotz Kondom – wie geht das?
Es gibt einen Übertragungsweg, bei dem auch Kondome eine Ansteckung nicht verhindern können: Die Verschleppung der Gonokokken durch oralen Kontakt wie etwa beim Küssen, wenn Ihr Partner den Keim im Rachenraum trägt.
Was passiert, wenn man sich in der Schwangerschaft mit Tripper ansteckt?
Bei einer Infektion gefährden Sie nicht nur Ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Ihres ungeborenen Kindes. Denn Tripper in der Schwangerschaft kann zur Früh- oder Fehlgeburt führen. Ohne Behandlung besteht zudem die Gefahr einer Rachenraum-Infektion des Neugeborenen und eitrigen Bindehautentzündung. Letztere kann sogar zur Erblindung des Kindes führen, wenn keine Therapie erfolgt.
Sollten Sie also während der Schwangerschaft Anzeichen einer Gonorrhoe an sich bemerken, suchen Sie umgehend Ihren Gynäkologen auf, damit eine antibiotische Therapie eingeleitet wird.
Wie lange ist man mit Tripper ansteckend für andere?
Solange eine Infektion besteht, gilt die betroffene Person als ansteckend. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie Symptome haben oder frei von Beschwerden sind. Erst 24 Stunden nach der Einnahme eines wirksamen Antibiotikums ist der Krankheitserreger ausreichend bekämpft, sodass eine weitere Verbreitung des Keimes unwahrscheinlich ist.
Um ganz sicherzugehen, sollten Sie aber auf Geschlechtsverkehr verzichten, bis der Behandlungserfolg mittels einer erneuten Abstrichentnahme nachgewiesen wurde. Meistens wird diese Untersuchung ca. vier Wochen nach der Antibiotikaeinnahme durchgeführt.
Symptome
Was sind frühe Anzeichen für Tripper (Gonorrhoe)?
Das eine, immer vorhandene Symptom gibt es leider nicht. Manche Erkrankte sind sogar gänzlich beschwerdefrei. Hierzu zählen ca. 10–30 % aller infizierten Männer und etwa 50 % aller Frauen.
Treten Symptome auf, leiden Männer häufig an einer Harnröhrenentzündung und Frauen an einer Gebärmutterhalsinfektion. Prinzipiell hängt das Beschwerdebild aber von der Eintrittspforte des Keimes ab (d.h. dem Übertragungsweg durch die Sexualpraktik) und variiert zwischen den Geschlechtern; auch sind die Symptome bei Frauen meist geringer ausgeprägt als bei Männern.
Zudem sind aufsteigende Infektionen möglich, die andere Körperareale fernab der Eintrittspforte in Mitleidenschaft ziehen.
Zu den möglichen Anzeichen für Gonorrhoe zählen:
- Harnröhrenentzündung (Urethritis): Etwa 3 bis 10 Tage nach der Infektion tritt ein eitriges Sekret aus der Harnröhre (sogenanntes Bonjour-Tröpfchen) aus. Hinzu kommen Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen.
- Schwellung der Leistenlymphknoten
- Entzündung des Rachens (Pharyngitis) oder des Enddarms (Proktitis): Beides macht mitunter kaum Beschwerden und bleibt deshalb oft lange Zeit unbemerkt. Sollten Symptome auftreten, sind typische Anzeichen einer Proktitis ein analer Juckreiz, Blutabgänge und Schmerzen beim Stuhlgang. Die Pharyngitis hingegen macht sich z. B. durch Kratzen/Brennen im Hals und Schluckbeschwerden bemerkbar.
- eitrige Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Gelangt infiziertes Sekret in das Auge des Betroffenen, sind eine schmerzhafte Rötung und Eiterung des Sehorgans die Folge. Insbesondere leiden wenige Tage nach ihrer Geburt Kinder von mit Tripper infizierten Müttern an einer solchen Konjunktivitis. Ohne eine Behandlung kann die Erkrankung rasch auf die Hornhaut des Neugeborenen übergreifen und schließlich zur Erblindung führen.
Späte Symptome: Welche Komplikationen drohen beim Tripper?
Wird die Gonorrhoe nicht behandelt, können schwerwiegende Komplikationen die Folge sein. Diese werden durch die aufsteigende Infektion und die Verteilung der Krankheitserreger über den Blutkreislauf verursacht. Folgende Krankheitsbilder sind möglich:
- Gelenkentzündungen
- lebensbedrohliche Sepsis (= Blutvergiftung)
- Unfruchtbarkeit
Weitere geschlechtsspezifische Komplikationen einer unbehandelten Gonorrhoe bei Männern sind:
- Entzündung der Prostata (Prostatitis) oder der Nebenhoden (Epididymitis)
- Abszesse
- Verengung der Harnröhre
Typische Erkrankungen bei Frauen sind:
- Entzündung der Eierstöcke, Eileiter, des Gebärmutterhalses und/oder der Bartholinischen Drüsen (= Drüsen im Scheideneingang)
- Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom: Die Eierstockentzündung führt zu einem aufsteigenden Infekt, der auf das Bauchfell übergreift. Ein Anzeichen für die Bauchfellentzündung (Peritonitis) ist der rechtsseitige Oberbauchschmerz; dies ist ein Zeichen dafür, dass die Infektion die Leberkapsel erreicht hat.
Zudem steigt bei Frauen das Risiko für eine Extrauteringravidität und, bedingt durch Verwachsungen nach der Eileiterentzündung, für chronische Unterleibsschmerzen.
Symptome: vom Zeitpunkt erster Beschwerden bis zum Versagen der Therapie
Wie lange nach der Ansteckung dauert es, bis erste Symptome auftreten?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche Betroffenen bemerken Anzeichen wie Brennen beim Wasserlassen und Co. schon nach einem Tag, bei anderen kann es ca. zwei Wochen dauern, bis sich erste Probleme bemerkbar machen. Sollten Sie den Verdacht haben, dass eine Infektion vorliegt, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Tripper: Warum habe ich trotz der Therapie weiterhin Beschwerden?
Möglicherweise besteht eine Antibiotikaresistenz, sodass die bereits eingenommenen Medikamente nicht ausreichend wirken. Gegebenenfalls wird Ihr Arzt eine erweiterte mikrobiologische Untersuchung veranlassen, damit eine passende Antibiose für Sie gefunden wird.
Untersuchungen beim Arzt
Wie wird die Diagnose Tripper (Gonorrhoe) gestellt?
Wenn Verdacht auf Gonorrhoe besteht, wird Ihr Arzt Sie zunächst nach der Art der Beschwerden befragen. Auch ist für ihn wissenswert, ob ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Symptome und dem Geschlechtsverkehr (GV) mit einem neuen Partner besteht. Der nächste Schritt sind eine körperliche Untersuchung und die Entnahme von Abstrichen.
Abstriche sind wegweisend für die Diagnosestellung. Mit einem Wattestäbchen werden Hautzellen aus den erkrankten Organen entnommen (z. B. Harnröhrenabstrich bei einer Entzündung mit Ausfluss aus der Harnröhre oder ein Abstrich des Gebärmutterhalses bei Blutungen und Schmerzen im Becken). Je nach Beschwerdebild sind auch Abstriche aus dem Analbereich, dem Auge oder dem Rachen möglich.
Diagnostik: Harnröhrenabstrich, Bluttest und Partneruntersuchung
Wie läuft ein Harnröhrenabstrich ab und ist er sehr schmerzhaft?
Zunächst ist es wichtig, mindestens vier Stunden vor der Abstrichentnahme nicht mehr zu urinieren; dies würde nämlich das Ergebnis verfälschen und den Nachweis von erkrankten Zellen erschweren.
Der Abstrich erfolgt mit einem Wattestäbchen, das mehrere Zentimeter tief in die Harnröhre eingeführt wird. Das Ziel ist es, einige der infizierten, oberflächlichen Zellen abzutragen, um sie später im Labor auf das Vorhandensein von Gonokokken zu untersuchen.
Harnröhrenabstrich: nicht gerade angenehm, aber schnell vorbei
Der Arzt, der die Untersuchung durchführt, wird sehr vorsichtig dabei vorgehen; dennoch kann es etwas unangenehm sein, speziell wenn die Entzündung recht ausgeprägt ist. Trotzdem sollten Sie sich nicht allzu große Sorgen vor der Abstrichentnahme machen; die Prozedur ist innerhalb weniger Sekunden vorüber und hilft maßgeblich, der Ursache Ihrer Schmerzen auf den Grund zu gehen und rasch eine Therapie einzuleiten.
Diagnose Tripper: Muss auch mein Partner zum Arzt?
Ja, zur Vermeidung eines wiederholten gegenseitigen Ansteckens sollte sich auch der Sexualpartner beim Urologen bzw. Gynäkologen vorstellen.
Tripper: Warum wird mein Blut untersucht?
Eine sexuell übertragbare Krankheit (STD) kommt selten allein; wurde bei Ihnen Tripper diagnostiziert, ist leider auch das Risiko für weitere STDs wie Syphilis, HIV und Hepatitis erhöht. Deshalb wird beim Nachweis von Gonorrhoe oft zu einer Blutanalyse geraten, damit die genannten Erkrankungen frühzeitig aufgespürt werden können.
Therapie
Wie wird Tripper (Gonorrhoe) behandelt?
Zur Therapie der Gonorrhoe kommen Antibiotika zum Einsatz. Die Standardbehandlung besteht aus der einmaligen Gabe der beiden Wirkstoffe Ceftriaxon und Azithromycin (Ceftriaxon als Spritze, Azithromycin in Form einer Tablette).
Vielleicht fragen Sie sich, warum nicht ein Antibiotikum ausreicht. Die Antwort: Aufgrund der zunehmenden Resistenz des Krankheitserregers gegen Antibiotika wird eine duale Therapie verabreicht, damit eine möglichst hohe Wirksamkeit erzielt wird. Ganz nach dem Motto „Doppelt hält besser“.
Sollten Sie übrigens gegen eines der genannten Arzneimittel allergisch sein oder spricht sonst ein Grund gegen die Medikation, wird Ihnen ein anderes Antibiotikum verabreicht.
Zum Schluss: Wiederholung des Abstriches
Abschließend wird allen Betroffenen eine Therapieerfolgskontrolle empfohlen. Diese erfolgt ca. vier Wochen nach der Behandlung und besteht aus einer erneuten Abstrichentnahme. Waren die Antibiotika effektiv genug, lassen sich nun keine Gonokokken mehr nachweisbar.
Wichtig: Schicken Sie auch Ihren Partner zum Arzt!
Vergessen Sie bitte nicht, auch Ihre Sexualpartner über die Erkrankung zu informieren. Diese sollten sich ebenso untersuchen und ggf. behandeln lassen. Ansonsten kann die Gonorrhoe weiter verbreitet werden oder Sie stecken sich selbst erneut bei ihr oder ihm an.
Wissenswertes
Was ist das „Bonjour-Tröpfchen“?
„Bonjour“ bedeutet auf Französisch „Guten Tag“. Als „Bonjour-Tröpfchen“ wird das weiß-gelbliche Sekret bezeichnet, das bei einer durch Tripper verursachten Harnröhrenentzündung aus der Harnröhre austritt, und zwar vor dem ersten morgendlichen Wasserlassen.
Quellen:
- Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
- Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
- S2k-Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI) - Beratung, Diagnostik, Therapie (2018). Deutsche STI-Gesellschaft e.V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit. AWMF-Registernr.: 059 - 006. www.register.awmf.org.
- Gonorrhö (Tripper): RKI-Ratgeber (2023). Robert Koch-Institut. www.rki.de.